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Als Herakleiden oder Herakliden altgriechisch Ἡrakleῖdai Herakleidai werden in der griechischen Mythologie die Nachkommen des Herakles bezeichnet Er war ein panhellenischer Held Heros der vor allem von den Dorern verehrt wurde In der mythologischen Uberlieferung hat Herakles an verschiedenen Orten der griechischen Welt mit verschiedenen Frauen Kinder gezeugt Die Dorer der griechischen Peloponnes fuhrten ihre Herkunft auf Hyllos Herakles altesten Sohn mit Deianeira zuruck Seine Sohne mit den Tochtern des Thespios sollen die Insel Sardinien besiedelt haben sein Sohn Tlepolemos liess sich angeblich auf Rhodos nieder Die Hypothese dass die Herakleiden Sage auf Erinnerungen an eine fruher angenommene massive gewaltsame dorische Einwanderung um 1200 v Chr fusst der vor allem die mykenischen Palastzentren zum Opfer fielen gilt heute als widerlegt Inhaltsverzeichnis 1 Mythologie 1 1 Die Kinder des Herakles 1 2 Nach Herakles Tod 1 3 Die Ruckkehr der Herakleiden 2 Deutung Geschichtlicher Hintergrund 3 Rezeption 4 Dynastie lydischer Konige 5 Quellen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseMythologie BearbeitenDie Kinder des Herakles Bearbeiten mit den funfzig Tochtern des Thespios ausser einer zeugte er einundfunfzig Sohnemit Prokris der altesten Tochter die Zwillingssohne Anitleon und Hippeus mit der jungsten Tochter ein anderes Zwillingspaar mit der Witwe oder einer der Tochter des Faunus in Etrurien Latinus den Ahnherrn der Latiner mit Psophis der Tochter des Eryx in Sizilien Echephron und Promachos mit der Schlangenfrau Echidna in Hylaia Agathyrsos Gelonos und Skythes dieser wurde zum Ahnherrn der skythischen Konige mit Megara der altesten Tochter des Konigs Kreon von Theben die Alkaiden nach unterschiedlichen Quellen zwei drei vier oder acht Sohne mit Omphale der Konigin von Lydien Lamos Agelaos der Ahne des Konigs Kroisos und Laomedon mit Malis eine Sklavin der Omphale Kleodaios oder Kleolaos sowie Akeles mit Chalkiope von Kos Thessalos mit Deianeira Hyllos Ktesippos Glenos und Hodites sowie die einzige Tochter des Herakles Makaria mit Astyoche oder Astydameia Tlepolemos oder Ktesippos mit Auge Telephos mit Phialo der Tochter des Alkimedon Aichmagoras mit Parthenope der Tochter des Stymphalos Eures mit Melite einer Wassernymphe Hyllos sowie TheagenesNach Herakles Tod Bearbeiten Herakles den Zeus eigentlich als Regent von Argos Lakonien und des messenischen Pylos gesehen hatte wurde durch eine List der Hera verdrangt wodurch die fur ihn vorgesehenen Besitzungen in die Hand von Eurystheus fielen dem Konig von Mykene Nach Herakles Tod fanden seine Kinder nach langer Wanderschaft Zuflucht vor Eurystheus in Athen Eurystheus dessen Anspruch auf Auslieferung abgelehnt wurde griff Athen an wurde aber geschlagen und getotet Hyllos und seine Bruder fielen daraufhin in die Peloponnes ein wurden aber nach einem Jahr durch eine Seuche zur Ruckkehr gezwungen Sie gingen nach Thessalien wo Aigimios der mythische Ahne der Dorer dem Herakles in seinem Krieg gegen die Lapithen geholfen hatte Hyllos adoptierte und ihm ein Drittel seines Reiches ubergab Nach Aigimios Tod unterwarfen sich seine beiden Sohne Pamphilos und Dymas freiwillig ihrem Adoptivbruder der nach