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Eine Kettenschifffahrt auf Havel und Spree in der Provinz Brandenburg gab es in der Zeit von 1882 bis 1894 Obwohl die Stromung der Flusse Havel und Spree schon immer geringer war als die Fliessgeschwindigkeit der grossen Strome Deutschlands konnte mit einem Kettenschleppschiff gleichzeitig eine grosse Anzahl von beladenen Schleppkahnen kostengunstig geschleppt werden Auf der Havel und der Spree zwischen Pichelsdorf nahe der damaligen Stadt Spandau und der Kronprinzenbrucke dem Unterbaum am Rand des damaligen Berlin nahm die 1879 von zwei Englandern gegrundete 1 Berliner Krahn Gesellschaft am 16 Juni 1882 eine Kettenschifffahrt auf Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Die Kette 3 Die Schiffe 4 Scheitern und Einstellung der Kettenschiffahrt 4 1 Hintergrunde 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenEin erster Probebetrieb der Seilschifffahrt auf der Havel und dem neu eroffneten Sacrow Paretzer Kanal startete 1876 mit zwei Seilschleppern zwischen Pichelsdorf und Sacrow 17 85 km sowie Nedlitz und Deetz 29 15 km Da sich ein Fahrmann aus Sacrow an der Sacrower Enge zwischen der Fahrstrasse 52 425965 13 099754 auf Meedehorn und dem Krughorn 52 423841 13 10027 in Klein Glienicke jedoch verweigerte dass das 22 Millimeter Stahlseil der Towing Company seine Fahrkette kreuzte musste eine kurze Strecke von Sacrow bis Nedlitz weiterhin durch Segeln oder Staken uberwunden werden 2 Am 14 April 1881 wurde die Ubernahme der Konzession der Towing Company gegen Ruckgabe der Kaution beantragt Das Unternehmen selbst wurde liquidiert seine beiden Seildampfer an die Rijn Kabelsleepvaart Maatschappij in Rotterdam verkauft Die 1882 3 von dem Berliner Verkehrsunternehmer Herrmann Bachstein und dem britischen Investor Sir Henry Wathley Tyler gegrundete 4 Berliner Krahn Gesellschaft H Bachstein amp Co mit Sitz in Berlin Kronprinzenufer 8 liess funf Dampfkrane am Schoneberger Ufer am Nordhafen und am Humboldthafen errichten die das Entladen der massenhaft benotigten Ziegelsteine aus den aus dem Havelland ankommenden Kahnen erleichtern und beschleunigen sollten Mit der von der Towing Company ubernommenen Konzession sollte bis zum Sommer 1883 auf den bisherigen Seilschifffahrt Strecken die Kettenschifffahrt aufgenommen werden Aufgrund des unwirtschaftlichen Betriebs des Vorgangerunternehmens reagierte man im zustandigen Ministerium jedoch misstrauisch Der zustandige Referent Geheimrat Rommel erklarte dass die konigliche Staatsregierung ein undurchsichtiges Grundergeschaft begunstige wenn die Abmachung zwischen beiden Gesellschaften bestatigt wird 5 Auch die Provinzialregierung in Potsdam bezweifelte die Soliditat des Unternehmens das als Finanzierungsquelle ein Akkreditiv von 20 000 Pfund Sterling angab das von Henry Wathley Tyler bei der Berliner Handelsgesellschaft auf das Bankhaus Smith Payne amp Smith in London eroffnet wurde Die zustandigen Behorden verzogerten die Erteilung der Genehmigung Am 14 Marz 1882 teilte die Berliner Krahn Gesellschaft H Bachstein amp Co dem Minister die bereits erfolgte Bestellung der Betriebsmittel mit Die Konzession wurde schliesslich am 13 April 1882 erteilt Am 16 Juni 1882 wurde der Kettenbetrieb aufgenommen Mitte 1883 schied Hermann Bachstein aus Henry Wathley Tyler war nun alleiniger Eigentumer 6 Die Firma wurde auf Berliner Krahn Gesellschaft gekurzt die Leitung ubte William Pasley Tyler als Bevollmachtigter