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Johann Friedrich Mayer 6 Dezember 1650 in Leipzig 30 Marz 1712 in Stettin war ein deutscher lutherischer Theologe Er publizierte auch unter dem Pseudonym Alet h ophilus 1 Johann Friedrich Mayer Stich von Johann Georg Mentzel Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Bedeutung 3 Buch und Kunstsammlungen 4 Schriften 4 1 Selbstandige Schriften Auswahl 4 2 Briefe 4 3 Sonstiges 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 FussnotenLeben und Wirken BearbeitenJohann Friedrich Mayer war der Sohn von Johann Ulrich Mayer 1616 1679 und seiner Frau Ursula Sophia Braun Er besuchte die Universitat Leipzig und erwarb am 21 April 1666 den Grad eines Baccalaureus und am 30 Januar 1668 den akademischen Grad eines Magisters der freien Kunste an der philosophischen Fakultat Er begab sich im Anschluss an die Universitat Strassburg wo er sich bis 1670 bei Balthasar Friedrich Salzmann und Balthasar Bebel dem theologischen Studium widmete In Leipzig fand er am 13 Februar 1671 als Baccalaureus der Theologie Aufnahme in die Theologische Fakultat der Leipziger Hochschule Am 29 Januar 1672 wurde er Sonnabendprediger in seiner Heimatstadt und noch im selben Jahr Superintendent in Leisnig Am 29 Mai 1673 avancierte er zum Lizentiaten und wurde am 19 Oktober 1674 zum Doktor der Theologie promoviert Am 27 November 1678 wurde er Pastor und Superintendent in Grimma dennoch wollte er den akademischen Weg verfolgen da ihn die Position in Grimma nicht ausfullte Mayer hatte sich wahrend seiner pfarramtlichen Tatigkeit einen Namen als Verfasser von Streitschriften gegen Synkretisten Arminianer und Papisten gemacht Nach einer Entscheidungsfindung des sachsischen Oberkonsistoriums in Dresden wurde er am 12 Mai 1684 auf die vierte theologische Professur der Universitat Wittenberg berufen Hier wirkte er neben Abraham Calov Johann Andreas Quenstedt sowie Johann Deutschmann und versah das an die Professur gebundene Amt des zweiten Predigers an der Wittenberger Schlosskirche sowie zusatzlich die Verwaltung der kurfurstlichen Stipendiaten Bereits bei seiner Antrittsrede forderte er unter dem Hinweis auf Philipp Jacob Speners Pia desideria dass die Theologie umkehre und statt der Spekulation die Frommigkeit pflege Mayer der auch im Wintersemester 1684 Rektor der Wittenberger Hochschule gewesen war gab in seinem Privatleben mit einem Zerwurfnis seiner Gattin schweren Anstoss das mit einer damals seltenen Scheidung endete Dies beeintrachtigte Mayers Wittenberger Wirksamkeit und fuhrte dazu dass man seiner Berufung als Hauptpastor der St Jacobi Kirche nach Hamburg 1686 schnell zustimmte Spener war im Ehescheidungsverfahren als Gutachter tatig was zu einem tiefgehenden und dauerhaften Zerwurfnis zwischen Mayer und Spener fuhrte zumal dieser ihm auch zwei anstehende Professuren in Wittenberg verwehrte Mayer sollte sich in der Folge als Vertreter der lutherischen Orthodoxie zu einem der argsten Gegner Speners entwickeln Beruchtigt wurde ein heftiger Streit der durch den Hamburger Religions Revers 1690 unter den Hamburger Hauptpastoren uber die Zulassigkeit von pietistischen Konventikeln ausbrach Mayer lehnte diese wie den Pietismus insgesamt vehement ab wahrend Johann Heinrich Horb der Hauptpastor an St Nikolai sie befurwortete unterstutzt von Abraham Hinckelmann dem Hauptpastor an St Katharinen und Johann Winckler dem Hauptpastor