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Georg Alexander Hansen 5 Juli 1904 in Sonnefeld bei Coburg 8 September 1944 in Berlin Plotzensee war ein Oberst im Generalstab der deutschen Wehrmacht und Widerstandskampfer des 20 Juli 1944 Stolperstein fur Georg Alexander Hansen in Coburg Inhaltsverzeichnis 1 Leben und berufliche Entwicklung 2 Widerstand 3 Prozess und Hinrichtung 4 Erinnerung 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 Einzelnachweise 9 AnmerkungenLeben und berufliche Entwicklung BearbeitenGeorg Hansen wurde als viertes Kind des herzoglichen Oberforstmeisters Theodor Hansen und seiner Ehefrau Ottilie Hansen geb Mardorf geboren Zwischen der Mutter und ihrem einzigen Sohn bestand zeitlebens ein besonders enges Verhaltnis Im Jahre 1913 zog die Familie nach Monchroden bei Coburg In Coburg besuchte er ab 1914 das Gymnasium Casimirianum an dem er 1923 das Abitur ablegte Zum Abiturjahrgang gehorte der spatere US Politikwissenschaftler Hans Morgenthau Wahrend der Schulzeit lernte er seine spatere Ehefrau Irene Stolzel aus Michelau kennen Ein pragendes Erlebnis war fur ihn in der Zeit dass Helmuth Johnsen ein ehemaliger Schuler des Gymnasiums und spaterer Schwager der in der Volkischen Bewegung sehr aktiv war ihn fur einen Waffenschmuggel von Bayern uber die thuringische Grenze missbrauchte 1 Hansens Wunsch war es eine juristische Berufslaufbahn einzuschlagen Nach dem Abitur studierte er zwei Semester Jura an der Universitat Erlangen musste aber aus finanziellen Grunden das Studium nach zwei Semestern abbrechen Daraufhin bewarb er sich sehr zur Freude seines Vaters eines Hauptmanns der Reserve bei der Reichswehr Er wurde in Furth kaserniert und 1924 in die Kraftfahrtruppe der Reichswehr Vorlaufer der Panzertruppe eingegliedert Im Jahre 1926 wurde er Fahnenjunker und zum Fahnrichslehrgang nach Ohrdruf zur Infanterieschule versetzt Die Infanterieschule wurde im selben Jahr nach Dresden verlegt wo er 1927 zum Leutnant befordert wurde Kurz darauf nahm er an einem illegalen KfZ Lehrgang eigentlich Panzerwesen in Juterbog teil und war damit fur die entstehenden Panzertruppen der Wehrmacht gut vorbereitet In der Folge wurde er 1931 zum Oberleutnant bei der Bayerischen Kraftfahrabteilung in Furth befordert Im gleichen Jahr heiratete er Irene Stolzel Aus der Ehe gingen funf Kinder hervor Im Jahr 1934 folgte seine Versetzung in eine Stabskompanie in Munchen Die Familie zog nach Munchen Wotanstrasse 25 Am 1 Oktober 1935 wurde er zum Hauptmann befordert und im gleichen Jahr zur Generalstabsausbildung an die Kriegsakademie in Berlin Moabit kommandiert Ludwig Beck war hier sein Lehrgangsleiter und Hansen lernte in dieser Zeit Claus Schenk Graf von Stauffenberg kennen der einen Jahrgang unter ihm die Ausbildung absolvierte Beide verband die Liebe zur Musik und zum Musizieren speziell auf dem Cello Zusatzlich absolvierte Hansen in dieser Zeit eine Sprachausbildung fur Tschechisch mit Dolmetscherabschluss Im Juli 1937 wurde er ins Reichskriegsministerium nach Berlin abkommandiert Dazu hatte er eine Empfehlung von Ludwig Beck zum Einsatz in der Abteilung Spionageabwehr und Auslandsaufklarung Abteilung Fremde Heere fur den englischsprachigen Raum erhalten Nach einem kurzen Besuchsaufenthalt in der Tschechoslowakei zur praktischen Uberprufung seiner Fremdsprachenkenntnisse hatte er im Oktober 1937 ein Vorstellungsgesprach beim Chef der Abteilung Fremde Heere Oberst Kurt von Tippelskirch Dieser bestatigte seine Kommandierung und schlug