www.wikidata.de-de.nina.az
36 359166666667 38 174166666667 Koordinaten 36 21 33 N 38 10 27 OJebel Khalid Jebel Khalid mit dem Euphrat im HintergrundPlan von Jebel KhalidJebel Khalid arabisch جبل خالد DMG Ǧabal Ḫalid ist eine Ausgrabungsstatte auf einem Felsrucken am Westufer des Euphrat im heutigen Syrien Da der antike Name der hier gefundenen Siedlung unsicher ist wurde die Grabungsstatte nach dem Felsrucken benannt Hier konnten Teile einer seleukidischen Stadt freigelegt werden deren Reste sich auf einer Flache von etwa 50 Hektar verteilen Die Siedlung war eine Grundung des fruhen 3 Jahrhunderts v Chr wahrscheinlich durch Seleukos I Nikator der hier anscheinend eine Garnison stationierte um den Euphrat besser kontrollieren zu konnen Sie liegt etwa 50 km sudlich von Zeugma und sudostlich von Hierapolis Die Stadt erstreckte sich entlang des Euphrat auf einer erhohten Ebene Das ummauerte Stadtgebiet ist etwa 1200 m lang und 200 bis 300 m breit Im sudlichen Teil befindet sich ein Hugel mit der Akropolis Hier kamen die Reste eines Statthalterpalastes zum Vorschein Die Ausgrabungen erfassten uberdies einen Tempel eine Palastra Teile eines Wohnviertels Teile der Stadtmauer 2 7 km lang und Teile der Friedhofe Die Einwohnerzahl wurde auf 5000 geschatzt 1 Die Grunde fur das Ende der Stadt sind ungeklart konnten aber mit dem generellen Ende der seleukidischen Herrschaft und dem Abzug der Garnison in Verbindung stehen 2 Danach lebten nur sporadisch Leute auf dem Stadtgebiet 3 Nach Gelandebegehungen im Jahr 1984 fanden von 1986 bis 2010 Ausgrabungen durch ein australisches Team statt Inhaltsverzeichnis 1 Geografie 2 Geschichte und Bewohner 2 1 Das Ende der Stadt 2 2 Antiker Name 3 Bauten 3 1 Tempel 3 2 Palastra 3 3 Statthalterpalast 3 4 Wohnbauten 3 5 Die Stadtmauer 3 6 Friedhofe 4 Funde 5 Ausgrabungen 6 Bedeutung fur die Archaologie 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeografie BearbeitenJebel Khalid liegt auf der Westseite des Euphrats Nordlich der Ruinen befindet sich das Dorf Khirbet Khalid auf der gegenuberliegenden Seite des Flusses das Dorf Rumeilah Die nachste grossere moderne Stadt ist Manbidsch das antike Hierapolis 30 km im Nordwesten Der Felsrucken Jebel Khalid nach dem die Ausgrabungsstelle benannt wurde ist von einer etwa 50 cm dicken Kalksteindecke bedeckt die mit zahlreichen Kieseleinschlussen vermengt ist Darunter befindet sich eine Kalkschicht in der es recht einfach ist Hohlen oder Graber zu graben Der Felsrucken wurde beim Bau der Stadt und spater als Steinbruch genutzt Der Bergrucken liegt 427 m uber dem Meeresspiegel und am hochsten Punkt etwa 130 m uber dem Euphrat Die Oberflache des Bergruckens ist rau und wird von Erosionsrinnen durchzogen Das Klima der Region ist semi arid mit 250 mm Regenfall im Jahr Im Fruhling ist die Landschaft mit niedrigen Buschen und Blumen bedeckt 4 Geschichte und Bewohner BearbeitenNach der Schlacht bei Ipsos im Jahr 301 v Chr wurde das Reich von Alexander dem Grossen in mehrere kleinere Diadochenreiche aufgeteilt Der ehemalige General Seleukos I Nikator sicherte sich den Osten des Reiches und damit ein Gebiet das vom Mittelmeer bis nach Indien reichte Als Konig versuchte Seleukos I seinen Herrschaftsbereich zu festigen und grundete dazu verschiedene Stadte an strategisch wichtigen Orten Am Euphrat gehorten dazu Apameia gegenuber von Zeugma im Norden sowie Dura Europos im Suden Das Grundungsdatum anderer Orte am Euphrat wie Djazla Nheyle oder Siffin ist dagegen oftmals unsicher Doch scheinen diese Neugrundungen ebenso dem Zweck gedient zu haben den Euphrat zu sichern In diesem Kontext muss auch die Grundung von Jebel Khalid gesehen werden Obwohl die altesten vor Ort gefundenen Munzen unter Seleukos I gepragt wurden kann sein Nachfolger Antiochos I der das neue Reich weiter konsolidierte als Grunder nicht ausgeschlossen werden 5 Der Ort war stark befestigt