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Hermann Consten 14 Marz 1878 in Aachen 4 August 1957 ebenda war ein deutscher Reiseschriftsteller Mongoleiforscher und Fotograf Inhaltsverzeichnis 1 Leben und berufliche Entwicklung 2 Wahrend des Ersten Weltkrieges 3 Publizist und Mongoleispezialist 4 Werke und Prasentationen 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und berufliche Entwicklung BearbeitenHermann Consten wurde als Sohn des wohlhabenden Aachener Brennerei und Schankwirtschaftsbesitzers Josef Consten in Aachen geboren Wahrend der Schulausbildung in seiner Geburtsstadt und in Friedrichsdorf Hessen fand er keinen Zugang zum ernsthaften Lernen und erhielt haufig schlechte Noten Nach dem Schulabschluss schrieb er sich an der Technischen Hochschule Aachen im Fach Architektur ein Nach zwei Semestern wechselte er an die Universitat Karlsruhe Statt eines ernsthaften Studiums sturzte er sich jedoch mehr in das studentische Leben und war Dauergast in Kneipen und Tanzlokalen 1 Er wurde Mitglied der Burschenschaft Arminia Karlsruhe 2 Einen akademischen Abschluss erreichte er nicht Im Alter von 21 Jahren begann er 1899 eine Ausbildung zum Agronom mit der Spezialisierung fur koloniale Landwirtschaft an der Kolonialschule Witzenhausen Im September 1900 erhielt er sein Abschlusszeugnis und zum Jahresende 1900 begab er sich auf Reisen nach Deutsch Ostafrika Die ersten Schritte fuhrten Hermann Consten ins ostafrikanische Mombasa Hier begann er eine Tatigkeit als Plantagenassistent 3 Doch im Folgejahr wechselte er in den Bereich von Verwaltungsaufgaben in die Rheinische Handei Plantagen Gesellschaft deren Besitzer der deutsche Nordafrikaspezialis Max von Oppenheim 1860 1946 war Wegen einer Malaria Erkrankung musste Consten 1905 wieder nach Deutschland zuruckkehren Noch im gleichen Jahr belegte er ein Studium in Moskau am Lazarev Institute of Oriental Languages Hier beschaftigte er sich mit Geographie Anthropologie sowie der Russischen und Mongolischen Sprache Von einem seiner Professoren in Moskau erhielt er den Auftrag fur ein anthropologisches Forschungsprojekt in die Mongolei zu reisen dort Menschenkopfe von verstorbenen Mongolen zu sammeln um die Funde anschliessend wissenschaftlich auszuwerten Auftragsgemass unternahm er von Moskau aus 1906 mehrere Erkundungsreisen und gezielte Expeditionen in den nordlichen Teil der mongolischen Siedlungsgebiete Das war zum damaligen Zeitpunkt die unter mandschurischer Herrschaft stehende Aussere Mongolei und ab 1924 das Territorium der Mongolischen Volksrepublik Auf seinen Reisen verfolgte er geografische und kartographische Themen in dem nicht sonderlich gut erschlossenen Terrain Daruber hinaus beschaftigte sich Consten mit archaologischen und ethnologischen Themen Vor Ort wurde er Zeuge der in der Region ausgetragenen Kampfe der einzelnen Stamme gegen die mandschurische Fremdherrschaft Dabei fand er vor allem Zugang als Berater bei mongolischen Fursten Ein Jahr darauf erweiterte er seinen Reiseradius mit Besuchen in Sibirien dem Ural dem Altaigebirge und weiterer Teile der Mongolei Bei diesen Reisen war er vor allem mit russischen Diplomatenpassen und Passen der Mandschu Dynastie ausgestattet Wahrend der Exkursionen dokumentierte er die Lebensweise Gebrauche und religiosen Bezugspunkte der einzelnen mongolischen Stamme und fotografierte und fertigte schriftliche Skizzen uber die Lebensbedingungen vor Ort an Seine Eintragungen in die mitgefuhrten Buchern dienten ihm spater als Grundlage fur detaillierte Reiseberichte Dabei ging es aber auch immer starker um Bodenschatze an denen diese Regionen reich ist 4 In dieser Zeit wurde er Mitglied der Kaiserlich Russischen Geografischen Gesellschaft Bei einer dieser Reisen 1907 begleitete er einen deutschen Konsul bis Hovd heute Chowd in die westliche Mongolei Ab dieser Zeit avancierte