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Die Hundinge altenglisch Hundingas altnordisch Hundingar sind ein Geschlecht eine Sippe oder ein Stamm in der altnordischen und altenglischen Dichtung Hundinge treten in verschiedenen literarischen Werken regelmassig als Gegenspieler der Wulfinge altnordisch Ylfingar in Erscheinung Inhaltsverzeichnis 1 Quellen 1 1 Altenglische Texte 1 2 Lateinische und altnordische Texte 2 Namensbedeutung 3 Identifizierung mit historischen Gruppen 4 Literatur 5 EinzelnachweiseQuellen BearbeitenAltenglische Texte Bearbeiten Hundinge altenglisch Hundingas werden im Epos Beowulf und im Preislied Widsith erwahnt Letzteres nennt sie zunachst als Stamm der von einem Mearchealf regiert wird Zeilen 20 bis 23 Casere weold Creacum ond Caelic Finnum Hagena Holmrygum ond Heoden Glommum Witta weold Swaefum Wada Haelsingum Meaca Myrgingum Mearchealf Hundingum THeodric weold Froncum THyle Rondingum Moglicherweise handelt es sich bei dem Namen ihres Herrschers um eine Verschreibung von Mearcolf 1 Ein zweites Mal kommen Hundingas in einer anderen Aufzahlung des Widsith vor ubersetzt etwa ich war bei Heiden Helden und Hundingen Zeilen 80 und 81 mid Lidwicingum ic waes ond mid Leonum ond mid Longbeardum mid haednum ond mid haelethum ond mid Hundingum Andere altenglische Texte setzen healf hundingas Halb Hundinge mit Kynokephalen Hundskopfigen gleich 2 3 Lateinische und altnordische Texte Bearbeiten In den Gesta Danorum des Saxo Grammaticus geschrieben um 1200 totet ein danischer Konig namens Helgo Hundingus den Konig von Saxonia und erobert damit Jutland von den Sachsen In der Edda sind drei verschiedene Heldenlieder uberliefert die nach dem gemeinsamen Namen ihrer unterschiedlichen Protagonisten als Helgi Lieder bekannt sind In dem ersten Lied von Helgi dem Hundingstoter Helgakvida Hundingsbana in fyrri erschlagt der eponyme Held einen Gegner namens Hunding altnordisch Hundingr Die beiden anderen Lieder Helgakvida Hundingsbana ǫnnur und Helgakvida Hjorvardssonar behandeln einen ahnlichen Konfliktstoff es ist jedoch von einer mehrfachen Uberarbeitung der ursprunglichen Sage auszugehen In der Forschung wird angenommen dass jedenfalls die Verbindung des Helgi Hundingstoter mit dem Geschlecht der Walsungen altnordisch Volsungar eine spatere Vermischung von Walsungen und Wulfingen darstellt 4 Die Sturlaugs saga starfsama spielt teilweise in Hundingjaland das nordlich von Bjarmaland im heutigen nordostlichsten Russland am Weissen Meer liege Die merkwurdigen Bewohner dieses Landes genannt Hundingjar bellen wie Hunde Namensbedeutung BearbeitenDas Eponym Hundingus leitet sich wahrscheinlich von einem Patronym zu Hund also Sohn eines Hundes ab Die Bezeichnung als Hund wurde von den Germanen in vorchristlicher Zeit nicht als Beschimpfung aufgefasst sondern stand im Gegenteil symbolisch fur Kriegertum 5 Nach der Christianisierung wurde der Hund hingegen mit dem Heidentum assoziiert sodass heidnischer Hund als abwertende Bezeichnung fur Heiden schimpfwort tauglich wurde Otto Hofler zeigte auf dass der Hund als Eigenname und Wappensymbol aber auch bei langst romanisierten langobardischstammigen Familien im 13 und 14 Jahrhundert entgegen den spateren christlich gepragten Opportunitatsbefindlichkeiten in hohem Ansehen stand Ferner legte er anhand zahlreicher Beispiele wie etwa dem von