Von den 50 Hektar die die Mauer einschlossen waren etwa 30 Hektar uberbaut Es wurde vermutet dass hier Katoikia angesiedelt wurden Dabei handelte es sich um semi pensionierte Soldaten die in Krisenzeiten mobilisiert werden konnten 6 Es ist unsicher ob es eine Vorgangersiedlung gab Diverse Funde deuten darauf hin dass hier sporadisch schon vorher Menschen lebten Einige wenige Keramikfunde datieren in die neuassyrische Zeit bis in die achamenidische Zeit 7 Viele Keramikformen der vorhellenistischen Zeit sind aber auch weiterhin in der hellenistischen Stadt belegt Es kann vermutet werden dass bei der Grundung des Ortes auch zahlreiche Einwohner aus der Umgebung in die neue Stadt zogen Das Fundgut ist sehr stark hellenistisch gepragt doch gibt es auch zahlreiche asiatische Elemente So haben z B die Grundrisse der Wohnhauser kaum direkte Parallelen in der griechischen Welt Der Statthalterpalast scheint hellenistischen Modellen zu folgen weist aber auch Merkmale auf die in mesopotamischen Palasten besser belegt sind Die meisten Schriftzeugnisse aus der Stadt sind griechische Inschriften Es handelt sich meist um Ritzungen und Aufschriften auf Keramikscherben und Stuck sogenannte Dipinti Es gibt aber auch vereinzelte aramaische Beispiele Obwohl vermutet wird dass hier eine Garnison stationiert war wurden bisher keine Baracken fur Soldaten gefunden 8 Zur Geschichte des Ortes ist wenig bekannt Langere Inschriften wie Weihesteine sind bisher nicht gefunden worden Die Stadt florierte vor allem im dritten und zu Beginn des zweiten Jahrhunderts v Chr Es gibt Belege fur die lokale Produktion von Keramik und Terrakotten und es wurden Textilien und Metall verarbeitet Oliven und Weintrauben sind in der Umgebung angebaut worden Die grossen zum Teil gut ausgestatteten Hauser belegen den Wohlstand zumindest einiger Burger Das zweite Jahrhundert v Chr sah das Vorrucken der Parther in Mesopotamien womit eine langere Friedensperiode in dieser Region zu Ende ging Im Norden wurde 163 v Chr die Kommagene unter Ptolemaios unabhangig vom Seleukidenreich Jebel Khalid erhielt wieder Bedeutung als militarischer Stutzpunkt da die Landschaft zu einer Grenzregion geworden war In dieser Zeit sind viele Umbauten an den Wohnhausern zu beobachten und die Ausgraber fragen sich ob weitere Bewohner in die Stadt versetzt wurden um die Garnison zu starken 9 Das Ende der Stadt Bearbeiten Anhand der Munzen aber auch anderer datierbarer Funde kann vermutet werden dass die Stadt um 70 v Chr verlassen wurde In dieser Zeit befand sich das seleukidische Reich in einer Phase der Auflosung Die Ausgrabungen zeigten dass in den letzten 20 Jahren vor der Aufgabe der Stadt viele grosse Hauser aber auch die Akropolis in kleinere Einheiten unterteilt wurden Die Ausgraber fragen sich ob die Stadt Fluchtlinge aus Mesopotamien aufnahm die vor den vorruckenden Parthern fluchteten Um 74 73 v Chr konnte Tigranes II von Armenien Antiochia am Orontes die Hauptstadt des Seleukidenreiches einnehmen Dies ist auch in etwa der Zeitpunkt als Jebel Khalid verlassen wurde Es bleibt unbekannt ob sich die Garnison in der Stadt einfach aufloste da Zahlungen ausblieben oder ob sie abgezogen wurde Jebel Khalid scheint keine okonomische Basis entwickelt zu haben so dass mit dem Abziehen der Soldaten auch andere Bewohner wegzogen Es gibt Anzeichen dafur dass die Stadt systematisch verlassen wurde Die Ruinen dienten in der Folgezeit als Steinbruch wie vereinzelte vor allem romische Munzen zeigen Nur der Tempel scheint noch etwa 100 Jahre im Betrieb gewesen zu sein 10 In byzantinischer Zeit standen hier fur kurze Zeit ein kleines Militarlager und ein Kloster Es fanden sich Reste von Monchszellen kommunalen Raumen und einer Kirche innerhalb eines Gebietes das in hellenistischer Zeit als Steinbruch diente 11 Antiker Name Bearbeiten Als Name des Ortes kommen zwei Lokalitaten in Frage die in antiken