er zu einem standigen Informationsgeber fur die deutsche Botschaft in St Petersburg So berichtete er regelmassig uber regionale Machtverschiebungen und die Bestrebungen Chinas Japans und auch Russlands in der Mongolei Fuss zu fassen Das war auch aus militar strategischer Sicht von grosser Bedeutung da Deutschland nach dem Ausgang des Russisch Japanischen Krieges 1904 1905 ein ganz besonders Interesse an den sich daraus entwickelnden Machtverschiebungen im ostasiatischen Raum hatte 5 Das durch Hermann Consten entwickelte Vertrauensverhaltnis zu einzelnen Stammesoberhauptern ging so weit dass er 1911 durch den mongolischen Gouverneur von Hovd und Uljasutai in den Grafenstand erhoben wurden und damit den Titel Gung tragen durfte Wahrend des Ersten Weltkrieges BearbeitenDen Beginn des Ersten Weltkrieges erlebte er in Aachen Vom Auswartigen Amt in Berlin wurde Hermann Consten noch im August 1914 angefragt ob er bereit ware sich an einer Expedition in den mittleren asiatischen Raum zu beteiligen Hier waren in der Wilhelmstrasse unter der Fuhrung von Max von Oppenheim 1860 1946 bereits die Planungen fur die geheime Insurrektionsstrategie speziell zur Revolutionierung der islamischen Gebiete unserer Feinde 6 im Gange Diese umfasste in den Interessenspharen Russlands Englands und Frankreichs eine Einflussnahme auf die regionale Bevolkerung und die ansassigen Fuhrungsschichten durch Propagandamaterial das Schuren von Widerspruchen und Disharmonien gegenuber den Besatzern machte aber auch nicht vor Waffenlieferungen Geldubergaben und militarischem Direktbeistand Halt Dabei handelte es sich um eine durch Kaiser Wilhelm II gebilligte und geforderte Methode der allgemeinen Kriegsfuhrung die sich dabei auch nichtmilitarischer Werkzeuge bediente 7 In Berlin eingetroffen wurde Hermann Consten sofort einer schnell zusammengestellten Expeditionsgruppe in Richtung Persien Afghanistan zugeteilt die einen Aufstand gegen die Briten oder Russen im Mittelasiatischen Raum provozieren sollte Wobei hierfur der Spiritus Rector der turkische Kriegsminister Enver Pascha 1881 1929 war 8 Die Abreise der ersten Gruppe mit 22 Teilnehmern der Consten angehorte erfolgte am 6 September 1914 von Berlin aus in Richtung Konstantinopel Dort angekommen stellte sich heraus dass es einzelnen Expeditionsteilnehmern an der notwendigen Ernsthaftigkeit fur eine solche Mission fehlte Eitelkeiten Prahlereien Schwatzsucht Intrigen und nicht zuletzt Ausschweifungen kennzeichneten deren Verhalten schon am ersten Zielort Durch Einflussnahme des deutschen Botschafters in Konstantinopel Hans Freiherr von Wangenheim 1859 1915 wurden diese unsicheren Kandidaten ausgetauscht und Wilhelm Wassmuss 1880 1931 zum Leiter der Expedition bestellt 9 Eine zweite und dritte Gruppe folgte mit Oskar von Niedermayer 1885 1947 und Werner Otto von Hentig 1886 1984 Da es in Aleppo erneut Unstimmigkeiten in der Fuhrung und Zielorientierung der Gruppe gab wurde ein Dreier Team zu dem Hermann Consten Oskar von Niedermayer und Wilhelm Wassmuss gehorten bestimmt und durch die Deutsche Botschaft bestatigt Doch die eigentliche Fuhrung oblag der turkischen Seite mit dem Beauftragten von Enver Pascha Rauf Orbay 1881 1964 dem spateren Marineminister der turkischen Regierung Bagdad erreichte die Gruppe zu der inzwischen Oskar von Niedermayer hinzugestossen war am 9 Januar 1915 Ab hier trennte sich die Gruppe um in die jeweiligen vorgesehenen Einsatzgebiete zu gelangen Wahrend Wassmuss mit sieben Mitstreitern die Richtung nach Buschehr Chiraz ins sudliche Persien einschlug fuhrte Niedermayer und Hentig der weitere Weg durch Persien bis nach Afghanistan Auch Hermann Consten trennte sich ab Bagdad von der Gruppe um sich weiter in Richtung russische Grenze und Mongolei zu bewegen da fur ihn als Nichtmilitar andere Arbeitsfelder vorgesehen waren 10 Erst kurz vor Ende