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Choresmien war ein antikes Konigreich im westlichen Zentralasien dessen Anfange im Dunkeln liegen Sein Kernland bildete die von ausgedehnten Wusten begrenzte Oase Choresm am Amudarja auf dem Gebiet der heutigen Staaten Turkmenistan und Usbekistan Fragment einer choresmischen Wandmalerei aus Kazakly yatkanChoresmische Silberschale aus dem Jahre 658 n Chr laut Inschrift in choresmischer Sprache aussen am Rand Zu sehen ist die vierarmige Gottin Nana auf einem Lowen in ihren Handen die Sonnenscheibe und die Mondsichel ein Zepter sowie eine Schale haltend Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Anfange 3 Von Alexander dem Grossen bis ca 250 n Chr 4 Die Afrighiden Dynastie 5 Siehe auch 6 Einzelnachweise 7 Literatur 8 WeblinksAllgemeines BearbeitenDie Flussoase entlang des Unterlaufs des Amudarja ist ausgesprochen fruchtbar Eine Grundlage fur den Reichtum der Gegend war die hochentwickelte Bewasserungslandwirtschaft Neben Baumwolle und Reis Obst und Wein wurde Getreide angebaut In der Bronzezeit existierte etwas sudlicher die sogenannte Oasenkultur die aber um 1700 v Chr verschwand Aus der folgenden Zeit sind die Suyargan um 1900 v Chr Tazabag yab 1500 1000 v Chr und Amirabad Kulturen ca 1000 800 v Chr bekannt Das antike Choresmien ist bisher erst wenig erforscht Es gab an einigen Orten Ausgrabungen die ein relativ gutes Bild der materiellen Kultur liefern aber schriftliche Quellen sind nicht sehr zahlreich und Choresmien wird auch selten bei antiken Autoren erwahnt Aus spaterer Zeit gibt es einige islamische Quellen doch bereitet es grosse Schwierigkeiten die dort genannten Herrscher und Ereignisse mit den zeitgenossischen Quellen in Einklang zu bringen Anfange BearbeitenErste Nachrichten stammen aus dem 6 Jahrhundert v Chr Choresmien war ein fruhes Zentrum der zoroastrischen Religion Zoroaster missionierte 588 v Chr Vischtaspa den aus anderen Quellen nicht bekannten Konig von Choresmien Im Avesta dem heiligen Buch des Zoroastrismus wird Choresmien erwahnt Fur die folgenden Jahre fehlen weitere Quellen doch war das Land zeitweise Provinz des Achamenidenreiches Es wurde von Kyros II mit anderen zentralasiatischen Gebieten erobert 1 In einer unter Dareios I angefertigten Inschrift zum Bau des Palastes von Susa wird auch Choresmien als Provinz aufgefuhrt Ein Soldat aus Choresmien erscheint in einem Dokument das auf Elephantine an der Sudgrenze Agyptens am anderen Ende des persischen Reiches also gefunden worden ist Aus dieser Zeit sind ca 400 Siedlungen bekannt In der Archaologie wird die Zeit als die Antike Archaische Periode bezeichnet Sie dauert vom 7 bis 4 Jahrhundert v Chr 2 Die Stadt Kyuzeli gyr ist teilweise ausgegraben Sie war ca 25 ha gross und besass einen eigenen Palast Der Ort erlebte im 7 und fruhen 6 Jahrhundert eine Blutephase Ein anderer Ort aus dieser Phase ist Kuyusaĭ 2 Die dort gefundene Keramik zeigt Elemente der Yaz Kultur II Zu den Funden gehoren Eisenwerkzeuge zahlreiche Pfeilspitzen aus Bronze und 24 Holzgefasse aus einem benachbarten Friedhof 3 In Kalaly gyr konnte ein Palast aus der Zeit um 400 v Chr untersucht werden der wohl fur einen Satrapen bestimmt war 4 Der Bau wurde nie fertiggestellt was bedeuten konnte dass Choresmien vor seiner Fertigstellung dem Perserreich wieder verlorengegangen ist Von Alexander dem Grossen bis ca 250 n Chr Bearbeiten nbsp Rekonstruktion der Festungsanlage bei Qoy Qirilg an QalaIm Jahr 329 328 v Chr erschien der choresmische Konig Pharasmanes bei Alexander dem Grossen und bot ihm ein Bundnis an Das Land