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Fritz Sauter 24 November 1915 in Aalen 8 August 1984 ebenda war ein deutscher Sammler von Fossilien Geologe und Palaontologe der in Aalen Kreisstadt des Ostalbkreises tatig war Die besten Stucke seiner umfangreichen Sammlung palaontologischer Funde aus dem Erdmittelalter sind ausgestellt im Urweltmuseum Aalen dem grossten stadtischen Museum fur Geologie und Palaontologie in Baden Wurttemberg 1 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 1 1 Fruhe Jahre 1 2 Das Entstehen der Sammlung 1 3 Anerkennung durch die Wissenschaft 1 4 Der Weg zum Museum 1 5 Das palaontologisch geologische Museum von 1977 1 6 Letzte Jahre 1 7 Ehrungen 1 8 Veroffentlichungen 1 9 Das Urweltmuseum nach 1984 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenFruhe Jahre Bearbeiten Fritz Sauter wuchs in einer kinderreichen Arbeiterfamilie mit drei Brudern und drei Schwestern auf Der Vater arbeitete zunachst als Gipser und spater in einer Ziegelei 1 Fritz besuchte wie seine Geschwister die Volksschule absolvierte danach eine Mechanikerlehre und arbeitete bei seiner Lehrfirma 2 Schon als achtjahriger Schuler begann Fritz mit dem Sammeln von Gesteinen Mineralien und Versteinerungen Angeregt wurde er dazu 1923 als der Aalener Student und spatere Geologe Dr Heinrich Pahl seine Doktorarbeit uber die Goldshofer Sande schrieb Der Schulbub Fritz unterstutzte den Doktoranden bei seinen Feldstudien Zur Belohnung erhielt der eifrige Helfer das Buch Der Petrefaktensammler von Eberhard Fraas ein Schlussel zu seiner eigenen Sammlertatigkeit und der Grundstock fur seine spatere umfangreiche Fachbibliothek 3 1935 ging Fritz Sauter als Freiwilliger zur Reichswehr und wurde Schirrmeister und Fahrlehrer Nach dem Zweiten Weltkrieg und Kriegsgefangenschaft bei den US Amerikanern konnte er schliesslich 1948 in seinen erlernten Beruf als Facharbeiter zuruckkehren 3 Er arbeitete als Spezialist fur Nachttresore bei einem grossen Unternehmen 1951 heiratete er Helga Holzbaur Aus der Verbindung ging die Tochter Elke hervor 1 Das Entstehen der Sammlung Bearbeiten Fritz Sauters Sammelleidenschaft hatte zunachst zu einer kleinen Zufallssammlung gefuhrt von denen die wenigsten Stucke den Krieg uberstanden Das gezielte Sammeln von Fossilien begann erst nach 1950 Auch die Ehefrau beteiligte sich und tolerierte dass in der kleinen Wohnung immer mehr Sammlerschranke aufgestellt wurden 3 Fritz Sauter begnugte sich jedoch nicht mit dem Sammeln allein sondern erlernte autodidaktisch das sorgfaltige Herauspraparieren der Objekte und auch die korrekte Bestimmung des Fundes nach Gattung Familie und Art 2 Zudem arbeitete er sich in die besondere Geologie des Aalener Raumes ein und suchte in jeder freien Minute in Baugruben Steinbruchen und naturlichen Aufschlussen nach Fossilien 2 Aalen am nordostlichen Rand der Schwabischen Alb gelegen gilt seit langem als Mekka der Geologen Auf dem Stadtgebiet und dem Umland stehen die Gesteine fast aller Jurastufen an 4 Ausserdem befanden sich am Hausberg der Stadt dem Braunenberg die grossten deutschen Eisenerzgruben die den Braunen Jura Mitteljura besonders gut erschlossen Eisenerzabbau bis 1939 Die unteren beiden Braunjurastufen wurden im 19 Jahrhundert nach der Stadt Aalen Aalenium