des Krieges tauchte Consten in Budapest wieder auf Hier wurde er im Zusammenhang mit der Affare um den ungarischen Prasidenten Mihaly Karolyi 1875 1955 als Verbindungsmann des deutschen Militarischen Nachrichtendienst im Grossen Generalstab Berlin enttarnt 11 Publizist und Mongoleispezialist BearbeitenWieder nach Deutschland zuruckgekehrt widmete er sich der Sichtung Bearbeitung und Zuordnung seiner wahrend der zahlreichen Expeditionen zusammengetragenen Aufzeichnungen und Materialien Bereits im Mai 1919 erschien Hermann Constens erste grosse Reisepublikation mit dem Titel Weideplatze der Mongolen Im Reiche der Chalcha in zweibandiger Ausgabe Kurz darauf liess er sich in Bad Blankenburg im Harz nieder und setzte von hier aus seine publizistische Tatigkeit fort Er hielt Vortrage uber seine Eindrucke in der Mongolei uber den Buddhismus und sein Haus entwickelte sich zunehmend zu einem kulturellen Treffpunkt prominenter Asienforscher Zu diesem Kreis gehorte auch Sven Hedin 1865 1952 In mehreren Buchern zum Teil im erzahlerischen Format beschrieb er seine Erlebnisse in den mongolischen Regionen und auch seine Begegnungen mit dem Buddhismus Zu seinen Freizeitaktivitaten gehorte daneben seine Mitgliedschaft im Saalfelder Schlaraffen Club eine ursprunglich aus Prag stammende Mannervereinigung mit Maximen wie Freundschaft Kunst und Humor deren Wappentier der Uhu ist Im Jahre 1925 stattete der mongolische Kultur und Erziehungsminister Erdene Batukhan wahrend seines Deutschlandaufenthaltes Hermann Consten einen Besuch in Bad Blankenburg ab Mit grosser Aufmerksamkeit nahm dabei der Minister die intensive Beschaftigung mit seinem Land und die von Consten zusammengetragenen Dokumentationen wahr Zum Abschied ermunterte er ihn seine Forschungen uber die Mongolei wieder aufzunehmen Kurze Zeit darauf traf eine Einladung in Bad Blankenburg ein mit dem Vorschlag als Berater beim Aufbau einer wissenschaftlichen Akademie in Ulan Bator mitzuwirken Im Herbst des Jahres 1927 brach Hermann Consten erneut in Richtung Asien auf Bei der Hinreise hatte er auf Ceylon ein Zusammentreffen mit dem deutschen Indologen und Tibetforscher Albert Grunwedel 1856 1952 Bis Anfang 1928 stellte er sein Expeditionsteam und die benotigten Materialien zusammen Mit seiner Karawane durchschritt er dieses Mal bei Gubeikou das ostliche Himmelstor der chinesischen Mauer und erreichte die im Hochland gelegene Sommerresidenz der mongolischen Yuan Dynastie in Jehol Nachdem sie einige Last zurucklassen mussten erreichten sie bei winterlichen Schneesturmen im Oktober 1928 die Grenze zur Mongolischen Volksrepublik Hier wurde er uber drei Monate bei heftigen winterlichen Temperaturen festgesetzt und die Weiterreise erfolgte im Januar 1929 mit dem Auto nach Ulan Bator Nach erneuten untatigen Wartezeiten wurde er im Marz 1929 mit der Forderung ausgewiesen das Land auf dem gleichen Wege wie er gekommen war wieder zu verlassen 12 In Peking eingetroffen erfuhr er dass der elterliche Betrieb in Konkurs gegangen und von dort auch keine finanzielle Hilfe zu erwarten ware Von diesem Zeitpunkt an war er gezwungen sich finanziell vor Ort eine eigene Lebensgrundlage zu schaffen Er liess sich am Stadtrand von Peking nieder und eroffnete dort eine Reitschule fur Auslander hauptsachlich mit touristischer Zielstellung und begleitete kleinere Exkursionen selbst 1934 lernte er die 30 Jahre jungere Spezialistin fur asiatische Kunstgeschichte Eleanor von Erdberg kennen Beide heirateten im Marz 1936 im japanischen Kamakura sudlich von Tokyo In Japan hatte Hermann Consten den deutschen Publizisten Klaus Mehnert 1906 1984 kennengelernt und veroffentlichte ab 1941 in der von ihm gefuhrten Zeitschrift XXten Century mehrere Artikel Nach der Proklamation der Volksrepublik China im Oktober 1949 entschlossen sich beide das Land zu verlassen Ende 1950 kehren