zur Einarbeitung eine kurze Studienreise nach England und Schottland vor Nach Hansens erfolgreichem Akademieabschluss folgte Ende 1937 die Versetzung in die Abteilung Spionageabwehr und Auslandsaufklarung Abteilung Fremde Heere des Reichskriegsministeriums Hier hatte er den ersten Kontakt zu Wilhelm Canaris und Hans Oster Bei der 1938 vollzogenen internen Umstrukturierung wechselte Hansen in den Bereich der Abteilung Fremde Heere Ost FHO unter Leitung von Konteradmiral Wilhelm Canaris Ab 1939 hiess diese Dienststelle Amt Ausland Abwehr Ab 1 September 1939 nahm er mit einer spezialisierten Einheit fur insgesamt drei Wochen am Uberfall auf Polen teil Kurz vorher hatte er sich gemeinsam mit Wilhelm Canaris auf Schloss Fuschl durch den Aussenminister Joachim Ribbentrop uber das geheime Stillhalteabkommen mit der Sowjetunion informieren lassen siehe Deutsch sowjetischer Nichtangriffspakt Anmerkung 1 Ein erneuter Fronteinsatz ab 9 Mai 1940 fuhrte ihn dann in die westlichen Kampfzonen von Belgien Frankreich und Holland Nach seiner Ruckkehr wurde im November 1940 das Amt Ausland Abwehr vom Berliner Tirpitzufer an den Standort Zeppelin nach Zossen verlegt Dort wurde Hansen als Gruppenleiter in der Abteilung I im Mai 1941 zum Major und Juli 1942 zum Oberstleutnant befordert Schon 1941 war Hansen zur Verkurzung der Fahrzeiten mit der Familie nach Rangsdorf bei Berlin gezogen Ab dieser Zeit gingen seine Dienstreisen vorrangig nach Budapest Sofia und Saloniki Einen weiteren dienstlichen Aufenthalt 1942 fuhrte er als Zivilist getarnt im Irak durch 1943 wurde er als Nachfolger von Hans Piekenbrock Chef der Abteilung I Geheimer Meldedienst eingesetzt Zu seinen Aufgaben gehorte hier die nachrichtendienstliche Informationsbeschaffung aus den Bereichen Europa Sud Ost Im Juni 1943 wurde Hansen zum Oberst befordert Wilhelm Canaris ernannte ihn schliesslich noch kurz vor seiner Entlassung im Februar 1944 personlich zu seinem Nachfolger als Chef der militarischen Abwehr Die Ehrenhaft verbrachte Canaris auf der Burg Lauenstein Hier legte Hansen bei seinen Dienstfahrten ab diesem Zeitpunkt oft einen Zwischenstopp ein Im Mai 1944 wurden er und der grosste Teil seines Amtes dem Reichssicherheitshauptamt RSHA unterstellt Ab 1 Juni 1944 fuhrte diese Dienststelle die Bezeichnung Amt Militar Sein direkter Vorgesetzter wurde damit Walter Schellenberg und Hansen war zugleich dessen Stellvertreter Widerstand BearbeitenVermutlich unter dem Einfluss Becks und auch durch Hansens freundschaftliche Beziehungen zu Stauffenberg seit ihrer gemeinsamen Zeit auf der Kriegsakademie in Berlin vollzog sich seine Wandlung zum Gegner des Nationalsozialismus bis 1938 allmahlich Der dienstliche Einblick in verubte Verbrechen des Nazi Regimes vor dem Beginn des Zweiten Weltkrieges der ihm bedingt durch seine Arbeit im militarischen Nachrichtendienst nicht selten moglich war durfte ihn endgultig zum aktiven Widerstand veranlasst haben Um das Jahr 1938 weihten Wilhelm Canaris und Oberst Hans Oster ihn dann voll in die Putschplane gegen Adolf Hitler ein Noch war die Situation gunstig diesen entscheidenden Schritt zu tun Als sich aber nach dem Einmarsch der Wehrmacht in die Tschechoslowakei im Herbst 1938 die Stimmung in Deutschland durch militarische Erfolgsmeldungen noch angeheizt zugunsten des Hitler Regimes veranderte wurde die Putschplane zunachst auf Eis gelegt Immer wieder wurde im Kreise der Eingeweihten dann in den folgenden Jahren vor allem nach dem Uberfall auf Polen 1939 und dann 