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Johann Andreas Quenstedt 13 August 1617 in Quedlinburg 22 Mai 1688 in Wittenberg war nach Martin Chemnitz und Johann Gerhard einer der wichtigen Vertreter der lutherischen Orthodoxie genauer einer der letzten Vertreter der Hochorthodoxie 1600 1680 Johann Andreas Quenstedt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken 3 Werke 4 Familie 5 Literatur 6 WeblinksLeben BearbeitenJohann Andreas Quenstedt war der Sohn von Ludolf Quenstedt und seiner Frau Dorothea Sein Vater war ein Quedlinburger Patrizier und Kanoniker an der St Mariakirche in Halberstadt seine Mutter die Tochter des Ratskammerers in Quedlinburg Bartholomaus Gerhard und dessen Frau Margaretha Berndes Johann Andreas wurden nach den beiden Bruder der Mutter Johann Gerhard und Andreas Gerhard benannt Bis zu seinem 13 Lebensjahr bekam er ausschliesslich Unterricht von Privatlehrern Dann nahm ihn der Kanzler des Stifts Quedlinburg Friedrich Lentz zu sich und er wurde gemeinsam mit dessen Sohn Johann Friedrich Lentz zwei Jahre lang ebenfalls durch Privatlehrer unterwiesen Ab 1633 besuchte er die offentliche Schule So vorgebildet bezog er am 27 September 1637 die Universitat Helmstedt wo er bei dem Professor der Theologie Konrad Hornejus Aufnahme in sein Haus fand Zunachst absolvierte er ein philosophisches Studium Dazu besuchte er unter anderem Vorlesungen bei Andreas Kinderling in Logik bei Johann von Felden in Mathematik bei Christoph Schrader in Beredsamkeit und Heinrich Julius Scheurl in Moral Da Quenstedt vorhatte nach dem Abschluss seiner philosophischen Studien den theologischen Weg einzuschlagen zog es ihn auch zu den Vorlesungen von Horn und Georg Calixt wo er wissbegierig umfangreiche Aufzeichnungen anlegte Am 3 Januar 1643 erwarb er den akademischen Grad eines Magisters hielt dann erste private Vorlesungen uber Geographie Noch im selben Jahr reiste er zu seinen Eltern zuruck und predigte mehrfach in Quedlinburg und Halberstadt Da er jedoch seine Studien fortsetzen wollte begab er sich am 27 Juli 1644 nach Wittenberg wo er in Egeln kurz durch den dort durchgefuhrten Beschuss aufgehalten wurde Dennoch gelangte er am 18 August in Wittenberg an wo er bei Wilhelm Leyser I im Haus aufgenommen wurde der ein grosser Verehrer seines Onkels war und ihm alle Moglichkeiten eroffnete sein Studium zu einem positiven Abschluss zu bringen Dazu schrieb er sich am 22 August 1644 in die Matrikel ein hielt nachdem er sich am 28 Oktober 1646 die Lehrerlaubnis als Magister legens erworben hatte Disputationen und Vorlesungen ab woraufhin die philosophische Fakultat erwog ihn am 14 Juli 1648 als Adjunkt an die philosophische Fakultat aufzunehmen Noch im selben Jahr wurde er Professor fur Logik und Metaphysik an der philosophischen Fakultat besuchte nebenher die theologischen Vorlesungen von Jakob Martini von Paul Rober von Leyser und von Johann Hulsemann Am 19 April 1648 hielt er eine theologische Disputation wobei zu jener Zeit die theologischen Streitigkeiten mit den Theologen in Helmstedt um Calixt ausbrachen 1648 wurde er neben seiner philosophischen Professur ausserordentlicher Professor der theologischen Fakultat Als Kenner der Helmstedter Verhaltnisse wurde er von der theologischen Fakultat beauftragt eine Aufstellung der Differenzen zwischen den Streitparteien zu machen Diese Niederschrift wurde an das Oberkonsistorium in Dresden zu Jakob Weller geschickt Daraufhin