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Das Hospiz auf dem Grossen St Bernhard ist ein im Hochmittelalter gegrundetes Hospiz der Augustiner Chorherren auf dem Alpenpass Grosser St Bernhard lateinisch Canonici Regulares Congregationis Sancti Bernardi Ordenskurzel CRB Es befindet sich im schweizerischen Kanton Wallis am Ende des Val d Entremont nur etwa zwei bis dreihundert Meter von der italienischen Grenze entfernt Das Hospiz von obenZufahrt zum HospizEs gehort zum schweizerischen Bistum Sitten sowie zur politischen Gemeinde Bourg Saint Pierre und ist nach Bernhard von Aosta benannt der auch dem Pass seinen Namen gibt Er soll das Hospiz um 1050 zusammen mit der Konigin Ermengarde der Gattin Rudolfs III von Burgund gegrundet haben Hier wurde die Hunderasse Bernhardiner als Rettungshunde fur die Suche nach Lawinenopfern gezuchtet und vor allem durch Barry der uber 40 Menschen das Leben gerettet haben soll weltweit bekannt gemacht Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Holzgewinnung 3 Jardins du Valais 4 Bernhardinerhunde 5 Personlichkeiten 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDer Pass selbst war schon seit romischer Zeit einer der wichtigsten Alpenubergange der Penninischen Alpen Zahlreiche Munzfunde aus dieser Zeit zeugen von der Bedeutung der Romerstrasse Bereits wahrend der Eisenzeit wurden hier Gotter verehrt Zunachst war fur den Gott Penn eine Opferstelle errichtet worden spater errichteten die Romer welche die Strasse wesentlich verbessert hatten hier einen Jupiter geweihten Tempel Der Platz an dem dieser Tempel stand heisst noch heute Plan de Jupiter und der Pass hiess auch Mons Jovis das spater Mont Joux wurde Gegrundet wurde das Hospiz von Bernhard von Aosta auch Bernhard von Mont Joux oder Bernhard von Menthon zusammen mit Konigin Irmingard von Burgund um gegen die Sarazenen und gegen Banditen vorzugehen die die Reisenden an diesem wichtigen Alpenubergang bedrohten und regelmassig die wertvolle Ware plunderten Uber die erste Zeit des Hospizes gibt es keine gesicherten Angaben vermutet wird dass die Herberge zuerst von Laien gefuhrt wurde Spatestens Mitte des 12 Jahrhunderts wurden diese durch Kleriker unter der Fuhrung eines Propsts abgelost Das Hospiz der Augustiner Chorherren ist 1125 erstmals bezeugt Damals soll hier eine dem Heiligen Nikolaus von Myra geweihte Kirche eingeweiht worden sein Dazu gehorte schon damals ein Wohnhaus und ein Hospital daher Hospiz Nachdem Bernhard 1123 vom Bischof von Novara zum Heiligen erklart worden war wurde das Patrozinium des Hospizes im Jahr 1149 auf Bernhard ausgeweitet Neben dem Stundengebet war fur die Chorherren immer die Gastfreundschaft zentral Ihr Haus stand jedem offen der uber den Pass zog ungeachtet seiner gesellschaftlichen Stellung und seiner Absichten Sowohl Schmuggler als auch Zollner fanden Aufnahme ein Dach uber dem Kopf und etwas zu essen Die Besitztumer der Kongregation reichten von England bis Sizilien darunter fanden sich besonders viele Hauser an bedeutenden Fernstrassen jener Zeit 1177 waren es 78 Hospize Hauser Priorate und Kirchen im Jahr 1286 bereits 86 Viele dieser Besitzungen waren den Chorherren von bedeutenden Adligen in der Absicht ihre Macht diesseits oder jenseits der Alpen zu