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Die Għar Dalam mt Hohle der Finsternis ist eine Karsthohle im Sudosten der Insel Malta nahe der Stadt Birzebbuġa und nur etwa 500 m von der St George s Bay entfernt Sie hat eine maximale Breite von 18 m ist bis zu 8 m hoch und fuhrt etwa 145 m weit in die Kalksteinfelsen Der Eingang der nur 15 5 m uber dem Meeresspiegel liegt offnet sich torartig mit einer Weite von 11 m und einer Hohe von 4 5 m Die Hohle ist eine bedeutende Fossillagerstatte und ein beliebtes Ausflugsziel sie wurde in das Nationale Inventar der Kulturguter der maltesischen Inseln aufgenommen Għar DalamBlick in die HohleBlick in die HohleLage MaltaGeographischeLage 35 50 9 N 14 31 39 O 35 835833333333 14 5275 Koordinaten 35 50 9 N 14 31 39 OGħar Dalam Malta Geologie KorallenkalkTyp KarsthohleEntdeckung 1647 erstmals erwahntSchauhohle seit 1933Beleuchtung elektrischGesamtlange 145 MeterLange des Schau hohlenbereiches 80 MeterBesonderheiten Fossillagerstatte Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Geschichte 3 Palaontologische und archaologische Bedeutung 3 1 Palaontologische Funde 3 2 Archaologische Funde 4 Tourismus 5 Naturschutz 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenDie Għar Dalam ist in die Gesteinsformation des Unteren Korallenkalkstein eingebettet der tertiaren Alters ist Sie offnet sich zum Tal des Wied Dalam welches quer zur Hohle verlauft Das Flusstal lag aber ursprunglich wesentlich hoher und hatte sich im Laufe der Zeit erst tiefer eingeschnitten Die Hohle entstand anfanglich durch Sickerwasser das durch Spalten in den Untergrund eindrang und durch Losungsverwitterung einen unterirdischen Hohlraum schuf Im Pleistozan vor allem in den Kaltzeiten herrschte im Mittelmeergebiet weitgehend ein deutlich feuchteres Klima mit mehr Regen Dadurch schwoll der Fluss periodisch an und erodierte den Kalkstein Im Mittelpleistozan erreichte der Flusslauf dann die Hohe des heutigen Hohleneingangs und legte den Hohlraum somit frei Dabei stellt die Għar Dalam nur den nordostlichen Teil dieses einst unterirdischen Hohlraumes dar Am gegenuberliegenden Ende des Wied Dalam Tales befindet sich ein weiter etwas kleiner Hohlraum der Zweite Hohle genannt wird und den sudwestlichen Teil dieser einstigen Karstrinne umfasst Im spaten Mittelpleistozan und wahrend des Jungpleistozans fullte der Fluss die Hohle mit Sedimenten auf die eine Machtigkeit von mehr als 5 m erreichten Heute liegt das Flusstal wesentlich tiefer als der Hohleneingang 1 Geschichte BearbeitenEine erste Erwahnung erfuhr die Hohle 1647 durch den maltesischen Historiker Giovanni Francesco Abela 1582 1655 Als Fundstelle fossiler Knochen wurde Għar Dalam 1865 bekannt als der genuesische Geologe Arturo Issel 1842 1922 auf der Suche nach Uberresten vom Neandertaler hier erste Knochen von Flusspferden fand Im Jahr 1892 fuhrte der Englischlehrer John Henry Cooke mehrere Ausgrabungen durch wobei eine grosse Anzahl an pleistozanen Tierknochen zum Vorschein kamen Der Erfolg dieser Untersuchungen hatte zur Folge dass die Hohle in den folgenden 30 Jahren von zahlreichen Fossiliensammlern aufgesucht wurde Erst 1922 kam es zu neuen wissenschaftlichen Untersuchungen in grosserem Massstab Diese wurden von Gertrude Caton Thompson 1888 1985 einer britischen Archaologin initialisiert und spater von ihrem maltesischen Kollegen Joseph G Baldacchino 1894 1974 weitergefuhrt Die Unmengen an Fundmaterial fuhrten sehr bald zu einem Lagerungsproblem weswegen bis 1930 ein Haus uber der Hohle errichtet