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Die Geschichte des Kustenschutzes an der Nordseekuste durchlauft verschiedene epochialen Phasen Sie beginnt mit dem Bau der ersten Deiche im Mittelalter und hat sich bis zur heutigen Zeit stetig weiterentwickelt Damit dauerhaft ein einheitlicher Schutz gewahrleistet werden konnte entstand aus unabhangigen Zusammenschlussen der betroffenen Regionen das Deichrecht in dem Normen und Vorgaben fur den Bau und die Instandhaltung gegeben sind und das bis heute in abgewandelter Form besteht Die deutsche Nordseekuste ist aufgrund ihrer morphologischen Beschaffenheit sehr anfallig fur Sturmfluten Im Laufe der vergangenen Jahrhunderte entwickelten die Menschen Techniken des Kustenschutzes wozu insbesondere der Deichbau gehort Als Folge konnten kunstliche Kustenlinien anthropogen festgesetzt werden und was vor allem an der Nordseekuste grosse Relevanz hatte Neuland gewonnen werden Die Entwicklung des technischen als auch der gesellschaftlichen und rechtlichen Aspekte des Deichbaus lassen sich vom Mittelalter bis zur heutigen Zeit anhand von Schriften und der Kustenlandschaft an sich nachzeichnen Deichbau in fruher Zeit Zeichnung von Gustav Schonleber um 1875Der Deichbau ist seit jeher ein aktuelles Thema der verschiedenen Zeitperioden mit sich jedoch wandelndem Charakter Abhangig von den gesellschaftlichen Eigenschaften der Zeit veranderte sich die Technik des Deichbaus als auch das Deichrecht und damit verbundenen Ziele So ist die Neulandgewinnung in heutiger Zeit in den Hintergrund geruckt zugunsten okologischer und nachhaltiger Ziele Gerade durch den einsetzenden Klimawandel welcher den Anstieg des Meeresspiegels oder die Zunahme von Extremereignissen mit sich bringt erfahrt der Kustenschutz aktuell eine enorme Relevanz Ohne den erfolgten Deichbau konnte bereits eine Flache von mehr als 3 400 Quadratkilometern an der deutschen Nordseekuste uberflutet sein 1 Inhaltsverzeichnis 1 Die Geschichte des Deichbaus an der deutschen Nordseekuste 2 Historischer Hintergrund 3 Deichbau im Mittelalter 3 1 Anlagen und Profile im Deichbau 3 1 1 Deicharbeiten und Baumaterial 3 1 2 Schutz von Deichfuss und Deichboschung 3 2 Veranderungen und Folgen des Deichbaus 3 3 Deichrecht im Mittelalter 4 Deichbau in der fruhen Neuzeit 4 1 Sturmfluten 4 2 Deichtypen 4 3 Zusatzliche Schutzvorrichtungen 4 4 Deichrecht 5 Deichbau seit dem 20 Jahrhundert 5 1 Neue Moglichkeiten 5 2 Entwasserungssystem 5 3 Landgewinnung 5 4 Schwere Sturmfluten im 20 Jahrhundert 5 4 1 Niederlande 1953 5 4 2 Deutschland 1962 5 4 3 Deutschland 1976 5 5 Deiche oder andere Schutzfunktionen 5 5 1 Sturmflutsperrwerke 5 5 2 Deichbau 6 Aktuelle Situation an der Nordseekuste und Ausblick 6 1 Gefahrdungsanalysen 6 2 Moderne Formen des Kustenschutzes 6 2 1 Tetrapoden 6 2 2 Sandaufspulungen 6 3 Ausblick 6 3 1 Klimadeiche 7 Literatur 8 EinzelnachweiseDie Geschichte des Deichbaus an der deutschen Nordseekuste BearbeitenDer Entwicklung des Deichbaus wird hier anhand des Mittelalters der fruhe Neuzeit und seit dem 20 Jahrhundert aufgezeigt Dabei werden Einflussgrossen wie das Deichrecht und die Sturmfluten herangezogen als auch der Fortschritt beim Bau und Kustenschutz erlautert Historischer Hintergrund BearbeitenDie Kuste an der Nordsee ist naturgemass sehr flach weshalb es vor dem einsetzenden Deichbau oftmals zu Uberflutungen des Festlandes kam Zudem gab es eine Vielzahl an Halligen und Inseln im heutigen Festland Doch bereits im Mittelalter versuchten sich die Menschen vor den Uberschwemmungen und den verheerenden Sturmfluten zu schutzen die Julianen und Marcellusfluten kosteten beispielsweise mehreren Tausend Menschen das Leben Gleichzeitig sollte das Land urbar gemacht werden 2 Im Rahmen der damaligen Moglichkeiten fanden die Besiedlungen meist auf Anhohen und Erhebungen statt Im weiteren Verlauf auch auf kunstlich errichteten Hugeln den sogenannten Warften Diese Warften schutzten nur einzelne Gehofte oder Dorfsiedlungen und nicht die umliegenden Weide und Ackerflachen wodurch die landwirtschaftlichen Ertrage gefahrdet waren Dennoch blieben sie bis zum Einsetzen des Deichbaus im ausgehenden 1 Jahrtausend der einzig effektive Hochwasserschutz denn bis zum Beginn des Mittelalters kannten die Kustenbewohner an der Nordsee die Form des Deichbaus nicht 3 Deichbau im Mittelalter BearbeitenZiel des damaligen Deichbaues war grundsatzlich die Sicherung der Ackerflachen und vor allem der Ernteertrage vor Sturmfluten da die Siedlungen bereits durch die Warften oder Wurten geschutzt waren Aufschluss uber den genauen Beginn des Deichbaus lasst sich nur anhand von schriftlichen Aufzeichnungen und archaologischen Ausgrabungen erahnen Massgeblich fur den Deichbau verantwortlich waren die Friesen die zwischen dem 8 und 11 Jahrhundert weite Teile der Sudwestkuste kolonisiert hatten In dem altesten friesischen Recht dem sogenannten Lex Frisionum aus den Jahren 802 803 wurde der Deichbau noch nicht erwahnt 4 Archaologischen Grabungen zufolge begann der Deichbau bereits im 8 und 9 Jahrhundert 5 Der einsetzende Deichbau an der Nordseekuste wird auf den Zeitraum des 11 und 12 Jahrhunderts datiert 3 Ab dem 11 Jahrhundert wurde der Deichbau durch den sinkenden Meeresspiegel und den seltener werdenden Uberflutungen begunstigt Auch die Marsch konnte sich bedingt durch die langer anhaltende Trockenzeit der Wattgebiete aufbauen 6 Dadurch dass der Meeresspiegel wieder anstieg war der