festigen geschenkt worden Besonders hervor taten sich in dieser Hinsicht die Kaiser Friedrich I genannt Barbarossa 1122 1190 und Heinrich VI 1165 1197 der Konig Heinrich I von England 1068 1135 sowie die Grafen und Herzoge von Savoyen Das Generalkapitel der Kongregation das 1149 1159 erstmals erwahnt wird sandte Prokuratoren zur Kontrolle und Aufsicht in die Besitztumer um die geistliche und weltliche Einheit zu kontrollieren Mehrmals war die Existenz des Hospizes durch disziplinarischen und wirtschaftlichen Zerfall bedroht gewesen Namentlich werden die Bemuhungen besonders auch Jean d Arces 1370 1454 Propst auf dem Grossen St Bernhard und spater Kardinal sowie Juan de Cervantes ebenfalls Kardinal zugeschrieben nbsp Die politische Karte der Westschweiz zur Zeit der Burgunderkriege Das Hospiz ist nicht eingetragen und befindet sich unterhalb von Martigny dem eingezeichneten Flusslauf der Dranse d Entremont bis zur Quelle am unteren Bildrand folgend Das Haus Savoyen dem das Kloster grosse Teile seines Besitzes in der Genferseeregion verdankte konnte dadurch massgeblich mitbestimmen wer zum Propst der Kongregation aufstieg Dieser Einfluss war fur die Chorherren zunachst von Vorteil wurde aber zur Belastung als das Hospiz Mitte des 15 Jahrhunderts in einen langjahrigen weltlich kirchlichen Konflikt um das Recht der Propstwahl hineingezogen wurde Papst Nikolaus V hatte 1451 dem Hause Savoyen ein Mitspracherecht bei der Einsetzung von hoheren Klerikern gegeben als Gegenleistung dafur dass Felix V 1383 1451 von Savoyen als Gegenpapst resignierte Die Walliser versuchten von nun an die Vorherrschaft uber das politisch wichtige Hospiz zu erlangen Im Laufe der Burgunderkriege 1474 1477 wurde dieser Konflikt verscharft da sich die Walliser Zehnden den Eidgenossen die Savoyer aber den Burgundern zugewandt hatten Mit dem Sieg der Eidgenossen in den Kriegen wurde die Herrschaft der Zehnden am Hospiz nicht mehr in Frage gestellt 1752 teilte Papst Benedikt XIV die Propstei in einen Walliser und einen savoyischen Teil Der savoyische Teil wurde sakularisiert und dem Ritterorden der hl Mauritius und Lazarus zugeteilt nbsp Napoleon Bonaparte uberschreitet den Grossen St Bernhard von Jacques Louis David1801 ubertrug Napoleon den Chorherren auch die Leitung des Hospizes auf dem Simplonpass Die notwendige Infrastruktur wurde dort 1831 1835 fertiggestellt Beim Sonderbundskrieg ging die Sache fur die Chorherren nicht so glimpflich aus Grosse Teile ihres Besitzes wurden 1848 vom Kanton Wallis sakularisiert die Entschadigung dafur hatte mehr symbolischen Charakter 1892 bis 1923 betrieben die Chorherren im Ort Econe im Wallis eine landwirtschaftliche Schule Diese wurde dann 1951 in Saint Martin de Corleans bei Aosta wiedereroffnet Die Schule nennt sich seit 1982 Institut Agricole Regional und bezeugt neben dem ehemaligen Kollegium Champittet in Pully bis 1998 die padagogischen Bestrebungen der Chorherren Der Propst der die Konfoderation leitet hat seit 1762 das Privileg der Pontifikalien Im Jahr 2004 zahlte die Konfoderation 51 Mitglieder und neun Priorate im Wallis im Aostatal und in Taiwan Als 1905 die Passstrasse uber den St Bernhard fertiggestellt wurde brachte sie dem Hospiz viele neue Besucher Trotzdem wurden bis 1940 