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Heinrich Gerlach 18 August 1908 in Konigsberg 27 Marz 1991 in Brake war ein deutscher Schriftsteller Als Oberleutnant der Wehrmacht hatte er an der Schlacht von Stalingrad teilgenommen Wahrend seiner Gefangenschaft in der Sowjetunion wurde er Angehoriger des Bundes Deutscher Offiziere und des Nationalkomitees Freies Deutschland Bekannt wurde er durch den Stalingrad Roman Die verratene Armee 1957 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Gerlachs Stalingradroman 2 1 Die verratene Armee 1957 2 2 Durchbruch bei Stalingrad 2016 3 Odyssee in Rot Bericht einer Irrfahrt 4 Schriften 5 Literatur 6 Einzelnachweise 7 WeblinksLeben BearbeitenGerlach machte sein Abitur am Wilhelms Gymnasium in Konigsberg Ab 1929 studierte er Latein Deutsch und Franzosisch in Wien Genf Freiburg im Breisgau und in Konigsberg Nach einem Semester in Konigsberg ging er fur zwei Semester nach Wien Dann folgte ein Wintersemester 1927 28 in Freiburg Danach ging er zuruck nach Konigsberg Im Fruhjahr 1931 legte er das erste Staatsexamen ab Ab Herbst 1931 folgte ein einjahriges Referendariat an einem Gymnasium in Tilsit Nun ging er zuruck ins Wilhelms Gymnasium und machte im Herbst 1933 sein zweites Staatsexamen Da keine Stelle als Studienassessor frei war ging er im Oktober 1933 als Lehrer an die Heeresfachschule in Osterode am Harz Am 20 April 1934 heiratete er seine langjahrige Freundin Ilse Kordl Dann bekam er eine Vertretungsstelle als Studienrat in Lyck Spater bekam er dort eine feste Stelle Seine Familie blieb nun bis 1944 in Lyck 1 Am 17 August 1939 wurde er als Reservist zur Wehrmacht eingezogen Er wurde zum Unteroffizier ernannt und Fuhrer eines Fernsprech Bautrupps bei der bespannten 228 Nachrichten Abteilung Von Februar bis April war er in Halle an der Saale bei einem Offiziersanwarterlehrgang Von April bis August 1940 war er bei der 1 Nachrichtenabteilung in Konigsberg Von August bis Dezember 1940 folgte ein erneuter Einsatz bei der 228 Nachrichten Abteilung in Westfalen Dort wurde er am 1 September 1940 zum Leutnant befordert Vom Dezember 1940 bis zum April 1941 war er als Zugfuhrer der 228 Nachrichtenabteilung in Frankreich eingesetzt Im April 1941 war er mit seiner Nachrichtenabteilung wahrend des Balkanfeldzuges in Jugoslawien im Einsatz Ab Juni 1941 erfolgte ein Einsatz bei der 16 Infanterie Division mot Mit dieser Division nahm er ab dem 22 Juni 1941 am Uberfall auf die Sowjetunion teil Ab dem 24 Juli 1942 wurde er im Stab des XXXXVIII Panzerkorps eingesetzt Mit dem Panzerkorps nahm er an verschiedenen Schlachten wie der Kesselschlacht um Kiew der Doppelschlacht bei Wjasma und Brjansk und dem Fall Blau teil Gerlach wurde am 1 Juli 1942 zum Oberleutnant befordert Ab Ende Juli gehorte das Korps zur 6 Armee und ruckte gegen Stalingrad vor Am 24 Oktober 1942 erfolgte die Versetzung zum Stab der 14 Panzer Division welche zum Panzerkorps gehorte Hier war Gerlach Dritter Generalstabsoffizier oder Ic Als Ic unterstanden ihm die Feindnachrichtenabteilung mit Zustandigkeit fur Feindlage Einsatzfuhrung unterstellter Einheiten der Abwehr Briefzensur unterstellter Einheiten der Geheimen Feldpolizei und unterstellter Einheiten der Propagandakompanie Die 14 Panzerdivision hatte zu diesem Zeitpunkt wahrend der schweren Kampfe in der Innenstadt fast alle Panzer verloren und stand im Abschnitt zwischen Brotfabrik und Wolgaufer im Kampf Gerlach wurde schwer am Kopf verwundet und