Bau eines Deiches fur die Bevolkerung unabdingbar geworden wollte man die fruchtbaren Marschflachen zur Beweidung und Bearbeitung zukunftig ebenso nutzen konnen Anlagen und Profile im Deichbau Bearbeiten nbsp Eine Ringdeichanlage bei WarthaBei den ersten errichteten Deichen handelte es sich um sogenannte Ringdeiche Diese landeinwarts liegenden Sommerdeiche waren niedrige Erdwalle nicht sonderlich breit durch steile Boschungen gekennzeichnet und meist nur zwischen 1 20 Metern und maximal 2 80 Metern hoch 3 Sie umringten sowohl landwirtschaftliche Flachen als auch Siedlungsgebiete und sollten vor allem zur Sommerzeit die Boden vor Uberflutung und Versalzung schutzen wodurch Getreideanbau vor allem Hafer und Pferdebohnen sowie Viehzucht ermoglicht wurde Ahnlich funktionierten die ebenso fur die Sturmfluten in den Sommermonaten vorgesehenen Landesdeiche Fruher war ein breites Vorland Voraussetzung fur lang anhaltenden Bestand der Deiche Der Verlauf und die Breite des Deiches wurden durch sogenannte Stikken bestimmt Es handelt sich dabei um Holzpfahle die in den Grund geschlagen wurden und das Gebiet abgrenzen sollten Oft wurde in den ersten Baujahren zunachst Sommerdeiche errichtet die im Winter den Fluten nicht standhielten und folglich auch die Marschen uberflutet wurden Wollte man nun die Landschaft ganzjahrig schutzen waren neue Deiche vonnoten Erst im spaten Mittelalter wurden vermehrt meist kustenparallel angelegt Winterdeiche die auch den hohen Sturmfluten Widerstand leisteten als zusatzliche Schutzfunktionen errichtet Anfanglich verlief die Deichlinie an der Nordseekuste unregelmassig Sie orientierte sich an den Buchten an der Beschaffenheit des Materials das fur den Deichbau notwendig war und an erfolgten Deichbruchen sodass die Deichlinie oft zuruckverlegt werden musste Insgesamt wurde mehr Land verloren als durch eingedeichte Polder gewonnen werden konnte 6 Nur in kleinen Schritten folgte die Urbarmachung des Sietlandes welches trockengelegt und eingedeicht wurde Die Siedlungen wurden mittels Verbindungsdeichen nach und nach miteinander verbunden deren drei bis vier Meter breite Deichkronen gleichzeitig als Verkehrswege dienten 7 Nach und nach entstand durch das Verbinden der Deiche eine durchgangige Deichlinie direkt an der friesischen Nordseekuste Historische Quellen belegen dass diese bereits im 12 Jahrhundert weitestgehend geschlossen war Der sogenannte Goldene Ring wurde bis Ende des 13 Jahrhunderts fertiggestellt wodurch die Deichlinie geschlossen und somit die Trennung zwischen Meer und ostfriesischem Land festgelegt wurde 8 Diese Deichanlage sollte fortan die Besiedlung und Kultivierung tief gelegenen und vermoorten Sietlander im Hinterland der Marsch bis zum Geestrand ermoglichen und gleichzeitig das gesamte Jahr uber die Kustenbewohner und ihre Landereien vor Uberschwemmungen und Sturmfluten schutzen Dennoch konnten sie aufgrund ihrer Beschaffenheit nicht allen Sturmfluten standhalten und es kam oftmals zu Deichbruchen die fatale Folgen fur die Bewohner hinter dem Deich hatte 9 Deicharbeiten und Baumaterial Bearbeiten nbsp Darstellung des Deichbaus in fruherer ZeitFur die Errichtung der Deiche und den notwendigen Erdarbeiten stand der damaligen Bevolkerung lediglich die menschliche Arbeitskraft zur Verfugung In Verbindung mit Spaten Schaufeln und Pferde Karren war ohne maschinelle Hilfe ein enormer Aufwand notig um Deiche zu errichten Somit bestimmte die Gewinnung von geeigneter Deicherde die Lage eines neu zu bauenden Deiches da ein langer Transport ohne adaquate Fahrzeuge damals undenkbar war Die Deicherde unterschied sich in ihrer Zusammensetzung Es wurde zwischen marinen mehr sandigen fluviatilen oder mehr tonigen Sedimenten differenziert Das Baumaterial bestand aus verschiedenen Ton und Feinsandanteilen und wurde als Klei bezeichnet Um den Deichkorper gegen Sturmtiden widerstandsfahig zu machen wurde er flachendeckend mit einer Grasschicht sogenannten Grassoden bedeckt 10 Der Klei durfte keinen zu hohen Tonanteil beinhalten da er sonst bei Austrocknung schrumpft und Risse entstehen durch die Wasser eindringen kann Wenn der Klei einen zu hohen Anteil an Sand hat ist er ebenfalls wasserdurchlassig Als geeignetstes stellte sich Kleierde heraus die mit Sand untergemengt wurde 6 Zunachst wurde das Material fur den benotigten Deichboden in der Nahe des Deichfusses abgegraben wodurch es zu einer Vertiefung kam welche die Standfestigkeit des Deiches minimierte und eine Destabilisierung dieser nach sich zog Deshalb wurde im Laufe der Zeit der Abstand zum Deichfuss erhoht Vorzugsweise wurde das Baumaterial ausserhalb des Deiches entnommen um kein Land fur die landwirtschaftliche Nutzung zu verlieren 6 Um die Auswaschung des Deichvorlandes zu verhindern mussten Regeln befolgt werden So setzte die Ausgrabung der Deicherde voraus dass dabei keine kanalartigen Rinnen entstanden Nach der Fertigstellung der Aussenboschung wurde der Deichkorper mit Grassoden bedeckt und anschliessend durch Stampfen von Menschen oder Pferden verdichtet 6 Die Hohe des Deiches wurde bis dato durch die hochste bekannte Sturmflut bestimmt Die Deichhohen berucksichtigten allerdings nicht Anstieg des Wasserstands wodurch es zu mehreren nachfolgenden Sturmflutkatastrophen kam Auch gab es keine einheitliche Auffassung uber die Querschnittsgestaltung der Deiche bis ins 18 Jahrhundert Es gab viele Deiche deren Aussenboschung zu steil war 11 Zudem mangelte es