wurde von Alexander dem Grossen nicht erobert und blieb unabhangig Aus dieser Zeit stammt eine grosse Anlage bei Koj Krylgan Kala die eventuell als Mausoleum fur die choresmischen Herrscher diente Ab dem 3 oder 2 Jahrhundert v Chr lasst sich eine eigene Schriftsprache belegen wobei Choresmisch mit einer Abwandlung des aramaischen Alphabets geschrieben wurde Aus dieser Zeit gibt es eine Inschrift die einen Konig mit dem Namen Anurzham Sohn des Konigs Wardan erwahnt 5 In diese Zeit datieren auch diverse Zerstorungshorizonte in choresmischen Siedlungen Aus anderen Quellen ist bekannt dass der Ostiran Nordindien und Baktrien von Nomadenvolkern der Yuezhi und Saken uberrannt wurden Schriftliche Quellen fur Choresmien fehlen aber die Zerstorungshorizonte scheinen die Ankunft der Nomaden auch hier deutlich zu belegen Um die Zeitenwende oder etwas fruher beginnt die choresmische Munzpragung die sich zunachst stark an baktrischen Vorbildern orientiert und dabei auch verderbte griechische Legenden zeigt Wenig spater erscheinen aber auch Munzinschriften auf Choresmisch aus denen die Namen zahlreicher Herrscher bekannt sind Die Munzen orientierten sich zu dieser Zeit an parthischen Vorbildern zeigen aber auch eigenstandige Stilmerkmale Kurz vor der Zeitenwende scheint auch der Beginn einer eigenen choresmischen Zeitrechnung zu liegen Das bisher hochste bekannte Datum dieses Kalenders ist 753 Da nun davon auszugehen ist dass mit der arabischen Eroberung um 712 der islamische Kalender eingefuhrt wurde muss der choresmische also ca 750 Jahre vor diesem Datum begonnen haben 6 Im 2 Jahrhundert scheint das Reich von den Kuschan erobert worden zu sein doch ist dies umstritten und kann nicht belegt werden Immerhin fanden sich viele Kuschanmunzen in Choresmien was aber auch auf intensive Handelsbeziehungen deuten konnte die generell gut belegt sind so fanden sich viele Importguter aus dem Mittelmeerraum In der Archaologie wird diese Zeit in drei Perioden unterteilt Antique Kangyui fruh 4 und 3 Jahrhundert v Chr Antique Kangyui spat 2 Jahrhundert v Chr bis 1 Jahrhundert n Chr und Antique Kuschan fruh 1 und 2 Jahrhundert n Chr 7 Aus dieser Zeit gibt es zahlreiche Ausgrabungsstatten die ein gutes Bild zur materiellen Kultur der Periode liefern In Antique Kangyui fruh erscheinen die ersten anthropomorphen Tonfiguren Die Keramik zeigt hellenistischen Einfluss 8 Die Afrighiden Dynastie Bearbeiten nbsp Eine typische Festungsanlage der Afrighidenzeit Ayaz Qala nbsp Drachme des Afrighiden Konigs Schavuschfarn in chinesischen Annalen Shao she fien aus der Mitte des 8 Jh In der Mitte des 3 Jahrhunderts setzte dann wieder eine eigene Munzpragung in Silber und Kupfer ein Diese Munzen folgen im Stil nicht denen von Kuschan sondern den eigenen Pragungen um Christi Geburt Die Munzlegenden sind nun choresmisch Die Kopfbedeckung der Konige wechselt von Herrscher zu Herrscher was auf sassanidischen Einfluss schliessen lassen konnte Es wird vermutet dass Konig Vazamar bei dem es sich wohl um den bedeutendsten choresmischen Herrscher handelte das Reich von der Kuschanherrschaft befreite Vazamars Residenz konnte in Toprak kala gelegen haben wo sich Skulpturen deren Kopfschmuck identisch mit denen auf seinen Munzpragungen ist fanden Dieser Ort macht einen ausgesprochen durchorganisierten Eindruck und lasst auf eventuell griechisch baktrischen Einfluss in der Stadtplanung schliessen Die Innenraume besonders der als Palast bezeichneten Anlagen sind oftmals reich ausgestattet wobei Wandmalereien neben Tonreliefs und Tonskulpturen belegt sind Stilistisch sind diese