begann er selbst Disputationskollegs uber Glaubensgegner zu halten welche er mit der 50 Disputation beendete 1649 hatte er mehrere Angebote vorliegen da jedoch Lyser und Johann Scharf verstarben ruckte er an die vierte Professur in der theologischen Fakultat wodurch die Professur fur Logik und Metaphysik und die ausserordentliche theologische Professur frei wurden Dazu musste er jedoch die dafur notwendigen akademischen Grade erwerben Daher meldete er sich am 13 August 1649 als Kandidat der Theologie erwarb am 21 Februar 1650 das Lizentiat der Theologie und promovierte am 12 November 1650 zum Doktor der Theologie Am 23 Juli 1660 wurde er in die vierte Professur an der Theologischen Fakultat aufgenommen Ostern 1662 ruckte er an die Stelle von Andreas Kunad in die dritte Professur und nach dem Tode von Meisner wurde er 1684 als zweiter Professor Assessor am Wittenberger Konsistorium und zugleich Propst an der Wittenberger Schlosskirche Schliesslich ruckte er 1687 in das Ordinat der theologischen Fakultat Quenstedt beteiligte sich auch aktiv an den Verwaltungsaufgaben die von den Professoren aller Fakultaten erfullt werden mussten So hatte er 1652 das Dekanat der philosophischen Fakultat verwaltet war mehrfach Dekan der theologischen Fakultat und hatte viermal das Rektorat der Wittenberger Hochschule verwaltet Von Jugend auf war er von schwacher Konstitution die sich im Alter verschlechterte so dass ihn allmahlich die Lebenskrafte verliessen und er im Alter von 71 Jahren am 22 Mai um 19 45 Uhr starb Er wurde in der Wittenberger Schlosskirche beigesetzt und ihm zu Ehren ein Epitaph gewidmet Wirken BearbeitenHauptwerk von Quenstedts langer theologischen Arbeit ist die Theologia didactico polemica sive Systema theologicum Die didaktische und polemische Theologie oder System der Theologie von 1685 Das Werk erlebte funf Auflagen 1685 1691 1696 1701 1715 Als Ziel einer weiteren Theologischen Summe neben den bereits zahlreichen erschienenen Werken der lutherischen Theologie des 17 Jahrhunderts benennt Quenstedt in der Vorrede die ubersichtliche Zusammenstellung der verschiedenen Positionen und ihrer Verteidigung gegen die Kritik zum Beispiel der katholischen und reformierten Theologie Diese Ausserungen und die umfassenden Literaturnachweise haben Quenstedt den Ruf des Archivars der lutherischen Orthodoxie eingebracht Im Aufbau des theologischen Systems bedient sich Quenstedt der analytischen Methode die im Anschluss an den Aristoteliker Giacomo Zabarella als die Methode einer auf Praxis ausgerichteten Wissenschaft gilt Die Praxis auf die sich die Theologie bezieht ist die Vermittlung und Aneignung des christlichen Glaubens durch die Verkundigung des Evangeliums Gemass dieser Methode werden im ersten Teil Pars Prima der Zweck lat finis im zweiten Teil Pars Secunda der Gegenstand lat subiectum im dritten Teil Pars Tertia die Grundlagen lat principium und im vierten Teil Pars Quarta die Mittel lat media der Heilsaneignung im Glauben behandelt Die einzelnen Abschnitte des Werkes sind je in einen didaktischen und einen polemischen Teil unterteilt Im didaktischen Teil werden die wesentlichen Glaubenssatze thetisch dargestellt im polemischen werden sie an verschiedenen Fragen questiones orientiert gegen die Antithesen der Gegner behauptet und aus den biblischen Schriften begrundet Der didaktische Teil des Werkes lehnt sich dabei stark an die Theologia Positiva Acroamatica Johann Friedrich