des Eigentumers aus 3 Schon 1884 verkaufte das Unternehmen einen der beiden in Dresden Neustadt gebauten Dampfer an die Gesellschaft KETTE die ihn als Saale Nr 3 einsetzte 1894 wurde die Kettenschiffahrt eingestellt die Berliner Krahn Gesellschaft wurde 1906 liquidiert nbsp Das damalige Pichelsdorfer GemundeDie Kette BearbeitenEine 22 Kilometer lange aber nur 23 Millimeter starke Kette begann an einem Pfeiler der Kronprinzenbrucke 52 31 18 5 N 13 22 32 7 O 52 521805555556 13 37575 in Berlin und lag den Flusslaufen und ihren Windungen folgend bis in das Pichelsdorfer Gemunde 52 30 10 7 N 13 10 56 8 O 52 502983333333 13 182458333333 am Grund der Flusse Spree und Havel 7 In Abstanden von einem Kilometer waren in die Kette Schakel eingefugt um sie bei Schleppzug Begegnungen offnen zu konnen Im Binnenland wurde diese spezielle Form der Schakel auch als Schloss oder Kettenschloss bezeichnet Dies erwies sich jedoch als sehr umstandlich und wenig praktikabel An dieser Kette die uber eine an Deck des vorn und achtern abfallenden Schiffskorpers stehende mit Hilfe einer Dampfmaschine angetriebenen Windentrommel lief zog sich das Kettenschleppschiff vorwarts nbsp Beispiel eines KettenschleppschiffsDie Schiffe BearbeitenDie Berliner Krahn Gesellschaft setzte die 34 26 Meter langen und 5 Meter breiten Schwesterschiffe Havel Nr 2 und Havel Nr 3 auf der Spree bis zur Einmundung in die Havel in Spandau ein Die beiden Kettenschleppschiffe wurden in der Sachsischen Dampfschiffs und Maschinenbau Anstalt in Dresden Neustadt gebaut Der etwas kleinere Kettenschleppdampfer Havel Nr 1 brachte die Schleppzuge durch die damals sehr niedrigen Spandauer Brucken Das Schiff entstand in der Werft der Gebr Sachsenberg in Rosslau an der Elbe 1890 bestand die Flotte der Gesellschaft aus 16 Dampfschiffen in der Mehrzahl jedoch aus Schraubendampfern darunter Schleppdampfer und Fahrgastschiffe Scheitern und Einstellung der Kettenschiffahrt BearbeitenDer Kettenbetrieb hatte von Anfang an mit verschiedenen Schwierigkeiten zu kampfen Probleme gab es mit der Berlin Hamburger Eisenbahn Sie verlangte die Tieferlegung ihres Telegrafenkabels das die Spree querte Mit dem Bau der Schleuse Charlottenburg damals als Doppelkammerschleuse geplant entstanden weitere Probleme Gegen die Absicht die Kette der Berliner Krahn Gesellschaft ohne Unterbrechung durch eine der Schleusenkammern zu legen gab es seitens der Wasserbaubeamten ernsthafte Bedenken Die fur die Tore der ersten Schleuse Bernburg in der Saale von Ewald Bellingrath entwickelten Vorrichtungen waren bisher unzureichend erprobt Die Dauerhaftigkeit der Gummidichtung des Kettenschlitzes in den Schleusentoren wurde allgemein bezweifelt Die Kette durfte daher nicht durch die Schleusenkammer gefuhrt werden und diese Unterbrechung war umstandlich und unrentabel Die Schleppleistung der Kettenschleppdampfer konnte nicht ausgeschopft werden weil auf der Spree nur maximal drei angehangte Schleppkahne erlaubt waren Den meisten Binnenschiffern war der Schlepptarif zu hoch Sie treidelten ihre Kahne Zur Durchfahrt durch die Brucken in Spandau nutzten sie die kostengunstigeren Winden die dort auf verankerten Pontons aufgestellt waren Von den etwa 11 000 Kahnen die im Jahr flussaufwarts gingen nutzten nur etwa ein Funftel die Kettendampfer Die Gesellschaft beantragte darauf sie von der Genehmigungs und Revisionspflicht des Schlepplohntarifs zu entbinden Dies wurde im April 1889 genehmigt Trotzdem wurden