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Johann Ernst Gotzkowsky auch Gotzkowski oder Gotskowski 21 November 1710 in Konitz 9 August 1775 in Berlin war ein Berliner Unternehmer Gotzkowsky handelte mit Galanteriewaren begrundete die spatere Konigliche Porzellan Manufaktur Berlin und war ein bedeutender Kunsthandler und sammler Johann Ernst GotzkowskyBerliner Gedenktafel in Berlin Mitte Bruderstrasse 13 mit falschem Geburtsjahr und falschem Jahr der Besetzung Berlins Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Kunsthandler und Hoflieferant 1 2 Kriegsgewinnler und Spekulant 2 Familie 3 Schriften 4 Einzelnachweise 5 Literatur 6 WeblinksLeben BearbeitenJohann Ernst Gotzkowsky stammte aus einer zu Beginn des Nordischen Krieges verarmten evangelischen Familie des polnischen Kleinadels in Polnisch Preussen Sein Vater Adam starb 1711 seine Mutter Anna Magdalena geborene Abelin 1717 Nach dem Tod der Mutter nahmen Verwandte in Dresden die Vollwaise zu sich Als Vierzehnjahriger kam Gotzkowsky zu seinem in Berlin lebenden Bruder Ludwig 1697 1761 der ihn 1724 1730 in eine Kaufmannslehre in der Sprogelschen Materialhandlung schickte Durch Lieferauftrage kam Gotzkowsky mit dem preussischen Hof in Verbindung und begegnete Friedrich dem Grossen noch vor dessen Thronbesteigung Kunsthandler und Hoflieferant Bearbeiten Als dieser die Regierung ubernahm erteilte er Gotzkowsky den Auftrag geschickte Kunstler und Handwerker ins Land zu ziehen um die heimatliche Industrie zu verbessern Dazu sollte er auch Manufakturen grunden Zunachst fungierte Gotzkowsky mit seinem Juwelen und Galanteriewarenhandel als Hoflieferant fur Schmuckdosen Uhren Stockgriffe Ringe etc Im Jahr 1744 ubernahm Gotzkowsky eine Samt und 1753 auch eine Seidenfabrik die beide bald uber 1 500 Personen beschaftigten 1747 erwarb er das spater Nicolaihaus genannte Gebaude in der Bruderstrasse Ab 1750 beschaftigte sich Gotzkowsky auch mit Kunsthandel Friedrich beauftragte ihn Gemalde fur die 1755 im Park Sanssouci fertiggestellte Bildergalerie einzukaufen Von entscheidender Bedeutung fur Gotzkowskys Sammler und Vermittlertatigkeit war seine Verbindung zum Intendanten der Dresdner Kunstsammlungen Karl Heinrich von Heineken Der Siebenjahrige Krieg zwang den Konig jedoch seine Finanzmittel anderweitig zu verwenden so dass Gotzkowsky die eingekauften 108 Bilder anbieten musste Allerdings finden sich in einem spateren Katalog immer noch 92 der 108 Bilder im Besitz von Gotzkowsky Darunter befanden sich u a Stucke von Rubens van Dyck Rembrandt und zahlreiche zeitgenossische Deutsche Christian Wilhelm Ernst Dietrich Roos Balthasar Denner Christian Seybold Nach der Schlacht bei Kunersdorf 1759 reiste Gotzkowsky im Auftrag des Berliner Magistrats ins Quartier des Konigs um dessen Verhaltensbefehle nach Berlin zu holen Bei der Belagerung von Berlin im Oktober 1760 durch ein russisches Korps unter General Gottlob Heinrich von Tottleben sorgte Gotzkowsky fur die Verpflegung der preussischen Besatzung und das vom Prinzen von Wurttemberg in Eilmarschen herangefuhrte Hilfskorps Er bewirkte dann als die Kapitulation der Stadt und die russisch osterreichische Besetzung nicht mehr zu vermeiden war dass die auferlegte Kontribution von den zunachst angegebenen 4 Mio Talern auf 1 5 Mio herabgesetzt wurde von denen wiederum nur 500 000 Taler bezahlt wurden Davon bezahlte er allein 50 000 Taler aus seinem eigenen Vermogen Zu dieser Zeit war er auf dem Hohepunkt seines wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Einflusses und Ansehens Kriegsgewinnler und Spekulant Bearbeiten Trotz seiner spateren Verklarung als patriotischer Kaufmann handelte Gotzkowsky weder ausschliesslich patriotisch noch uneigennutzig Als Kaufmann trachtete er vor allem danach aus dem Siebenjahrigen