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Dieser Artikel behandelt die Spiele Zum Jazzalbum von Dave Rempis Elisabeth Harnik und Michael Zerang siehe Astragaloi Album Astragaloi ist der griechische Name verschiedener Geschicklichkeits und Wurfelspiele Als Spielsteine bzw Wurfel unter anderem auch als Astragalorakel wurden in der Antike die Sprungbeine bestimmte Mittelfussknochen aus den Hinterbeinen von Paarhufern wie Schafen Ziegen oder Rindern verwendet Die Griechen nannten diese Knochelchen ἀstragaloi astragaloi Singular astragalos die Romer nannten sie tali Singular talus Im Deutschen lautet die Bezeichnung des Spielknochens Astragal Astragalos oder latinisiert Astragalus im Plural Astragale bzw Astragaloi oder Astragali 1 AstragaloiIn landlichen Gebieten Griechenlands und der Turkei wird heute noch mit Astragalen gespielt ebenso in den islamischen Landern des Vorderen Orients und in Zentralasien aber auch in Frankreich Es gibt Geschicklichkeits Bewegungs und Ratespiele Wurfelspiele und Mischformen Inhaltsverzeichnis 1 Geschicklichkeitsspiele 2 Wurfelspiele 3 Sanktionen gegen das Wurfelspiel 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenGeschicklichkeitsspiele Bearbeiten nbsp Madchen spielt mit AstragalenRomische Kopie 2 Jh nach einem griechischen Original aus hellenistischer Zeit Staatliche Museen zu BerlinEinige Geschicklichkeitsspiele die die Knaben zu seiner Zeit im Gymnasion mit Astragalen zu spielen pflegten erwahnt der griechische Philosoph Platon 428 349 v Chr in einem seiner Dialoge 2 Beim Artiasmos oder lateinisch par impar gerade ungerade eine Art Knobelspiel zu zweit musste erraten werden ob die Zahl der Astragale die der Mitspieler vorher verdeckt in die Hand genommen hatte gerade oder ungerade ist Fur ein Omilla genanntes Spiel wurde ein Kreis auf den Boden gezeichnet in den die Astragale hineingeworfen werden mussten Ziel war es bereits darin befindliche Knochel der Mitspieler aus dem Kreis herauszuschiessen Dieses Spiel ist noch heute in der Turkei und im Nahen Osten verbreitet so dass man zumindest uber die heutigen Spielregeln genauer Bescheid weiss Danach betragt der Durchmesser des Kreises in dessen Zentrum die Mitspieler zu Beginn des Spiels je einen Astragal auf einer Schmalseite ablegen mindestens 1 Meter Der Ausgangspunkt wird bestimmt indem ein Mitspieler vom Kreis aus den in einiger Entfernung hingelegten Wurfastragal des ersten Spielers mit einem gezielten Treffer noch weiter weg zu schiessen versucht Im Spiel gilt als Standort zum Werfen jeweils die Stelle an der der geworfene Knochel des vorigen Mitspielers liegen blieb Wem es gelingt einen Knochel aus dem Kreis zu schiessen darf ihn behalten Tropa nannte sich ein Spiel bei dem ein Knochel von einer bestimmten Entfernung aus in ein kleines Loch im Boden geworfen werden musste Das bekannteste und am meisten verbreitete Astragalspiel ist aber das Funfsteinspiel das von den Griechen pentelitha griech pente funf lithos Stein genannt wurde und auch heute noch gespielt wird z B in der Turkei als beṣtaṣ turk beṣ funf taṣ Stein In England wo es mit sogenannten jacks gespielt wird heisst es fivestones oder fivebones Die Namen zeigen dass das Spiel auch mit Steinchen oder anderen kleinen Objekten gespielt werden kann Nach Iulius Pollux 2 Jh ging es bei diesem Spiel darum die in die Luft geworfenen Astragale auf dem Handrucken aufzufangen Die heruntergefallenen mussten aufgenommen werden ohne dass die auf dem Handrucken liegenden herabfielen Das Funfsteinspiel wurde schon in der Antike hauptsachlich von Madchen gespielt Ein Marmorgemalde das in der vom Vesuvausbruch des Jahres 79 verschutteten Stadt Herculaneum gefunden wurde zeigt funf Gottinnen von denen die beiden im Vordergrund Pentelitha spielen Das Funfsteinspiel hat sich uber mehr als zwei Jahrtausende erhalten Bei einer noch heute in der Turkei verbreiteten Variante mussen die Knochel oder Steinchen auf dem Handrucken in die Luft geschleudert und mit derselben Hand aufgefangen werden Ob das heutzutage beliebte Spiel bei dem ein Astragal in die Luft geworfen dabei ein auf dem Boden liegender mit derselben Hand aufgenommen und der geworfene wieder aufgefangen werden muss schon in der Antike bekannt war ist unbekannt Wurfelspiele BearbeitenDer Astragal eignet sich aber auch zum Wurfeln Er hat namlich eine charakteristische Form mit vier leicht unterscheidbaren Seiten eine kraftig gewolbte Breitseite von Aristoteles Bauch genannt eine Breitseite mit tiefer Hohlung von Aristoteles Rucken genannt 3 eine relativ flache Schmalseite und eine s formig gekehlte Schmalseite mit einem schnabelartigen spitzen Fortsatz Beim Werfen bleibt der Astragal immer auf einer dieser vier Seiten liegen Auf der gewolbten Unterseite oder der Oberseite mit den