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Karl Otto Paul Vetter auch Carl Otto Paul Vetter 18 Marz 1897 in Berlin 15 September 1957 war ein deutscher Politiker Verleger und Journalist Inhaltsverzeichnis 1 Familie Ausbildung und erste Tatigkeiten 2 Politische Aktivitaten 3 Arbeit beim Berliner Messeamt 4 Ruckkehr zum Mosse Verlag 5 Nachkriegszeit 6 Schriften 7 EinzelnachweiseFamilie Ausbildung und erste Tatigkeiten BearbeitenAls Sohn eines Maurermeisters aus Berlin Neukolln wo die Familie ein Haus in der Hobrechtstrasse bewohnte besuchte er eine Burgerschule und nahm Privatunterricht 1 2 Nach einer kaufmannischen Verlagsausbildung besuchte er eine Handelshochschule 3 Von 1913 bis 1915 gab er die Monatszeitung Hermes und von 1916 bis 1917 Schriften zur Jugendbewegung heraus Parallel nahm er ab 1916 eine Tatigkeit als Redakteur bei der vom Mosse Verlag herausgegebenen Berliner Volks Zeitung auf Politische Aktivitaten BearbeitenVon Dezember 1917 bis November 1918 diente er im Ersten Weltkrieg als Soldat Im November und Dezember 1918 war Vetter Mitglied des Soldatenrates der 17 und 18 Armee Im Anschluss arbeitete er wieder bei der Berliner Volks Zeitung Am 2 Oktober 1919 grundete er mit Kurt Tucholsky Carl von Ossietzky Emil Julius Gumbel Georg Friedrich Nicolai und anderen in der Redaktion der Berliner Volks Zeitung den Friedensbund der Kriegsteilnehmer FdK 4 5 Unter Vetters massgeblicher Mitwirkung entwickelte sich daraus am 1 Juli 1920 der Nie wieder Krieg Bewegung Im Marz 1921 wurde der Republikanische Reichsbund RRB gegrundet bei dem Vetter im Leitungsausschuss mitwirkte 6 Am 1 August 1920 organisierten Vetter und Tucholsky als Hauptredner im Berliner Lustgarten eine Nie wieder Krieg Kundgebung 7 Die Veranstaltung wurde ein Jahr spater am 31 Juli 1921 unter Beteiligung von 27 Organisationen mit rund 100 000 Besuchern wiederholt und von Demonstrationen in mehr als 200 deutschen Stadten begleitet Bis November 1921 gab Vetter die Kampfschrift Nie wieder Krieg heraus 8 Unter dem Titel Verlebendigung der bis dahin trockenen Republik von Weimar verfasste Vetter mit Kurt Tucholsky ein 99 Punkte Programm mit welchem die Zustande in der Weimarer Republik verbessert werden sollten 9 Das Programm trugen beide dem Reichsinnenminister Adolf Koster vor Im Wesentlichen soll es bei dem Gesprach um die Vorbereitungen der Feierlichkeiten zur Weimarer Verfassung am 11 August 1922 gegangen sein Spateren Eigenangaben Vetters zufolge will er dabei den Vorschlag unterbreitet haben wahrend der Feier das Deutschlandlied von Hoffmann von Fallersleben zu spielen 10 Beim Geburtstag der Reichsverfassung im Berliner Lustgarten mit mehr als 500 000 Teilnehmern sollen viele Besucher tatsachlich die dritte Strophe des Deutschlandliedes mitgesungen haben womit der Grundstein fur die deutsche Nationalhymne gelegt worden ware 11 Nach Aussagen von Kurt Tucholsky ging wenige Tage spater in der Redaktionen der Berliner Volks Zeitung ein Fernschreiben des Innenministers ein in welchem stand dass Reichsprasident Friedrich Ebert aufgrund der grossen Zustimmung bei der Veranstaltung das Deutschlandlied zur deutschen Hymne bestimmt habe 12 Auf Initiative von Mitarbeitern der Berliner Volks Zeitung und Angehorigen des FdK wurde am 6 Januar 1924 die Republikanische Partei Deutschlands RPD gegrundet Vetter wurde zuerst stellvertretender