noch alle Gaste kostenlos bewirtet Leider wurde diese Gastfreundschaft soweit ausgenutzt dass der Orden fast in den wirtschaftlichen Ruin getrieben wurde Heute ist fur den Verbleib im Gasthaus der Chorherren ein Obolus zu entrichten Noch immer gilt hingegen die Regel dass die Gastfreundschaft im Haupthaus nur in Anspruch nehmen darf wer den Pass aus eigener Kraft erreicht hat fur Besucher im Auto steht ein zweites deutlich grosseres Haus zur Verfugung 1933 begannen die Augustiner Chorherren zusammen mit dem Pariser Missionsseminar im chinesischen Yunnan mit dem Aufbau eines Klosters mussten sich aber 1952 unter dem Druck der Kommunisten nach Taiwan zuruckziehen Das 1476 gegrundete Ossuarium Morgue des Hospizes auf dem Grossen St Bernhard wurde 1950 zugemauert Holzgewinnung BearbeitenGraf Thomas von Savoyen bot am 24 Marz 1189 dem Hospiz des Grand Saint Bernard das fur das Hospiz benotigte Holz Heizung und Bauholz an Die Domherren organisierten den Transport mit Pferden von den Holzschlagstellen nach Le Clou im Val Ferret wo das Holz zum Trocknen gelagert wurde Von Le Clou ging es weiter uber den Saumpass Fenetre de Ferret 45 8760253 7 1452647 2695 m auf heutiges italienisches Gebiet und danach weiter bis zum Hospiz 1 Seit 1736 wurde das Holz aus dem Val Ferret uber den Col du Bastillon 45 8940683 7 1459264 2754 m und den Col des Chevaux 45 8815619 7 1695353 2720 m zum Hospiz transportiert ohne dabei schweizerisches Gebiet zu verlassen Der Weg zwischen den beiden Gebirgsubergangen wird deshalb als Chemin des Chevaux bezeichnet Das Hospiz besass diese Waldrechte im Val Ferret bis ins Jahr 1890 2 Jardins du Valais Bearbeiten nbsp Jardins du ValaisDas im Topografischen Atlas der Schweiz als Jardins du Valais bezeichnete Gebiet war ein botanischer Alpengarten der Chorherren des Grossen St Bernhard dessen letzte Spuren noch nordlich des Hospizes in der Nahe der kleinen Seen auf 2610 m zu finden sind 3 Bernhardinerhunde BearbeitenSiehe auch Bernhardiner Hunderasse nbsp Aufnahme um 1924Im Verlaufe des 17 Jahrhunderts werden erstmals die Bernhardinerhunde erwahnt die dem Hospiz weithin Bekanntheit verliehen haben Es wird vermutet dass die ersten Hunde als Spende fur geleistete Dienste an die Chorherren ubergeben wurden 1695 erscheinen die Hunde erstmals auf einem Gemalde 1708 schreibt Prior Ballalu eine etwas aussergewohnliche Notiz zum Einsatz der Hunde Im Jahre 1700 konstruierte der Chorherr Camos ein Grosses Rad in das man einen Hund sperrt um den Bratspiess zu drehen Weitere Aufgaben umfassen das Tragen und Ziehen von Lasten am Pass sowie erstmals das Suchen und Bergen von vermissten und verschutteten Personen Ihr grosser Korperbau gibt ihnen auch in tiefem Schnee die notige Bewegungsfreiheit Die Zahl der Todesopfer am Pass geht markant zuruck Von den Wirren der Helvetik wurde das Hospiz weitgehend verschont Napoleon Bonaparte uberschritt jedoch im Mai des Jahres 1800 mit 46 000 Mann den Pass Den erschopften Soldaten wurde die ubliche Gastfreundschaft entgegengebracht Das Ereignis war zentral fur die spatere Bekanntheit der Bernhardinerhunde waren doch Napoleon und seine Offiziere von den Leistungen dieser Vierbeiner ausgesprochen angetan so dass sich bald der Adel von Nah und Weit solche Hunde hielt Barry