Krieg Gewinne zu ziehen sowohl durch Geschafte mit Preussen als auch mit dessen Kriegsgegnern vor allem aber auf Kosten des besetzten Sachsen Als Friedrich II im November 1760 erneut Leipzig besetzte und von der Stadt 1 1 Millionen Taler Kontribution forderte mischte sich Gotzkowsky ein und erreichte eine Herabsetzung der Kontribution auf 800 000 Taler die er dem eingeschuchterten Rat der Stadt Leipzig vorschoss Die Summe zahlte er in umgeschmolzenen Munzen mit verschlechtertem Edelmetallgehalt die schon im Winter 1756 57 eine Inflation in Preussen und Sachsen ausgelost hatten liess sich die Schuldverschreibung jedoch in alter hochwertiger Munze geben und erzielte auf diese Weise bis zu 40 Gewinn 1 Zu Beginn des Jahres 1761 erwarb und erweiterte Gotzkowsky auf Wunsch des Konigs eine Porzellanmanufaktur die ein kleiner Nachfolgebetrieb der ersten von Wilhelm Kaspar Wegely gegrundeten Berliner Porzellanmanufaktur war Allerdings war dies ein kostspieliges Unternehmen das seine Finanzen stark beanspruchte Schon seit Beginn des Krieges hatte er zudem in spekulative Konjunkturgeschafte investiert was seine finanzielle Lage ebenfalls angriff Ein solches Geschaft war der Kauf russischer Getreidemagazine im Oktober 1760 im Monat der Besetzung Berlins durch russische Truppen Zunachst wollte Gotzkowsky ein Konsortium grunden von dem er nur ein Funftel halten wurde Allerdings verpflichtete er sich dem russischen Vertreter Furst Dolgoruki ein Neffe Dolgorukis hatte an der Besetzung Berlins teilgenommen eine Pramie von 100 000 Talern auszuzahlen Nach Abschluss des Vertrages stellte sich heraus dass die Getreideknappheit auf die man spekulierte nicht so gravierend ausfiel und dass das Getreide von schlechter Qualitat und schwer abzusetzen war Das Bankhaus Gebroeders de Neufville in Amsterdam war zahlungsunfahig geworden und die anderen Teilhaber an dem russischen Geschaft hatten sich rechtzeitig zuruckgezogen oder waren selbst insolvent Furst Dolgoruki beharrte auf der Zahlung und beschwerte sich bei den preussischen Ministern fur Auswartige Angelegenheiten Somit lag die ganze Schuldenlast gegenuber den Russen von insgesamt 221 000 Talern auf Gotzkowskys Schultern dazu weitere Forderungen aus anderen Geschaften weil mit dem Hubertusburger Frieden im Februar 1763 der spekulative Markt zusammenbrach und eine Wirtschaftskrise einsetzte Ein Vergleich bezifferte im April 1763 die Forderungen an Gotzkowsky mit 2 400 000 Talern Am 4 August ging Gotzkowsky zum ersten Mal bankrott Am 24 August beschloss der Konig die Porzellanmanufaktur fur 225 000 Thaler zu erwerben Sie erhielt im September den Namenszusatz Koniglich Preussische 2 Friedrich der Grosse erklarte sich bereit einige Gemalde zu kaufen die er vor dem Krieg bei Gotzkowsky bestellt hatte Die Schuld gegenuber der russischen Regierung beglich Gotzkowsky mit dem Verkauf von 317 Gemalden aus seiner eigenen Sammlung die den Grundstock der Sammlung Katharina der Grossen darstellten und zumindest teilweise bis heute in der Eremitage in St Petersburg aufbewahrt werden Nach damaligen Zuschreibungen befanden sich darunter 13 Werke von Rembrandt 11 von Rubens zwei von Raffael und eines von Tizian Nina Simone Schepkowski behauptet anhand bislang unbeachteter Quellen dass Gotzkowskys erfolglose Getreidegeschafte mit Russland in einem diplomatischen Disput zu eskalieren drohten Friedrich II drangte Gotzkowsky daraufhin zum Bilderverkauf an die russische Zarin um die eigenen Bundnisplane mit Russland nicht zu gefahrden 3 Die Opfer die Gotzkowsky bei der Tilgung seiner Schulden auf sich genommen hatte der nun stark beschadigte Ruf als Unternehmer und etliche weitere Burgschaften fuhrten 1766 schliesslich zu seinem zweiten Bankrott 4 Johann Ernst Gotzkowsky starb am 9 August 1775 