Vorsitzender und am 6 April 1924 als 1 Vorsitzender gewahlt sowie als Spitzenkandidat der Partei fur die Reichstagswahl am 4 Mai 1924 aufgestellt Die RPD erhielt fast keine Stimmen und loste sich im Juni 1924 wieder auf Spater wurden Stimmen laut dass die RPD mit fremder Unterstutzung nur gegrundet wurde um demokratische Parteien in viele einzelne Richtungen zu spalten Bereits im Marz 1924 mussten Vetter und von Ossietzky die Redaktion bei der Berliner Volks Zeitung wegen ihrer politischen Tatigkeiten verlassen Die Kundigung sprach Theodor Wolff aus insbesondere die Grundung der RPD stiess bei dem machtigsten Chefredakteur des Mosse Verlags auf entschiedenen Widerstand 13 Nach seinem Ausscheiden aus dem Mosse Konzern wurde Vetter Herausgebers und Chefredakteur der RDP Parteizeitung Die Republik Die Neue Tageszeitung die lediglich und trotz Auflosung der Partei vom 30 Oktober 1924 bis zum 30 November 1924 erschien 14 Arbeit beim Berliner Messeamt Bearbeiten1925 wurde Vetter Leiter und Pressechef der Werbeabteilung im Ausstellungs Messe und Fremdenverkehrsamt der Stadt Berlin Dort wirkte er auch als Chefredakteur der Zeitschrift Wochenspiegel fur Leben Wirtschaft und Verkehr der Reichshauptstadt die ab 1925 erschien Er organisierte Ausstellungen und legte Broschuren wie Jeder einmal in Berlin oder den Offiziellen Fuhrer fur Berlin und Umgebung auf Analog der 1910 in den USA entstandenen Week End Initiative initiierte Vetter eine Deutsche Wochenendbewegung Dafur grundete er den Berliner Wochenendausschuss und fuhrte den Vorsitz Hohepunkt der Kampagne war vom 16 April bis 12 Juni 1927 die Ausstellung Das Wochenende am Berliner Kaiserdamm 15 Von 1928 bis 1929 gab Vetter mit Karl August Tramm die Zeitschrift Das Wochenende Anregungen zur praktischen Durchfuhrung heraus Darin betonte er dass inzwischen die Idee des Wochenendes einer der starksten kulturellen Faktoren unserer Zeit sei und wies auf die volks okonomischen Vorteile der Wochenendbewegung hin Dabei vergass er auch nicht auf die besondere Rolle des Berliner Wochenendausschusses hinzuweisen der zu einem Arbeitszentrum geworden sei Auch fur die Unternehmer ware die Wochenendbewegung vorteilhaft weil sie die seelische und korperliche Ausspannung des Wochenendlers und damit die die okonomische Leistungsfahigkeit der Gesamtheit fordere Ende der 1920er Jahre organisierte er eine Aktion zur Rettung des Berliner Funkturms den der Architekt Heinrich Straumer wieder abreissen wollte weil die technische Entwicklung derartiger Funkmasten bereits kurz nach Fertigstellung uberholt war 16 Ruckkehr zum Mosse Verlag Bearbeiten1930 kehrte Vetter zum Mosse Verlag zuruck Im 8 Uhr Abendblatt startete er die Kampagne Ritter vom Steuer und rief Berliner Autofahrer zu einem Picknick auf Dabei soll der gesamte Verkehr in Richtung Osten zusammengebrochen und es zu einem der grossten Staus in Berlin gekommen sein Durch seine Tatigkeit beim Messeamt hatte er zahlreiche Kontakte zum Berliner Gaststattengewerbe Diese nutzte er zur Anzeigenwerbung indem er die Redaktion beeinflusste entsprechend gunstige Berichte uber Gaststatten und ihre Feste zu schreiben 17 Die Artikel veroffentlichte er im Berliner Tageblatt und in der Berliner Volks Zeitung unter dem Motto Das blaue Band der Gastlichkeit Derartige Koppelgeschafte waren branchenublich 18 1930 organisierte er mit Oskar