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Die Freiherren von Grunenberg waren eine weit verzweigte Adelsfamilie deren Vertreter von der Mitte des 12 bis in die Mitte des 15 Jahrhunderts im schweizerischen Mittelland vor allem im heutigen Bernischen Oberaargau sowie im Elsass und im Sudbadischen vor allem im heutigen Markgraflerland und im Breisgau in Erscheinung traten Fur diese Zeit des ausgehenden Mittelalters sind rund einhundert Personen bekannt die mit grosser Sicherheit der Familie zugeordnet werden konnen Wappen Grunenberg im Scheiblerschen Wappenbuch Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Mutmassliche Ahnen und Vorfahren der Freiherren von Grunenberg 1 2 Die Grunenberg im oberen Aargau 1 3 Die Grunenberg im Sudbadischen 1 4 Die Erben und Rechtsnachfolger 2 Wappen 2 1 Das Wappen in den Siegeln 2 2 Weitere Wappenverwendung 3 Stand der Forschung 4 Personen 5 Weblinks 6 Einzelnachweise 7 LiteraturGeschichte BearbeitenMutmassliche Ahnen und Vorfahren der Freiherren von Grunenberg Bearbeiten Im Jahr 1192 traten drei Bruder als Ministerialen der Kirche von Konstanz in Erscheinung Hugo von Grunenberg 1176 erstmals erwahnt ubertrug vor dem 25 Marz 1192 zusammen mit seinem Bruder Conrad ein Gut in Bankholzen und ein Gut in Bohlingen an das Domkapitel von Konstanz Die beiden Guter waren Leibgedinge ihres Bruders des Schenken Arnold II fur dessen Ehefrau Hugo war zuvor in die Konfraternitat aufgenommen und mit einer Pfrunde ausgestattet worden Er erhielt eine Wohnstatte curia canonicalis Der damalige Bischof Diethelm von Krenkingen uberliess die beiden Guter durch die Hand des Dompropstes Ulrich dem Hugo von Grunenberg als Lehen feodum claustralis Der Vater der drei Bruder Arnold I wurde 1162 als Ministeriale der Kirche von Konstanz erwahnt Seit der zweiten Halfte des 12 Jahrhunderts lassen sich am Hofe des Konstanzer Bischofs die klassischen vier Hofamter des Marschalls des Truchsessen des Kammerers und des Schenken nachweisen Diese Amter waren uberwiegend mit Hochstiftsministerialen besetzt Sie trugen den Titel ministerialis ecclesiae Constantiensis Arnold II war als Schenk einer der Trager dieser vier Hofamter Es wird vermutet dass er der Vater von Heinrich I von Grunenberg gewesen sein konnte der 1224 im oberen Aargau in Erscheinung trat Die Familie hatte ihren Sitz auf der Burg Grunenberg dem spateren Kloster Grunenberg in Bankholzen auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Moos am Bodensee Die Familie nannte sich auch von Bankholzen Die Freiherren von Langenstein von denen sehr wenig bekannt ist gehorten vermutlich zum alteingesessenen Adel in der Gegend des heutigen Bernischen Oberaargaus und des Luzerner Hinterlandes Sie traten 1194 in Erscheinung indem sie das Zisterzienserkloster Sankt Urban grundeten und mit reichlich Grundbesitz aus ihrem Eigentum ausstatteten Wenig spater starben sie aus Vermutlich uber eine Erbtochter fiel der allergrosste Teil der langensteinischen Herrschaft an die Freiherren von Grunenberg Ein kleinerer Teil aus dem Besitz der Langenstein gelangte uber fruhere Mitgiften in die Hande der Ritter von Luternau und der Freiherren von Balm Die Grunenberg im oberen Aargau Bearbeiten Den Freiherren von Grunenberg gehorte die gleichnamige Adelsherrschaft in der Zeit des 12 bis zu Beginn des 15 Jahrhunderts sowie drei einzelne Burganlagen im dreiteiligen Burgenkomplex Langenstein Schnabelburg und Grunenberg in der Gemeinde Melchnau Kanton Bern Schweiz Die Adelsherrschaft bestand aus grund und gerichtsherrschaftlichem Eigentum zu dem die Dorfer Melchnau Gondiswil Madiswil Busswil Leimiswil und Reisiswil gehorten Daran fugte sich im 14 und 15 Jahrhundert entsprechend dem weiten Aktionsfeld der Grunenberg vom