wurde Die Hohle selbst wurde im Marz 1933 fur Besucher eroffnet wahrend die Ausgrabungen 1937 endeten Nur ein Jahr zuvor war ein Museum vor Ort eingerichtet worden 1 2 Im Zweiten Weltkrieg wahrend der Zweiten grossen Belagerung Maltas diente die Hohle der Bevolkerung als Zufluchtsort vor Bombardements Ausserdem nutzen sie die britischen Streitkrafte ab Oktober 1940 zur Lagerung von Flugzeugtreibstoff Hohle und Museum eroffneten erst 1947 wieder Allerdings wurden nach Ende des Zweiten Weltkrieges keine grosseren Grabungen mehr durchgefuhrt Einige kleinere erfolgten durch den deutschen Palaontologen Gerhard Storch in den 1970er Jahren die alle Sedimentschichten betrafen Heute ist die Hohle weitgehend leergeraumt nur zwei Sedimentsaulen sind als Referenzprofil zur Klarung der Stratigraphie erhalten geblieben Neben dem alten Museumsgebaude eroffnete im Jahr 2002 eine neue wesentlich grossere Ausstellungshalle 1 2 Palaontologische und archaologische Bedeutung BearbeitenPalaontologische Funde Bearbeiten nbsp Skelett eines noch nicht ausgewachsenen Elefanten im MuseumDie Hohle hat grosse Bedeutung sowohl fur die Palaontologie als auch die Archaologie Die unterste Schicht die fossilfrei ist hat ein angenommenes Alter von rund 180 000 Jahren wahrend die darauf liegende Hippopotamus Schicht der letzten Warmzeit angehort Eem Warmzeit vor 126 000 bis 115 000 Jahren Sie stellt eine kompakte Knochenbrekzie dar In dieser Schicht fanden die Forscher zahlreiche Knochen der pleistozanen Tierwelt so das namengebende Flusspferd welches mit Hippopotamus pentlandi etwas kleiner als das heutige Flusspferd und Hippopotamus melitensis sehr kleines Zwergflusspferd in zwei Grossenvariationen auftritt Von Bedeutung sind weiterhin die hier aufgefundenen Zwergelefanten die ebenfalls mit zwei unterschiedlich grossen Arten vorliegen So erreichte Elephas mnaidriensis eine Schulterhohe von 1 9 bis 2 m und wog rund 2 5 t Dagegen war sein Verwandter Elephas falconeri nur 0 9 bis 1 1 m hoch bei einem rekonstruierten Gewicht von 170 kg Neben diesen wurden auch noch Reste verschiedener anderer Tierarten wie Bilche Leithie cartei verschiedene Fledermause und eine reichhaltige Vogelfauna gefunden 1 3 Die nachste fossilfuhrende Schicht ist die Cervus oder Hirsch Schicht die auf einem kiesigen Sediment aufliegt und wohl in die ausgehende letzte Kaltzeit vor 125 000 bis 11 700 Jahren gehort Ihr Alter wird mit 18 000 Jahren angegeben In dieser Schicht wurden zahlreiche Reste des Rothirschs Cervus elaphus gefunden der auch eine deutliche Verzwergung anzeigt Zudem kommen Fossilien von ebenfalls kleinwuchsigen Raubtieren wie Braunbar Ursus arctos Wolf Canis lupus und Rotfuchs Vulpes vulpes vor des Weiteren Wuhlmause Pitymys melitensis Riesenschwane Schildkroten und Amphibien 1 Die Bedeutung der Fauna von Għar Dalam liegt in dem Auftreten von kleinwuchsigen Saugetieren deren kontinentalen Vertreter deutlich grossere Masse erreichen Diese typische Inselverzwergung betrifft vor allem die korperlich grossen Arten Bemerkenswert ist dabei dass in Għar Dalam bei den Elefanten und Flusspferden jeweils zwei unterschiedlich grosse Formen nachgewiesen sind Zumindest fur die Elefanten wurde daher uber unterschiedliche Besiedlungsphasen der Insel Malta nachgedacht So besiedelte zuerst Elephas falconeri die Insel und erreichte eine vollstandige Verzwergung wahrend Elephas mnaidriensis spater erschien und bis zu seinem Aussterben nur teilweise verzwergte Da zudem alle in der Hohle vorkommenden Tierfunde europaischen Ursprungs