die Kettendampfer immer seltener in Anspruch genommen Im Jahr 1891 wurden nur 284 1892 nur 155 und 1893 nur noch 30 Schleppfahrten an der Kette durchgefuhrt Im Sommer 1894 wurde der Betrieb eingestellt und die beiden letzten Kettenschleppschiffe an das Unternehmen Gebr Habermann in Danzig verkauft Hintergrunde Bearbeiten Die Berliner Krahn Gesellschaft betrieb das Schlepp und Frachtgeschaft zwischen Berlin und Hamburg mit Schraubendampfern und arbeitete in diesem Bereich sehr profitabel Warum das Unternehmen auf einer fur die Kettenschifffahrt ungeeigneten Strecke uber viele Jahre einen unwirtschaftlichen Betriebszweig aufrechterhielt erscheint daher ratselhaft Wahrscheinlich steckten spekulative Absichten hinter diesem Betrieb Das Unternehmen wurde von britischem Kapital getragen bereits seit Mitte 1883 war Sir Henry Wathley Tyler alleiniger Eigentumer Die Aktien liessen sich an der Borse moglicherweise sehr viel leichter einfuhren wenn das auslandische Unternehmen eine vom preussischen Staat erteilte Konzession vorweisen konnte Die Kettenschifffahrt auf Havel und Spree war also vielleicht nur ein Mittel zur Kapitalbeschaffung fur andere Betriebszweige und die Gesellschaft arbeitete bereits seit dem Baubeginn der Schleusen in Charlottenburg auf ihre Einstellung hin Literatur BearbeitenKettenschifffahrt auf der Spree und der Havel In Deutsche Bauzeitung 16 Jahrgang 1882 Nr 51 S 299 Touage sur la Spree In Memoires de la Societe des ingenieurs civils 38 Jahrgang 1882 2e semestre 2 Halbjahr S 266 f online Franzosisch Karola Paepke H J Rook Hrsg Segler und Dampfer auf Havel und Spree Brandenburgisches Verlagshaus 1993 ISBN 3 89488 032 5 Kurt Groggert Personenschiffahrt auf Havel und Spree Berliner Beitrage zur Technikgeschichte und Industriekultur Band 10 Nicolaische Verlagsbuchhandlung Berlin 1988 ISBN 3 7759 0153 1 Herbert Stertz Havelschiffahrt unter Dampf Verlag MEDIA VICE 2006 ISBN 3 00 019924 1 Seite 30 Seite 78 Seite 133 Sigbert Zesewitz Helmut Duntzsch Theodor Grotschel Kettenschiffahrt VEB Verlag Technik Berlin 1987 ISBN 3 341 00282 0 Ewald Bellingrath Ein Leben fur die Schifffahrt Zesewitz Duntzsch Grotschel Schriften des Vereins zur Forderung des Lauenburger Elbschiffahrtsmuseums e V Band 4 Lauenburg 2003 OCLC 76646273 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kettenschifffahrt Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Paepke Rook Segler und Dampfer auf Havel und Spree Brandenburgisches Verlagshaus ISBN 3 89488 032 5 S 46 Joachim Winde Die Dampfschifffahrt auf Havel und Spree Sutton Verlag GmbH 2014 ISBN 978 3 95400 352 5 S 41 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b Schiffahrts Kalender fur das Elbe Gebiet 15 Jahrgang 1897 S 153 Berliner Adressbuch fur das Jahr 1883 1 Teil S 63 Sigbert Zesewitz Helmut Duntzsch Theodor Grotschel Kettenschiffahrt VEB Verlag Technik Berlin 1987 ISBN 3 341 00282 0 Seite 122 Sigbert Zesewitz Helmut Duntzsch Theodor Grotschel Kettenschiffahrt VEB Verlag Technik Berlin 1987 Seite 122 f Kurt Groggert Personenschiffahrt auf Havel und Spree Berliner Beitrage zur Technikgeschichte und Industriekultur Band 10 Nicolaische Verlagsbuchhandlung Berlin 1988 ISBN 3 7759 0153 1 Seite 102 Tauerei Seil und Kettenschifffahrt in Deutschland Kettenschifffahrt Elbe und Saale Main Neckar Donau Havel und Spree BraheSeilschifffahrt Rhein Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kettenschifffahrt auf Havel und Spree amp oldid 232916778