schlicht an Erkenntnissen uber widerstandsfahige Deichprofile sowie an Bauanleitungen oder Deichbaumeistern Auch gab es zu dieser Zeit noch keine Bauvorschriften oder Dienstanweisungen sodass sich der Deichbau erst seit dem 16 Jahrhundert etablieren konnte Bis ins 18 Jahrhundert als es Deichbaumeister gab anderte sich nichts an der Profilgestaltung der Deiche Schutz von Deichfuss und Deichboschung Bearbeiten Wenn der Deichfuss durch die Brandung oder Stromungen direkt an das Watt angrenzte bedarf es Massnahmen um den sogenannten Schardeich vor Sturmtiden zu schutzen 12 nbsp Beispiel eines Stackdeiches in NordfrieslandDer Deich wurde mit Stroh bestickt wodurch Niederschlage besser ablaufen konnten und der Deich vor den Wasserbewegungen wahrend der Tiden geschutzt wurde Die Methode des Strohbesticks geht auf das 14 Jahrhundert zuruck 13 und gilt als sehr kostenaufwendig Alternativ zu Stroh wurde auch Reet eingesetzt Bei Mangel an Reet und Stroh kam eine sehr haltbare Schutzlage zum Einsatz die mit sogenannten Hurden bedeckt wurde Diese bestanden wiederum aus Weiden und Haselruten die ineinander verflochten wurden Eine Alternative war die Errichtung von Stackdeichen Es handelt sich dabei um senkrechte Pfahlwande die den Deichfuss bilden und in den eigentlichen Deichkorper verankert werden Diese Vorgehensweise ist aus hydraulischer Sicht betrachtet ungeeignet da sie zur Unterspulung des Konstrukts fuhrt und die Sicherheit des Deiches gefahrdet 6 Veranderungen und Folgen des Deichbaus Bearbeiten Durch den Deichbau anderte sich die damalige Wirtschafts und Sozialstruktur an der Kuste Die extensive Weidewirtschaft wurde durch intensiven Ackerbau und Rindviehwirtschaft abgelost In der zuvor noch nicht eingedeichten Marsch wurden Wollschafe gehalten welche die Grundlage fur die friesische Tuchproduktion waren 6 Die ersten Deiche sind zum Schutz von Nutzpflanzen um die Acker herum errichtet worden Der Anbau von Getreide wurde durch die jungen Ablagerungen aus der Nordsee auf sandiger Seemarsch begunstigt Die Flussmarschen sind durch ihren hohen Anteil an Ton schwieriger zu bestellen und wurden aus diesem Grund zur Viehhaltung genutzt Eine Voraussetzung fur die landwirtschaftliche Nutzung war eine tiefere Entwasserung als bei dem vorherigen Weideland was eine Sackung in der Marsch nach sich zog 14 Neben dem Ackerbau wurde in eingedeichten Gebieten Torf abgebaut zum einen fur die Salztorfgewinnung zum anderen fur Brennzwecke Trotz sinkender Wasserstande der Nordsee resultierte durch die Nutzung dass das Land teilweise unter dem mittleren Tidehochwasser lag Damit war es besonders anfallig gegenuber Sturmfluten welche weit bis ins Landesinnere gelangen konnten wodurch die Menschen im Mittelalter massive Landverluste verzeichneten 9 Durch die Schliessung der Deichlinie im 13 Jahrhundert waren die Marschgebiete gegen Sturmfluten gesichert Dadurch stauten sich die Sturmfluten entsprechend hoher vor den Deichen und es kam haufig zum Deichbruch Die mit dem Deichbau einhergehende kunstliche Entwasserung fuhrte zu der Absenkung der Sietlandgebiete Drangen die Wassermassen in tiefer gelegene Gebiete blieben sie oft dort und bildeten eine Bucht Wurde der Einbruch nicht zeitnah geschlossen konnten folgende Sturmfluten die Bucht vergrossern indem leicht erodiertere Torfe abgetragen wurden Seit der Bildung des Goldenen Rings im 13 Jahrhundert entstanden der Dollart die Leybucht nordfriesische Wattenmeer und der Jadebusen Vermutlich erfolgte der erste Einbruch durch die Erste Marcellusflut 1219 Auch die Zweite Marcellusflut von 1362 hatte neben dem Verlust riesiger Marschgebiete massgebliche Folgen Auf politischer Ebene wurde der friesische Gau Rustringen in zunachst in zwei Teile aufgeteilt und dann komplett zerschlagen Der Landverlust in den folgenden 300 Jahren geht ausschliesslich auf das menschliche Handeln zuruck 15 Deichrecht im Mittelalter Bearbeiten nbsp Zeichnung des Deichbaus aus dem SachsenspiegelIn Friesland unterstanden die Friesen dank der Friesischen Freiheit keiner staatlichen Adelsherrschaft und lebten autonom Doch durch die Notwendigkeit des Deichbaus war eine ubergeordnete Planung vonnoten Fortan schlossen sich die Friesen genossenschaftlich in autonomen Landesgemeinden zusammen um sich um die Bedeichung in Friesland zu kummern und die Gefahren des Meeres einzudammen Diese genossenschaftliche Aufgabe war verpflichtend fur alle ungeachtet von Geschlecht Alter oder Stand 16 Nach der Niederlage Danemarks in der Schlacht bei Hemmingstedt im 15 Jahrhundert 17 festigte die sogenannte Bauernrepublik Dithmarschen ihre inoffizielle Unabhangigkeit sodass sich in der Region Dithmarschen eine Selbstverwaltung entwickelte Im Vergleich zu den autonomen Friesen war Dithmarschen sachsisches Gebiet Die sachsischen Geschlechterverbande zeichneten eigenstandig fur die Planung des Deichbaus verantwortlich 16 Grundsatzlich waren samtliche Marschbauern in den bauerlichen Genossenschaften zusammengeschlossen Diese waren fur den Bau und die Unterhaltung der Deiche zustandig Nach dem Motto Wer nicht will deichen der muss weichen war das Mitwirken am Deichbau verpflichtend die sogenannte Deichdienstpflicht 18 Da jede Kustenregion einer anderen Verwaltung unterstand gab es von Region zu Region unterschiede und keine einheitlich gultigen Gesetze Allgemeingultige Deichrechte wurden erstmals zu Zeiten des uberregionalen Deichbaues durch die verschiedenen Landesgemeinden