Konigs an In seiner Polemik gegen die anderen Positionen ist Quenstedt von gelegentlichen Ausnahmen abgesehen anders als zum Beispiel Abraham Calov im Ton massig und sachlich Neben dem archivarischen Charakter ist dieser dogmatische Gesamtentwurf vor allem dadurch bestimmt dass er sich grundlich mit der Auslegung der biblischen Texte befasst Ein besonderes Interesse Quenstedts galt der Erforschung von religiosen Riten in ihrer Geschichte Er verfasste eine umfangreiche Arbeit zu den Begrabnisriten der Antike unter dem Titel Sepultura veterum sive tractatus de antiqvis ritibus sepulchralibus Graecorum Romanorum Judaeorum amp Christianorum Die Begrabnisse der Alten oder Traktat uber die antiken Begrabnisriten der Griechen Romer Juden und Christen 1660 Des Weiteren veroffentlichte Quenstedt eine Ethica pastorum et instructio cathedralis 1678 sowie eine sich an bedeutenden Personen orientierende Geschichte der Theologie seit Anbeginn der Welt Dialogus de Patriis illustrium doctrina et scriptis virorum Als erster Theologe gilt in dieser Abhandlung Adam Behandelt werden alle bedeutenden Theologen geordnet nach Zeit und Region des Auftretens bis zum 16 Jahrhundert Als Professor der theologischen Fakultat in Wittenberg hatte Quenstedt ausserdem zahlreiche Disputationen aus den unterschiedlichsten Themenbereichen der Theologie zu verantworten Werke BearbeitenTheologia didactico polemica sive systema theologicum in duas sectiones didacticam et polemicam divisum Wittenberg 1685 Frisch Leipzig 1715 in Deutsch siehe E Hirsch Hilfsbuch zum Studium der Dogmatik Berlin 1964 4 Auflage S 339 Ethica pastorum et instructio cathedralis 1678 Dialogus de Patriis illustrium doctrina et scriptis virorum Wittenberg 1654 Wittenberg 1691 Antiquitates biblicae amp ecclesiasticae Liber de Sepultura veterum sive tractatus de antiquis ritibus sepulchralibus graecorum romanorum judaeorum et christianorum Wittenberg 1648 Wittenberg 1660 Exertationes theologicae Familie BearbeitenQuenstedt war dreimal verheiratet Die erste Ehe ging er am 21 Januar 1651 in der Wittenberger Stadtkirche mit Dorothea 27 April 1633 in Wittenberg 19 November 1651 in Wittenberg ein der Tochter des anhaltischen graflichen barby ischen Rates Tobias Maevius und seiner Frau Anna Friese 1649 der Tochter des Braunschweiger und spateren magdeburgischen Stiftsamtmannes Balthasar Friese Sie starb aber bereits nach neun Monaten bei einer mannlichen Totgeburt Die zweite Ehe ging er am 18 September 1653 in Leipzig mit Elisabeth Regina 12 Oktober 1622 in Leipzig 10 Mai 1655 in Wittenberg ein der Tochter des Advokaten in Leipzig und Stadtschreibers in Weissenfels Martin Hahn und seiner Frau Elisabeth der Tochter des Leipziger Handelsmannes Valentin Schilling Sie war die Witwe des Aktuars am kurfurstlichen Oberhofgericht in Leipzig Johann Trube 7 November 1650 in Leipzig den sie am 26 Juli 1641 geheiratet hatte und in zehn Jahren Ehe drei Tochter und einen Sohn gezeugt hatte Regina Magaretha Trube und Johannes Siegesmund Trube uberlebten die Mutter Sie starb nach einer weiblichen Totgeburt im Kindbett Die dritte Ehe ging er am 12 August 1656 mit Anna Sabina 28 Juli 1637 in Wittenberg 1700 der einzigen Tochter des Johann Scharf ein Aus dieser Ehe stammen die Kinder Dorothea Sabina Quenstedt 11 September 1657 in Wittenberg 1 September 1661 ebenda Christian Friedrich Quenstedt 20 November 1659 in Wittenberg 7 Februar 1682 ebenda Gym Grimma 16 Juni 