geriet Ende Januar 1943 in Kriegsgefangenschaft 2 Zunachst kam er in das Stalingrader Stadtgefangnis Beketowka Am 24 Februar 1943 wurde er in das Lager 27 Lunjowo unter der Kontrolle des sowjetischen Militar Geheimdienstes GRU nach Krasnogorsk transportiert Kurz darauf am 28 Februar wurde er ins Lefortowo Gefangnis in Moskau gebracht und in Einzelhaft gesteckt Wegen seiner Dienststellung als Dritter Generalstabsoffizier und der damit verbundenen Zustandigkeit fur die Feindnachrichtenabteilung wurde er vom NKWD vier Monate lang verhort Im Juni wurde er nach Susdal ins NKWD Gefangenenlager 160 gebracht Dort befanden sich nur Offiziere darunter die in Stalingrad gefangen genommenen Generale Am 22 Juli 1943 kam er erneut ins Lager 27 bei Lunjowo Dort gehorte er zur 14 Mitglieder zahlenden Initiativgruppe fur die Grundung des Bundes Deutscher Offiziere BDO Am 11 September war er Mitbegrunder des BDO und Mitunterzeichner des Aufrufs an die deutschen Generale und Offiziere An Volk und Wehrmacht vom 12 September 1943 Von Juli 1943 bis November 1945 schrieb er 21 Artikel fur die Zeitung des NFKD Freies Deutschland Mit Verfugung des OKH vom 23 Dezember 1944 wurde Gerlach in Abwesenheit zusammen mit 19 weiteren in sowjetischer Kriegsgefangenschaft befindlichen Offizieren zur Durchfuhrung eines Verfahrens vor dem Volksgerichtshof vorlaufig aus dem aktiven Wehrdienst entlassen 3 Kurz darauf wurde er vom Reichskriegsgericht zum Tode verurteilt Seine Familie wurde im Juli 1944 in Sippenhaft genommen Als Gerlach 1949 politisch nicht mehr benotigt wurde kam er in verschiedene sowjetische Arbeitslager und ins Gefangnis Im Zuge einer Massenverurteilung drohten ihm aufgrund vermeintlicher Kriegsverbrechen 25 Jahre Zwangsarbeit Vor diesem Hintergrund erklarte er sich zu einer konspirativen Zusammenarbeit mit dem sowjetischen Geheimdienst bereit die er zuvor verweigert hatte So wurde er im April 1950 repatriiert Durch einen Zufall konnte er sich bei der Ankunft in Berlin dem Zugriff der sowjetischen Behorden entziehen Anschliessend lebte er mit seiner Frau und den drei Kindern in West Berlin wo er als Volksschullehrer tatig war 1951 sah Gerlach sich gezwungen Berlin zu verlassen nachdem er von sowjetischen Agenten unter Druck gesetzt worden war Sein weiteres Leben verbrachte er mit seiner Familie in Brake wo er am Gymnasium eine Stelle als Studienrat bekommen hatte 4 Gerlachs Stalingradroman BearbeitenEinige Monate nach seiner Gefangennahme begann Gerlach das Erlebte in Tagebuchnotizen zu verarbeiten Da sich diese Form als ungeeignet erwies die Tragweite der Ereignisse literarisch zu erfassen entschloss er sich Ende 1943 einen Roman uber die Schlacht von Stalingrad zu schreiben Neben personlichen Erfahrungen konnte Gerlach dabei auch auf die Berichte seiner Mithaftlinge zuruckgreifen was es ihm ermogliche die Schlacht aus zahlreichen Perspektiven zu schildern Das Manuskript fur den Roman Durchbruch bei Stalingrad hat Gerlach eigenen Angaben zufolge am 8 Mai 1945 fertiggestellt Er hatte die Absicht den Roman nach seiner Ruckkehr in Deutschland zu veroffentlichen und schmuggelte das Manuskript durch mehrere Gefangenenlager 1949 wurde es von den Sowjets konfisziert Die verratene Armee 1957 Bearbeiten Zuruck in Deutschland versuchte Gerlach eine Ruckgabe seines Manuskripts zu bewirken Entsprechende Anfragen blieben jedoch unbeantwortet Spater stellte sich heraus dass die Sowjets ein Gutachten zu Durchbruch bei Stalingrad erstellt hatten