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Edgar Karl Kaehne 13 Marz 1899 in Bunzlau 10 Juli 1969 in Wurzburg 1 war ein deutscher Offizier und NS Funktionar Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Freikorpskampfer und SA Funktionar in der Weimarer Republik 1 2 Zweiter Weltkrieg 1 2 1 Burgermord in Altotting 2 Prozess und Entnazifizierung 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenEdgar Karl Julius Rudolf Kaehne wurde als Sohn eines Bankvorstehers geboren Er besuchte die Liegnitzer Ritterakademie und legte dort im Sommer 1917 die Reifeprufung in Form des Kriegsabiturs ab Unmittelbar danach trat er wahrend des Ersten Weltkriegs als Freiwilliger mit dem Dienstgrad eines Fahnenjunkers in das 5 Niederschlesische Infanterie Regiment Nr 154 in Jauer ein um Berufsoffizier zu werden 2 Diese geplante Karriere entfiel wegen des verlorenen Krieges und der Revolution weil er nicht bereit war der neuen Republik in der Reichswehr zu dienen Er wurde daraufhin 1920 aus dem aktiven Dienst entlassen Nach einer Banklehre bei der Dresdner Bank einem kurzen wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten abgebrochenen Studiums der Nationalokonomie an der Universitat Breslau wurde er als Beamtenanwarter bei der Reichsbank eingestellt 3 Am 27 September 1924 heiratete Kaehne in Liegnitz die aus wohlhabender Liegnitzer Kaufmannsfamilie stammende Marianne Martha geborene Kittler 1901 1993 Aus der Ehe gingen zwei Tochter hervor Freikorpskampfer und SA Funktionar in der Weimarer Republik Bearbeiten Noch als aktiver Offizier nahm Kaehne im August 1919 auf Aufruf seines Divisionskommandeurs im sogenannten Freiwilligenkorps Schlesien am ersten der drei Schlesischen Aufstande polnischer Insurgenten unter Wojciech Korfanty teil als die polnischen Aufstandischen nach den Versailler Vertragen Polen nicht zugesprochene schlesische Gebiete zusatzlich erobern wollten Er beteiligte sich an allen Kampfen in Oberschlesien und wurde dafur mit dem Schlesischen Adler ausgezeichnet Obwohl seit April 1920 Lehrling bei der Dresdner Bank in Liegnitz blieb er dem Dienst bereits in den ersten beiden Monaten weitgehend fern denn er zog mit dem schlesischen Regiment Blucher nach Westen um kommunistische Aufstande im Ruhrgebiet zu bekampfen Nach Liegnitz zuruckgekehrt wurde er Mitglied des Heimatverbandes Schlesien Als Anfang Mai 1921 polnische Freikorps unter Fuhrung Korfantys erneut in Oberschlesien einruckten schloss er sich sofort dem deutschen Selbstschutz an Es kam zu erbitterten Kampfen zwischen den deutschen und polnischen Freikorpskampfern die im Sturm auf den Annaberg am 23 Mai 1921 gipfelten an dem auch Kaehne teilnahm Ab Juni 1923 war Kaehne dann wieder auf seinem Ausbildungsplatz in Liegnitz bei der Dresdner Bank Die Arbeit dort und spater bei der Reichsbank langweilten ihn Schon eher befriedigten ihn seine Aktivitaten bei der Ausbildung Freiwilliger des vom bayerischen Forstrat Georg Escherich gegrundeten republikfeindlichen Freikorps der sogenannten Organisation Escherich die in den schlesischen Waldern geheime Wehrubungen veranstalteten 4 Zum 1 Dezember 1929 trat Kaehne dann in die 1925 gegrundete Ortsgruppe Liegnitz der NSDAP Mitgliedsnummer 172 353 5 und im selben Jahr in die SA ein In Partei und SA machte er schnell Karriere Seit Anfang Januar 1930 war er nebenberuflich Personalchef der Kreisleitung Frankenstein 1934 wurde er SA Sturmfuhrer dann Fuhrer eines Sturmbannes Fuhrer einer Standarte Stabsfuhrer einer Brigade Innerhalb der NSDAP war er Gauhauptstellenleiter und Gaufachredner Er war Inhaber der Bronzenen und Silbernen Dienstauszeichnung der NSDAP 6 Inzwischen an die Reichsbankfiliale nach Wurzburg versetzt erreichte ihn kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs die Einberufung zum Heer der Wehrmacht als Oberleutnant der Reserve Zweiter Weltkrieg Bearbeiten Nach Ausbruch des Krieges nahm er an den Kampfen in Polen Frankreich und im Osten teil Er erhielt fur seinen Einsatz in Frankreich das Eiserne Kreuz 1 Klasse und wurde dort verwundet In Russland wurde er als Hauptmann der Reserve und Kommandeur des I Bataillons des Infanterieregiments 135 fur personliche Tapferkeit bei einem Gegenstoss gegen eingebrochene russische Truppen am 2 Februar 1942 mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet 1 Mitte September 1943 wurde Kaehne Regimentskommandeur in Kroatien und Anfang Februar 1944 zum Oberstleutnant befordert Im Januar 1945 wurde er Oberst und zum Kommandeur der Festungsinfanteriebrigade 954 ernannt Wegen einer Leberentzundung wurde er abgelost und kam Mitte Marz 1945 in ein Lazarett in der oberbayrischen Stadt Neuotting 7 Burgermord in Altotting Bearbeiten Hauptartikel Burgermorde von Altotting In den Morgenstunden des 28 Aprils 1945 entschieden sich einige angesehene Burger Altottings