zu sein scheinen wird angenommen dass Malta einst mit dem europaischen Festland Sizilien und nicht wie oftmals angenommen mit Afrika verbunden war 4 Archaologische Funde Bearbeiten In der obersten Schicht von Għar Dalam die zweigeteilt ist und Kulturschicht oder Keramik Schicht genannt wird wurden menschliche Siedlungsspuren gefunden Der untere Teil enthielt dabei Hinterlassenschaften aus dem Neolithikum Diese umfassen Keramikscherben Werkzeuge aus Feuerstein und Obsidian und durchbohrte Tierzahne u a vom Wolf bzw Muschelschalen als Schmuckanhanger Des Weiteren kamen Reste domestizierter Tiere vor uberwiegend von Rindern aber auch von Hausschaf oder Hausziege Die Keramik zeigt typisch eingedruckte Verzierungen und wird deshalb der Impressokultur zugewiesen Diese Kulturstufe entspricht der Għar Dalam Phase in der lokalen maltesischen archaologischen Stratigraphie Die Funde stellen die Reste der fruhesten Besiedlung Maltas durch den Menschen dar und gehoren in die Zeit von 5 200 bis 4 500 v Chr Der obere Teil dieser Schicht enthielt auch zahlreiche Keramikreste die aufgrund ihrer Charakteristik aber in die phonizische Zeit um etwa 700 v Chr gehoren 1 Tourismus BearbeitenGħar Dalam gehort zu den beliebtesten Touristenzielen auf Malta Ein 80 Meter langer ausgeleuchteter Teil der Hohle ist fur die Offentlichkeit zuganglich Es wurde ein befestigter Weg angelegt Uber dem Haupteingang steht heute ein kleines Museum in welchem die wichtigsten Fundstucke ausgestellt werden 1980 wurden jedoch zahlreiche wertvolle Objekte gestohlen unter ihnen vier Stosszahne von Zwergelefanten und der Schadel eines Kindes aus der Jungsteinzeit In der Nahe liegt die Hohle Għar Ħasan Naturschutz BearbeitenDie Hohle Għar Dalam wurde von Malta als FFH Gebiet mit der EEA ID MT0000011 gemeldet und gehort somit zum europaischen Schutzgebietsnetz Natura 2000 Laut Standarddatenbogen kommen neben dem FFH Lebensraumtyp 8310 Nicht touristisch erschlossene Hohlen auch zwei FFH Arten vor die endemische Assel Armadillidium ghardalamensis die als Prioritare Art von gemeinschaftlichem Interesse gefuhrt wird und auch nach der Hohle benannt wurde sowie die Kleine Hufeisennase Rhinolophus hipposideros Għar Dalam ist das kleinste maltesische FFH Gebiet 5 Literatur BearbeitenJoachim von Freeden Malta und die Baukunst seiner Megalith Tempel Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1993 ISBN 3 534 11012 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Għar Dalam Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien VR Panorama Għar Dalam PDF In National Inventory of the Cultural Property of the Maltese Islands Sovrintendenza tal Patrimonju Kulturale 30 Marz 2012 abgerufen am 27 August 2023 englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f George Zammit Maempel Għar Dalam Cave and deposits Malta 1989 a b Heritage Malta Għar Dalam Cave and Museum PDF Memento vom 5 September 2012 im Internet Archive Webarchiv Kopie des Originals vom 5 September 2012 Maria Rita Palombo Elephants in miniature In Harald Meller Hrsg Elefantenreich Eine Fossilwelt in Europa Halle Saale 2010 S 275 295 Lucia Caloi Tassos Kotsakis Maria Rita Palombo und Carmelio Petronio The Pleistocene dwarf elephantsof Mediterranean islands In Jeheskel Shoshani und Pascal Tassy Hrsg The Proboscidea Evolution and palaeoecology of the Elephants and their relatives Oxford New York Tokyo 1996 S 234 239 Standarddatenbogen fur das FFH Gebiet Għar Dalam Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Għar Dalam amp oldid 236805125