festgehalten sodass sich weitere Beispiele mittelalterlich fruhneuzeitlicher Verordnungen anfuhren lassen Sowohl in der Rustringer Rechtshandschrift ca 1300 als auch im Sachsenspiegel 1336 lassen sich Anweisungen in Bezug auf das Deichrecht finden Die Rustringer Rechtshandschrift spricht beispielsweise von der Unterhaltung des friesischen goldenen Reliefs einer malerischen Umschreibung des Seedeichs 19 In dem Sachsenspiegel werden Dorfer die am Wasser liegen dazu verpflichtet sich gegen die Fluten zu schutzen und Damme zu errichten Eine Nichtbeteiligung am Deichbau hatte den Verlust seines Landes zur Folge 19 Gemass dem Spatenrecht verlor jemand folglich seinen Besitz und trat die damit verbundenen Pflichten ab Hierfur wurde ein Spaten als Signal der Aufgabe oder als Zeichen der Enteignung in das Grundstuck gesteckt Wer diesen Spaten nun wieder herauszog ubernahm gleichzeitig den Besitz und die Pflichten Dieses Spadelandsrecht 1424 regelte bis zu seiner letzten Anwendung um 1700 fur knapp 300 Jahre das Deichrecht in den verschiedenen Marschregionen 19 Ebenso konnten Gebiete nur in Kombination mit dem Deichabschnitt erworben oder vererbt werden Kein Deich ohne Land kein Land ohne Deich 20 Bis zur Einfuhrung der Landrechte im 15 Jahrhundert waren Kirchspiele oder die grossbauerliche Oberschicht unter anderem fur die Rechtsprechung und den Deichbau zustandig 20 Deichbau in der fruhen Neuzeit Bearbeiten nbsp Entwicklung der Deichquerschnitte nbsp Zeitgenossische Darstellung der BurchardiflutDer Ausbau und die Verbesserung der Deiche ging in der fruhen Neuzeit nur sehr langsam voran Es wirkte noch der Glaube dass Gott die Menschen mit den Fluten strafen wolle und es somit keinen Deich geben konne der vor Gottes Zorn schutzen konne 21 Erst mit der Zeit kamen die Menschen zu der Erkenntnis dass die gebrochene Deiche beim Neubau hoher und starker gebaut werden sollen 22 Sturmfluten Bearbeiten In der Neuzeit gab es einige verheerende Sturmfluten im Bereich der Nordseekuste So zum Beispiel zwei grosse Sturmfluten im 16 Jahrhundert die sogenannten Allerheiligenfluten der Jahre 1532 und 1570 bei welchen insgesamt mehr als 10 000 Menschen ihr Leben verloren hatten Bei der Burchardiflut im Oktober 1634 kamen mehr als 8 000 Menschen ums Leben und ausserdem wurde die Insel Alt Nordstrand bei der Uberschwemmung in mehrere Teile zerrissen 23 Durch die Weihnachtsflut im Jahr 1717 starben an der gesamten Nordseekuste um die 11 500 Menschen in Folge der Uberschwemmungen 22 wahrend bei der Neujahrsflut vom 31 Dezember 1720 auf den 1 Januar 1721 die Insel Helgoland in zwei Teile gebrochen wurde 23 Deichtypen Bearbeiten Abhangig von der Breite des Vorlandes und der Neigung der Aussenboschung wurden die Deiche unterschiedlich verstarkt Lag die Neigung bei 1 3 wurde der Deich zusatzlich mit Rasensoden als Abdeckung verstarkt wohingegen Deiche am Fussende mit Stroh abgedeckt wurden Bei hoherer Gefahr und Bedarf wurde der Deichkorper durch Holzpfosten mit anliegenden Bohlen zusatzlich gesichert Weiterhin erhielten sogenannte Bermedeiche die eine Neigung von 1 7 hatten eine Abdeckung aus Stroh Um starken Wellengangen entgegenzuwirken wurden teilweise Steindecken gelegt was jedoch einen hohen Kostenfaktor darstellte und somit seltener umgesetzt wurde Haufiger kam es vor dass angelegte Innenboschungen eine Neigung von 1 1 hatten und diese bei starkeren Stromungen ungenugend waren 22 nbsp Holzerne Buhne Wellenbrecher an der NordseeZusatzliche Schutzvorrichtungen Bearbeiten Buhnen sind vom Strandverlauf in das Meer ragende Damme Diese konnen rechtwinklig flussaufwarts oder flussabwarts ausgerichtet sein Die Geschwindigkeit der parallel zur Kustenlinie verlaufende Stromungen werden dadurch verringert Das fuhrte unter anderem dazu dass die Erosion des jeweiligen Kustensandes abgeschwacht und die Akkumulation des in den Fluten befindlichen Sandes verstarkt wurde 24 Je nach genutztem Material erhielten sie andere Bezeichnungen Holz Bezeichnung Hoft Strauch und schwache Pfahle Stack Faschinen mit Steinabdeckung Schlenge 25 Nachdem Friedrich der Grosse Furst von Ostfriesland wurde liess er anordnen dass bei Neubauten von nun an Siele aus Stein und nicht mehr aus Holz angefertigt wurden Die Entscheidung beruht auf der Anfalligkeit und den damit verbundenen Unterhaltungskosten der alten Holzsiele 25 Deichrecht Bearbeiten Aufgrund der historischen Entwicklung Deutschlands und der damit verbundenen Selbstverwaltung der einzelnen Landschaften hat sich das Deichrecht je nach Region unterschiedlich entwickelt Als allgemeingultig galt nun das ubergeordnete Ziel dass die Marschbewohner zum Deichschutz beitragen mussen ohne dass ihnen konkrete Vorgaben gegeben wurden So beispielsweise im Ostfriesischen Landrecht von 1515 oder dem Spadelandesrecht von 1557 26 In der Mitte des 16 Jahrhunderts nahm der Einfluss auf Deichverbande durch Staat und Landesherrn zu So hatten die Landesherren neben ihrem Anspruch auf das Deichvorland Interesse daran dieses Land zu schutzen und zu verwalten was sich durch Einflussnahmen auf die Deichverwaltung ausserte Begunstigt wurde dieses durch Missstande die innerhalb der Deichgenossenschaften herrschten Als Motive galten die landesvaterliche Fursorge Sucht nach Gewinn Mangel an Korn die Sehnsucht nach Sicherheit und der Drang zur Ansiedlung 27 Die im Mittelalter ausgepragten offentlich rechtlichen Strukturen der Deichverbande fuhrten in der fruhen Neuzeit dazu