in Berlin Nach ihm wurden in Berlin Moabit die Gotzkowsky Grundschule im Jahr 2011 in der Miriam Makeba Grundschule aufgegangen die Gotzkowskystrasse und die Gotzkowskybrucke benannt Familie BearbeitenGotzkowsky heiratete 1745 in Berlin Anna Luise Blume 1725 1755 eine Tochter des Kaufmanns und Hoflieferanten Christian Friedrich Blume 1693 1746 und Anna Margarethe Oeser Das Paar hatte drei Sohne und eine Tochter darunter Christiane Luise 1762 Carl Friedrich Muller 1763 BankierNach dem Tod seiner ersten Frau heiratete er 1763 in Berlin die Tanzerin Sophie Friederike Eichmann 1738 1821 eine Tochter des Kaufmanns Adolph Friedrich Eichmann Aus dieser Ehe stammen ein weiterer Sohn und eine weitere Tochter Schriften BearbeitenMemoires d un negociant patriote Berlin 1768 Geschichte eines patriotischen Kaufmanns Berlin 1768 Einzelnachweise Bearbeiten Ingrid Mittenzwei Friedrich II von Preussen Seiten 108 und 123 Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1980 Nina Simone Schepkowski Johann Ernst Gotzkowsky Kunstagent und Gemaldesammler im friderizianischen Berlin S 296 Nina Simone Schepkowski Johann Ernst Gotzkowsky Kunstagent und Gemaldesammler im friderizianischen Berlin S 305 Prozessakte in der Deutschen Digitalen BibliothekLiteratur BearbeitenWinfried Baer Ilse Baer Suzanne Grosskopf Knaack Hrsg Von Gotzkowsky zur KPM Aus der Fruhzeit des friderizianischen Porzellans Arenhovel Berlin 1986 ISBN 3 922912 15 X Ausstellungskatalog Berlin Staatliche Porzellan Manufaktur Berlin 17 August 2 November 1986 Christoph Frank Die Berliner Gemaldesammlungen Gotzkowsky Eimbke und Stein In Michael North Hrsg Kunstsammeln und Geschmack im 18 Jahrhundert Berlin Verlag Spitz Berlin 2002 ISBN 3 8305 0312 1 Aufklarung und Europa 8 S 117 194 Bodo Gotzkowsky Der Berliner Kaufmann Johann Ernst Gotzkowsky 1710 1775 seine Familie und seine Nachkommen Zur 200 Wiederkehr seines Todestages In Der Herold Vierteljahresschrift fur Heraldik Genealogie und verwandte Wissenschaften Band 8 1975 1977 S 45 72 erganzend ebenda S 73 77 der Beitrag Gotzkowsky Bibliographie bis zum Jahre 1973 Otto Hintze Ein Berliner Kaufmann aus der Zeit Friedrich des Grossen Johann Ernst Gotzkowsky In Schriften des Vereins fur die Geschichte Berlins 30 1893 ZDB ID 513319 1 S 1 18 Theodor Hirsch Gotskowsky Johann Ernst In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 9 Duncker amp Humblot Leipzig 1879 S 448 449 Hugo Rachel Johannes Papritz Paul Wallich Berliner Grosskaufleute und Kapitalisten Band 2 Die Zeit des Merkantilismus 1648 1806 Gsellius Berlin 1938 S 209ff Nina Simone Schepkowski Johann Ernst Gotzkowsky Kunstagent und Gemaldesammler im friderizianischen Berlin Akademie Verlag Berlin 2009 ISBN 978 3 05 004437 8 Zugleich Berlin Freie Univ Diss 2007 1 2 Fritz Springborn Gotzkowsky Johann Ernst In Neue Deutsche Biographie NDB Band 6 Duncker amp Humblot Berlin 1964 ISBN 3 428 00187 7 S 689 f Digitalisat Weblinks BearbeitenVerein fur die Geschichte Berlins Gotzkowsky Johann Ernst Andreas Conrad Konigliche Porzellan Manufaktur Der Lohn der edlen Tat das Herz einer Sachsin In Tagesspiegel 16 April 2001 tagesspiegel de Andreas Conrad Auch ein patriotischer Kaufmann geht mal Pleite In Tagesspiegel 7 Dezember 2002 tagesspiegel de Ortrun Huber Ein kunstsinniger Kaufmann In Tagesspiegel Beilage 14 November 2009 fu berlin de Suche nach Johann Ernst Gotzkowsky In Deutsche Digitale BibliothekNormdaten Person GND 118827979 lobid OGND AKS LCCN nr88009137 VIAF 5727907 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gotzkowsky Johann ErnstKURZBESCHREIBUNG preussischer Kaufmann und PatriotGEBURTSDATUM 21 November 1710GEBURTSORT Konitz WestpreussenSTERBEDATUM 9 August 1775STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Ernst Gotzkowsky amp oldid 233924344