Demnach sei in dem Text eine feindliche Gesinnung gegenuber der Sowjetunion erkennbar gewesen Wahrend eine Rekonstruktion des Romans ihm zunachst aussichtslos erschien erfuhr Gerlach in einer Ausgabe der Illustrierten Quick von der Moglichkeit Erinnerungen durch Hypnose aus dem Unterbewusstsein hervorzuholen Er kontaktierte den Munchener Arzt und Psychologen Karl Schmitz Dieser stand kurz vor der Veroffentlichung seines Buches Was ist was kann was nutzt Hypnose und sah in Gerlach eine Gelegenheit sich als Koryphae auf dem Gebiet der Hypnose zu profilieren Gerlach konnte sich die Behandlung jedoch nicht leisten Auf Anraten Schmitz bat er Quick um die Finanzierung des Hypnoseexperiments und versprach dem Blatt als Gegenleistung eine sensationelle Geschichte Quick uberwies Schmitz 1750 Mark und berichtete unter dem Titel Ich weiss wieder was war uber die Hohepunkte und das Ergebnis der 23 Hypnosesitzungen die im Sommer 1951 in der Munchener Praxis stattgefunden hatten 5 Obwohl es so tatsachlich gelang beachtliche Teile des Romans zu rekonstruieren benotigte Gerlach noch mehrere Jahre fur die Fertigstellung der Zweitfassung die 1957 unter dem Titel Die verratene Armee erschien 1959 wurde er dafur mit dem Premio Bancarella ausgezeichnet In den folgenden Jahren wurde das Werk zu einem Bestseller und erlebte bis 1988 eine Gesamtauflage von mehr als 1 Million Exemplaren Ausserdem wurde es in zahlreiche Sprachen ubersetzt Carsten Gansel bezeichnet Die verratene Armee als authentische Dokumentation die vergleicht und abwagt so dass die Sprache auffallig in die Breite geht abgerundeter und glatter erscheint als in Durchbruch bei Stalingrad Durchbruch bei Stalingrad 2016 Bearbeiten Das Originalmanuskript zu Durchbruch bei Stalingrad wurde am 14 Februar 2012 von Carsten Gansel im Staatlichen Militararchiv in Moskau wiedergefunden und 2016 mit einem Nachwort veroffentlicht Der Roman sei gegenuber Die verratene Armee authentischer weil bei seiner Entstehung keine ausserliterarische Rucksichtnahme im Hinblick auf einen etwaigen Publikumsgeschmack erforderlich gewesen sei 6 Die Darstellung dringe hier bis unter die schmutzige Uniform des Soldaten und offenbart seine jammervolle Gier nach Buchsenfleisch Zigaretten Feuerholz und imitierten Weihnachtsbaumen ebenso wie seine Einsamkeit die Ausgeliefertheit Verzweiflung und Verelendung in den vereisten Bunkern Die Urfassung zeichnet sich zudem durch eine dezidierte Selbstreflexion einiger Romanfiguren aus in deren Rahmen Gewissenskonflikte und die Frage nach der eigenen Mitverantwortung fur die Verbrechen unter dem Banner des Nationalsozialismus abgehandelt werden 7 Jochen Hellbeck sieht darin den Einfluss der sowjetischen Re Education mit der Gerlach als Kriegsgefangener in Beruhrung gekommen war Entsprechende Tendenzen seien in Die verratene Armee stark in den Hintergrund getreten Gerlach habe den Roman an die Bedurfnisse des westdeutschen Publikums angepasst 8 Die Zweitfassung ist gepragt von einem soldatischen Opfernarrativ sowie vom Mythos der Sauberen Wehrmacht Die deutschen Soldaten werden hier vor allem als Leidtragende dargestellt die von Hitler hinters Licht gefuhrt wurden und ihrer Pflicht als Soldat alternativlos ausgeliefert sind 9 Damit orientierte Gerlach sich an der fur den westdeutschen Kriegsroman der 1950er Jahre charakteristischen Erzahlweise Odyssee in Rot Bericht einer Irrfahrt Bearbeiten1966 erschien der Roman Odyssee in Rot in dem Gerlach seine