1941 nach dem Uberfall auf die Sowjetunion die Frage abgewogen wann ein gunstiger Augenblick fur ihren Plan ware Je mehr Verbrechen in diesen Jahren durch das Hitler Regime verubt wurden umso grosser wurde auch ihr moralischer Druck Erst kurz nach der Kapitulation in Stalingrad so die Einschatzung der Krafte um Stauffenberg waren die Bedingungen fur den Erfolg des Sturzes von Adolf Hitler wieder spurbar positiv Hansen war in dieser Zeit eines der wichtigsten Verbindungsglieder innerhalb der Widerstandsgruppe um Generalmajor Henning von Tresckow und Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg Ab 1943 wirkte Hansen an allen Planungen fur das Hitlerattentat mit und nahm 1944 an den meisten wichtigen Besprechungen zur Vorbereitung teil Hansen organisierte Autos und Flugzeuge sowie den Schutz der Mitverschworer Sein Haus in Rangsdorf diente ofters als konspirativer Treffpunkt Nach dem erfolgreichen Attentat sollte er das RSHA besetzen und dessen SS Kommandeure festnehmen lassen Ausserdem war geplant ihn als Bevollmachtigten Becks der als vorlaufiges Staatsoberhaupt vorgesehen war mit General Dwight D Eisenhower uber einen Separatfrieden mit den Westmachten verhandeln zu lassen Aufgrund starker Meinungsverschiedenheiten mit Stauffenberg uber die politischen Plane nach dem Attentat entschied sich Hansen kurzfristig gegen eine personliche Teilnahme und fuhr am 19 Juli zur Taufe am folgenden Tag seiner am 15 Juli geborenen Tochter nach Michelau 2 S 244 Er wollte sich bei der Gestapo die von der Taufe wohl wusste durch ein Fernbleiben nicht verdachtig machen 2 S 249 Obwohl er bereits am 20 Juli 1944 wusste dass Hitler das Attentat uberlebt hatte und dass der Umsturzversuch gescheitert war kehrte er am 21 Juli mit der Begrundung gegenuber seiner Frau Mein Platz ist in Berlin auch dorthin zuruck Am 22 Juli verhaftete ihn der Gestapo Chef Heinrich Muller im RSHA wo Hansen an einem Mittagessen mit der RSHA Fuhrung teilnahm 2 S 251 Nach langeren Verhoren in denen er zusammengebrochen war gestand er alles Am 4 August folgte durch den zwei Tage zuvor gebildeten Ehrenhof die unehrenhafte Ausstossung der Wehrmachtsangehorigen die sich am Putschversuch beteiligt hatten aus der Wehrmacht so dass damit das Reichskriegsgericht fur die Aburteilung nicht mehr zustandig war Prozess und Hinrichtung BearbeitenAn einem Prozesstag dem 10 August 1944 wurde Hansen wie auch Erich Fellgiebel Alfred Kranzfelder Fritz Dietlof Graf von der Schulenburg und Berthold Schenk Graf von Stauffenberg im zweiten Schauprozess 3 vom Volksgerichtshof unter dessen Prasidenten Roland Freisler zum Tode verurteilt Er wurde nicht wie die meisten Verurteilten im ersten und den nachfolgenden Prozessen noch am Tag des Urteils zu Tode gebracht sondern weiter in Haft gehalten und verhort 4 Die Gestapo beabsichtigte durch erneute Folter und familiaren Druck noch weitere Aussagen zu erpressen Hansen wurde dann am 8 September 1944 um 16 45 Uhr in Plotzensee in Straflingskleidung durch Strangulation mit einer Drahtschlinge 5 zusammen mit Ulrich von Hassell Paul Lejeune Jung Josef Wirmer Ulrich Wilhelm Graf Schwerin von Schwanenfeld und Gunther Smend ermordet 6 Gegenuber der Familie Hansen folgte die Sippenhaft Das Vermogen wurde eingezogen die Ehefrau verhaftet und die funf Kinder in das Kinderheim im Borntal in Bad Sachsa verschleppt wo sie einen anderen Namen erhielten In dem Heim waren insgesamt 46 Kinder anderer Widerstandskampfer wie die Stauffenbergs interniert Erst Ende September 