Quellen genannt werden Der byzantinische Schriftsteller Stephanos von Byzanz nennt einen Ort am Euphrat namens Amphipolis der von den Syrern Tourmeda genannt werde und eine Grundung von Seleukos I gewesen sei Derselbe Autor nennt einen weiteren Ort der auch in Frage kommt namens Nikatoris der auch eine Grundung von Seleukos I war 12 Denkbar ist aber auch dass die Stadt einen anderen Namen trug der nicht uberliefert ist oder noch nicht richtig zugewiesen werden konnte Bauten BearbeitenTempel Bearbeiten nbsp Grundriss des TempelsZu den bisher ausgegrabenen Bauten gehort ein griechischer Tempel Es handelt sich um einen Amphiprostylos Bau also mit Saulen an der Front und an der Ruckseite jedoch nicht an den Seiten Der Tempel stand etwa 200 m nordlich von der Akropolis und 100 m ostlich vom Hauptstadttor Er war daher wahrscheinlich von allen wichtigen Punkten der Stadt aus gut sichtbar An der ostlichen Seite lag der Tempel direkt am steilen Abhang zum Euphrat Er mass im Grundriss inklusive der beiden Portiken etwa 17 13 m Im Inneren besass er drei Cellae Die Saulen gehoren der dorischen Ordnung an waren aber anscheinend nicht kanneliert Sie waren etwa 4 5 m hoch Damit war der Tempel in seinen Proportionen vergleichsweise gedrungen Es fand sich so gut wie kein Bauschmuck selbst Antefixe kamen nicht zum Vorschein obwohl die Grabungsflache reich an Dachziegeln war Es handelt sich um einen griechischen Tempeltyp aber die drei Cellae wie sie eher im asiatischen Raum bezeugt sind und die Proportionen scheinen anzudeuten dass auch mesopotamische Einflusse wirksam waren Die Keramikfunde deuten darauf hin dass der Tempel im ersten Viertel des 3 vorchristlichen Jahrhunderts errichtet wurde Es fanden sich auch Reste von Statuen doch war der Bau insgesamt schlecht erhalten Die Statuen lagen nur in kleinen Fragmenten vor Einige Marmorbruchstucke stammen eindeutig von hellenistischen Statuen die wahrscheinlich woanders produziert wurden Die Analyse des Steines ergab dass eine Statue aus Parischem Marmor gefertigt war Soweit erkennbar waren sie von hoher kunstlerischer Qualitat Andere Statuen sind aus lokalem Kalkstein gefertigt Ihre Qualitat liegt deutlich unter derjenigen derer die importiert wurden Um den Tempel herum standen eine Reihe von mindestens 23 etwa ein Meter hohen Altaren Sie sind rund und kanneliert Die Altare stammen aus dem ersten vorchristlichen Jahrhundert aus einer Zeit als die Stadt verlassen wurde Kleinfunde belegen dass der Tempel bis ins erste Jahrhundert n Chr benutzt wurde Zu dieser Zeit war ein Grossteil der Stadt unbewohnt 13 Palastra Bearbeiten Etwa 125 m nordlich vom Tempel sind die Reste einer Palastra zum Teil ausgegraben worden Es handelt sich um einen von dorischen Saulen umgebenen Platz mit einst 28 Saulen acht Saulen an jeder Seite nur zwei Seiten wurden ausgegraben Zu den Funden gehoren Objekte die man tatsachlich auch in einer Palastra erwartet darunter eine Knochenflote und ein Strigilis aus Bronze Ein Strigilis ist ein Schabinstrument mit dem nach sportlichen Ubungen Schweiss und Staub vom Korper geschabt wurde Das Gebiet um die Palastra war dicht bebaut wurde aber nur zum kleinen Teil ausgegraben Hier fand sich auch ein Bad Nach dem Verlassen der Stadt diente der Bau als Steinbruch 14 Statthalterpalast Bearbeiten nbsp Grundriss des StatthalterpalastesDer Statthalterpalast steht auf einem Felshugel der Akropolis und war von einer eigenen 0 7 km langen Mauer umgeben Fur den Bau ist das Felsplateau zum Teil eingeebnet worden Es gibt keine Belege fur Vorgangerbauten Der Palast besass einen Peristylhof etwa 17 8 17 8 m mit 36 Saulen in dorischer Ordnung Um den Hof gab es diverse Raume Nordlich des Peristyls befand sich eine Halle mit einer Mittelsaule und weiteren darum angeordneten Raumen Beim Saal mit Mittelsaule handelte es sich sicherlich um eine Empfangshalle Die Halle war 7 39 11 34 m gross Der