Zurichsee bis ins Berner Oberland sowie im Sudbadischen weiterer Besitz Durch Heirat erworbene Herrschaften zum Beispiel Burg und Dorf Aarwangen Lehen das sanktgallische Meieramt im Dorf Rohrbach das kyburgische Dorf Bleienbach sowie habsburgischer und kyburgischer Pfandbesitz so unter anderem das Stadtchen Huttwil das Innere Amt Wolhusen Entlebuch Burg und Stadt Rothenburg das Stadtchen Wangen an der Aare Im Burgdorferkrieg nahmen die Berner 1383 eine der Burgen auf dem Melchnauer Schlossberg nach der Uberlieferung die Grunenberg und brachen sie das heisst sie versetzten sie in einen verteidigungsunfahigen Zustand Nach den archaologischen Untersuchungen in den 1990er Jahren wurde keine der drei Anlagen damals zerstort geschleift Die Stadt Bern setzte jedoch ein Offnungsrecht fur die Burg Grunenberg durch Als Gefolgsleute der Habsburger nahmen auch Vertreter der Familie an der Schlacht bei Sempach teil Der Name Hans oder Johans von Grunenberg erscheint unter den Gefallenen in den Chroniken des 15 Jahrhunderts sowie in der Schlachtkappelle von Sempach Dessen Einordnung in die Familie ist unklar 1 Die Grunenberg im Sudbadischen Bearbeiten Die Grunenberg als Eigentumer von Wasserschloss und Herrschaft Binzen bei Lorrach Die Grunenberg als Oberschultheissen der Stadt BreisachDie Erben und Rechtsnachfolger Bearbeiten Der letzte mannliche Vertreter der Freiherrenfamilie Wilhelm von Grunenberg verkaufte 1432 Burg und Herrschaft Aarwangen um 8 000 Gulden der Stadt Bern Im Zuge des Alten Zurichkrieges den Grunenberg auf der Seite Habsburg Osterreichs und der Stadt Zurich bestritt annektierte die Stadt Bern 1444 die Burg Grunenberg und richtete dort eine kleine Landvogtei ein die nur wenig spater mit der benachbarten und deutlich grosseren Landvogtei Aarwangen zusammengelegt wurde Uber seine Tochter gelangte der verbliebene Teil der Herrschaft nach Wilhelms Tod an verschiedene Schwiegersohne Im Laufe von nur wenigen Jahren fielen diese Erbteile in den Quellen die Herrschaft Langenstein genannt in die Hande der Familie von Luternau 1480 mussten diese die Burg Langenstein und den verbliebenen Teil der ehemals grunenbergischen Herrschaft ebenfalls der Stadt Bern verkaufen Die drei Burgen wurden dem Verfall uberlassen und als Steinbruch genutzt An der Stelle der Burg Langenstein wurde zudem im 19 Jahrhundert zusatzlich Sandstein gebrochen so dass der ursprungliche Burghof heute vollstandig abgetragen ist Wappen Bearbeiten nbsp Wappen der Grunenberg in der Zurcher Wappenrolle ca 1340 Blasonierung In Silber ein gruner schwebender Sechsberg 1 2 3 Berge Als Helmzier kommen die sechs Berge mit einigen Federn vor manchmal auch eine Art Hutchen mit den Bergen im oberen Teil 2 Die Helmdecken sind aussen Grun innen naturlicher Hermelin In der Zurcher Wappenrolle erscheint das Wappen grun silbern geteilt darin oben ein schwebender goldener Zehnberg 1 2 3 4 Auf dem Helm ein Spitzhut mit dem geteilten Schildbild oben besteckt mit einem Busch 12 schwarzer Hahnenfedern nbsp Wappen der Grunenberg im Wappenbuch von Conrad Grunenberg 15 Jahrhundert Der Konstanzer Ritter und Burger Conrad Grunenberg zeichnete das Wappen der Freiherren von Grunenberg mit denen er nicht verwandt war in seinem Wappenbuch von 1483 als schwebender gruner Sechsberg mit Goldrandern 3 3 Berge Als Helmzier fuhrte das Wappen auf einer goldenen Freiherrenkrone eine Mutze aus dem gleichen Sechsberg bekront mit einer Pfauenfeder Die Helmdecken sind aussen Silber innen Grun Die Familie wird im Text aus Rheinfelden stammend und als Stifter der Barfusser von Konstanz sowie der Zisterze von St Urban bezeichnet 3 Das Wappen erscheint auch im Scheiblerschen Wappenbuch da jedoch auch mit dem Sechsberg 3 3 andeutungsweise mit