an St Michaelis Mayer setzte sich zunachst durch und sorgte fur Horbs Absetzung nach Mayers Weggang wurde der eher vermittelnde Winckler Senior des Hamburger Geistlichen Ministeriums In seiner Tatigkeit in Hamburg entwickelte Mayer auch einen regen brieflichen Gedankenaustausch mit Vertretern seiner Zeit Er war am Hamburger Akademischen Gymnasium tatig bekleidete kurzzeitig eine Professur an der Universitat Kiel und wurde zum Oberkirchenrat von Holstein ernannt Zudem ernannte ihn 1691 Konig Karl XI von Schweden zum Oberkirchenrat der deutschen Lande unter schwedischer Herrschaft 1698 war er als Konsistorialrat der Abtissin von Quedlinburg Anna Dorothea von Sachsen Weimar tatig und vermittelte auch in theologischen Angelegenheiten in Berlin Da er in Hamburg zu einem der wichtigsten Vertreter der lutherischen Orthodoxie als Kontroverstheologe avanciert war bot Karl XII von Schweden ihm nach dem Tod von Konrad Tiburtius Rango am 11 Mai 1701 dessen Posten als Generalsuperintendent von Schwedisch Pommern an worauf er am 12 August einging Mit dem Amt verbunden wurde er Ordinarius der Theologischen Fakultat der Greifswalder Hochschule Pfarrer und Stadtsuperintendent am Dom St Nikolai Prokanzler der Universitat und Vorsitzender am Greifswalder Konsistorium Gestutzt auf seine bereits umfangreich angelegte Bibliothek und Kunstsammlung entwickelte Mayer in Greifswald eine ausgedehnte schriftstellerische Tatigkeit Mayer beteiligte sich an den organisatorischen Aufgaben der Universitat und war 1701 und 1705 deren Rektor Er befasste sich mit der Geschichte Pommerns und beabsichtigte eine gelehrte Gesellschaft ins Leben zu rufen Dabei kamen ihm aber die Ereignisse des Grossen Nordischen Krieges dazwischen Loyal zu seinem schwedischen Herrn sollte er nach dem Einmarsch der gegnerischen Truppen am 25 Januar 1712 fur Peter den Grossen und August dem Starken in der Nikolaikirche einen Gebetsgottesdienst halten worin er die dauerhafte Vertreibung seines schwedischen Dienstherrn erbeten sollte Dies versetzte ihn so in Aufregung dass er einen Schlaganfall erlitt Er legte auf Grund dieses Ereignisses alle Amter nieder und begab sich nach Stettin wo er an einem weiteren Schlaganfall verstarb J F Mayer heiratete am 29 Mai 1673 Catharina Sabina Welsch die Tochter des Leipziger Medizinprofessors Gottfried Welsch sein Sohn Johann Abraham Mayer wurde spater Professor der Medizin in Greifswald 1686 wurde die Ehe wieder geschieden Bedeutung BearbeitenMayer der als streng orthodoxer Lutheraner keine Abweichungen im Glauben duldete wollte als Glaubensfanatiker einen Alleinvertretungsanspruch der Lutherischen Orthodoxie im Zeitraum der Spatorthodoxie etablieren Dass diese verharteten Position der Orthodoxie die Legitimationsgrundlagen entzog erkannte er nicht Durch die starre Haltung konnten sich die Stromungen des Rationalismus und der Fruhaufklarung erst entfalten was wohl aber nie sein Ziel war Buch und Kunstsammlungen BearbeitenMayer baute sich eine umfangreiche Buch und Kunstsammlung auf Seine Bibliothek war eine der grossten Privatbibliotheken des fruhen 18 Jahrhunderts Zu seiner Kunstsammlung gehorten eine Schausynagoge eine umfangreiche Medaillensammlung und zahlreiche Bilder unter anderem Cranachs Portrats der Wittenberger Reformatoren Im Jahre 1694 bekam Mayer eine achtstimmige Hausorgel durch den bedeutenden Orgelbauer Arp Schnitger geschenkt welche er 1701 bei