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Johann Gerhard auch Johannes Gerhard 17 Oktober 1582 in Quedlinburg 17 August 1637 in Jena war ein deutscher lutherischer Theologe und gilt als ein bedeutender Vertreter der lutherischen Orthodoxie Johann Gerhard um 1618 Portrat in der Friedrich Schiller Universitat Jena Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Familie 3 Theologische Bedeutung 4 Werke 4 1 Erstausgaben 4 2 Ubersetzungen Neuherausgaben 4 3 Handschriften 4 4 Kritische Werkausgaben 5 Gedenktag 6 Literatur 6 1 Nachschlagewerke 6 2 Studien 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGeboren als Sohn des Ratsherrn Bartholomaus Gerhard aus Quedlinburg und dessen Ehefrau Margaretha geb Berndes gest 27 Januar 1624 besuchte er die Schule seiner Heimatstadt Seine Schulhefte von 1595 sind erhalten Sie waren bei ihrer Entdeckung 2012 die altesten bekannten Dokumente ihrer Art und geben Einblick sowohl in seinen Arbeitsstil er arbeitete sehr strukturiert und hatte eine sehr akkurate Handschrift als auch in den Schulalltag dieser Zeit 1 Gerhard immatrikulierte sich 1599 an der Universitat Wittenberg wo er sich zunachst dem philosophischen Grundstudium widmete Nebenbei besuchte er an der theologischen Fakultat die Vorlesungen von Leonhard Hutter und Salomon Gesner Ursprunglich hatte Gerhard ein Studium der Medizin im Sinn Dazu begleitete den Sohn seines Vetters als Prazeptor 1603 an die Universitat Jena Eine Erkrankung brachte ihn von seiner Bestimmung zum Mediziner ab und er wechselte unter dem damals in Quedlinburg tatigen Pfarrer Johann Arndt zur Theologie nbsp Gedenktafel am Pfarrhaus in HeldburgNachdem er sich den akademischen Grad eines Magisters erworben hatte wechselte er 1604 an die Universitat Marburg wo er bei Balthasar Mentzer dem Alteren und Johannes Winckelmann unterkam Im Fruhjahr 1605 unternahm er mit Mentzer eine Reise die ihn an die Universitat Heidelberg an die Universitat Strassburg die Universitat Tubingen und andere Orte fuhrte So erweiterte er seinen Gesichtskreis und kehrte im September 1605 zuruck nach Jena wo er als Adjunkt Vorlesungen hielt 1606 wurde er zum Doktor der Theologie promoviert und ging fur neun Jahre als Superintendent nach Heldburg Ausserdem bekam Gerhard ein Lehramt am Gymnasium in Coburg Er fuhrte im Coburg schen Land Kirchenvisitationen durch und erarbeitete 1615 die Kirchenordnung des Herzogtums Sachsen Coburg neu Im gleichen Jahr berief ihn Herzog Johann Casimir als Generalsuperintendenten nach Coburg Am 24 Februar 1615 hielt Gerhard in Heldburg seine Abschiedspredigt und trat sein neues Amt in Coburg an Im Sommer 1616 ging er trotz vieler anderer Offerten an die Universitat Jena wo er bis zu seinem Tod Professor der Theologie blieb Zudem beteiligte sich Gerhard an den organisatorischen Aufgaben der Jenaer Salana So war er einige Male Dekan der theologischen Fakultat und in den Wintersemestern 1617 1623 1629 1635 Rektor der Alma Mater Familie BearbeitenJohann Gerhard war zweimal verheiratet In erster Ehe heiratete er am 19 September 1608 Barbara 23 November 1594 in Weimar 30 Mai 1611 in Jena begraben am 2 Juni 1611 in Johanniskirche in Jena die Tochter des Johann Georg Neumajer und seiner Frau Elisabeth geb Schroder spater verh mit Johann Major Professor in Jena Aus dieser Ehe stammte der in Heldburg geborene Sohn Johann Georg Gerhard 24 Dezember 1610 10 Januar 1611 Gedenkplatte an der Heldburger Friedhofskapelle St Leonhard In zweiter Ehe heiratete er am 1 Marz 1614 Maria die Tochter des Gothaer Burgermeisters und Arztes Dr Johann Mattenberg ehemals Leibarzt des franzosischen Konigs Heinrich IV aus Gotha Die Trauung