Haupteingang lag im Suden der Eingang war von zwei rot stuckierten Pilastern in antis flankiert Dieser Saal und einige andere Raume des Palastes waren im Mauerstil stuckiert und ausgemalt Es fanden sich zum Teil florale Motive jedoch keine figurlichen Ein Grossteil der Malereien imitierte Marmor Es wurde auch ein Badezimmer festgestellt Der Bau besass wahrscheinlich ein zweites Stockwerk Es fanden sich zahlreiche Dachziegel Viele Teile des Baues sind offensichtlich zum Reprasentieren angelegt Hellenistische Traditionen dominieren mit dem Peristyl im Zentrum und den symmetrisch darum angelegten Raumgruppen sowie mit den Raumen fur Festessen und den Speisesalen Die breiten Hallen sudlich und nordlich vom Peristyl haben aber eher Parallelen im mesopotamischen Raum Auch die Halle mit Mittelsaule ist eher typisch fur mesopotamische Bauten 15 Wohnbauten Bearbeiten nbsp Plan der Insula in der letzten Phase verschiedene Hauser sind farblich unterschiedlich gekennzeichnet nbsp Wandmalereifragment mit einem Eroten nbsp Area S wahrend der AusgrabungDas Stadtgebiet war in rechteckige Hauserblocks aufgeteilt Bisher wurde nur ein Hauserblock vollstandig ergraben Die Wohnhauser sind aus lokalem Kalkstein erbaut Die Mauern bestehen aus unbehauenen groben Steinen Zwischenraume wurden mit kleineren Steinen ausgefullt und dann mit Mortel verschmiert Die Mauern sind meist etwa 70 bis 80 cm dick Innenwande sind in der Regel etwas dunner Es fanden sich Ziegel die belegen dass zumindest Teile der Bauten Pult oder Satteldacher besassen Die Wande waren wohl einst stuckiert und zumindest teilweise auch bemalt Fussboden bestanden aus gestampfter Erde oder Ton In einigen Fallen mag auch der eigentliche Fels als Boden gedient haben Nur in einem Fall kann ein Obergeschoss belegt werden da eine Treppe erhalten ist In zwei Hausern gab es Zisternen In verschiedenen Raumen kamen Kochstellen zu Tage 16 Die meisten Wohnbauten besassen einen Hof und waren nach Norden orientiert Der Hauptraum im Haus wird vom Ausgraber als Oikos bezeichnet Er lag nordlich vom Hof und war oftmals der am reichsten dekorierte Raum Westlich und ostlich grenzten daran jeweils identische Raume deren Funktion unsicher ist Im Oikos fanden sich oftmals Feuerstellen Die Insula ist 35 90 m gross und war in einer ersten Phase durch einen Pfad in zwei Halften unterteilt 17 Die einzelnen Hauser waren unterschiedlich gross Mit Abstand am grossten war das Haus mit dem bemalten Fries The House of the Painted Frieze mit etwa 772 m Grundflache Es besass einen Eingang im Suden einen grossen Hof in der Mitte und nordlich davon einen grossen Saal der mit bemaltem Stuck dekoriert war 18 Es handelt sich dabei um eine Wanddekoration im sogenannten Mauerstil Die Wand war stuckiert und zeigte in den Stuck modellierte Quader die farbig bemalt waren und zum Teil Marmor imitierten Ein gemalter Fries zeigte Eroten Solche Wanddekorationen sind typisch fur viele hellenistische Hauser 19 Es lassen sich diverse Bauphasen unterscheiden Der bemalte Saal gehort in die durch grossen Wohlstand gekennzeichnete zweite Phase In der folgenden und letzten Phase wurde das Haus anscheinend in diverse Einheiten unterteilt Der Saal mit den Malereien wurde als Werkstatt genutzt Die Malereien wurden nicht restauriert obwohl sie anscheinend beschadigt waren Ein anderes grosses Haus war das Sud West Haus The South West House mit etwa 500 m Grundflache Der Eingang lag im Norden von wo man in einen kleinen Raum und von dort in einen grossen Hof gelangte Der Grossteil der Raume des Hauses war um diesen Hof angeordnet Einige Raume waren mit bemalten Wandstuckaturen versehen In diversen Raumen fanden sich auch Belege fur handwerkliche Tatigkeiten Auch dieses Haus wie anscheinend alle Wohnbauten der Stadt wurde in einer letzten Phase in kleinere Einheiten aufgeteilt 20 Ein Beispiel fur ein kleineres Haus ist das North East