zusatzlichen auch anderswo zuweilen belegten goldenen gelben Randern um die sechs grunen Berge 4 Der Stechhelm der Helmzier tragt im Scheiblerschen Wappenbuch eine goldene Freiherrenkrone Das Wappen in den Siegeln Bearbeiten Die Freiherren von Grunenberg fuhrten den Sechsberg auch in ihren zahlreich uberlieferten Siegeln manchmal jedoch auch als Zehnberg mit vier Reihen von Bergen 1 2 3 4 mit funf Reihen und 15 Bergen 1 2 3 4 5 oder gar mit noch mehr Bergen 2 nbsp Heinrich II der Altere Mitte des 13 Jahrhunderts Schildsiegel gesturzter Sechsberg 5 nbsp Heinrich III der Jungere 1279 Rundsiegel Schild mit Zehnberg 6 nbsp Margaretha von Kien Ehefrau von Petermann I Rundsiegel stehende weibliche Figur mit zwei Wappenschildern rechts Sechsberg links Kien 7 nbsp Wilhelm 1450 Rundsiegel in langlichem Vierpass Helm mit Helmzier darauf der grunenberische Sechsberg 8 Weitere Wappenverwendung Bearbeiten Die Gemeinde Melchnau wo sich einst der Stammsitz der Freiherren befand fuhrt das Wappen unverandert Die Gemeinde Eriswil fuhrt das Wappen in gewandelten Farben der Wappenschild ist Rot Eriswil gehorte den Grunenbergern als Eigentumer der Herrschaft Rohrbach BE wo der grunenbergische Sechsberg im Schildfuss des Gemeindewappens erhalten ist Das Wappen selber ist in Rot ein goldener Stern nbsp Melchnau nbsp Eriswil nbsp Rohrbach BE nbsp Courtetelle JUAls der Berner Schultheiss Niklaus Friedrich von Mulinen 1760 1833 im Jahr 1816 von Kaiser Franz I von Osterreich in den erblichen Grafenstand erhoben wurde nahm er als Nachfahre Johanns III von Grunenberg genannt der Grimme den grunenbergischen Sechsberg mit gelbem Rand als eine der funf Helmzierden in sein Wappen auf 9 Stand der Forschung BearbeitenAugust Pluss 1871 1910 ein Historiker aus Langenthal wahlte die Adelsfamilie von Grunenberg als Thema fur seine Doktorarbeit die 1900 erschien Sie ist mit ihrer fundierten Quellenauswertung bis heute das Standardwerk zum Thema 10 Pluss stutzte sich dabei auf die Privatbibliothek der Familie von Mulinen und eine Genealogie von Gottfried von Mulinen Sein Doktorvater war der Berner Geschichtsprofessor Wolfgang Friedrich von Mulinen 1863 1917 Mit seinem Artikel Freie von Grunenberg und Langenstein von 1904 im Genealogischen Handbuch zur Schweizer Geschichte reichte er im Vergleich zu seiner Doktorarbeit einige erganzende und korrigierende Angaben uber die Grunenberg nach Auf Grunenberg fand 1949 eine erste wissenschaftliche Grabung statt Dabei wurde der einmalige noch in situ erhaltene Boden aus reliefierten St Urban Bodenplatten der ehemaligen Burgkapelle gefunden 11 1992 bis 1998 wurde die Burgruine einer Sanierung unterzogen die archaologisch begleitet wurde Tragerin fur die Massnahmen war die Stiftung Burgruine Grunenberg die Arbeiten erfolgten durch den Archaologischen Dienst des Kantons Bern 12 In dieser Zeit verfasste der Langenthaler Historiker Max Jufer 1922 in Lotzwil im Auftrag der Stiftung Burgruine Grunenberg eine Neufassung zur Geschichte der Adelsfamilie die 1994 fur ein breiteres Publikum ansprechend illustriert erschien Personen BearbeitenHeinrich II der Altere von Grunenberg erw 1224 gest nach 13 April 1286 Freiherr und Ritter Markwart VII von Grunenberg gest am 18 Oktober 1376 in Fahr Freiherr und Monch in Einsiedeln vom 31 Mai 1330 bis zum 21 Januar 1356 als Propst des Frauenklosters Fahr erwahnt vom 17 Mai 1364 bis zu seinem Tode Abt des Klosters Einsiedeln und Reichsfurst Margaretha II von Grunenberg gest zwischen 6 Dezember 1379 und 1380 Freifrau und Nonne in Sackingen bis 1355 Coadjutrix ab dann bis zu ihrem Tode Abtissin des Damenstifts Sackingen und Reichsfurstin hatte das Stift mit hochstem Lob geleitet Petermann I von Grunenberg erw ab 1329 gest 1375 oder 1376 Ritter