fand auf Schloss Heldburg in Anwesenheit von Herzog Johann Casimir statt er fuhrte den Brautigam selbst zur Kirche gieng ihm zur lincken Hand 2 Aus dieser Ehe stammen zehn Kinder Von diesen sind Georg Sigismund Gerhard Magareta Gerhard Elisabeth Gerhard Johann Ernst Gerhard der Altere Johannes Gerhard Maria Gerhard Polykarp Gerhard Johann Friedrich Gerhard Johann Andreas Gerhard und Anna Christina Gerhard bekannt Vier Kinder verstarben bereits vor ihrem Vater Theologische Bedeutung BearbeitenJohann Gerhards Wirken zeigt beispielhaft dass der oft geausserte Vorwurf die lutherische Orthodoxie sei nur an der rechten Lehre und weniger am praktischen Leben interessiert gewesen bei vielen ihrer Vertreter auf Vorurteilen beruht So hat er ahnlich wie sein Lehrer Johann Arndt neben theologischen Werken auch Erbauungsliteratur verfasst und sich in den theologischen Konflikten weitgehend der Polemik enthalten In seinen Loci theologici endet jedes Lehrstuck mit einem Abschnitt de usu uber den Gebrauch in dem der praktische Nutzen fur das christliche Leben verdeutlicht wird Fuhrend war Johann Gerhard in der Abwehr der Lehre des Danziger Theologen Hermann Rathmann der behauptet hatte dass der Bibelleser zunachst unabhangig vom Bibelwort den Heiligen Geist empfangen musse um die Bibel uberhaupt verstehen zu konnen Rahtmannscher Streit Werke BearbeitenErstausgaben Bearbeiten Loci theologici 9 Bande 1610 1622 wichtigste orthodoxe Dogmatik Online Confessio catholica 4 Bande 1634 1637 Harmonia Evangelistarum 1626 1627 Meditationes sacrae ad veram pietatem excitandam 1606 Exercitium pietatis quotidianum 1612 1615 Gebetbuch Methodus studii theologici 1620 Schola pietatis 1622 1623 Disputationes isagogicae 1634 Ubersetzungen Neuherausgaben Bearbeiten Gerhards Meditationes sacrae wurde neben der Lutherbibel das bekannteste und erfolgreichste protestantische Meditationsbuch noch unvollstandige Recherchen ermittelten uber 220 Auflagen in 16 Sprachen So konnen hier nur Beispiele genannt werden A Christian Mans weekes Worke or The dayly Watch of the Soule printed at London by T S in Fleetstreet 1611 Meditationes sacrae oder Heilige Betrachtungen neu aus dem Lateinischen ubersetzt von Carl Julius Bottcher Leipzig und Dresden Justus Naumann 1862 Meditations on Divine Mercy translated by M C Harrison President of The Lutheran Church Missouri Synod Concordia Publishing House St Louis 1992 2003 Weitere ubersetzte Werke Von der Heiligen Schrift Originaltitel Exegesis sive uberior explicatio articulorum de Scriptura Sacra de Deo et de persona Christi in tomo primo Locorum Theologicorum concisius tractatorum Jena 1625 ubersetzt von Heinrich Wiegand Kummer herausgegeben von Thomas Kothmann Neuendettelsau 2019 Handschriften Bearbeiten Handschriftlicher Nachlass Johann Gerhards in der Handschriftendatenbank HANS der zur Universitat Erfurt gehorenden Forschungsbibliothek Gotha Handexemplar der Lutherbibel von 1541 ScanKritische Werkausgaben Bearbeiten Johann Gerhard Archiv Doctrina et Pietas Reihe I Bd 1 13 hrsg von Johann Anselm Steiger Frommann Holzboog Stuttgart Bad Cannstatt 1997 ff ISBN 978 3 7728 1896 7 Johann Anselm Steiger Hrsg u komm Johann Gerhard Meditationes Sacrae 1603 4 Mit einem Faksimile des Autographs Doctrina et Pietas Abt I Band 2 Frommann Holzboog Stuttgart Bad Cannstatt 1998 ISBN 3 7728 1823 4 Johann Anselm Steiger Hrsg u komm Johann Gerhard Meditationes Sacrae 1606 7 Lateinisch deutsch 2 Bande Doctrina et Pietas Abt I Band 3 1 2 Frommann Holzboog Stuttgart Bad Cannstatt 2000 ISBN 3 7728 1824 2 Gedenktag BearbeitenEvangelische Kirche in Deutschland 17 August im Evangelischen Namenkalender Lutherische Kirche