dass die Landeshoheiten jene Verbande wie staatliche Anstalten behandelten Zwar behielten sie offiziell die Rechte als eigene Korperschaft unterlagen jedoch der Aufsichts und Polizeigewalt der Behorden Folglich haben sie ihre Selbststandigkeit in dieser Phase verloren Dieser Prozess hat sich nicht in allen Teilen der Nordsee gleichmassig vollzogen betraf aber den allergrossten Teil der Landschaften 28 Ausnahmen bildeten hier noch freie Gebiete Deutschlands in denen sich dann die unterschiedlichen Deichverbande zusammenschlossen oder kooperierten Als dann die grossen Sturmfluten fur Notstande sorgten waren es die Landesherren anderer Gebiete die um Unterstutzung und Hilfe bei den freien Verbanden baten 29 Dass die kommunalen Korperschaften sich wieder selbst verwalten konnten war auf das Preussische Deichgesetz von 1848 zuruckzufuhren 30 Der demokratische Fortschritt wurde mit der Deich und Sielordnung fur Ostfriesland DSOfO vom 12 Juni 1853 und der Deichordnung fur das Herzogtum Oldenburg ODO vom 8 Juni 1855 fort bzw eingefuhrt Es waren Gesetze die auf parlamentarischen Grundlagen beraten wurden Begrundet war diese neue Philosophie von Staatsaufsicht und Selbstverwaltung u a mit den Aufstanden der Revolution von 1848 die zwar ihr ubergeordnetes Ziel verfehlte dennoch zum Mitspracherecht animierte 31 Als Gegenbeispiel gilt die Bremische Deichordnung vom 29 Juli 1743 da sie eine weitere organische Entwickelung der Deichverhaltnisse verhinderte 32 Deichbau seit dem 20 Jahrhundert BearbeitenZu Beginn des 20 Jahrhunderts fielen die eintretenden Sturmfluten fur die Kustenbewohner weniger zerstorerisch aus als in den Jahrhunderten davor Dies lag vor allem an den massgeblichen Verbesserungen in den Warnsystemen sowie den Forschungseinrichtungen welche durch neugegrundete Einrichtungen wie des Windstau und Sturmflutwarndienstes flachendeckender Vorhersagen treffen konnten So wurden beispielsweise Wasserstands anderungen in den Nordseekustengebieten durch zahlreiche Pegel gemessen Zudem wurde Mitte der 1930er Jahre eine neue Forschungsstelle fur Insel und Kustenschutz gegrundet ansassig auf der Insel Norderney 33 Neue Moglichkeiten Bearbeiten nbsp Asphaltierter DeichBeim Bau der Deiche entstanden ebenfalls neue Moglichkeiten etwa durch den Einsatz von Loren oder Feldbahnen welche die Handarbeit ablosten und bis dahin nicht umsetzbare Vorhaben ermoglichten Des Weiteren erwiesen sich neue Materialien als nutzlich etwa Asphalt und verschiedene Steinarten die durch grosse Mischanlagen nutzbar gemacht wurden Die bis dahin ubliche gepflasterte Deichfusssicherung konnte so durch Asphalt stabiler konstruiert werden und durch eine raue Oberflache aus einer Asphalt Stein Kombination die dahinterliegende Grasnarbe vor der Wellenenergie schutzen Ein anschliessender Rauhstreifen bildete den Ubergang zur Asphaltdecke und bestand erstmals aus weiteren Schotter und Steingussmassen 33 Entwasserungssystem Bearbeiten Nicht nur der Deichbau erfuhr im Laufe des 20 Jahrhunderts Innovationen sondern auch die Entwasserung des hinter dem Deich liegenden Binnenlandes konnte grosser und effizienter funktionieren Die bestehenden Siele welche ihre Notwendigkeit vor allem in der Landwirtschaft begrundeten konnten durch Pumpen tideunabhangig arbeiten und grosse Schwankungen ausgleichen Besonders durch den morphologischen Wandel der Kustenlinie welcher durch die Kustenschutzmassnahmen deutlich zunahm aber auch durch eine unsensiblere Ackernutzung waren Tidenniedrigwasserstande keine Seltenheit Zusatzliche in den Wintermonaten auftretenden Uberflutungen der landwirtschaftlichen Gebiete begrundeten die immense Notwendigkeit von Verbesserungen in der Entwasserungsleistung 33 Landgewinnung Bearbeiten nbsp Landgewinnung bei Westerhever EiderstedtEin weiterer Aspekt der sich von Anfang des 20 Jahrhunderts bis in die heutige Zeit im Kustenschutz durchzieht ist die Landgewinnung Ab dem Jahr 1900 wurde unter Preussischer Verwaltung grossflachig die Aufschlickung des Wattenmeers durchgefuhrt Durch die Anhaufung der Sedimente konnten sich Graser ansiedeln und so im Laufe der Zeit der neugewonnene Boden landwirtschaftlich nutzbar gemacht werden Ein Resultat der Landgewinnung sind die heutigen Koge beziehungsweise Polder Ab den 1950er Jahren trat der Gesichtspunkt des Kustenschutzes als Treibkraft der Landgewinnung in den Vordergrund und mit ihm anschliessend die okologischen Aspekte der Verlandung 33 Schwere Sturmfluten im 20 Jahrhundert Bearbeiten Niederlande 1953 Bearbeiten nbsp DeltawerkeIn den Niederlanden ergab sich im Februar 1953 eine Sturmflut die auch in Deutschland zum Nachdenken uber den bisherigen Kustenschutz anregte Denn ein 23 stundiger Orkan liess 500 km Deiche sowie Dunen zerstoren und brachte 1835 Menschen den Tod Zehntausende verloren ihre Heimat Nur mit Gluck brach nicht der Deich auf der Hollands Ijssel ansonsten ware das Wohngebiet von 1 5 Mio Menschen uberspult worden Nach der schweren Sturmflut in den Niederlanden wurden in Holland grossflachige Veranderungen vorgenommen etwa der Bau der Deltawerke Dadurch wurde ein besserer Schutz vor weiteren Sturmfluten als auch neue Infrastrukturen geschaffen 33 In Deutschland fuhrte die niederlandische Katastrophe dazu dass das bisherige Kustenschutzprogramm uberdacht und modifiziert wurde Beispielsweise wurde der massgebende Sturmflutwasserstand an den Pegel vom Februar 1953 angepasst und im Modell des Haufigkeitsverfahren