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Die nahe Xiva am Ostufer des Amudarjas gelegene heute verfallene choresmische Stadt Kath arabisch und persisch كاث DMG Kaṯ war von 305 bis 995 die Hauptstadt und Residenz der Choresm Schahs aus der Dynastie der Afrighiden Sie liegt heute in der autonomen Republik Karakalpakistan im Westen Usbekistans Lage Kaths im westlichen ZentralasienDie Grossoase Choresm grunliches Fruchtland mit ihren Hauptstadten Kath und Gurgandsch Satellitenbild von 2009 Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Geschichte 3 Quellen und Literatur 4 Siehe auchName BearbeitenDie genaue Bedeutung des choresmischen Wortes Kaṯ in manchen Quellen auch Kat oder Kazh ist unklar Laut Yaqut al Hamawi gest 1229 welcher Choresm allerdings erst 1219 bereiste bezeichnet es eine Umwallung in der Steppe was sich jedoch nicht weiter belegen lasst Denkbar ware auch ein Zusammenhang mit kaṯ oder kanṯ dem sogdischen Wort fur Stadt Die zum Teil uberbauten Ruinen von Kath waren in der Neuzeit nach einem Lokalheiligen als Schaich Abbas Wali DMG Saiḫ ʿAbbas Wali bekannt spater als Schabbas DMG Sabbaz 1958 wurde Schabbas zu Ehren des Choresmiers al Biruni in Beruniy auch Biruniy umbenannt Die Uberreste einer Festung am Nordrand der Stadt werden ausserdem als Pil Kala oder Fil Kala bezeichnet wenngleich nicht sicher ist ob es sich dabei tatsachlich um die Ruinen der grossartigen Afrighiden Burg siehe nachster Abschnitt handelt Geschichte BearbeitenDie Geschichte von Kath in vorislamischer Zeit ist kaum bekannt Nach dem choresmischen Universalgelehrten Abu Raihan al Biruni gest 1048 verlegte im Jahre 305 Schah Afrigh der Begrunder der Afrighiden Dynastie die Hauptstadt seines Reiches von Toprak Kala nach Kath und liess als Wahrzeichen seiner neuen Kapitale am Stadtrand eine gewaltige Burg aus Lehmziegeln errichten welche den Namen al Fir so al Biruni oder al Fil trug Sie war von drei parallelen gleich hohen Mauerringen umgeben und wurde vom weithin sichtbaren Palast der Choresm Schahs gekront Die verlassenen vom Amudarja unter und schon fast vollstandig weggespulten Ruinen dieser Anlage konnte al Biruni 994 mit eigenen Augen sehen Im Zuge der Eroberung Choresms durch die muslimischen Araber im Jahre 712 welche anscheinend grosse Zerstorungen jedoch nicht den Sturz der Afrighiden mit sich brachte wird das damals dreigeteilte Kath als eine der drei grossten und bedeutendsten Stadte der Region altes Kulturzentrum und Bischofssitz beschrieben Die ausfuhrlichsten Informationen uber das nach wie vor prosperierende Landeszentrum stammen von muslimischen Geographen und Reisenden des 10 Jahrhunderts wie Ibn Fadlan welcher den Hof von Kath 921 22 als Abgesandter des Kalifen besuchte vor allem al Istachri Ibn Hauqal al Muqaddasi und der nicht namentlich bekannte Autor des Werkes Ḥudud al ʿalam Die Grenzen der Welt So berichtet al Istachri beispielsweise dass die Altstadt von Kath samt Burg Palast Gefangnis und Freitagsmoschee schon vom Amudarja welcher immer wieder seinen Lauf anderte so stark beschadigt war dass die Einwohner sie ganzlich verlassen hatten und nach Osten also weg vom Wasser gezogen waren wo so ein neuer Stadtkern entstand Er schreibt ausserdem dass mitten durch das Stadtzentrum und die Basare ein Kanal verlief und gibt genau wie Ibn Hauqal die Lange und Breite der Stadt mit je 3 Farsach an in einer anderen Version mit Farsach Dies alles wird im Grossen und Ganzen auch von al Muqaddasi bestatigt bei dem zu lesen ist Kath welches auch Schahristan genannt wird liegt direkt am Ufer und ist ungefahr so gross wie Nischapur bzw nach einer anderen Version grosser als Buchara Es liegt ostlich des Flusses und verfugt uber eine von Basaren umgebene Freitagsmoschee deren Saulen bis zur Hohe von einer Qama ca 5 oder 6 Fuss aus schwarzem Stein und dann aus Holz gearbeitet sind Der Palast des Emirs bildet den Mittelpunkt der Stadt die Burg ist bereits vom Fluss zerstort Die Stadt deren Zentrum von Wasserkanale durchzogen ist ist einfach grossartig Sie beherbergt zahlreiche Gelehrte Literaten und wohlhabende Personen und man findet in ihr viele Luxusguter und Handelswaren Die Baumeister sind fur ihr grosses Konnen bekannt und was die Koranrezitatoren anbetrifft so findet man im Irak keine die ihnen in Hinblick auf die Schonheit ihrer Stimme die Ausdruckskraft ihres