Thore Hund dar dass der Hund aufgrund seiner Wehrhaftigkeit angesehen war und in vorchristlichen Zeiten aber auch daruber hinaus als ein vorteilhafter Namenspatron in Betracht kam 6 Identifizierung mit historischen Gruppen BearbeitenRudolf Much und andere Forscher seiner Zeit meinen dass der Konfliktstoff um die Hundinge und Wulfinge ursprunglich im heutigen nordostdeutschen Raum angesiedelt war Das Geschlecht der Wulfinge und somit des Helgi Hundingstoter sei mit den Glommas oder Lemoviern gleichzusetzen deren Namen Beller bedeute und welche etwa im heutigen Vorpommern zu verorten seien 7 Infolge des Abzuges dieser Gruppen und des Zuzugs der Wenden seien die Handlungsorte durch die spateren Saga Bearbeiter nach Norwegen beziehungsweise Danemark Saxo Grammaticus verlagert worden Das benachbarte Svafaland in den Helgiliedern vgl Helgakvida Hjorvardssonar sei das Land der Semnonen welche nach Tacitus als der wichtigste Stamm der Sueben anzusehen sind 8 und der Fesselhain in dem Helgi Hundingstoter getotet wird entspreche dem Semnonenhain 9 Die Langobarden die in dieser Zeit an der Niederelbe ansassig waren oder eine ihre Untergruppen seien mit den Hundingen gleichzusetzen 10 Hierfur spreche auch dass sich der Name von Helgis Nebenbuhler Hodbrodd altnordisch Hǫdbrodd nach Sophus Bugge von den Headobeardan Headobarden ableite die sowohl im Beowulf als auch bei Saxo Grammaticus als Gegner der scyldingas bzw Danen Erwahnung finden und wiederum meist den Langobarden zugeordnet werden 11 Kemp Malone versteht Hundingas als apparently an old nickname of the Langobards later confined to the part of the tribe settled in East Holstein 12 Fur den Zusammenhang zwischen Langobarden und Hundingen spreche Much zufolge auch die durch Paulus Diaconus uberlieferte Sage von dem spateren Konig Lamicho oder Lamissio 13 Nach dieser gebar eine Prostituierte lat meretrix mit einem Mal sieben Kinder und warf diese in einen Fischteich damit diese ertranken 14 Als Konig Hagelmund lat Agelmund an diesem Teich vorbeikommt und mit dem Speer darin stochert ergreift eines der Kinder den Speer und Konig Hagelmund der dies fur ein besonderes Zeichen ansieht lasst das Kind retten und aufziehen Spater wird dieses ein grosser Held und selbst Konig der Langobarden 15 Much fuhrt an die Erwahnung der Prostituierten stehe in Zusammenhang mit der Verwendung von Schimpfwortern und die Vielzahl von Kindern vielleicht auch das Ertranken im Teich entstamme der Vorstellung von neugeborenen Hunden 16 Bereits Jacob Grimm setzt die Sage um Lamissio in eine Reihe ahnlicher Sagen von Welpen die ertrankt werden sollen aber gerettet werden und spater gross rauskommen 17 Obwohl Diaconus selbst anfuhrt dass der Name Lamissios sich von dem Teich ableite aus dem er gezogen wurde und welcher in deren Sprache Lama nach Otto Abel zu ubersetzen als Lehm Schlamm heisse 18 wurde der Name auch als kleiner Beller gedeutet 19 Wahrend die Wulfinge in den Quellen mit Werwolfen assoziiert werden findet sich bei Paulus Diaconus eine Stelle die auf ahnliche Vorstellungen in Bezug auf Menschen in Hundegestalt hinzuweisen scheint Diaconus interpretiert den von ihm zu vermittelnden Sagenstoff allerdings im Sinne der in der romischen Antike bekannten Fabelwesen der Kynokephale und stellt ihn primar als Kriegslist der Langobarden gegen die zahlenmassig weit