welches in Schleswig Holstein gebrauchlich ist aufgenommen 33 Haufigkeitsverfahren sind folgendermassen zu definieren Der massgebende Sturmflutwasserstand darf maximal einmal pro Centennium auftreten uberschritten werden und besteht aus der Summe des vorberechneten Springtidehochwassers sowie des hochsten verzeichneten Windstaus 33 Deutschland 1962 Bearbeiten nbsp Hamburger Sturmflut 1962Obgleich die Notwendigkeit fur einen sichereren Kustenschutz erkannt wurde brach die Sturmflut im Februar 1962 in allen Teilen der deutschen Nordseekuste grosse Gefahren fur die Menschen mit sich Zwar wurden nur einige Koge uberflutet jedoch verzeichnete besonders Hamburg starke Schaden Dort starben 315 Menschen insgesamt 340 Dies ist damit zu begrunden dass die massgebenden Sturmflutwasserstande an der Kuste nicht erreicht jedoch im Mundungsgebiet der Elbe stark uberschritten wurden Die im Jahr 1955 angeordneten Sicherungen der Deiche wurden zu dieser Zeit noch nicht vollends beendet und so brachen allein in Hamburg 60 Deiche Zudem waren die Deichkonstruktionen mangelhaft da die Deichinnenboschung zu steil ausfiel und die Wellenauflaufhohen starker als prognostiziert waren 33 Deutschland 1976 Bearbeiten Diese Sturmflut traf mit Wasserstanden auf die bis dahin hoher als jeder verzeichnete Wert waren Elbmarschen 38 Zentimeter hoher als 1962 Dennoch fielen die Schaden gering aus da die angesetzten Deicherhohungen oder umgestaltungen weit fortgeschritten waren Nur bei nicht ausgebesserten Bereichen wurde das Ausmass der Krafte deutlich 33 Deiche oder andere Schutzfunktionen Bearbeiten nbsp EidersperrwerkSturmflutsperrwerke Bearbeiten Durch den Bau von Sturmflutsperrwerken ab den 1960er Jahren konnte die Deichlinie erheblich verkurzt werden sodass weitere Erhohungs und Ausbesserungsmassnahmen eingespart werden konnten Ein Beispiel ist das Eidersperrwerk welches im Jahr 1973 fertiggestellt wurde und einige Vorteile mit sich gebracht hat das Einsparen von 62 km Deichlange Schutz der Eider vor Sturmfluten Schifffahrt auf der Eider moglich lassen sowie die Vorflut fur das grosse Einzugsgebiet der Eider im Vergleich zu vorher verbessern 22 Deichbau Bearbeiten Als dienliches Material fur den Bau von Deichen erwies sich Sand wenn dies im Zusammenhang mit einer Ausspulung verwendet wird Denn bei Sanddeichen wird ein Mantel aus Klei aufgeschuttet der wirkungsvoll gegen Erosion wirkt Als oberste Schicht der Deiche bietet sich eine dichte Grasnarbe an die vor allem gegen Ausspulungen schutzt Bei nicht verfugbaren Kleiboden bietet sich auch Beton als Baumaterial an wie etwa in Hamburg Neuenfelde 33 Aktuelle Situation an der Nordseekuste und Ausblick BearbeitenDie Westkuste Schleswig Holsteins ist mit ihrer Gesamtgrosse von 3400 km einer Kustenlinie von 533 km und einem Anteil von 364 km Landschutzdeichen das zentrale Thema bezuglich des Kustenschutzes im Bundesland 34 Heutzutage versucht man das Gefahrdungspotential der Nordsee und die unterschiedlichen Anspruche der Gesellschaft mit denen der naturlichen Umwelt besser in Einklang zu bringen Aus diesem Grund erfolgt eine neue Ausrichtung des Kustenschutzes welcher sich in der Vergangenheit vor allem auf die Unterhaltung der Deiche fokussiert hat Dabei stellt der Schutz der Inseln Halligen und der Elbmundung mit ihren Watten Tiden und Sedimenttransporten einen enormen organisatorischen wie finanziellen Aufwand ca 50 55 Millionen Euro jahrlich 34 dar den die zustandigen Behorden bewerkstelligen mussen 35 Gefahrdungsanalysen Bearbeiten Gefahrdungsanalysen berechnen das Schadenspotential bei einer Uberflutung und beinhalten eine Risikoabschatzung Sie geschehen meist ohne Beachtung der geologisch und historisch bekannten Landschaftsentwicklung Diese Berechnungen ergeben die hochsten Schadenspotentiale insbesondere fur stadtische Siedlungsgebiete nicht durch Mitteldeiche begrenzte Marschgebiete an der Elbe und die nordfriesischen Inseln besonders im Bezug auf das dicht besiedelte Sylt 35 Moderne Formen des Kustenschutzes Bearbeiten Tetrapoden Bearbeiten nbsp Tetrapoden als Kustenschutz Hornum Sylt Tetrapoden wirken als Sicherung von festen Bauwerken da sie vor dem Fusse der Gebaude positioniert werden und dort vor Erosion schutzen Sie bestehen aus einer Kugel von der 4 Kegelstumpfe abgehen 36 Tetrapoden werden beispielsweise am sudlichen Ende der Insel Sylt eingesetzt 37 wo sie die Funktion von Wellenbrechern annehmen und die Energie der auftreffenden Wellen mindern sollen Durch ihr hohes Gewicht neigten die Tetrapoden in der Vergangenheit dazu im Sandboden zu versinken Um diesem Prozess entgegenzuwirken wird nun zunachst ein Sandbett vorbereitet welches anschliessend mit Geotextilien abgedeckt wird 38 Da die Kosten fur eine Neuproduktion und fur den Transport der Tetrapoden bei uber 1000 pro Stuck liegen ist es gunstiger eingesunkene Tetrapoden auszugraben und an neuer Stelle zu errichten 38 Doch nicht nur eingesunkene Tetrapoden stellen ein Problem dar auch das Ziel der Verminderung der Sanderosion kann haufig nicht erreicht werden So wurden die Tetrapoden am Hornumer Strand hinterspult und es kam zu verstarkter Sanderosion am sudlichen Bauwerksende 37 Tetrapoden schutzen zurzeit nur den Strandabschnitt vor dem Ort Hornum der Rest der Hornumer Odde ist den Gezeiten ausgesetzt Dies liegt vor allem an ihrem Status als Naturschutzgebiet Trotzdem uben Anwohner teilweise Kritik an den fehlenden Kustenschutzmassnahmen aus 39 