von Miller und Hans Lachmann Mosse die internationale Welt Energie Konferenz World Power Conference im Mosse Palais Der grosse Erfolg der Aktion soll Lachmann Mosse dazu bewogen haben Vetter mit mehr Fuhrungsaufgaben im Verlag zu betrauen Als Martin Carbe der Chef Prokurist des Mosse Konzerns im Dezember 1930 das Unternehmen verliess ubernahm Vetter die offizielle Vertretung des Verlags bei bestimmten Institutionen und Verbanden Parallel erhielt er den Auftrag das Berliner Tageblatt entgegen der Intentionen von Theodor Wolff radikal neu zu gestalten Tatsachlich konnte Vetter den von Wolff praktizierten Meinungsjournalismus nicht stoppen Er entwickelte sich zu einem Handlanger von Lachmann Mosse und unterstutzte diesen bei der Durchsetzung von Sparprogrammen sowie Entlassungen Samtliche Bestrebungen kamen jedoch zu spat im Herbst 1932 erfolgte der okonomische Zusammenbruch des Mosse Konzerns Als am 10 Marz 1933 das Berliner Tageblatt fur zwei Tage verboten wurde soll nach Angaben von Wolfgang Bretholz Vetter mit Joseph Goebbels die Verhandlungen zur Aufhebung des Verbots gefuhrt haben 19 In die deutsche Geschichte des Journalismus ging der als Frontschwein Artikel bezeichnete Artikel von Vetter mit dem Titel Klarheit ein der am 4 April 1933 im Berliner Tageblatt erschien Dieser Leitartikel war ein offener Bruch zur republikanischen Vergangenheit der Zeitung und wurde nicht nur von Journalisten vielfach als Unterwerfung betrachtet Mit diesem Artikel hat sich das Berliner Tageblatt nicht nur offentlich zum neuen System bekannt sondern als erste Zeitung gegenuber der neuen Macht von selbst gleichgeschaltet 20 Nach Vetters eigenen Angaben wurde er im August 1933 entlassen weil er sich geweigert habe einer Veroffentlichung zuzustimmen 21 Uber seine Tatigkeiten bis 1940 liegen nur undurchsichtige Hinweise vor Angeblich soll er im Widerstand anderen Quellen zufolge geheimdienstlich fur die Nationalsozialisten aktiv gewesen sein 22 1940 tauchte er in Heidelberg auf wo er bis 1945 als Geschaftsfuhrer des Melliand Verlages tatig war Zumindest diese Tatigkeit konnte nur in Abstimmung mit der Reichspressekammer erfolgt sein da dafur immer eine Genehmigung erforderlich war Nachkriegszeit BearbeitenAb dem 5 Dezember 1946 trat Vetter als Mitherausgeber des Mannheimer Morgens auf Darin schrieb er am 9 April 1947 einen Artikel in welchem er sich gegen die Zulassung von Parteizeitungen wandte Dabei deutete er auf die Rolle von Parteiblattern in der deutschen Vergangenheit hin und sprach von einem Schlag gegen die freie Lizenzpresse Redakteure der SPD nahen Lizenzzeitung Telegraf recherchierten daraufhin uber Vetters Vergangenheit und warfen ihm offentlich die Beteiligung als Herausgeber nationalsozialistischer Publikationen vor beispielsweise der Broschure von Henning Duderstadt Vom Reichsbanner zum Hakenkreuz Vetter antwortete mit einer Strafanzeige wegen Verleumdung gegen den Herausgeber des Telegraf Arno Scholz Dieser setzte seine Angriffe auf Vetter fort Im August 1947 veroffentlichte der Telegraf dass Vetter als Mitbegrunder der RPD uber Willi Munzenberg illegale Wahlspenden direkt von der Sowjetunion erhalten habe die zur Spaltung demokratischer Parteien fuhren sollten Diesen Vorwurf nahm auch der fur den Mannheimer Morgen zustandige US Lizenzgeber zur Kenntnis Entlasten konnte sich Vetter nicht Daraufhin musste