langjahrige Kriegsgefangenschaft und das Engagement beim NKFD und beim BDO thematisiert 1970 wurde auf Grundlage des Buches ein Dokudrama fur das Fernsehen mit Titel Das Haus Lunjowo gedreht 2017 wurde der Roman neu aufgelegt In einem Nachwort erlautert der Herausgeber Carsten Gansel die Ergebnisse umfangreicher Forschungsarbeiten zu Heinrich Gerlach die im Vorfeld der Neuveroffentlichung stattgefunden hatten Schriften BearbeitenDurchbruch bei Stalingrad Herausgegeben mit einem Nachwort und dokumentarischem Material versehen von Carsten Gansel Galiani Berlin 2016 ISBN 978 3 86971 121 8 Die verratene Armee Ein Stalingrad Roman Nymphenburger Munchen 1957 Odyssee in Rot Bericht einer Irrfahrt Nymphenburger Munchen 1966 Odyssee in Rot Bericht einer Irrfahrt Herausgegeben mit einem Nachwort und dokumentarischem Material versehen von Carsten Gansel Galiani Berlin 2017 ISBN 978 3 86971 144 7 Nur der Name blieb Glanz und Untergang der alten Preussen Econ Dusseldorf und Wien 1978 ISBN 3 430 13183 9 Preussen Aufstieg Glanz und Untergang Weltbild Augsburg 1994 ISBN 3 89350 694 2 Literatur BearbeitenWolfgang Benz Walter H Pehle Hrsg Lexikon des deutschen Widerstandes Frankfurt am Main 2001 ISBN 3 596 15083 3 S 261 264 348 Heinrich Gerlach in Internationales Biographisches Archiv 32 1988 vom 1 August 1988 im Munzinger Archiv abgerufen am 7 April 2016 Artikelanfang frei abrufbar Carsten Gansel Traumaerfahrung Schreibblockade und Hypnose Heinrich Gerlachs Durchbruch bei Stalingrad 1945 2016 und Versuche der Re Konstruktion In Carsten Gansel Katrin Lehnen Vadim Oswald Hrsg Schreiben Text Autorschaft Zur Narration und Storung von Lebens und Schreibprozessen Gottingen Vandenhoeck amp Ruprecht 2021 Bd 2 S 313 334 Reihe Deutschsprachige Gegenwartsliteratur und Medien Einzelnachweise Bearbeiten Durchbruch bei Stalingrad Herausgegeben mit einem Nachwort und dokumentarischem Material versehen von Carsten Gansel Berlin Galiani Verlag 2016 585 ff Durchbruch bei Stalingrad Herausgegeben mit einem Nachwort und dokumentarischem Material versehen von Carsten Gansel Berlin Galiani Verlag 2016 587 ff Rudolf Absolon Die Wehrmacht im Dritten Reich Band VI 19 Dezember 1941 bis 9 Mai 1945 Harald Boldt Boppard 1995 ISBN 3 7646 1940 6 S 547 Durchbruch bei Stalingrad Berlin Galiani Verlag 2016 S 647 ff Durchbruch bei Stalingrad Galiani Berlin 2016 S 537 ff Durchbruch bei Stalingrad Berlin Galiani Verlag 2016 S 689 Ulrich Baron Teufel ist das eine Kalte Im sowjetischen Gefangenenlager beschlagnahmt 1957 noch einmal geschrieben Heinrich Gerlachs Kriegsroman Die verratene Armee erscheint nun in der Erstfassung Durchbruch bei Stalingrad In Suddeutsche Zeitung 22 Marz 2016 S 14 Jochen Hellbeck Breakthrough at Stalingrad The Repressed Soviet Origins of a Bestselling German War Tale In Contemporary European History Nr 1 2013 Norman Achtler Generation in Kesseln Das Soldatische Opfernarrativ im westdeutschen Kriegsroman 1945 1960 Wallstein 2013 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Heinrich Gerlach im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Gitlar kaputt In Der Spiegel Nr 43 1966 online Normdaten Person GND 124326773 lobid OGND AKS LCCN n88644378 VIAF 52044655 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gerlach HeinrichKURZBESCHREIBUNG deutscher AutorGEBURTSDATUM 18 August 1908GEBURTSORT KonigsbergSTERBEDATUM 27 Marz 1991STERBEORT Brake Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Gerlach Autor amp oldid 239213281