benannt 4 Der Grossteil des Stadtgebietes liegt auf der Opalinuston Formation des Unteraaleniums Auf den Hugeln im Westen Aalens tritt die Eisensandstein Formation des Oberaaleniums zutage und auf den restlichen Hugeln lagern vor allem Sande und Kiese Reich an Fossilien sind Formationen wie beispielsweise der Posidonienschiefer in den nordlichen zu Aalen gehorenden Ortschaften Die hier zu findenden fossilen Objekte sind vergleichbar mit denen in Holzmaden Urweltmuseum Hauff 4 5 Anerkennung durch die Wissenschaft Bearbeiten Mit den Jahren war in Fritz Sauters Wohnung eine Sammlung entstanden deren Stucke die Trias und Jurazeit von Ostwurttemberg fast luckenlos dokumentierten 2 Bald sprachen sich Fundstucke und Kenntnisse des Laien Fritz Sauter auch in der Fachwelt herum und die Wissenschaftler bestaunten und begutachteten die seltenen Sammlerstucke und schickten auch Studenten im Rahmen ihrer Praktika zu ihm 2 1961 legte der Forstamtsvorstand in Aalen einen geologischen Pfad an den ersten seiner Art in Europa Er fuhrt vom Burgstall der Stadt hinauf zum Aussichtspunkt Aalbaumle Der Weg beruhrt alle geologischen Schichten vom Braunjura alpha heute Aalenium bis zum Oberen Weissen Jura 3 6 Fritz Sauter wurde beauftragt Schautafeln mit den passenden Fossilien vor allem Leitfossilien beizusteuern Er goss die Tafeln mit den darin eingebetteten Fossilien aus Eisenbeton und mauerte dazu Stationen aus anstehendem Gestein oder fugte sie in die vorhandenen Gesteinsschichten ein 1 Dabei wurde er unterstutzt von der Geologengruppe des Touristenvereins Die Naturfreunde deren Mitbegrunder und Leiter er war Zu diesem Lehrpfad entstand ein von Fritz Sauter und der Geologengruppe herausgegebener Fuhrer Die Besucher stromten und Fritz Sauter opferte manches Wochenende um Fuhrungen zu tatigen So erweiterte er seinen Wissenshorizont durch den Austausch mit anderen Sammlern und Fachleuten 2 Der Weg zum Museum Bearbeiten Inzwischen war die Familie in eine grossere Wohnung gezogen aber auch dort fullten sich die Regale schnell mit Sammelgut Kleinere Ausstellungen bei Tagungen oder Wechselausstellungen in Schaufenstern sorgten fur Aufmerksamkeit und liessen bald in Fritz Sauter und seinem Geologenteam den Traum vom eigenen Museum reifen 1971 erzwang ein Herzinfarkt die Aufgabe seiner Berufstatigkeit So konnte Fritz Sauter sich ganz seiner Sammel und Prapariertatigkeit widmen Die Museumsidee nahm Formen an Dabei wurde er besonders unterstutzt von dem Gemmologen und Juwelier Rudiger Mallwitz und dem Physiker und Palaontologen Rudolf Schlegelmilch Nach der 45 Jahrestagung der palaontologischen Gesellschaft 1974 in Aalen wo auch Fritz Sauters Schatze zu sehen waren mundete die Museumsidee in einen Antrag an die Stadt Aalen Er fiel auf fruchtbaren Boden bei Oberburgermeister und Stadtrat und es gab zum Jahresende grunes Licht fur ein geologisch palaontologisches Museum Am 26 Februar 1976 wurde beschlossen das besagte Museum im alten reichsstadtischen Rathaus mit dem Spionturm einzurichten und die notigen Mittel dafur bereitzustellen 3 Prof Alfred Lutz von der Hochschule fur Gestaltung Schwabisch Gmund erhielt den Auftrag die entsprechenden Regale und Vitrinen fur die Raumlichkeiten zu entwerfen Fritz Sauter bestuckte diese mit seinen besten