uberlegenen Assipiter dar Sie thaten als hatten sie in ihrem Lager Kynokephaler das heisst Menschen mit Hundskopfen und breiteten bei den Feinden aus diese kampfen mit grosser Hartnackigkeit trinken Menschenblut und wenn sie den Feind nicht in ihre Gewalt bekommen ihr eigenes 20 21 Ahnliches auf ein werwolf oder berserker artiges Wesen Hindeutendes das statt Wolfs oder Baren vielmehr Hundegestalt aufweist wird indessen von keinem anderen germanischen Volk berichtet Hier sei ein totemistischer Zusammenhang zu vermuten der auf den Gegensatz von Hundingen und Wulfingen zuruckzufuhren sei Ferner sei es denkbar dass Winniler der ursprungliche Name der Langobarden als wutende Hunde gedeutet werden konne 22 dieser Vermutung wird aber in der jungeren Forschung entgegengetreten welche dafur die Bedeutung die Kampfer annimmt 23 Literatur BearbeitenJohn Insley Hundingas In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 15 Walter de Gruyter Berlin New York 2000 ISBN 3 11 016649 6 S 240 f Einzelnachweise Bearbeiten So vorgeschlagen von Ettmuller 1839 vgl John Insley Hundingas In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 15 Walter de Gruyter Berlin New York 2000 ISBN 3 11 016649 6 S 240 f Asa Simon Mittman Headless men and hungry monsters 2003 S 6 Memento vom 21 Januar 2013 im Internet Archive Paul Beekman Taylor und Peter H Salus The Compilation of Cotton Vitellius A XV In Neuphilologische Mitteilungen Band 69 1968 S 201 JSTOR 43346008 Rudolf Much Der germanische Osten in der Heldensage In Zeitschrift fur deutsches Altertum und deutsche Literatur 57 1920 S 145 176 hier S 160 digitalisiert auf archive org Kim R McCone Hund Wolf und Krieger bei den Indogermanen in W Meid Hrsg Studien zum indogermanischen Wortschatz Innsbruck 1987 S 101 154 Otto Hofler Cangrande von Verona und das Hundsymbol der Langobarden in Kleine Schriften ausgewahlte Arbeiten zur germanischen Altertumskunde und Religionsgeschichte zur Literatur des Mittelalters zur germanischen Sprachwissenschaft sowie zur Kulturphilosophie und morphologie Buske 1992 S 42 82 Rudolf Much Der germanische Osten in der Heldensage In Zeitschrift fur deutsches Altertum und deutsche Literatur 57 1920 S 145 176 hier S 161 digitalisiert auf archive org Fur Kritik an dieser Gleichsetzung vgl Ludwig Rubekeil Wulfinge In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 34 Walter de Gruyter Berlin New York 2007 ISBN 978 3 11 018389 4 S 253 Germania 39 vgl Publius Cornelius Tacitus Die Germania des Tacitus Herder sche Verlagshandlung Freiburg i Br 1876 Seite 36 Volltext auf Wikisource Rudolf Much Der germanische Osten in der Heldensage In Zeitschrift fur deutsches Altertum und deutsche Literatur 57 1920 S 145 176 hier S 172 digitalisiert auf archive org Rudolf Much Balder In Zeitschrift fur deutsches Altertum und deutsche Literatur Band 61 1924 S 109 JSTOR 20657354 Vgl Sophus Bugge Helge Digtene i Den AEldre Edda deres Hjem og Forbindelser Kopenhagen 1896 in der englischen Ubersetzung The Home of the Eddic Poems 1899 S 157 160 digitalisiert auf archive org Kemp Malone Hrsg Widsith Kopenhagen 1962 S 176 Rudolf Much Widsith Beitrage zu einem Commentar in Zeitschrift fur deutsches Altertum und deutsche Literatur 62 1925 S 113 150 hier S 121 digitalisiert auf archive org Paulus Diaconus Historia 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