I vom Grossen St Bernhard war in diesem Fruhling gerade ein Welpe den General Berthier gerne mitnehmen wollte Der Hundepfleger Julius Genoud lehnte ab weil er bereits in dem jungen Welpen die ausgezeichnete Eignung als Suchhund entdeckt hatte In seinem Leben soll Barry uber vierzig Menschen das Leben gerettet haben nur seinem eigenen Pfleger konnte er nicht mehr helfen als dieser selbst in eine Lawine geraten war 2005 verkauften die Chorherren die Bernhardinerzucht an die Fondation Barry da sich die Chorherren je langer je mehr ausserstande sahen gleichzeitig die Aufgaben einer tiergerechten Zucht und ihrer Gastfreundschaft zu ubernehmen Die Zuchtstation fur die Hunde befindet sich seither im Musee et Chiens du Saint Bernard in Martigny gemass der Stiftungsurkunde befinden sich jedoch den ganzen Sommer uber etwa die Halfte der Tiere als Touristenattraktion auf dem Pass Neben den lebendigen Hunden sind dort naturlich auch Souvenirs von den beruhmten Hunden allgegenwartig Personlichkeiten BearbeitenOhne je dort gewesen zu sein verfasste die Dichterin Annette von Droste Hulshoff ihr dramatisches Gedicht Das Hospiz auf dem Grossen St Bernhard Erstveroffentlichung 1838 Der heilige Louis Martin 1823 1894 wollte als junger Mann im Hospiz als Chorherr eintreten wurde jedoch wegen seiner mangelnden Lateinkenntnisse abgewiesen Im Oktober 1878 ubernachteten das preussische Kronprinzenpaar Friedrich III und Victoria von Grossbritannien und Irland mit ihrer Tochter Viktoria von Preussen bei einem Ausflug zu Fuss im Hospiz 4 Francois Nestor Adam 1903 1990 1952 bis 1977 Bischof von Sitten war hier Novize ab 1927 Dozent fur Theologie und Philosophie und dazu Novizenmeister 1928 1932 sowie Propst 1939 1952 Maurice Tornay legte 1935 im Hospiz auf dem Grossen St Bernhard die Profess als Augustinerchorherr ab Generalpropst der Kongregation ist seit 2014 Propst Jean Michel Girard den der Primatialrat der Konfoderation der Augustiner Chorherren am 11 Oktober 2016 in Assisi zum Abtprimas gewahlt hat Literatur BearbeitenIris Kurschner Barry Die Hospizhunde vom Grossen St Bernhard Fondation Barry du Grand St Bernand ISBN 978 3 03800 436 3 Daniel Thurre L Hospice du Grand St Bernard son eglise son tresor Schweizerische Kunstfuhrer Nr 556 Hrsg Gesellschaft fur Schweizerische Kunstgeschichte GSK Bern 1994 ISBN 978 3 85782 556 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hospiz auf dem Grossen St Bernhard Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kongregation des Grossen Sankt Bernhard deutsch franzosisch italienisch spanisch portugiesisch englisch und chinesisch Gregor Zenhausern Grosser Sankt Bernhard Hospiz In Historisches Lexikon der Schweiz Hospice du Grand Saint Bernard Hospiz auf dem Grossen St Bernhard auf der Plattform ETHoramaEinzelnachweise Bearbeiten Fronton de la maison du Grand St Bernard au Clou Ferret SAC Pas des Chevaux 2714 m Hans Peter Fuchs Histoire de la botanique en Valais I 1539 1900 Zeitpunkt nrw Wochen Rundschau45 868888888889 7 1705555555556 Koordinaten 45 52 8 N 7 10 14 O CH1903 579180 79732 Normdaten Korperschaft GND 4376290 6 lobid OGND AKS LCCN no99038962 VIAF 151902421 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hospiz auf dem Grossen St Bernhard amp oldid 238508184