House 3 Es bestand aus funf Raumen von denen einzelne wohl ursprunglich zum Nachbarhaus gehorten Die Raume sind hintereinander angeordnet mit einem Hof im Zentrum Westlich vom Hof lagen zwei grossere Raume in denen sich Hinweise auf Lagerhaltung und Textilverarbeitung fanden Sudlich des Hofes befanden sich zwei kleinere Raume deren Funktion unsicher ist Zumindest ein Raum war mit Stuck dekoriert 21 Die Funde in der Insula geben Hinweise auf Aktivitaten der Bewohner obwohl die Auswertung der Funde problematisch ist da die Spatphase des Ortes im Fundgut uberreprasentiert ist und viele Raume und Hauser in den letzten Jahren ihre Funktion und vielleicht auch ihre Besitzer wechselten Spinnwirtel zeugen von Textilverarbeitung Diverse Teile von Steinmuhlen und eine Eisensichel belegen dass Nahrung verarbeitet wurde Eisennagel fanden sich oftmals in der Nahe von Turen und mogen einst von den Holzturen stammen Verschiedene Messerklingen wurden sicherlich fur verschiedene Arbeiten genutzt Es fanden sich auch Waffen darunter die Eisenklinge eines Schwertes Andere Objekte aus Eisen oder Bronze stammen wahrscheinlich von Mobeln Es fanden sich auch viele Schmuckstucke wie Ringe Armreifen und Perlen Schliesslich kamen noch verschiedene Spielsteine zum Vorschein darunter Astragaloi 22 Etwas sudlich der Insula wurden Teile eines zweiten Hauserblocks Area S ausgegraben Er besass mindestens zwei grosse Hofe und diverse darum angeordnete Raume Mindestens ein Raum war mit Saulen ausgestattet Der Bau oder zumindest Teile davon scheint eine offentliche Funktion erfullt zu haben Die Ausgraber erwagen die Moglichkeit dass sich hier Werkstatten Laden und vielleicht eine Markthalle befanden 23 Die Stadtmauer Bearbeiten Die Stadt besass eine etwa 2 7 km lange Stadtmauer die sich an der Nord West und der Sudseite befand Die Ostseite der Stadt liegt an einem Abhang und ist dadurch naturlich geschutzt Es konnten 21 Turme oder Bastionen festgestellt werden Ein Turm im Norden der Befestigungsanlage wurde ausgegraben Er ist aus Stein erbaut und misst im Grundriss 4 24 7 75 m Zur Aussenseite ist er gerundet Im Suden zur Stadtseite hin befand sich eine Tur Zwei weitere Turme die das Hauptstadttor der Stadt flankierten wurden ebenfalls ausgegraben Sie sind im Grundriss beide quadratisch mit einer Seitenlange von etwa 16 5 m Ein Eingang befand sich jeweils zur Stadtseite hin Die beiden Turme stehen etwas 12 m weit auseinander Dazwischen setzt sich die Stadtmauer fort mit einem etwa 4 6 m breiten Durchgang in der Mitte 24 Friedhofe Bearbeiten Westlich der Stadt lagen die Friedhofe deren Graber jedoch stark beraubt aufgefunden wurden 42 Bestattungen wurden ausgegraben wovon nur eine unberaubt war Die Beraubungen fanden zum Teil schon in der Antike aber auch in der modernen Zeit statt Antike Beraubungen zielten vor allem auf Metallobjekte wahrend Keramik im Grab belassen wurde Moderne Grabrauber nahmen dagegen auch komplette Gefasse mit Es konnten zwei Typen von Grabern festgestellt werden Einerseits gab es in den Felsen gehauene Grabkammern andererseits in den Boden gescharrte Gruben Bei den Toten handelt es sich um Korperbestattungen Die Toten lagen in der Regel in einem Holzsarg von dem meist noch sparliche Reste erhalten waren Mehrere der Toten trugen Schmuck Im Beinbereich lagen kleinere Olgefasse Nach der Schliessung des Sarges wurde meist ein grosses Gefass in die Grabgrube gelegt Die Keramik ist grob wobei es unsicher ist ob sie fur die Graber produziert oder ob grobe nicht fur den Haushalt geeignete Keramik von den Lebenden fur die Toten aussortiert wurde 25 Die Bestattungen datieren vor allem ins zweite Jahrhundert v Chr Etwa 10 der Graber datieren in byzantinische Zeit Funde BearbeitenZum Fundgut gehort vor allem Keramik Die meisten Gefasse sind anscheinend lokal angefertigt worden In ihren Formen folgen sie meist hellenistischen Typen Daneben