unter Fuhrung des Landrates Kehrer die Stadt entgegen den Durchhaltebefehlen der Parteifuhrung den Amerikanern kampflos zu ubergeben Sie nahmen deshalb mehrere ortliche Parteiangehorige fest und sperrten sie in eine Zelle des ortlichen Gendarmeriepostens Hiervon erfuhr der Burgermeister von Neuotting der sofort den Arzt des dortigen Lazaretts der auch ortlicher Kampfkommandant war aufsuchte und sein Eingreifen forderte Dieser beauftragte daraufhin Kaehne den dienstaltesten Lazarettinsassen nach Altotting zu fahren um die Angelegenheit zu untersuchen Kaehne begab sich in Begleitung zweier Hauptleute nach Altotting Im Dienstzimmer des Landrates stellte er diesen zur Rede ein Schuss fiel der Landrat hatte sich angeblich selbst erschossen Dann befreite Kaehne die festgesetzten NS Funktionare Im Landratsamt ordnete er an den Dienst fortzusetzen und nicht zu kapitulieren Danach fuhr er zuruck ins Lazarett in Neuotting In Altotting hatten bald danach die befreiten inhaftierten NS Funktionare die Radelsfuhrer der Kapitulationswilligen nach einer von ihnen aufgestellten Liste auf Weisung des Kreisleiters der NSDAP verhaften lassen Funf Burger wurden dann von einer von der Kreisleitung beauftragten SS Einheit noch am selben Tag erschossen 8 Kaehne wurde am 12 Mai 1945 von den Amerikanern in die 1 Offizierskompanie des US Kriegsgefangenenlagers Altotting eingewiesen Prozess und Entnazifizierung BearbeitenKaehne wurde am 4 April 1946 verhaftet 9 Nach kurzem Aufenthalt im Offenen Lager Ochsenfurt kam er dann in das von den Amerikanern gefuhrte Deutsche Internierungslager Darmstadt Civil Internment Enclosure 91 Nach einigen Monaten wurde er in das Internierungslager Moosburg verlegt wo auch schon die ebenfalls verhafteten Nazis aus Altotting sassen Hier fullte er auch den obligatorischen Fragebogen zur Nazi Vergangenheit aus Im folgenden Spruchkammerverfahren wurde er angeklagt am 10 September 1948 als Hauptschuldiger eingestuft und zu einer Strafe von funf Jahren Arbeitslager verurteilt In den Grunden wird nicht nur auf seine hohen Parteiamter und seine Stellung als Alter Kampfer verwiesen sondern auch auf die Vorgange vom 28 April 1945 in Altotting Insbesondere lastete man ihm auch eine Mitschuld an den Erschiessungen in Altotting an 10 Mitte Dezember 1948 hatte sich Kaehne auch vor dem Landgericht Traunstein wegen der Altottinger Vorfalle zu verantworten Das Landgericht kam allerdings zu einer anderen Beurteilung des Geschehens als die Spruchkammer Es sprach alle Angeklagten von der Mordanklage frei Kaehne sogar wegen erwiesener Unschuld Die Morde seien ihm nicht zuzurechnen da er sich nach der Feststellung der Namen der spater Erschossenen wieder in sein Lazarett begeben habe und somit fur die danach geschehenen Taten nicht verantwortlich sei im Falle des Landrats Kehrer habe das Gutachten des Gerichtsmediziners ergeben dass dieser Selbstmord begangen habe 9 Kaehne wurde nun aus der Haft entlassen Seine Berufung gegen das Urteil der Spruchkammer hatte insoweit Erfolg als er nunmehr nur als Belasteter eingestuft wurde und die Lagerhaft nicht mehr antreten musste Kaehne arbeitete danach zunachst in Privatbetrieben bis ihm eine Versorgung wegen seiner Beamtenstellung bei der Reichsbank zugebilligt wurde Literatur BearbeitenUlrich Volklein Ein Tag im April Die Burgermorde von Altotting Steidl Verlag Gottingen 1997 Ulrich Volklein Abschied von Sophienhof Droemer 2006Einzelnachweise Bearbeiten a b Veit Scherzer Ritterkreuztrager 1939 1945 Die Inhaber des Eisernen Kreuzes von Heer Luftwaffe Kriegsmarine Waffen SS Volkssturm sowie mit Deutschland verbundete Streitkrafte nach den Unterlagen des Bundesarchivs 2 Auflage Scherzers Militaer Verlag Ranis Jena 2007 ISBN 978 3 938845 17 2 S 427 Ulrich Volklein Abschied von Sophienhof Droemer 2006 Seite 130 Ulrich Volklein Abschied von Sophienhof Droemer 2006 Seiten 143 145 Ulrich Volklein Abschied von Sophienhof Droemer 2006 Seite 143 ff insb 154 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 18840840 Quelle Artikel vom Februar 1942 in der Mainfrankischen Zeitung in Wurzburg anlasslich der Verleihung des Ritterkreuzes an Karl Kaehne abgedruckt in Ulrich Volklein Abschied von Sophienhof Droemer 2006 Seite 196 Ulrich Volklein Abschied von Sophienhof Droemer 2006 Seite 200 Herbert Riedl Heyne Mord in unserer kleinen Stadt in Suddeutsche Zeitung vom 28 April 1985 a b Volklein Abschied von Sophienhof Seite 237 Ulrich Volklein Ein Tag im April Steidl Verlag Gottingen 1997 PersonendatenNAME Kaehne KarlALTERNATIVNAMEN Kaehne Edgar Karl Edgar Karl Julius Rudolf Kaehne vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Offizier NS FunktionarGEBURTSDATUM 13 Marz 1899GEBURTSORT BunzlauSTERBEDATUM 10 Juli 1969STERBEORT Wurzburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Kaehne amp oldid 239504605