1944 durften die Kinder wieder zu ihrer inzwischen freigelassenen Mutter nach Michelau Die Anfeindungen gegen die Familie gingen auch nach dem Ende des Krieges weiter Hansens Witwe musste ihre Rente als Kriegerwitwe von der Bundesrepublik in einem jahrelangen Prozess vor Gericht erkampfen Sie war ihr mit der Begrundung dass ihr Mann unehrenhaft aus der Wehrmacht entlassen worden war verweigert worden 7 Erinnerung BearbeitenEine Strasse in Rangsdorf ein Weg in Coburg ein Stolperstein am Gymnasium Casimirianum in Coburg und eine Gedenktafel am Eingang des Deutschen Korbmuseums zu Michelau erinnern an Georg Hansen Des Weiteren gibt es zwei Gedenktafeln am Friedhof Sonnefeld dem Geburtsort von Hansen Siehe auch BearbeitenPersonen des 20 Juli 1944 Liste der Stolpersteine in CoburgLiteratur BearbeitenRupert Appeltshauser Im Konflikt zwischen Pflichterfullung und Widerstand Anmerkungen zu Oberst Georg Alexander Hansen und dessen Rolle in der Opposition gegen Hitler In Jahrbuch der Coburger Landesstiftung 50 Jg 2005 ISSN 0084 8808 S 221 228 Franziska Bartl Der vergessene Verschworer Georg Alexander Hansen und der Widerstand gegen den Nationalsozialismus BeBra Wissenschaft Verlag Berlin 2023 ISBN 978 3 95410 313 3 Jurgen Erdmann Mein Platz ist in Berlin Georg Hansen In Stefan Noth Hrsg Coburg 1056 2006 Ein Streifzug durch 950 Jahre Geschichte von Stadt und Land Wikomm Verlag Stegaurach ISBN 3 86652 082 4 Gedenkstatte deutscher Widerstand Biografien und Dokumentationen Berlin 1996 2016 Karsten Hansen Widerstand und Abwehr Aus dem Leben des Oberst i G Georg Alexander Hansen Rangsdorf 2014 Weblinks BearbeitenKurzbiografie der Gedenkstatte Deutscher Widerstand Edmund Frey Brigitte Maisch Georg Alexander Hansen 1904 1944 In Digitales Stadtgedachtnis Coburg 23 Mai 2014 Winfried Heinemann Georg Alexander Hansen in NDB online BArch N 5073Einzelnachweise Bearbeiten Karsten Hansen Widerstand und Abwehr Aus dem Leben des Oberst i G Georg Alexander Hansen Kulturverein Rangsdorf 2014 S 10 a b c Franziska Bartl Der vergessene Verschworer Georg Alexander Hansen und der Widerstand gegen den Nationalsozialismus BeBra Wissenschaft Verlag Berlin 2023 ISBN 978 3 95410 313 3 Der 20 Juli 1944 Gedenkstatte Deutscher Widerstand Plotzensee 2003 archiviert vom Original abgerufen am 7 Juni 2023 Jurgen Erdmann Mein Platz ist in Berlin Georg Hansen In Stefan Noth Hrsg Coburg 1056 2006 Ein Streifzug durch 950 Jahre Geschichte von Stadt und Land Wikomm Verlag Stegaurach ISBN 3 86652 082 4 S 309 Fernschreiben des Reichsministers fur Justiz vom 8 September 1944 an das Fuhrerhauptquartier in Karsten Hansen Widerstand und Abwehr Aus dem Leben des Oberst i G Georg Alexander Hansen Rangsdorf 2014 S 64 13 July 20 1944 Gedenkstatte Plotzensee 2003 archiviert vom Original abgerufen am 7 Juni 2023 Till Mayer Mein Vater der verhasste Held In Spiegel Online einestages 19 Juli 2011 abgerufen am 7 Juni 2023 Anmerkungen Bearbeiten am 23 August 1939 erfolgte der Abschluss des Nichtangriffspaktes zwischen Deutschland und der Sowjetunion mit geheimen Zusatzprotokollen die es Hitler erlaubten Polen binnen einer Woche anzugreifenNormdaten Person GND 130509965 lobid OGND AKS VIAF 47871019 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hansen Georg AlexanderKURZBESCHREIBUNG deutscher WiderstandskampferGEBURTSDATUM 5 Juli 1904GEBURTSORT SonnefeldSTERBEDATUM 8 September 1944STERBEORT Berlin Plotzensee Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Georg Alexander Hansen amp oldid 239104605