Missouri Synode 17 August 3 Literatur BearbeitenNachschlagewerke Bearbeiten Gerhardus Joannes zu Quedlinburg gebohren In Johann Heinrich Zedler Grosses vollstandiges Universal Lexicon Aller Wissenschafften und Kunste Band 10 Leipzig 1735 Sp 1101 1104 Johann Gerhard In Johann Samuel Ersch Johann Gottfried Gruber Allgemeine Encyclopadie der Wissenschaften und Kunste Theil 60 Brockhaus Leipzig 1866 S 475 Digitalisat Julius August Wagenmann Gerhard Johann In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 8 Duncker amp Humblot Leipzig 1878 S 767 771 Franz Lau Gerhard Johann In Neue Deutsche Biographie NDB Band 6 Duncker amp Humblot Berlin 1964 ISBN 3 428 00187 7 S 281 Digitalisat Friedrich Wilhelm Bautz Gerhard Johann In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 2 Bautz Hamm 1990 ISBN 3 88309 032 8 Sp 215 216 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Studien Bearbeiten Jorg Baur Die Leuchte Thuringens Johann Gerhard 1582 1637 Zeitgerechte Rechtglaubigkeit im Schatten des Dreissigjahrigen Krieges In Jorg Baur Luther und seine klassischen Erben Theologische Aufsatze und Forschungen Tubingen Mohr 1993 S 335 356 ISBN 3 16 146055 3 Helmut Claus Bibliotheca Gerhardiana Eigenart und Schicksal einer thuringischen Gelehrtenbibliothek des 17 Jahrhunderts Gotha Landesbibliothek 1968 Tim Christian Elkar Leben und Lehre Dogmatische Perspektiven auf lutherische Orthodoxie und Pietismus Studien zu Gerhard Konig Spener und Freylinghausen Frankfurt am Main Lang 2015 ISBN 978 3 631 65605 1 Glenn K Fluegge Johann Gerhard 1582 1637 and the Conceptualization of Theologia at the Threshold of the Age of Orthodoxy The Making of the Theologian Oberurseler Hefte Erganzungsband 21 Gottingen Edition Ruprecht 2018 ISBN 978 3 8469 0300 1 Fritz Roth Restlose Auswertungen von Leichenpredigten und Personalschriften fur genealogische und kulturhistorische Zwecke Band 5 R 4193 Boppard am Rhein Selbstverlag 1967 Johann Anselm Steiger Johann Gerhard 1582 1637 Studien zu Theologie und Frommigkeit des Kirchenvaters der lutherischen Orthodoxie Doctrina et Pietas Abt I Band 1 Stuttgart Bad Cannstatt Frommann Holzboog 1997 ISBN 3 7728 1822 6 Johann Anselm Steiger Bearb u Hrsg unter Mitw v Peter Fiers Bibliographia Gerhardina 1601 2002 Verzeichnis der Druckschriften Johann Gerhards 1582 1637 sowie ihrer Neuausgaben Ubersetzungen und Bearbeitungen Doctrina et pietas Bd 1 9 Stuttgart Bad Cannstatt Frommann Holzboog 2003 ISBN 3 7728 1930 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Johann Gerhard Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Johann Gerhard im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Johann Gerhard in der Deutschen Digitalen Bibliothek Druckschriften von und uber Johann Gerhard im VD 17 Handschriftlicher Nachlass Johann Gerhards in der Handschriftendatenbank HANS der zur Universitat Erfurt gehorenden Forschungsbibliothek GothaEinzelnachweise Bearbeiten Daniela Zeibig 400 Jahre alte Schulhefte entdeckt vom 17 August 2012 online auf Spektrum de Abgerufen am 18 August 2012 Norbert Klaus Fuchs Das Heldburger Land ein historischer Reisefuhrer Verlag Rockstuhl Bad Langensalza 2013 ISBN 978 3 86777 349 2 Johann Gerhard im Okumenischen HeiligenlexikonNormdaten Person GND 118538624 lobid OGND AKS LCCN n84106778 VIAF 66625825 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gerhard JohannALTERNATIVNAMEN Gerhard JohannesKURZBESCHREIBUNG deutscher Theologe und Vertreter der lutherischen OrthodoxieGEBURTSDATUM 17 Oktober 1582GEBURTSORT QuedlinburgSTERBEDATUM 17 August 1637STERBEORT Jena Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Gerhard Theologe amp oldid 236005715