1677 1678 UWB immat 23 November 1668 als Direktor Sohn Gratis als Student Johann Ludolph Quenstedt Johanna Dorothea Quenstedt 26 September 1661 in Wittenberg 1 Ehe 2 September 1684 mit Abraham Calov 2 Ehe 29 Dezember 1689 mit Engelbert von der Burg Hofrat in Zeitz Elenora 8 September 1667 in Wittenberg Januar 1690 mit Johann Christ Hilliger Dr med in Dresden Sophia Sabine 8 September 1667 in Wittenberg 30 Dezember 1667 in Wittenberg Clara Catharina 19 Oktober 1668 in Wittenberg 23 April 1673 in Wittenberg Gottfried Leopold 30 Januar 1671 in Wittenberg 21 Mai 1675 in Wittenberg Regina Christine 22 Mai 1673 in Wittenberg 24 Marz 1676 in Wittenberg Gottlob Samuel 4 April 1676 in Wittenberg 25 Mai 1676 in Wittenberg Abraham 23 Juni 1678 25 Juni 1678 in Wittenberg 8 September 1684 11 September 1684 Beata Elisabeth 30 Dezember 1665 in Wittenberg 24 August 1685 mit Georg Michael Heber Prof jur und Burgermeister WittenbergLiteratur BearbeitenKenneth G Appold Orthodoxie als Konsensbildung Das theologische Disputationswesen an der Universitat Wittenberg zwischen 1570 und 1710 Mohr Siebeck Tubingen 2004 Michael Coors Scriptura efficax Die biblisch dogmatische Grundlegung des theologischen Systems bei Johann Andreas Quenstedt Ein dogmatischer Beitrag zu Theorie und Auslegung des biblischen Kanons als Heiliger Schrift Forschungen zur systematischen und okumenischen Theologie Band 123 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2009 Jorg Baur Die Vernunft zwischen Ontologie und Evangelium Eine Untersuchung zur Theologie Johann Andreas Quenstedts Mohn Gutersloh 1962 Ernst Feil Religio Die Geschichte eines neuzeitlichen Grundbegriffs im 17 und fruhen 18 Jahrhundert 3 Band Vandenhoeck amp Ruprecht 2001 ISBN 3 525 55187 8 S 57 62 Fritz Roth Restlose Auswertungen von Leichenpredigten und Personalschriften fur genealogische und kulturhistorische Zwecke Band 5 1967 S 385 Band 6 1970 S 193 Stephan Schaede Stellvertretung Begriffsgeschichtliche Studien zur Soteriologie Quenstedt und die endgultige Etablierung des Stellvertretungsmotivs in der lutherischen Orthodoxie Mohr Siebeck 2004 S 499 510 ISBN 3 16 148192 5 Michael Plathow Quenstedt Johannes Andreas In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 7 Bautz Herzberg 1994 ISBN 3 88309 048 4 Sp 1095 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Julius August Wagenmann Quenstedt Johann Andreas In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 27 Duncker amp Humblot Leipzig 1888 S 35 37 Quenstedt Quenstedius Johann Andreas In Johann Heinrich Zedler Grosses vollstandiges Universal Lexicon Aller Wissenschafften und Kunste Band 30 Leipzig 1741 Sp 196 198 August Tholuck Johannes Kunze Quenstedt Johannes Andreas In Realencyklopadie fur protestantische Theologie und Kirche RE 3 Auflage Band 16 Hinrichs Leipzig 1905 S 380 383 Weblinks BearbeitenDruckschriften von und uber Johann Andreas Quenstedt im VD 17 Werke von und uber Johann Andreas Quenstedt in der Deutschen Digitalen BibliothekNormdaten Person GND 118743112 lobid OGND AKS LCCN n85069346 VIAF 47557438 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Quenstedt Johann AndreasKURZBESCHREIBUNG Vertreter der lutherischen Orthodoxie genauer der letzte Vertreter der Hochorthodoxie 1600 1680 GEBURTSDATUM 13 August 1617GEBURTSORT QuedlinburgSTERBEDATUM 22 Mai 1688STERBEORT Wittenberg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Andreas Quenstedt amp oldid 216834474