fanden sich auch zahlreiche Fragmente von Eastern Sigillata die eventuell in Antiochia produziert wurde Einige Scherben tragen kurze Inschriften die meisten davon in Griechisch Rhodische Amphoren tragen oftmals Stempelungen mit Namen rhodischer Produzenten sie datieren meist um 200 v Chr Die Stempelungen spaterer Amphoren tragen den semitischen Namen Abidsalma bei dem es sich zweifellos um einen regionalen Handler gehandelt hat Das konnte darauf hindeuten dass in spaterer Zeit Ol und Weinimporte an Bedeutung verloren Dies war vielleicht die Folge schwindenden Wohlstands mag aber auch belegen dass regionale Lieferanten wie Abidsalma zum Zuge kamen 26 Es kamen auch viele Tonlampen und zahlreiche Terrakottafiguren zu Tage Die meisten folgen hellenistischen Vorlagen es gibt aber auch Figuren der Astarte und des persischen Reiters 27 Die persischen Reiter sind forschungsgeschichtlich von einiger Bedeutung Es war bisher unklar ob solche Figuren nur in die Zeit des Achamenidenreiches datieren oder ob sie auch spater produziert wurden wie einige andere Funde andeuteten Die Figuren in Jebel Khalid belegen nun eindeutig dass sie noch in seleukischer Zeit produziert wurden 28 Zahlreiche Spinnwirtel zeigen dass Textilien in der Stadt verarbeitet wurden Es wurden auch Fragmente von zahlreichen Glasgefassen ausgegraben Dabei handelt es sich meist um Schalen die als Trinkgefasse genutzt wurden und zum grossen Teil in die spathellenistische Zeit 125 bis 70 v Chr datieren Geblasenes Glas fand sich selten und stammt von spateren sporadischen Bewohnern der Gegend Die Technik des Glasblasens fand erst in romischer Zeit weite Verbreitung Der Herstellungsort der meisten Glaswaren ist schwer zu bestimmen 29 Die zahlreichen gefundenen Munzen sind vor allem fur die Datierung wichtig Ein hoher Prozentsatz von ihnen stammt aus Antiochia am Orontes der Hauptstadt des Seleukidenreiches Dies mag darauf hindeuten dass in der Stadt stationierte Soldaten von dort bezahlt wurden 30 Beim Statthalterpalast kam eine kleine nur 6 cm hohe Bronzestatuette die einen nackten Mann zeigt vom Vorschein 31 Beim Haupttor fand sich ein Bruchstuck eines 8 cm hohen Bein oder Elfenbeintafelchens das einen stehenden Soldaten oder Gott zeigt Es handelt sich vielleicht um die Einlage fur ein Mobelstuck 32 Es wurden auch diverse hellenistische Siegelabdrucke gefunden als Motive finden sich ein Anker die Darstellung des Zeus und mehrmals Abbildungen der Athene 33 Ausgrabungen BearbeitenDie Ruinen der Stadt wurden im Jahr 1984 bei Gelandebegehungen durch ein australisches Team als wichtiger archaologischer Fundort identifiziert Die Keramik zeigte an dass hier Griechen lebten Von Anfang an war auch klar dass es hier keine nennenswerte Vorgangersiedlung gab Die Reste waren daruber hinaus auch leicht auszugraben da sie direkt unter der Oberflache liegen Allerdings ist die Stadt schon fruh als Steinbruch genutzt worden sodass einige an prominenter Stelle liegende Bauten nur schlecht erhalten waren Dies betraf vor allem den Tempel mit seinen zahlreichen grossen und gut behauenen Steinblocken Die Ausgraber berichten dass kurz vor den Ausgrabungen dekorierte Altare eingesammelt und nach Manbidsch transportiert wurden Eine Suche nach dem Verbleib der Blocke blieb erfolglos 34 Zwischen 1986 und 2010 fanden dann in Jebel Khalid Ausgrabungen der Australian National University und der University of Melbourne statt Sie standen unter der gemeinsamen Leitung von Peter James Connor von 1986 bis zu seinem Tod 2006 Graeme Clarke ab 1986 Heather Jackson ab 2000 und John Tidmarsh ab 2006 35 In den ersten beiden Grabungskampagnen 1986 1987 wurden Grabungsschnitte im Stadtgebiet angelegt um zu sehen wo sich Grabungen besonders lohnen Systematische Ausgrabungen fanden dann ab 1988 statt 2010 mussten die Ausgrabungen aufgrund der unsicheren politischen Lage in Syrien nach Beginn des Arabischen