beide nach Deutschland zuruck Zu Hause angekommen fanden sie bei Verwandten in Aachen Unterkunft und Unterstutzung Hermann Consten nahm seine Vortragstatigkeit wieder auf und begann mit Arbeiten fur eine mongolische Grammatik sowie eine Encyclopedia Mongolica Beide geplanten Publikationen sind nie von ihm fertiggestellt worden Unerwartet verstarb er am 4 August 1957 in Aachen Werke und Prasentationen BearbeitenWeideplatze der Mongolen Im Reiche der Chalcha Verlag Dietrich Reimers A G Berlin 1919 Mysterien Im Lande der Gotter und lebenden Buddhas Vossche Buchhandlung Verlag Berlin 1925 Der Kampf um Buddhas Thron Vossche Buchhandlung Verlag Berlin 1925 und ich weine um dich Deutsch Afrika Verlag von Strecker und Schroder 1926 Der rote Lama Ein Erlebnis aus dem Inneren Asien 1928Ausstellungen vom 17 Juni 2005 bis 28 August 2006 im Forum fur Fotografie in Koln und vom 24 November 2007 bis 30 Janner 2008 in der Galerie Ulrich Kneise in EisenachWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Hermann Consten Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Hermann Consten im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Lebenslauf mit Fotografien Lamaism in Mongolia Memento vom 8 August 2007 im Internet Archive PDF 3 6 MB EnglischEinzelnachweise Bearbeiten Ein Aachener im Dienste seiner Majestat in Ostasien Aachener Nachrichten vom 13 September 2013 in https www aachener nachrichten de lokales aachen ein aachener im dienste seiner majestaet in ostasien aid 31404089 Rudolf Herrmann In Erinnerung an Hermann Consten In Burschenschaftliche Blatter 78 Jahrgang Heft 3 S 65 67 Barbara Frey Naf Biografische Skizze vom September 2007 in http www fotogaleriebohl de fotoausstellung 20mongoleiforcher hermann consten htm Doris Gotting Etzel Forscher Abenteurer und Agent Klaus Schwarz Verlag Berlin 2012 Klaus Walter Frey Oberst W Nicolai Chef des deutschen Militarischen Nachrichtendienstes III B im grossen Generalstab 1913 1918 in Jurgen W Schmidt Geheimdienste Militar und Politik Ludwigsfelder Verlagsanstalten 2008 Max von Oppenheim Denkschrift vom August 1914 in Marc Hanisch Max von Oppenheim und die Revolutionierung der islamischen Welt als anti imperiale Befreiung von oben Oldenbourg Verlag Munchen 2014 S 14ff Randbemerkungen des Kaisers vom 30 Juli 1914 zu einem Telegramm vom gleichen Tag in Max Montgelas Walter Schucking Hrsg Deutsche Dokumente zum Kriegsausbruch in 5 Banden Berlin 1919 Band 2 S 133f Denkschrift vom 14 November 1914 zur Proklamation des Heiligen Krieges Dschihad in Wilfried Loth Marc Hanisch hrsg Erster Weltkrieg und Dschihad Die Deutschen und die Revolutionierung des Orients und Stefan M Kreutzer Dschihad fur den deutschen Kaiser Max von Oppenheim und die Neuorientierung des Orients 1914 1918 Ares Verlag Graz 2012 Wilfried Loth Marc Hanisch hrsg Erster Weltkrieg und Dschihad Die Deutschen und die Revolutionierung des Orients Oldenbourg Verlag Munchen 2014 S 100 Matthias Friese Stefan Geilen hrsg Deutsche in Afghanistan Die Abenteuer des Oskar von Niedermayer am Hindukusch Aqua Verlag Koln 2002 S 45 ff Barbara Frey Naf Biografie uber Hermann Consten Basel 2007 Begleitmaterial zur Fotoausstellung in der Galerie Ulrich Kneise vom 24 November 2007 bis 31 Januar 2009 in Eisenach in https www fotogaleriebohl de fotoausstellung 20mongoleiforscher Hermann Consten html Barbara Frey Naf Biografische Skizze vom September 2007 in http www fotogaleriebohl de fotoausstellung 20mongoleiforcher hermann consten htmNormdaten Person GND 116656824 lobid OGND AKS LCCN no2007106507 VIAF 13063992 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Consten HermannKURZBESCHREIBUNG deutscher Asienforscher und AutorGEBURTSDATUM 14 Marz 1878GEBURTSORT AachenSTERBEDATUM 4 August 1957STERBEORT Aachen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hermann Consten amp oldid 232174639