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Seilschifffahrt auch als Tauerei bezeichnet wurde auf dem Rhein in der Zeit von 1871 bis 1905 betrieben Die Seilschiffe zogen sich und die angehangten Schleppkahne mittels einer dampfbetriebenen Winde an einem starken Stahlseil das im Fluss verlegt war stromaufwarts Seilschiffe im Hafen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Technische Daten 3 Bau der Schiffe 4 Das Seil 5 Brennstoffverbrauch 6 Literatur 7 WeblinksGeschichte Bearbeiten nbsp Rheintauer bei Koblenz zu Tal von Max Eyth nbsp Verschiedene Arten von Seilscheiben Mitte rechts Klappentrommel nbsp Details der Klappentrommel a b c Klappenmechanismus D DrahtseilMit dem Erscheinen der ersten Dampfschiffe auf dem Rhein wurden auch Fahrten mit angehangten Schleppschiffen unternommen Da zu dieser Zeit aber die Leistung der Dampfmaschinen noch zu gering war erzielten diese Schleppzuge nur geringe Geschwindigkeiten Auf der Elbe und in Frankreich waren die Kettenschiffe sehr erfolgreich und es wurde uberlegt ob diese Art der Fortbewegung auch auf dem Rhein machbar ware Da aber auf dem Rhein viel mehr Fahrzeuge verkehrten und die Kettenschiffe zu unbeweglich waren weil die Kette mitten uber das Schiff lief wurden die Seilschiffe entwickelt die nur auf der Backbordseite eine Vorrichtung hatten um das Seil aufzunehmen Die Entwicklung der Seilschiffe ging auf eine Erfindung des Ingenieurs Robert Burton zuruck der fur den von Fowler entwickelten Dampfpflug die sogenannte Klappentrommel gebaut hatte Uber das vordere Leitrad wurde das Seil der Trommel zugefuhrt die rundum angebrachten Klappen schlossen sich durch das Gewicht des Seils und klemmten es fest Nach einer halben Umdrehung offneten sich die Klappen und das Seil wurde uber das hintere Leitrad wieder ins Wasser gelassen Das vordere und hintere Leitrad waren seitlich schwenkbar damit das Seil besser uber das Schiff gefuhrt werden konnte Siehe Zeichnung Einbuchtungen im Rumpf Backbord Das 42 mm dicke Seil war nur halb so schwer wie eine Kette mit gleicher Zugkraft und der Betrieb zugleich auch viel leiser Damit die Seilschiffe Tauer besser in engen Flussbiegungen manovrieren konnte bekamen die Schiffe einen flachen Bug uber den das Seil auch zur Steuerbordseite laufen konnte Das Seil musste alle funf Jahre erneuert werden Es kam auch vor dass das Seil wahrend der Fahrt riss und dann gespleisst werden musste Bei Beginn der Fahrt wurde das Seil in die Klappentrommel eingelegt die von einer Dampfmaschine angetrieben wurde An dem Seil zog sich der Tauer zusammen mit den angehangten Lastkahnen zu Berg Am Ende der Reise wurde das Seil von der Klappentrommel genommen und wieder ins Wasser gelassen Zu Tal fuhren die Tauer frei und wurden dabei von zwei Propellern angetrieben Die Dampfmaschine fur den Antrieb des Radersystems leistete 130 bis 250 PS Damit konnten 1250 Tonnen Last verteilt auf mehrere angehangte Schleppkahne mit einer Geschwindigkeit von rund vier Kilometern in der Stunde zu Berg gezogen werden Am Rhein bestanden mehrere Tauerstrecken Die erste verlief von Emmerich bis nach Duisburg und