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Das Spatenrecht auch Spadenrecht Spate oder Spadelandsrecht war ein aus dem Mittelalter in Norddeutschland uberliefertes und seit dem 15 Jahrhundert schriftlich niedergelegtes Gewohnheitsrecht und Vorlaufer des heutigen Deichrechts Im engeren Sinne bezeichnete Spatenrecht den Brauch die Verfugungsgewalt uber ein bestimmtes Stuck Land durch das symbolische Einstechen eines Spatens aufzugeben zu verpfanden oder auch zu entziehen 1 Keen nich will dieken de mutt wieken Skulptur von Frijo Muller Belecke in Otterndorf bei Cuxhaven Im weiteren Sinne bezeichnete Spaten land recht als Teil des allgemeinen Landrechts die Gesamtheit der in einer bestimmten Region uberlieferten Regeln die Gerichtsbarkeit uber einen oder mehrere Deiche 2 und insbesondere die Verpflichtung der Deichgenossen zur Mitwirkung an ihrer Instandhaltung Wer dieser Deichpflicht auf Dauer nicht nachkam wurde aus dem Deichverband ausgeschlossen und verlor zugleich sein Land Ihren Niederschlag fand diese Praxis in dem bekannten Merkspruch Keen nich will dieken de mutt wieken Wer nicht will deichen der muss weichen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIn den Marschlandern entlang der Nordseekuste aber auch in den Elb und Wesermarschen war der Spaten seit jeher das Hauptwerkzeug nicht nur zur Urbarmachung von Land sondern auch zum Bau von Deichen Sielen und Wettern Spatenland wie es sich etwa im Namen des Hamburger Stadtteils Spadenland erhalten hat war also im ursprunglichen Wortsinn mit dem Spaten kultiviertes und dem Wasser abgerungenes Land 3 Da im Falle eines Deichbruchs aber nicht nur das unmittelbar anliegende Grundstuck sondern potentiell alle Bewohner im Hinterland des Deiches betroffen sein konnten entwickelten sich im Deichbau uberall fruhzeitig genossenschaftliche Formen der Lastenteilung So wurden alle Grundbesitzer innerhalb eines Deichverbands zur Erhaltung eines bestimmten Deichabschnitts verpflichtet und wahlten aus ihrer Mitte den Deichgrafen und ggf weitere Deichgeschworene die im Namen der Gemeinschaft uber die Einhaltung dieser Verpflichtung wachten Kam ein Besitzer eines zur Deichlast verpflichteten Grundstuckes seinen Pflichten nicht nach wurde dies im Rahmen der in der Regel halbjahrlich abgehaltenen Deichschau offentlich festgestellt und der Betreffende zur Nachbesserung oder zur Zahlung eines Bussgelds verurteilt 4 Im Extremfall wurde durch den Deichgraf ein Spaten in den Deich gesteckt und damit dem Besitzer das Grundstuck entzogen und fur herrenlos erklart Umgekehrt konnte ein Besitzer der seinen Pflichten nicht mehr nachkommen konnte oder wollte sein Grundstuck auch freiwillig aufgeben und fur herrenlos erklaren Auch er tat dies indem er einen Spaten in den Deich oder das belastete Grundstuck steckte 5 Wer den Spaten herauszog erwarb damit das Grundstuck aber auch die mit diesem verbundenen Lasten Fand sich kein Nachfolger fiel das Land an die jeweilige Gemeinde oder den Landesherrn Diese Regelungen entwickelten sich seit dem 12 Jahrhundert zunachst auf lokaler Ebene und wurden mundlich uberliefert Erst ab dem 15 Jahrhundert wurden sie durch landesherrliche Urkunden sog Spadelandbriefe bestatigt z B in Butjadingen Dithmarschen und Nordfriesland 6 und spater durch landesherrliche Verordnungen und Gesetze sukzessive eingeschrankt und ersetzt 1 Im 19 Jahrhundert hatte das gewohnheitsrechtliche Spatenrecht seine praktische Bedeutung weitgehend verloren 5 Literatur BearbeitenSpatenrecht In Heinrich August Pierer Julius Lobe Hrsg Universal Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit 4 Auflage Band 16 Altenburg 1863 S 507 zeno org Spatenrecht In Deutsches Worterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm Bd 16 Sp 1993 f Spadelandesrecht in Corpus Statutorum Slesvicensium oder Sammlung der in dem Herzogthum Schleswig geltenden Land und Stadtrechte 1 Band Schleswig 1794 S 390 ff Gerd Quedenbaum Vorflut Der Eiderverband Ein Beitrag zur Geschichte des Deich und Entwasserungswesens in der mittleren Eider Region Eider Verlag Dusseldorf 2000 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Spatenrecht Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten a b Deutsches Rechtsworterbuch DRW XIII Sp 845 846 Abgerufen am 11 Februar 2022 Johann Christoph Adelung Versuch eines vollstandigen grammatisch kritischen Worterbuches Der Hochdeutschen Mundart 1780 In digitale sammlungen de S 291 abgerufen am 11 Februar 2022 Horst Beckershaus Die Namen der Hamburger Stadtteile Woher sie kommen und was sie bedeuten Hamburg 2002 ISBN 3 434 52545 9 S 109 Wilhelm Hubbe Hammerbroker Recht 1645 In drw www adw uni heidelberg de S 162 f abgerufen am 11 Februar 2022 a b Deutsches Worterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm In woerterbuchnetz de Abgerufen am 11 Februar 2022 Niels Nikolaus Falck Handbuch des Schleswig Holsteinischen Privatrechts Altona 1825 S 437 Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Spatenrecht amp oldid 232159148