Fruhlings abgebrochen werden Bedeutung fur die Archaologie BearbeitenDer besondere Stellenwert von Jebel Khalid liegt vor allem darin dass es sonst nur wenige ebenso gut erhaltene seleukidische Siedlungen gibt Als weiteres Beispiel kann man nur Ai Khanoum im heutigen Afghanistan anfuhren 36 Vorteilhaft ist auch der Umstand dass das Siedlungsgebiet nach dem Untergang der Stadt nicht mehr dauerhaft bewohnt war die Siedlungsstrukturen daher nicht durch eine spatere Bebauung zerstort oder beeintrachtigt sind Da die Stadt nur etwa 200 Jahre lang bestand ist ein Grossteil des Fundgutes gut datierbar was zum Teil Ruckschlusse bei Funden an anderen Grabungsstatten oder nicht sicher zuweisbaren archaologischen Objekten erlaubt etwa bei den persischen Reitern In Jebel Khalid lassen sich auch die Ankunft griechischer Siedler und deren Interaktion mit der alten lokal ansassigen Bevolkerung gut verfolgen Literatur BearbeitenGetzel M Cohen The Hellenistic Settlements in Syria the Red Sea Basin and North Africa Hellenistic Culture and Society 46 Berkeley 2006 ISBN 978 0 520 24148 0 G W Clarke Jebel Khalid on the Euphrates Volume 1 Report on Excavations 1986 1996 Eisenbrauns 2002 ISBN 978 0 9580265 0 5 Heather Jackson Jebel Khalid on the Euphrates Volume 2 The terracotta figurines Sydney MEDITARCH 2002 ISBN 978 0 9580265 2 9 Heather Jackson Jebel Khalid on the Euphrates Volume 3 The Pottery Sydney MEDITARCH 2011 ISBN 978 0 9580265 3 6 Heather Jackson Jebel Khalid on the Euphrates Volume 4 The housing insula Sydney MEDITARCH 2014 ISBN 978 0 9580265 5 0 G Clarke H Jackson C E V Nixon J Tidmarsh K Wesselingh and L Cougle Jose Jebel Khalid on the Euphrates Volume 5 Report on Excavations 2000 2010 Mediterranean Archaeology supplement 10 Sydney MEDITARCH Publications Sydney University Press 2016 ISBN 978 0 9580265 7 4 Karyn Wesselingh Jebel Khalid on the Euphrates Volume 6 A Zooarchaeological Analysis Sydney MEDITARC 2018 ISBN 978 0 9580265 8 1Weblinks BearbeitenGraeme Clarke amp Heather Jackson Can the mute Stones speak Evaluating cultural and ethnic identities from archaeological remains the case of Hellenistic Jebel Khalid online Jebel Khalid on the Euphrates Dokumentation der University of Melbourne Einzelnachweise Bearbeiten Nicholas L Wright The Last Days of a Seleucid City Jebel Khalid on the Euphrates and its Temple in Kyle Erickson and Gillian Ramsey Hrsg Seleucid Dissolution The Sinking of the Anchor Harrassowitz Verlag Wiesbaden ISBN 978 3 447 06588 7 S 117 C E V Nixon Jebel Khalid Catalogue of the Coins 2000 2006 Mediterranean archaeology 2008 01 01 Vol 21 S 119 161 hier besonders S 120 123 M Mottram and D Menere Wadi Abu Qalqal Regional Survey Syria Report for 2006 1 40 Meditarch 2007 S 5 The Jebel Khalid site G Clarke Brief Overview in Clarke Jackson Nixon Tidmarsh Wesselingh and Cougle Jose Jebel Khalid on the Euphrates Volume 5 Report on Excavations 2000 2010 S 440 Nicholas L Wright The last days of a Seleucid city Jebel Khalid on the Euphrates and its temple in K Erickson und G Ramsey Hrsg Seleucid Dissolution The Sinking of the Anchor Wiesbaden ISBN 978 3 447 06588 7 S 117 132 hier 118 M Motram Emerging evidence for the pre hellenistic occupation of jebel khalid in Mediterranean Archaeology 26 2013 S 47 Getzel M Cohen The Hellenistic Settlements in Syria the Red Sea Basin and North Africa University of California Press Berkeley Los Angeles London 2006 ISBN 978 0 520 24148 0 S 178 G Clarke Brief Overview in Clarke Jackson Nixon Tidmarsh Wesselingh and Cougle Jose Jebel Khalid on the Euphrates Volume 5 Report on Excavations 2000 2010 S 442 443 G Clarke Brief Overvies in Clarke Jackson Nixon Tidmarsh Wesselingh and Cougle Jose Jebel Khalid on the Euphrates Volume 5 Report on Excavations 2000 2010 S 444 445 M Mottram Settlers Hermits Nomads and Monks Evolving Landscapes at the Dawn of the Islamic Era in Roger Matthews