Sandaufspulungen Bearbeiten nbsp Sandaufspulung vor SyltSandaufspulungen wurden auf der Insel Sylt erstmals 1972 durchgefuhrt Seit 1984 kommt es zu regelmassigen Sandvorspulungen an der gesamten Sylter Westkuste sodass bis 2016 rund 48 Millionen Kubikmeter Sand aufgespult wurden 40 Mit einem Spulschiff wird der Sand aus einem rund acht Kilometer vor der Kuste liegenden Gebiet entnommen Dabei saugt der Bagger ein Sand Wasser Gemisch aus 15 bis 30 Metern Tiefe an die Oberflache wo das Wasser abfliesst Im Laderaum des Schiffes bleibt der Sand ubrig Anschliessend fahrt das Schiff bis auf etwa 1 2 Kilometer an die Kuste heran und nimmt das schwimmende Ende der Spulleitung auf Durch diese Leitung wird der Sand an den Strand gepumpt und dort mit Planierraupen verteilt 40 Durch diese Massnahmen konnte der Strand an der Sylter Westkuste wiederhergestellt werden Ausserdem konnen so Vordunen errichtet werden welche den Ruckgang von Dunen den Abbruch von Kliffs und die Zerstorung von Kustenschutzmassnahmen verhindern 40 Doch Sandaufspulungen stehen auch in der Kritik da sie sehr kostenintensiv sind So kosteten Sandauspulungen auf der Insel Sylt im Jahr 2017 insgesamt etwa 9 3 Millionen Euro 40 Steigt der Meeresspiegel weiterhin an so wird auch die Menge des aufzuspulenden Sandes entsprechend ansteigen Aus diesem Grund ist in Zukunft mit weiter steigenden Kosten zu rechnen 21 Durch die Entnahme und Aufspulung des Sandes stellt diese Form des Kustenschutzes zudem einen Eingriff in die naturliche Dynamik von Okosystemen dar 21 Ausblick Bearbeiten Der mit dem Klimawandel einhergehende Meeresspiegelanstieg wird sich auch auf die deutsche Nordseekuste auswirken So wird fur die nachsten 100 Jahre ein Anstieg der Nordsee von ca 50 Zentimetern angenommen 41 Damit die Menschen auch langfristig nahe der Nordsee wohnen konnen mussen neue Kustenschutzmassnahmen erprobt werden Klimadeiche Bearbeiten In Schleswig Holstein gibt es bereits in Busum und Nordstrand erste Klimadeiche ein weiterer soll in Dagebull entstehen 41 Klimadeiche unterscheiden sich von konventionellen Deichen indem sie die zukunftigen Entwicklungen berucksichtigen und den weiteren Anstieg des Meeresspiegels einkalkulieren 41 Als Ausgangsbasis dient der bereits bestehende Deich welcher etwas verstarkt und erhoht wird Zudem ist er auf der dem Meer zugewandten Seite flacher als bisher damit der Seegang auf der Aussenboschung des Deiches flach auslaufen kann Weiterhin wird die Krone des bestehenden Deiches von zweieinhalb auf ca funf Meter verbreitert Dies kommt zukunftigen Generationen zugute die den Deich nochmals verstarken und erhohen konnen ohne dass der Deichfuss verbreitert werden muss 41 So kann der Deich an einen Meeresspiegelanstieg von einem bis zu anderthalb Metern angepasst werden Klimadeiche gelten als die Zukunft des Deichbaus in Schleswig Holstein sodass alle zukunftigen Deichverstarkungen nach dem Prinzip der Klimadeiche erfolgen sollen 41 Doch auch diese Kustenschutzmassnahme gestaltet sich kostenintensiv So kostete alleine der Bau des Klimadeiches in Nordstrand 32 Millionen Euro 42 Zudem konnten Steine die Stabilitat des Deiches gefahrden Die Steine konnen sich bei Flut losen sodass das Wasser aus den entstandenen Lochern noch mehr Erde abtragen wurde Aus diesem Grund mussten in Nordstrand spezielle Maschinen die Steine von der obersten Deichschicht bis in eine Tiefe von rund 30 Zentimetern abtragen 42 Literatur BearbeitenJohann Kramer Kein Deich Kein Land Kein Leben Geschichte des Kustenschutzes an der Nordsee Rautenberg Leer 1989 ISBN 3 7921 0414 8 Johann Kramer Hans Rohde Historischer Kustenschutz Deichbau Inselschutz und Binnenentwasserung an Nord und Ostsee Stuttgart 1992 ISBN 3 87919 163 8 Hansjorg Kuster Geschichte der Landschaft in Mitteleuropa Von der Eiszeit bis zur Gegenwart C H Beck Munchen 1999 ISBN 3 406 45357 0 Rolf Meurer Wasserbau und Wasserwirtschaft in Deutschland Vergangenheit und Gegenwart Vieweg Teubner Wiesbaden 2000 ISBN 3 322 80214 0 Einzelnachweise Bearbeiten Sabine Mertsch Risikomanagement als Konzept zur Risikominimierung am Beispiel der uberflutungsgefahrdeten Kustengebiete Schleswig Holsteins Bonn 2004 S 16 Rolf Meurer Wasserbau und Wasserwirtschaft in Deutschland Vergangenheit und Gegenwart Vieweg Teubner Verlag Wiesbaden 2000 ISBN 978 3 322 80214 9 S 16 a b c Rolf Meurer Wasserbau und Wasserwirtschaft in Deutschland Vergangenheit und Gegenwart Vieweg Teubner Verlag Wiesbaden 2000 ISBN 978 3 322 80214 9 S 17 Herre Halbertsma Terpen tusschen Vlie en Eems JB Wolters Groningen 1963 Georg Kossack Karl Ernst Behre Peter Schmidt Archaologische und naturwissenschaftliche Untersuchungen an landlichen und fruhstadtischen Siedlungen im deutschen Kustengebiet vom 5 Jahrhundert v Chr bis zum 11 Jahrhundert n Chr Hrsg Acta Humaniora Band 1 Weinheim 1984 a b c d e f g Johann Kramer Kein Deich kein Land kein Leben Geschichte des Kustenschutzes an der Nordsee G Rautenberg Leer 1989 ISBN 3 7921 0414 8 Hansjorg Kuster Geschichte der Landschaft in Mitteleuropa Von der Eiszeit bis zur Gegenwart C H Beck Munchen 1999 ISBN 3 406 45357 0 S 222 Hansjorg Kuster Geschichte der Landschaft in Mitteleuropa Von der Eiszeit bis zur Gegenwart C H Beck Munchen 1999 ISBN 3 406 45357 0 S 224 a b Sabine Mertsch Risikomanagement als Konzept zur Risikominimierung am Beispiel der uberflutungsgefahrdeten Kustengebiete Schleswig Holsteins Bonn 2004 S 22 Andreas Busch Eine alte Landoberflache