der dorischen Tradition bei Herodot 5 72 tatsachlich ein Achaer war der dadurch Regent der Dorer wurde deren drei Stamme nach diesen drei Helden benannt wurden Die Ruckkehr der Herakleiden Bearbeiten Mit dem Wunsch das vaterliche Erbe wiederzuerlangen befragte Hyllos das Orakel von Delphi das ihm riet auf die dritte Frucht zu warten und dann den Peloponnes durch einen Hohlweg uber See zu betreten Dementsprechend marschierte Hyllos nach drei Jahren uber den Isthmus von Korinth um Atreus den Nachfolger des Eurystheus anzugreifen wurde aber im Zweikampf von Echemos dem Konig von Tegea geschlagen Diesem zweiten Versuch folgte ein dritter unter Kleodaios und ein vierter unter Aristomachos beide erfolglos Schliesslich beklagten sich Temenos Kresphontes und Aristodemos die Sohne des Aristomachos beim Orakel dass ihre Anweisungen sich als unheilbringend erwiesen hatten und erhielten die Antwort dass mit der dritten Frucht die dritte Generation gemeint gewesen sei und dass der Hohlweg nicht der Isthmus von Korinth sei sondern die Strasse von Rhion Dementsprechend bauten sie eine Flotte in Naupaktos die aber bevor sie auslaufen konnten von Apollon durch einen Blitz zerstort wurde durch den auch Aristodemos starb weil einer der Herakleiden einen akarnanischen Wahrsager erschlagen hatte Das Orakel erneut von Temenos befragt schlug ihm ein Suhneopfer und die Verbannung des Morders fur zehn Jahre vor sowie nach einem Mann mit drei Augen zu suchen der ihnen als Fuhrer dienen konne Auf seinem Weg zuruck nach Naupaktos traf Temenos Oxylos einen einaugigen Aitolier der auf einem Pferd ritt macht zusammen drei Augen und zwang ihn sofort in seinen Dienst Nach einem anderen Bericht hatte das Maultier auf dem Oxylos ritt nur ein Auge Die Herakleiden reparierten die Schiffe segelten von Naupaktos nach Antirrhion und dann nach Rhium auf dem Peloponnes Eine Entscheidungsschlacht wurde mit Tisamenos geschlagen dem Sohn des Orestes und obersten Konig der Halbinsel der geschlagen und getotet wurde Die Herakleiden wurden dadurch Herren des Peloponnes teilten die Halbinsel durch Los unter sich auf Argos fiel an Temenos Lakonien an Prokles und Eurysthenes die Zwillingssohne des Aristodemos und Messene an Kresphontes Der fruchtbare Distrikt von Elis wurde durch Ubereinkunft fur Oxylos zuruckgehalten Deutung Geschichtlicher Hintergrund BearbeitenUrsprunglich sah man die Sohne des Herakles als Fursten in der Argolis an Nach der alteren Lehrmeinung bewahrt die Herakleidensage einen historischen Kern Etwa ab 1200 v Chr sei der Peloponnes zunachst die Landschaften Argolis und Lakonien durch dorische Stamme erobert worden Dorische Wanderung Die Dorer legitimierten demnach ihre Herrschaft nachtraglich durch Anpassung ihrer Geschichte an die starke lokale Herakles Verehrung Sie sahen sich als Nachkommen eines der Sohne des Herakles So fuhrte die dorische Phyle Stamm der Hylleer ihren Namen auf Hyllos den altesten Sohn des Herakles und der Deianeira zuruck Die Eroberung des Landes wurde damit zur Ruckkehr der Herakleiden und rechtmassigen Inbesitznahme umgedeutet Diese Interpretation fusst u a darauf dass die Herakleiden oder deren Invasion weder bei Homer noch bei Hesiod erwahnt werden Herodot 6 52 spricht von Dichtern die ihre Taten verherrlichten