Vortrages ihr Benehmen oder ihre Bildung gleichkamen Andererseits wird die Stadt aber auch standig vom Fluss uberflutet so dass die Bewohner immer weiter vom Ufer wegziehen Sie ist zudem schmutziger als Ardabil und die zahlreichen Abwasserkanale uberschwemmen uberall die Strassen Die Einwohner benutzen die Strassen als Latrine und sammeln den Unrat in Gruben von wo aus er dann in Sacken auf die Felder transportiert wird Auf Grund der enormen Menge des Unrates konnen Fremde sogar nur bei Tageslicht durch die Stadt laufen wahrend die Einheimischen den Dreck einfach mit ihren Fussen wegtreten wodurch sich Haufen bilden Im Ḥudud al ʿalam wird Kath hier Kazh das Tor Turkestans und der Oghusen vor allem als reiches Handelszentrum der Turken Turkestans Transoxaniens und der Chasaren geruhmt auf dessen grossartigen Markten unter anderem Textilien gesteppte Mantel und Schnee angeboten werden und dessen Bewohner besonders fur ihre Qualitaten als Krieger sowie ihr Engagement als Glaubenskampfer gegen die heidnischen Turken bekannt sind Die Blutezeit von Kath endete schliesslich im Jahre 995 als die anscheinend schon langer bestehende Choresm quasi in zwei konkurrierende Machtbereiche teilende politische und wirtschaftliche Rivalitat zwischen der alten Kapitale und der im Nordwesten Choresms gelegenen reichen Handelsstadt Gurgandsch das heutige Koneurgenc dadurch entschieden wurde dass Mamun I der Emir von Gurgandsch Kath eroberte die Afrighiden sturzte und die Hauptstadt als neuer Choresm Schah nach Gurgandsch verlegend die Dynastie der Mamuniden begrundete Kath verlor nun zunehmend an Bedeutung wahrend Gurgandsch unter der Herrschaft der Mamuniden und Anuschteginiden zu einer der glanzvollsten Metropolen der islamischen Welt aufstieg Laut Ibn Battuta der Kath 1332 33 also nach dem Mongolensturm besuchte und al Kat nennt war es klein und hubsch und die einzige Siedlung auf dem Weg von Gurgandsch nach Buchara Politisch gehorte die Stadt im 14 Jahrhundert erst zum Tschagatai Khanat bevor sie unter die Herrschaft der Regionaldynastie der Sufiden geriet und 1372 von Timur eingenommen wurde welcher sie im Krieg gegen Toktamisch erst vollig verwustete spater aber wieder befestigen liess Auf die Herrschaft der Timuriden Schaibaniden und Safawiden folgte dann im 16 Jahrhundert die der Arabschahiden welche das mittlerweile zur grossten und bedeutendsten Stadt Choresms aufgestiegene Chiwa usbekisch Xiva zu ihrer Hauptstadt machten Da der Kanal an dem es lag schliesslich vollig ausgetrocknet war musste das alte Kath im 17 Jahrhundert endgultig aufgegeben werden was den Arabschahiden Chan Muhammad Anuscha b Abi l Ghasi reg 1663 87 dazu veranlasste westlich des Amudarjas nahe Urganch ein neues jedoch unbedeutendes Kath zu grunden Quellen und Literatur BearbeitenAbu Raihan al Biruni Kitab al Aṯar al baqiya ʿan al qurun al ḫaliya in Ubersetzung von Carl Eduard Sachau The Chronology of Ancient Nations London 1879 Zeki Velidi Togan Ibn Faḍlans Reisebericht Leipzig 1939 7 8 Ḥudud al ʿalam in Ubersetzung von Wladimir Fjodorowitsch Minorski Hudud al Alam The regions of the world a Persian geography 372 A H 982 A D mit einem Vorwort von Wilhelm Barthold London 1937 Muhammad Abu l Kasim b Haukal Kitab Ṣurat al ʾArḍ Abu Ishak Ibrahim b Muhammad al Istachri Kitab al Masalik wa l mamalik Muhammad b Ahmad Schams ad Din al Maqdisi ʾAḥsan at taqasim fi maʿrifat al ʾaqalim Schihab ad Din Abu Abd Allah b Jakut al Hamawi ar Rumi Muʿǧam al buldan Guy Le Strange The Lands of the Eastern Caliphate Mesopotamia Persia and Central Asia from the Moslem Conquest to the Time of Timur Cambridge University Press 1930 Clifford Edmund Bosworth Artikel KAṮH in Encyclopaedia of Islam New Edition ed by P J Bearman u a Leiden 1960 2004 Karl Eduard Sachau Zur Geschichte und Chronologie von Khwarizm in SBWAW lxxiii 1873 S 489 ff Wilhelm Barthold Turkestan down to the Mongol invasion E J W Gibb Memorial Series London 1928 S 144 146 185 275 ff Sergei Pawlowitsch Tolstow Auf den Spuren der altchoresmischen Kultur Berlin 1953 S 246 f 253 ff Informationen und Bilder zu Kath Pil Qala auf karakalpak com H Borjian Kaṯ Encyclopaedia Iranica Vol XVI Fasc 2 pp 119 121 https iranicaonline org articles kat citySiehe auch BearbeitenChoresm Choresmien in der Antike Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kath Stadt amp oldid 222778925