seinem Umzug nach Greifswald mitnahm Nach Mayers Tod wurde seine Bibliothek versteigert Die Bilder verblieben zunachst uberwiegend im Besitz der Familie und wurden erst Ende des 18 Jahrhunderts versteigert Eine Rubens Kopie aus Mayers Sammlung hangt heute in der Kirche Neuenkirchen Die Hausorgel wurde 1742 in der Gutskapelle Deyelsdorf aufgestellt von ihr sind das Gehause und zwei originale Register von Arp Schnitger erhalten 2 3 Schriften BearbeitenSelbstandige Schriften Auswahl Bearbeiten Mayer hat 281 Schriften im Druck veroffentlicht so dass hier nur eine Auswahl aufgefuhrt werden kann Museum ministri ecclesiae L de electione Pontificis Rom Hamburg 1700 Historia versionis Germanicae Bibiorum Lutheri Historia synodorum Gryphiswaldensium De side Baronii amp Bellarmini ipsis Pontificiis ambigua Ecclesia Papaia Luterane patrona amp cliens Bibliotheca Biblica Greifswald 1702 Chrysostomus Lutheranus Wittenberg 1686 Ves und wiedergefundenes Kind Gottes Hamburgischer Sabbath Hamburgisches Ninive Bibliotheca scriptorum Theologiae moralis so mit Strauchens Theologiae morali Greifswald 1705 Eclogae evangelicae Erste Fruchte der Beredsamkeit Wurdiger Communicant Warnung fur einen falschen Eyd Betendes Kind Gottes Buss und Gebetspruche Evangelischer Engel Wiederholung der heiligen Sabbathsarbeit Gottgeheiligte Fruh Stunden 1706 Leipzig durch Nicolaus Thurmann Lanx satura lucubrationum philologicarum Strassburg 1669 Bild Konigs Karl XII Greifswald 1708Briefe Bearbeiten Greifswaldisches Wochen Blatt 1744 Abdruck von Auszugen aus Mayers Briefwechsel Handschriftliche Briefe Mayers an Johann Albrecht Fabricius In Staats und Universitatsbibliothek Hamburg Nachlass Reimarus M 7 55 Handschriftliche Briefe Mayers an G Spizel In Staatsbibliothek Augsburg Sonstiges Bearbeiten Johann Carl Dahnerts Pommersche Bibliothek Band 2 Greifswald 1753 S 405 424 445 459 525 535 Band 3 Greifswald 1754 S 41 58 83 93 Kurt Detlev Moller Johann Albrecht Fabricius 1668 1736 In Zeitschrift des Vereins fur hamburgische Geschichte Jg 36 1937 S 1 64 hier bes S 43 Siehe auch BearbeitenListe der Rektoren der Universitat GreifswaldLiteratur BearbeitenDirk Alvermann Birgit Dahlenburg Greifswalder Kopfe Gelehrtenportrats und Lebensbilder des 16 18 Jahrhunderts aus der pommerschen Landesuniversitat Hinstorff Rostock 2006 ISBN 3 356 01139 1 S 136 f Dietrich Blaufuss Der Theologe Johann Friedrich Mayer 1650 1712 Fromme Orthodoxie und Gelehrsamkeit im Luthertum In Pommern in der fruhen Neuzeit Literatur und Kultur in Stadt und Religion Herausgegeben von Wilhelm Kuhlmann und Horst Langer Tubingen 1994 Ernst Fischer Patrioten und Ketzermacher In Festschrift Wolfgang Martens Tubingen 1989 S 17 47 Johannes Geffckcn Johann Friedrich Mayer als Prediger In Zeitschrift des Vereins fur hamburgische Geschichte Jg 1 1841 S 567 588 Volker Gummelt Johann Friedrich Mayer Seine Auseinandersetzungen mit Philipp Jacob Spener und August Hermann Francke Habil Theol Greifswald 1996 F L Hoffmann Johann Friedrich Mayer In Serapaeum Band 26 1865 S 209 222 Adolf Hofmeister Eine Denkschrift Johann Friedrich Mayers In Monatsblatter der Gesellschaft fur Pommersche Geschichte und Altertumskunde Band 45 1931 S 157 161 173 181 Friedehilde Krause Eine Buchauktion Das abenteuerliche Schicksal der Bibliothek von Johann Friedrich Mayer In Marginalien Zeitschrift fur Buchkunst u Bibliographie 45 H 1 1972 S 16 28 Mayer Johann