wurde vom 1 Mai 1873 bis Ende Juni 1873 fur Versuchsfahrten benutzt In dieser Zeit schleppte ein Tauer auf 15 Reisen von Emmerich nach Duisburg insgesamt 74 Schiffe mit zusammen 11 713 Tonnen Fracht Im Fruhjahr 1874 wurde das zweite Teilstuck von Duisburg nach Koln verlegt Im Herbst 1875 wurde die Strecke von Koln bis Oberkassel fertiggestellt und im Jahr 1876 die Teilstucke Oberkassel Sankt Goar und Sankt Goar Bingen Die Seile lieferte die Kolner Firma Felten amp Guilleaume Auf der Strecke Emmerich Oberkassel hatte das Seil einen Durchmesser von 36 mm dann bis Bingen von 42 mm Das Seil wog 6 3 kg m und kostete einschliesslich Verlegen 2700 Mark je Meter Am Niederrhein wurde die Tauerei schon Ende 1875 eingestellt da sich das Seil immer wieder in den sandigen Flussgrund eingrub und so den Betrieb erschwerte oder zeitweise unmoglich machte 1874 wurden mit vier Seilschiffen von Emmerich bis Duisburg 47 Schleppfahrten mit 229 Anhangen gemacht von Duisburg nach Neuss 22 Fahrten mit 111 Anhangen und von Neuss nach Koln 13 Fahrten mit 56 Anhangen Zusatzlich schleppten zwei Raderboote auf 41 Fahrten zwischen Koln und Maxau 354 Lastkahne und auf dem Niederrhein 64 Lastkahne bei acht Reisen Insgesamt wurden rund 96 500 Tonnen Fracht befordert Auf der niederlandischen Seite war die Schifffahrt durch den Gezeiteneinfluss der sich damals bis nach Nijmegen bemerkbar machte begunstigt Im Laufe der Jahre wurden immer starkere Raddampfschlepper entwickelt und die Schifffahrt auf dem Rhein nahm standig zu Da wurden die Seilschiffe immer mehr zu einem Hindernis fur die freifahrenden Schiffe und wurden bald nur noch Hexen genannt 1905 wurde die Seilschifffahrt aufgegeben und das Seil aus dem Rhein entfernt Die Hexen lagen noch einige Jahre im Hafen von Sankt Goar bevor sie verschrottet wurden Der deutsche Ingenieur Max Eyth Pionier der Dampfpfluge war wesentlich an der Einfuhrung der Seilschifffahrt beteiligt Technische Daten Bearbeiten nbsp Konstruktionszeichnungen eines Tauers nbsp Dampfmaschine zum Antrieb des SeilapparatsRheintauer 1 4 Lange 39 0 m Breite 7 2 m Tiefgang 1 03 m Leistung Seilmaschine 130 PS Leistung Antrieb 2 mal 160 PS fur die beiden Propeller Durchmesser Klappenrollen 2 74 m Durchmesser Leitrollen vorne 2 60 m hinten 2 30 m Besatzung 10 MannRheintauer 5 8 Lange 45 75 m Breite 7 50 m Tiefgang 1 0 m Leistung Seilmaschine 250 PS Leistung Antrieb 2 mal 180 PS fur die beiden Propeller Durchmesser Klappenrolle 3 2 m Durchmesser Leitrollen 2 8 m Besatzung 10 MannBau der Schiffe BearbeitenDen Auftrag zum Bau der ersten vier Seilschiffe erhielten die Firmen Escher Wyss amp Co in Zurich und die Gebruder Sulzer in Winterthur Die Maschinenanlagen und den Rumpf fur die ersten zwei Schiffe lieferte Escher Wyss zusammengebaut wurden sie allerdings auf der Duisburger Werft von Peter Kriens Die Tauer drei bis sechs wurden auf der Werft Ewald Berninghaus in Duisburg gebaut Nummer sieben und acht wurden von der Gutehoffnungshutte in Ruhrort gebaut Ein Tauer kostete rund 30000 Taler Der Seilapparat wurde von einer liegenden Hochdruck Kondensations Dampfmaschine angetrieben die