and John Curtis Hrsg Proceedings of the 7th International Congress on the Archaeology of the Ancient Near East 12 April 16 April 2010 the British Museum and UCL London Wiesbaden 2012 ISBN 978 3 447 06685 3 S 533 550 G Clarke Brief Overvies in Clarke Jackson Nixon Tidmarsh Wesselingh and Cougle Jose Jebel Khalid on the Euphrates Volume 5 Report on Excavations 2000 2010 S 440 441 Graeme Clarke The Jebel Khalid Temple in Mediterranean Archaeology 2006 07 Vol 19 20 S 133 139 G Clarke Area C The Palaestra in Clarke Jackson Nixon Tidmarsh Wesselingh and Cougle Jose Jebel Khalid on the Euphrates Volume 5 Report on Excavations 2000 2010 S 37 47 G W Clarke The Governor s Palace Acropolis in G W Clarke Jebel Khalid on the Euphrates Volume 1 Report on Excavations 1986 1996 S 25 48 Jackson Jebel Khalid on the Euphrates Volume 4 The housing insula S 19 44 Jackson Jebel Khalid on the Euphrates Volume 4 The housing insula S 5 Jackson Jebel Khalid on the Euphrates Volume 4 The housing insula S 45 116 Heather Jackson Erotes on the Euphrates A Figured Frieze in a Private House at Hellenistic Jebel Khalid American Journal of Archaeology Apr 2009 Vol 113 No 2 S 231 253 Jackson Jebel Khalid on the Euphrates Volume 4 The housing insula S 165 241 Jackson Jebel Khalid on the Euphrates Volume 4 The housing insula S 379 396 Jackson Jebel Khalid on the Euphrates Volume 4 The housing insula S 565 603 Jackson Area S The Commercial Area in Clarke Jackson Nixon Tidmarsh Wesselingh and Cougle Jose Jebel Khalid on the Euphrates Volume 5 Report on Excavations 2000 2010 S 49 76 P Connor G W Clarke The North West Tower in G W Clarke Jebel Khalid on the Euphrates Volume 1 Report on Excavations 1986 1996 S 1 15 und G W Clarke The Main Gate ebenda S 17 23 Judith Littleton Bruno Frohlich Excavations of the Cemetery 1996 and 1997 in Clarke Jebel Khalid on the Euphrates Volume 1 Report on Excavations 1986 1996 S 49 69 Clarke Jebel Khalid on the Euphrates Volume 1 Report on Excavations 1986 1996 S 288 Jackson Jebel Khalid on the Euphrates Volume 2 The terracotta figurines 2002 Jackson Figurine Fragments in Clarke Jackson E V Nixon Tidmarsh Wesselingh and Cougle Jose Jebel Khalid on the Euphrates Volume 5 Report on Excavations 2000 2010 S 146 206 Heather Jackson The Case of the Persian Riders at Seleucid Jebel Khalid on the Euphrates The Survival of Syrian Tradition in a Greek Settlement in Demetrios Michaelides Giorgos Papantoniou Maria Dikomitou Eliadou Hrsg Hellenistic and Roman Terracottas Monumenta Graeca et Romana Koninklijke Brill NV Leiden 2019 ISBN 978 90 04 38483 5 S 383 394 hier besonders S 393 M O Hara The Glass in Clarke Jebel Khalid on the Euphrates Volume 1 Report on Excavations 1986 1996 S 245 260 C E V Nixon The coins from Jebel Khalid a Hellenistic city in Syria in Journal of the Numismatic Association of Australia 17 2006 S 92 93 H Jackson Figurine Fragments in Clarke Jackson E V Nixon Tidmarsh Wesselingh and Cougle Jose Jebel Khalid on the Euphrates Volume 5 Report on Excavations 2000 2010 S 145 146 H Jackson Figurine Fragments in Clarke Jackson E V Nixon Tidmarsh Wesselingh and Cougle Jose Jebel Khalid on the Euphrates Volume 5 Report on Excavations 2000 2010 S 207 211 Clarke Four Hellenisctic Seal Impressions in Clarke Jebel Khalid on the Euphrates Volume 1 Report on Excavations 1986 1996 S 201 203 Clarke Jackson Nixon Tidmarsh Wesselingh and Cougle Jose Jebel Khalid on the Euphrates Volume 5 Report on Excavations 2000 2010 S 12 The Australian Mission to Jebel Khalid Laurianne Martinez Seve The Spatial Organization of Ai Khanoum a Greek City in Afghanistan in American Journal of Archaeology 118 2014 S 267 283 nbsp Dieser Artikel wurde am 20 Januar 2021 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Normdaten Geografikum VIAF 94144647641121499631 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jebel Khalid amp oldid 237386531