Friedrich In Johann Heinrich Zedler Grosses vollstandiges Universal Lexicon Aller Wissenschafften und Kunste Band 19 Leipzig 1739 Sp 2336 2341 Udo Krolzik Mayer Johann Friedrich In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 5 Bautz Herzberg 1993 ISBN 3 88309 043 3 Sp 1108 1114 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Helmut Lother Pietist Streitigkeiten in Greifswald Gutersloh 1925 W Gordon Marigold Hrsg Barthold Feind Das verwirrte Haus Jacob Bern Frankfurt am Main 1983 S 25 50 77 82 William Nagel D Johann Friedrich Mayer 1701 12 In Festschrift zur 500 Jahrfeier der Universitat Greifswald Band 2 Greifswald 1956 S 34 47 Theodor Pyl Mayer Johann Friedrich In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 21 Duncker amp Humblot Leipzig 1885 S 99 108 O Rudiger Das Pfalzgrafendiplom fur Johann Friedrich Mayer In Mitteilungen des Vereins fur hamburgische Geschichte Jg 7 1903 S 339 346 Hermann Ruckleben Die Niederwerfung der hamburgischen Ratsgewalt Hamburg I970 Hans Schroder Lexikon der hamburg Schriftsteller bis zur Gegenwart Band 5 Hamburg 1870 S 89 164 hier bes S 102 ff v Friedrich Lorenz Hoffmann Speners Erfordertes Bedencken zum Hamburger Revers 1690 und die sich daran anschliessende Auseinandersetzung mit Johann Friedrich Mayer in den Jahren 1691 1696 In Heike Krauter Dierolf Die Eschatologie Philipp Jakob Speners Der Streit mit der lutherischen Mohr Siebeck 2005 ISBN 3 16 148577 7 Johann Anselm Steiger 500 Jahre Theologie in Hamburg Hamburg als Zentrum christlicher Theologie Walter de Gruyter 2005 ISBN 3 11 018529 6 Johann Georg Walch Historische und theologische Einleitung in die Religions Streitigkeiten der Evangelisch Lutherische Kirche Teil 3 und 5 jeweils Register Jena 1733 1739 Neudruck Stuttgart 1985 mit einem Nachw v Dietrich Blaufuss Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Johann Friedrich Mayer Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Digitalisierte Werke von Johann Friedrich Mayer in der Post Reformation Digital Library PRDL Literatur uber Johann Friedrich Mayer in der Landesbibliographie MV Druckschriften von und uber Johann Friedrich Mayer im VD 17 Werke von und uber Johann Friedrich Mayer in der Deutschen Digitalen BibliothekFussnoten Bearbeiten Michael Holzmann Hanns Bohatta Deutsches Pseudonymen Lexikon Akademischer Verlag Wien und Leipzig 1906 S 7 f Digitalisat Volker Gummelt Eine wiederentdeckte Rubens Kopie aus dem Nachlass des Generalsuperintendenten Johann Friedrich Mayer In Pommern Zeitschrift fur Kultur und Geschichte Heft 2 2012 ISSN 0032 4167 S 26 28 Jan von Busch Arp Schnitgers Hausorgel fur Dr Johann Friedrich Mayer In Ars Organi Heft 3 2014 ISSN 0004 2919 S 141 147 VorgangerAmtNachfolgerAnton ReiserHauptpastor an St Jacobi zu Hamburg 1686 1701Johannes RiemerKonrad Tiburtius RangoGeneralsuperintendent von Schwedisch Pommern 1701 1712Albrecht Joachim von KrakevitzPetrus MaskowRektor der Universitat Greifswald 1701Alexander CarokCaspar MarchRektor der Universitat Greifswald 1705Johann SchackNormdaten Person GND 117546011 lobid OGND AKS LCCN nr97044777 VIAF 173165119 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Mayer Johann FriedrichKURZBESCHREIBUNG deutscher lutherischer TheologeGEBURTSDATUM 6 Dezember 1650GEBURTSORT LeipzigSTERBEDATUM 30 Marz 1712STERBEORT Stettin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Friedrich Mayer Theologe amp oldid 227121196