aber diese waren auf Ereignisse begrenzt die unmittelbar auf den Tod des Herakles folgten Erweiterungen des Mythos sind aus spaterer Zeit von griechischen Tragodiendichtern uberliefert Eine der Hauptquellen des Mythos die Bibliotheke des Apollodor ist sehr viel junger 1 nachchristliches Jahrhundert Die Vorstellung einer gewaltsamen Landnahme durch eine grosse dorische Invasion um 1200 v Chr der die mykenischen Palaste zum Opfer fielen wird heute von der Forschung abgelehnt da die mykenische Kultur noch etwa 150 Jahre nach den Zerstorungen zu Beginn des 12 Jahrhunderts v Chr bestand und neue fremde Elemente aus dem Norden Griechenlands archaologisch kaum belegt sind Heute wird die Einwanderung der Dorer daher wesentlich spater angenommen etwa ab dem Ende des 11 Jahrhunderts v Chr wobei auch die Ansicht eines eher langsamen unkoordinierten Einsickern von kleinen Gruppen nach Sudgriechenland vertreten wird 1 Inzwischen gilt es als sehr unwahrscheinlich dass die Herakleidensage auf historische Ereignisse zuruckgeht Rezeption BearbeitenDer griechische Dramatiker Euripides schrieb im 5 vorchristlichen Jahrhundert ein Schauspiel das er Herakleidai nannte Darin verstecken sich Makaria und ihre Geschwister vor Eurystheus in Athen das von Konig Demophon regiert wird Als Eurystheus den Angriff vorbereitet prophezeit ein Orakel Demophon den Sieg genau dann wenn eine adlige Frau der Gottin Persephone geopfert wurde Makaria erklart sich dazu bereit ihr zu Ehren wird der Makaria Brunnen nach ihr benannt Dynastie lydischer Konige BearbeitenAls Herakliden wird ebenfalls eine Dynastie lydischer Konige bezeichnet beginnend mit Agron 1216 v Chr bis Kandaules 728 711 v Chr als letztem Konig der durch Gyges den Begrunder der Mermnaden Dynastie ermordet wurde Agron fuhrte seine Abstammung auf Herakles und Omphale zuruck siehe dazu Liste der Konige von Lydien Quellen BearbeitenBibliotheke des Apollodor 2 8 Diodorus Siculus 4 57 58 Euripides Heracleidae Herodot 6 52 9 26 27 Pausanias 1 32 41 2 13 18 3 1 4 3 5 3 Pindar Pythische Oden 9 137Literatur BearbeitenGeorg Busolt Griechische Geschichte Band 1 Kapitel 2 Abschnitt 7 Perthes Gotha 1893 1904 Olms Hildesheim 1967 George Grote History of Greece Band 1 Kapitel 18 Murray London 1869 1884 Routledge London 2001 ISBN 0 415 22369 5 Franz Kiechle Herakleidai In Der Kleine Pauly KlP Band 2 Stuttgart 1967 Sp 1037 1039 Karl Otfried Muller Die Dorier Geschichten hellenischer Stamme und Stadte Breslau 1820 1824 Olms Hildesheim 1989 ISBN 3 487 09263 8 Karl Otfried Muller The History and Antiquities of the Doric Race Band 1 Kapitel 3 Murray London 1830 Robert von Ranke Graves Griechische Mythologie Quellen und Deutung Rowohlt Reinbek 1974 S 198 Julius Tambornino Jakob Pley Herakleidai 1 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band VIII 1 Stuttgart 1912 Sp 440 457 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Herakleiden im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten z B Karl Wilhelm Welwei Griechische Geschichte Von den Anfangen bis zum Beginn des Hellenismus Ferdinand Schoningh Paderborn 2011 S 52ff Normdaten Person GND 118959654 lobid OGND AKS VIAF 67265413 Wikipedia Personensuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Herakleiden amp oldid 232425458