Werke schwer einzuordnen und zeigen deutlich einen eigenen zentralasiatischen Stil Skulpturen wirken oft sehr naturalistisch Die Gesichter haben Portratcharakter Dies mag auf baktrisch griechischen Einfluss zuruckgehen wobei die Haartracht die langen Barte und der eher iranische Kleidungsstil mit langen Hosen diesen Werken ein nicht griechisches Aussehen verleihen In der Plastik ist daneben auch ein gewisser Hang zur Frontalitat festzustellen wie man ihn von der parthischen und der orientalischen Kunst her kennt In der Malerei und im Relief werden die Figuren jedoch meist im Profil wiedergegeben wobei Andeutungen von Raumlichkeit fehlen Nach dem moslemischen Historiker al Biruni kam im Jahr 305 die Afrighiden Dynastie an die Macht doch bereitet es der modernen Forschung grosse Schwierigkeiten seine Angaben mit denen der antiken Quellen zu vereinbaren Al Biruni uberliefert die Namen zahlreicher Herrscher doch ist kaum einer von ihnen mit den Namen die auf zeitgenossischen Denkmalern und vor allem Munzen erscheinen zu identifizieren Im vierten und funften Jahrhundert hatte das Reich wohl mit einfallenden Nomaden zu kampfen und war wohl auch zeitweise Teil des spatantiken Sassanidenreiches Es konnte sich erst im sechsten Jahrhundert wieder erholen Aus dieser Zeit stammen einige bedeutende Palastanlagen die ergraben wurden Sie waren stark befestigt und teilweise auch reich ausgestattet Zentrum der Anlagen war meist ein Wohnturm In dieser Zeit setzt auch eine bemerkenswerte Produktion von Silberschalen ein Viele von diesen fanden sich nicht in Choresmien selbst sondern im Gebiet des Ural Zu Beginn des achten Jahrhunderts 712 wurde Choresmien von den Muslimen erobert doch kam es zu keiner dauerhaften Besetzung das Land blieb noch fur einige Zeit unabhangig Fur das Jahr 751 ist eine Delegation des auch von Munzen bekannten Afrighiden Schavuschfarn an den kaiserlichen Hof der Tang Dynastie bezeugt die um Hilfe gegen die Araber bat Erst im dritten Viertel des neunten Jahrhunderts traten die Herrscher von Choresmien zum Islam uber Das Ende der Dynastie kam im Jahr 995 als die Afrighiden von einer rivalisierenden Familie angegriffen und vernichtet wurden Siehe auch BearbeitenListe der Choresm Schahs Choresmische AraEinzelnachweise Bearbeiten Minardi Ancient Chorasmia S 13 54 Minardi Ancient Chorasmia S 5 Minardi Ancient Chorasmia S 69 72 Bella Wainberg Kalaly gyr 2 Kultovyj centr v Drevnem Horezme IV II vv do n e Vost lit Moskau 2004 Minardi Ancient Chorasmia S 84 Minardi Ancient Chorasmia S 114 116 Minardi Ancient Chorasmia S 5 Minardi Ancient Chorasmia S 92 Literatur BearbeitenBoris J Stawiskij Die Volker Mittelasiens im Lichte ihrer Kunstdenkmaler Bonn 1982 ISBN 3 921591 23 6 Michele Minardi Ancient Chorasmia a polity between the semi nomadic and sedentary cultural areas of Central Asia Cultural interactions and local developments from the sixth century BC to the first century AD Acta Iranica 56 Leuven Peeters Leuven 2015 ISBN 978 90 429 3138 1 Manfred Nawroth Matthias Wemhoff Hrsg Archaologische Schatze aus Usbekistan Von Alexander dem Grossen bis zum Reich der Kuschan Kadmos Verlag Berlin 2023 ISBN 978 3 86599 545 2 S 100 147 Weblinks BearbeitenYuri Aleksandrovich Rapoport CHORASMIA i Archeology and pre Islamic history Encyclopaedia Iranica V 5 pp 511 516 online 1 in Encyclopaedia Iranica AL E AFRiḠ Afrighid dynasty in Encyclopaedia Iranica B I Vainberg CHORASMIAN COINAGE Encyclopaedia Iranica online edition 2005 available at 2 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Choresmien in der Antike amp oldid 239518878