beiden 1 2 m grossen vierflugeligen Propeller von zwei stehenden Dampfmaschinen Die Rohrenkessel hatten eine Oberflache von jeweils 45 5 m und lieferten einen Druck von sieben Bar Die Antriebsmaschine fur den an der Backbordseite angebauten Seilapparat der vierzehn Tonnen wog und die Kessel wurden zum Ausgleich aus der Mitte nach Steuerbord versetzt Die beiden Dampfmaschinen fur die Propeller waren im Achterschiff eingebaut Die Tauer hatten an Bug und Heck jeweils ein Ruder diese waren unabhangig voneinander zu bedienen Das Gewicht der Schiffe mit zehn Tonnen Kohle an Bord lag zwischen 172 Tonnen fur die kleineren und 210 Tonnen bei den grosseren Schiffen Die Besatzung bestand aus dem Kapitan zwei Steuerleuten zwei Maschinisten zwei Heizern und drei Matrosen Die Unterkunfte der Matrosen Maschinisten und Heizer waren im Vorschiff der Kapitan und die Steuerleute wohnten im Achterschiff Dort befand sich neben einem Magazinraum auch die Bordkuche Das Seil Bearbeiten nbsp Lage des Seils in Neuwied durchgehende LinieDas erste Seil fur die Strecke von Emmerich nach Duisburg mit 24 Meilen Lange und einer Starke von 36 mm wurde am 3 April 1872 bei Felten amp Guilleaume bestellt und in Teilstucken von zweimal sechs und einmal zwolf Meilen innerhalb von 18 Monaten ausgeliefert Das Seil bestand aus sechs um eine Hanfseele gedrehten Kardeelen die aus je sieben 4 mm starken Drahten hergestellt wurden Ein Kilometer Seil wog rund funf Tonnen Ab Oberkassel bis nach Bingen wurde ein 42 mm dickes Seil verlegt Dessen Kern war mit einer geteerten Hanfumlage versehen die ein Eindringen von Schlamm verhindern sollte Brennstoffverbrauch BearbeitenIm Vergleich zu freifahrenden Schleppzugen lag der Vorteil im Verbrauch eindeutig bei den Tauern Ein Tauer mit funf Kahnen im Schlepp die 1250 Tonnen geladen hatten verbrauchte pro Stunde 206 5 kg Kohle Ein Raddampfer mit gleicher Anhangslast benotigte 932 kg Kohle Der Tauer hatte 145 PS gegenuber 803 PS des Raddampfers Literatur BearbeitenHistorisches vom Strom Band XXI Als die Hexen Schiffe schleppten Lars U Scholl Ernst Kabel Verlag 1985 ISBN 3 8225 0006 2 Die Einfuhrung der Drahtseilschleppschifffahrt auf dem Rhein betreffend Concession fur den Betrieb der Tauschleppschifffahrt auf dem Rhein In Staats Anzeiger fur das Grossherzogtum Baden Verlag Walsch amp Vogel Karlsruhe 1872 S 300 305 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Tauerei Quellen und Volltexte Flosser und Schiffahrtsmuseum Kamp Bornhofen Rhein Museum Koblenz u a Modelle zur Seilschiffahrt in der Abteilung Rheinschifffahrt Peter Haas Uber Seil und Kettenschiffahrt PDF 5 9 MB Schifferverein Beuel archiviert vom Original am 23 September 2012 abgerufen am 17 Januar 2016 Quelle Willi Zimmerman Beitrage zur Rheinkunde 1979 Rheinmuseum Koblenz Abhandlung uber die Seilschifffahrt von Helmut Vogt Bonn abgerufen am 3 Oktober 2015Tauerei Seil und Kettenschifffahrt in Deutschland Kettenschifffahrt Elbe und Saale Main Neckar Donau Havel und Spree BraheSeilschifffahrt Rhein Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Seilschifffahrt auf dem Rhein amp oldid 209247663