und Kulturspuren im Nordstrander Watt In Die Kuste Band 8 1960 handle net abgerufen am 4 Januar 2018 Daan P Hallewas Mittelalterliche Seedeiche im hollandischen Kustengebiet Band 15 ROB Hildesheim 1984 Karl Luders G Luck Kleines Kustenlexikon Hildesheim 1976 T Huitema Dijken langs zee rivieren en kanalen kaden om polders droogmakerijen enz In Kosmos N V Uitgevers Maatschippij Kosmos Amsterdam Antwerpen 1947 Albert Bantelmann Die Landwirtschaftsentwicklung im nordfriesischen Kustengebiet eine Funktionschronik durch funf Jahrtausende In Die Kuste Nr 14 Kuratorium fur Forschung im Kusteningenieurwesen KFKI Hamburg 1966 Karl Ernst Behre Landschaftsgeschichte Norddeutschlands Umwelt und Siedlung von der Steinzeit bis zur Gegenwart Wachholtz Neumunster 2008 ISBN 978 3 529 02499 3 a b Karl Ernst Behre Landschaftsgeschichte Norddeutschlands Umwelt und Siedlung von der Steinzeit bis zur Gegenwart Wachholtz Verlag Neumunster ISBN 978 3 529 02499 3 S 92 NDR Wie Dithmarscher Bauern den Konig besiegten Abgerufen am 22 Januar 2018 Peter Henning Feindt Umwelt und Technikkonflikte 1 Auflage VS Verlag fur Sozialwiss Wiesbaden 2010 ISBN 978 3 531 17497 6 S 299 a b c Dirk Meier Die Nordseekuste Geschichte einer Landschaft Boyens Heide 2006 ISBN 3 8042 1182 8 S 108 a b Dirk Meier Die Nordseekuste Geschichte einer Landschaft Boyens Heide 2006 ISBN 3 8042 1182 8 S 109 a b c Trilaterale Uberlegungen zum Kustenschutz im Wattenmeer unter Berucksichtigung der geplanten EU Hochwasserschutzrichtlinie Trilaterale Uberlegungen zum Kustenschutz im Wattenmeer unter Berucksichtigung der geplanten EU Hochwasserschutzrichtlinie PDF Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 11 April 2018 abgerufen am 28 Januar 2018 a b c d Rolf Meurer Wasserbau und Wasserwirtschaft in Deutschland Vergangenheit und Gegenwart Vieweg Teubner Verlag Wiesbaden 2000 ISBN 978 3 322 80213 2 S 39 a b Hansjorg Kuster Nordsee Geschichte einer Landschaft Wachholtz Kiel 2015 ISBN 978 3 529 07604 6 S 72 Michael Hutte Okologie und Wasserbau Okologische Grundlagen von Gewasserverbauung und Wasserkraftnutzung 1 Auflage Vieweg Teubner Verlag Berlin 2000 ISBN 978 3 528 02583 0 S 133 a b Rolf Meurer Wasserbau und Wasserwirtschaft in Deutschland Vergangenheit und Gegenwart Vieweg Teubner Verlag Wiesbaden 2000 ISBN 978 3 322 80214 9 S 40 Johann Kramer Hans Rohde Deutscher Verband fur Wasserwirtschaft und Kulturbau Historischer Kustenschutz Deichbau Inselschutz und Binnenentwasserung an Nord und Ostsee K Wittwer Stuttgart 1992 ISBN 3 87919 163 8 S 189 Johann Kramer Hans Rohde Deutscher Verband fur Wasserwirtschaft und Kulturbau Historischer Kustenschutz Deichbau Inselschutz und Binnenentwasserung an Nord und Ostsee K Wittwer Stuttgart 1992 ISBN 3 87919 163 8 S 191 Johann Kramer Hans Rohde Deutscher Verband fur Wasserwirtschaft und Kulturbau Historischer Kustenschutz Deichbau Inselschutz und Binnenentwasserung an Nord und Ostsee K Wittwer Stuttgart 1992 ISBN 3 87919 163 8 S 190 191 Johann Kramer Hans Rohde Deutscher Verband fur Wasserwirtschaft und Kulturbau Historischer Kustenschutz Deichbau Inselschutz und Binnenentwasserung an Nord und Ostsee K Wittwer Stuttgart 1992 ISBN 3 87919 163 8 S 192 Warnke Ingo Wege zur Kultursprache Die Polyfunktionalisierung des Deutschen im juridischen Diskurs 1200 1800 De Gruyter Berlin 1999 ISBN 3 11 016429 9 S 403 Johann Kramer Hans Rohde Deutscher Verband fur Wasserwirtschaft und Kulturbau Historischer Kustenschutz Deichbau Inselschutz und Binnenentwasserung an Nord und Ostsee K Wittwer Stuttgart 1992 ISBN 3 87919 163 8 S 193 Johann Kramer Hans Rohde Deutscher Verband fur Wasserwirtschaft und Kulturbau Historischer Kustenschutz Deichbau Inselschutz und Binnenentwasserung an Nord und Ostsee K Wittwer Stuttgart 1992 ISBN 3 87919 163 8 S 194 a b c d e f g h i j Rolf Meurer Wasserbau und Wasserwirtschaft in Deutschland Vergangenheit und Gegenwart Vieweg Teubner Verlag Wiesbaden 2000 ISBN 3 322 80214 0 a b Dietmar Wienholdt Planungen und Massnahmen des Landes Schleswig Holstein fur den Kustenschutz Kustenschutz heute und morgen Vortragsveranstaltung am 3 11 08 in Niebull In Hans Otto Meier Hrsg Nordfriesland im Gesprach Nr 6 2008 a b Dirk Meier Schleswig Holsteins Kusten im Wandel Von der Eiszeit zur globalen Klimaerwarmung Heide 2007 Rolf Meurer Wasserbau und Wasserwirtschaft in Deutschland Vergangenheit und Gegenwart Vieweg Teubner Verlag Wiesbaden 2000 ISBN 3 322 80214 0 a b Fachplan Kustenschutz Sylt PDF Nicht mehr online verfugbar 2015 ehemals im Original abgerufen am 17 Januar 2018 1 2 Vorlage Toter Link www schleswig holstein de Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven a b Melanie Steur Fiener Tetrapoden auf Sylt Die vierarmigen Kolosse ziehen um Abgerufen am 17 Januar 2018 Carsten Rehder dpa Wie Sylt um seine Kuste kampft Nicht mehr online verfugbar In Kieler Nachrichten Kiel Schleswig Holstein Germany Archiviert vom Original am 10 April 2018 abgerufen am 17 Januar 2018 a b c d Kustenschutz auf Sylt Sandaufspulungen 2017 PDF Landesbetrieb fur Kustenschutz Nationalpark und Meeresschutz Schleswig Holstein LKN SH abgerufen am 17 Januar 2018 a b c d e n tv Nachrichtenfernsehen Deutschland hat die ersten Klimadeiche In n tv de n tv de abgerufen am 28 Januar 2018 a b NDR Neuer Super Deich ist doch nicht so super Abgerufen am 28 Januar 2018 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichte des Kustenschutzes an der Nordseekuste amp oldid 238892216