er am 9 Dezember 1947 den Mannheimer Morgen verlassen Wahrscheinlich aus Eigenschutz meldete der Mannheimer Morgen ein Jahr spater dass die Zentralspruchkammer fur Nordbaden Vetter nichts nachweisen konnte und die SPD nur den Versuch unternommen habe uber alliierte Gesetze alte Journalistenhandel und alte Parteiquerelen auszutragen 23 Im Mai 1949 trat Vetter in die Verlagsredaktion der Rhein Neckar Zeitung in Heidelberg ein die er bis 1950 leitete Anschliessend ging er in den Ruhestand Schriften BearbeitenDer Zusammenbruch der Westfront Ludendorff ist schuld Die Anklage der Feldgrauen Koch amp Jurgens Berlin 1919 16 seitige Broschure Schriften zum deutschen Zusammenbruch 1918 Leipzig 1924 Der Berliner Funkturm Worte und Bilder zum Werden und Wirken Anlasslich seiner Weihe am 3 September 1926 Zusammengestellt Karl Vetter Hrsg Berliner Messeamt Berlin 1926 Tausend Bilder Grosse Polizei Ausstellung Berlin 1926 mit Hans Hirschfeld Hrsg Albert Grzesinski Gersbach und Sohn Berlin 1927 Almanach zur Ausstellung Deutscher Rhein Deutscher Wein 12 Februar bis 13 Marz 1927 Berlin 1927 Das Wochenende Anregungen zur praktischen Durchfuhrung mit Karl August Tramm Berlin 1928 Offizieller Fuhrer fur Berlin und Umgebung und Potsdam und seine Schlosser Berlin 1928 100 x Berlin mit Laszlo Willinger Berlin 1929 Jugend weisst du den Weg Wir rufen zur Tat mit Karl Ackermann und E Fritz von Schilling Heidelberg 1947Einzelnachweise Bearbeiten Herrmann A L Degener Wer ist s Berlin 1928 Margret Boveri Wir lugen alle Freiburg 1965 S 37 Bruno Jahn Die deutschsprachige Presse Ein biographisch bibliographisches Handbuch Band 2 Munchen 2005 S 1092 Antje Di Bella Tucholsky und die Weimarer Republik Munchen 1993 S 12 Richard von Soldenhoff Carl von Ossietzky Berlin 1988 S 79 Werner Fritsch Republikanischer Reichsbund RRB 1921 1933 ab 1922 Deutscher Republikanischer Reichsbund in Dieter Fricke Hrsg Lexikon zur Parteiengeschichte Band 4 Leipzig 1986 S 97 101 Richard von Soldenhoff ebenda S 85 Kurt Koszyk Deutsche Presse 1914 19245 Teil III Berlin 1972 S 287 Michael Hepp Kurt Tucholsky Biographische Annaherungen Hamburg 1993 S 234 Antje Kopp Kurt Tucholsky Die Warnungen des Ignaz Wrobel in der Weltbuhne Karl Vetter Geburt einer Hymne in Frankenpost Hof 24 Mai 1952 in Michael Hepp ebenda S 460 Antje Bonitz Hrsg Kurt Tucholsky Gesamtausgabe Band 12 Deutschland Deutschland uber alles Reinbek 2004 S 265 Margret Boveri Wir lugen alle Olten 1965 S 38 Richard von Soldenhoff ebenda S 278 Antje Bonitz ebenda S 421 Walther Kiaulehn Berlin Schicksal einer Weltstadt Munchen 1997 S 30 Margret Boveri ebenda S 39 Margret Boveri ebenda S 39 Margret Boveri ebenda S 77 Margret Boveri ebenda S 95 97 Karl Vetter In eigener Sache in Mannheimer Morgen vom 26 April 1947 zitiert in Udo Leuschner Zeitungs Geschichte Berlin 1981 S 219 Bruno Jahn ebenda S 1093 Affaire Vetters beim Mannheimer Morgen 1947Normdaten Person GND 103267220X lobid OGND AKS VIAF 297163525 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Vetter KarlALTERNATIVNAMEN Vetter Karl Otto Paul vollstandiger Name Vetter Carl Otto PaulKURZBESCHREIBUNG deutscher Publizist Politiker Verleger und JournalistGEBURTSDATUM 18 Marz 1897GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 15 September 1957 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Vetter Politiker 1897 amp oldid 216899216