hornartigen Fortsatzen bleibt der Astragal nicht liegen ohne sich anzulehnen Der Unterschied zum sechsseitigen kubischen Wurfel besteht also zum einen in der Anzahl der Seiten 4 statt 6 und zum anderen in der ungleichen Haufigkeit mit der er auf einer bestimmten Seite liegenbleibt Beim Wurfeln mit diesen Knocheln stellt man namlich leicht fest dass der Astragal in 8 von 10 Fallen auf einer der beiden Breitseiten liegen bleibt Nur in jeweils 10 der Versuche fallt er auf eine der von den Griechen Kos Hund oder Geier und Chios genannten Schmalseiten am seltensten auf die s formig gekehlte Kos Seite Die Griechen ordneten den Seiten die Zahlenwerte so zu dass die Gegenseiten wie beim sechsseitigen Wurfel die Summe 7 ergaben Die seltenen Schmalseiten zahlten 1 Kos und 6 Chios die Breitseiten 3 Rucken und 4 Bauch 2 und 5 kommen nicht vor Kinder scheinen in der Antike mit zwei Astragalen gewurfelt zu haben die auch einzeln nacheinander geworfen werden konnten Die erwachsenen Griechen der Antike wurfelten meist mit vier Astragalen womit 35 verschiedene Wurfkombinationen mit 19 verschiedenen Werten erzielt werden konnen Manche Wurfe wurden nach Gottern Heroen Konigen oder anderen beruhmten Personen benannt Einige dieser Bezeichnungen sind uberliefert In einem als Ratsel verfassten Grabgedicht Anthologia Graeca VII 427 werden Kombinationen als Alexander und Ephebe bezeichnet Es ist aber nicht bekannt welche Augenkombinationen so genannt wurden und wie viel sie zahlten Ein Wurf namens Stesichoros galt 8 Punkte Der Euripides zahlte 40 Punkte also wesentlich mehr als die hochstmogliche Augenzahl von 24 Punkten bei vier Sechsen Einzig der hochste Wurf wurde nach einer Gottheit benannt und trug nach der Liebesgottin den Namen Venus was dann der Fall war wenn kein Knochel der vier sich Dir mit dem gleichen Gesicht zeigt 4 also jeder der vier Astragale auf einer anderen Seite liegen blieb und das Resultat 1 3 4 6 war Das Bewertungssystem scheint aber kompliziert und nicht allgemein gultig gewesen zu sein wie Ovid durchblicken lasst 5 Eine besondere Rolle spielte der Venus Wurf in einer anscheinend von Kaiser Augustus personlich erfundenen Spielregel 6 Jeder Spieler wurfelt mit vier Astragalen Fur jede 1 oder 6 musste ein Denar in eine gemeinsame Kasse gezahlt werden die derjenige gewann der den Venuswurf erzielte Sanktionen gegen das Wurfelspiel Bearbeiten nbsp Der Monat Dezember im Chronograph von 354 Gespielt wurde vorwiegend um Geld Teilweise waren die Einsatze derart hoch dass Spielverluste zum Ruin fuhrten 7 8 Wohl aus diesem Grund gab es schon fruh Versuche das Wurfelspiel gesetzlich zu verbieten Bereits bei Plautus ist von einem Wurfelgesetz lex aleatoria die Rede 9 Die Gesetze scheinen nicht besonders wirksam gewesen zu sein denn es wurde in allen Schichten gespielt von den Minderbemittelten die um Ring und Mantel spielten 10 bis zu den Kaisern Besonders Claudius war als leidenschaftlicher Spieler bekannt Er verfasste nicht nur ein Buch uber das Wurfelspiel sondern liess einen Reisewagen so umbauen dass das eingebaute Spielbrett bei der Fahrt nur wenig erschuttert wurde 11 Das Verbot des Wurfelspiels war nur einmal im Jahr offiziell aufgehoben namlich zum im Dezember gefeierten Fest der Saturnalien Da ertonte uberall der unbestandige September vom Klappern der launischen Wurfelbecher wie Seneca vermerkt 12 Aus diesem Grunde wurde noch im Chronograph von 354 des spatantiken Kalligraphen Furius Dionysius Filocalus der Monat Dezember neben einem Tisch mit Wurfeln und einem Wurfelturm stehend abgebildet 13 Literatur BearbeitenUlrich Schadler Spielen mit Astragalen In Archaologischer Anzeiger 1 1996 S 61 73 Ulrich Schadler Astragalspiele gestern und heute Teil 1 Geschicklichkeitsspiele In Fachdienst Spiel 2 1997 S 19 25 Ulrich Schadler Astragalspiele gestern und heute Teil 2 Wurfelspiele In Fachdienst Spiel 3 1997 S 36 43 Ulrich Vogt Der Wurfel ist gefallen 5000 Jahre rund um den Kubus Georg Olms Verlag Hildesheim Zurich New York 2012 S 12 43 Jutta Vaterlein Roma ludens Kinder und Erwachsene beim Spiel im antiken Rom Heuremata 5 1976 S 7 13 54 Karl Wilhelm Weeber Nachtleben im alten Rom Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2004 S 43 60 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Astragaloi Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienAnmerkungen Bearbeiten Vgl Astragal und Astragalus bei Duden online Platon Lysis 206 E Aristoteles Hist an II 1 p 499b 28 ff Martial Epigramme XIV 14 Ovid Tristia II 1 472 Sueton Divus Augustus 71 2 Alkiphron 3 6 Horaz Epistulae 1 18 21 23 Plautus miles gloriosus 164 f Plautus Curculio 345 356 Sueton Divus Claudius 33 2 Seneca Epistulae 95 20f Chronograph von 354 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Astragaloi amp oldid 238554364