Herr von Aarwangen Wilhelm von Grunenberg geb vor 1382 gest am 9 Mai 1452 Ritter und Diplomat im Gefolge der Herzoge von OsterreichWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Grunenberg family Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Franziska Halg Steffen Grunenberg von In Historisches Lexikon der Schweiz Anne Marie Dubler Grunenberg In Historisches Lexikon der Schweiz Adelsherrschaft Private Website zu den Freiherren von Grunenberg Website des Vereins und der Stiftung Burgruine Grunenberg MelchnauEinzelnachweise Bearbeiten Hans von Grunenberg wurde mit Johann II dem Grimmen von Grunenberg identifiziert der jedoch vor dem 3 Februar 1384 gestorben war Pluss 1904 Seite 282 Nr 28 a b Pluss 1900 S 6 Rudolf von Stillfried Rattonitz Graf von Alcantara und Adolf Matthias Hildebrandt Hrsg Des Conrad Grunenberg Ritters und Burgers zu Constenz Wappenbuch Volbracht am nunden Tag des Abrellen do man zalt tusend vierhundert dru und achtzig jar Rhenania Buchversand Koblenz 2009 S XCIIIIb Faksimilereprint der Originalausgabe C A Starke Gorlitz 1875 1884 Pluss 1904 S 280 Jufer 1994 S 132 Jufer 1994 S 137 Jufer 1994 S 161 Jufer 1994 S 190 Pluss 1900 S 6 Anm 1 Auf dem Staatsarchiv in Bern haben in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg auch zwei Oberaargauer mitgearbeitet der verheissungsvolle leider fruh verstorbene Dr August Pluss 1871 1910 dessen Dissertation uber die Freiherren von Grunenberg die beste Monographie uber ein bernisches Adelsgeschlecht geblieben ist Zitat von Karl H Flatt aus seinem Aufsatz uber Staatsarchivar Gottlieb Kurz 1866 1952 im Jahrbuch des Oberaargaus Bd 8 Langenthal 1965 S 53 http www digibern ch jahrbuch oberaargau jahrbuch 1965 JBOAG 1965 053 058 gottlieb kurz pdf PDF 108 8 KB 2009 Die Ergebnisse sind veroffentlicht vom Grabungsleiter Rene Wyss Grunenberg in Ur Schweiz Jahrgang XIII Nr 3 1949 S 42 47 Website des Archaologischen Dienstes des Kantons Bern Archivlink Memento des Originals vom 24 Juni 2009 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www erz be ch 23 April 2009 Literatur BearbeitenJakob Kaser Topographische historische und statistische Darstellung des Dorfes und Gemeindebezirkes Melchnau in seinen Beziehungen zur Vergangenheit Gegenwart und Zukunft Mit zwei lithographischen Erlauterungstafeln Gedruckt bei J Konrad Langenthal 1855 Kapitel XIII Die alten Twingherrenburgen und Nachrichten von den alten Twingherren S 183 194 online dazu Grundriss der Schlosser S 185 Wolfgang Friedrich von Mulinen Der Oberaargau In Beitrage zur Heimatkunde des Kantons Bern Deutschen Theils Heft 5 Verlag von Nydegger amp Baumgart Bern 1890 Artikel Grunenberg S 78 85 online August Pluss Die Freiherren von Grunenberg in Kleinburgund Inaugural Dissertation zur Erlangung der Doktorwurde eingereicht der hohen philosophischen Fakultat der Universitat Bern In Archiv des Historischen Vereins des Kantons Bern Band XVI Heft 1 Stampfli Bern 1900 S 43 291 doi 10 5169 seals 370844 August Pluss Freie von Grunenberg und Langenstein In Schweizerische Heraldische Gesellschaft Hrsg Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte I Band Hoher Adel Druck und Verlag von Schulthess amp Co Zurich 1904 S 278 289 online Max Jufer Die Freiherren von Langenstein Grunenberg In Jahrbuch des Oberaargaus Band 37 Merkur Druck AG Langenthal 1994 S 109 214 online Lukas Wenger Ganerbensitz Grunenberg Eigentumsverhaltnisse der Freiherren von Grunenberg untersucht mit Hilfe einer genealogischen Datenbank In Burgen und Schlosser Zeitschrift der Deutschen Burgenvereinigung e V Nr 3 2007 Europaisches Burgeninstitut 2007 ISSN 0007 6201 S 152 155 online Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grunenberg Adelsgeschlecht amp oldid 237136495