Objekten zunachst an Modellen auf Probe und liess seine Stucke nochmals von Geologen aus Tubingen und Stuttgart nachbestimmen 1 Die Texte an Wanden und Tafeln uberwachte Dr Rudolf Schlegelmilch Bei allen Arbeiten halfen Fritz Sauters Schwiegersohn Helmut Hager und weitere Mitglieder der Geologengruppe der Naturfreunde So vorbereitet konnte das Museum in kurzester Zeit eingerichtet und anlasslich der dritten Reichsstadter Tage am 17 September 1977 eroffnet werden ein Hohepunkt im Leben Fritz Sauters Forstdirektor i R Wilhelm Koch steuerte einen selbst verfassten kleinen Museumsfuhrer zur Eroffnung bei 3 Das palaontologisch geologische Museum von 1977 Bearbeiten Das Museum war bis auf einige wenige Stucke vollstandig mit Funden und Praparaten von Fritz Sauters Sammeleifer ausgestattet und als Dauerleihgabe an die Stadt ubergeben worden Die Ausstellung fand Anklang bei den Besuchern und das Museum wurde zudem Arbeitsplatz fur Doktoranden Fritz Sauter war nahezu jeden Tag vor Ort um mit seinem grossen Erfahrungsschatz die Besucher zu fuhren Der Kern der Ausstellung der bis heute gezeigt wird ist ein chronologischer Gang von der Triaszeit mit Fossilien des Muschelkalks und des Keupers uber alle Schichten der Jurazeit bis zum Tertiar 3 Die besondere Attraktion des Museums sind auch heute noch die uber 1000 sehr sorgfaltig praparierten Versteinerungen die vor allem die Fauna des flachen tropischen Jurameeres lebendig werden lassen das weite Bereiche Europas uberflutete So beeindrucken besonders die Exponate von Seelilien Seeigeln Korallen Muscheln Fischsauriern zahllosen Ammoniten darunter aussergewohnliche Stucke wie die pyritverzierten sogenannten Goldammoniten und die machtigen Gehause von Riesenammoniten oder riesige Hartteile von Belemniten Auch Funde aus benachbarten Gebieten wie die Nattheimer Korallen und Fossilien aus dem Steinheimer Becken und Nordlinger Ries sind vertreten Begleitend erhalt man auf Infotafeln und Schaubildern geologische Grundkenntnisse erfahrt wie die Ostalb entstanden ist und bekommt einen Einblick in den Aufbau des Sudwestdeutschen Schichtstufenlands 3 Letzte Jahre Bearbeiten Fritz Sauter erfuhr nach wie vor viel Unterstutzung durch seine Familie und die Geologengruppe Auch Anerkennungen wissenschaftlicher Institute und Vereinigungen der Stadt und des Landes Baden Wurttemberg blieben nicht aus Doch im Sommer 1984 musste Fritz Sauter immer wieder ins Krankenhaus und am 8 August 1984 verstarb er nach schwerer Krankheit Unter grosser Anteilnahme der Bevolkerung wurde er auf dem Waldfriedhof in Aalen beigesetzt 1 Ehrungen Bearbeiten 1977 Silberne Ehrenplakette der Stadt Aalen 7 1978 Ehrenmitglied der Gesellschaft fur Naturkunde in Wurttemberg e V 1981 Verdienstmedaille des Landes Baden Wurttemberg 7 8 Veroffentlichungen Bearbeiten Fritz Sauter Geologischer Pfad bei Aalen Ein kleiner Fuhrer fur alle natur u heimatliebenden Menschen Suddeutscher Zeitungsdienst Heidenheim erschienen k A nach 1965 Fritz Sauter Der geologische Aufbau der Schwabischen Alb in Aalener Jahrbuch 1978 Herausgegeben vom Geschichts und Altertumsverein Aalen e V Konrad Theiss Verlag Stuttgart und Aalen 1978 ISBN 3 8062 0219 2 S 11 21Fritz Sauter Kleine Geologie um Aalen in Aalener Jahrbuch 1978 Herausgegeben vom Geschichts und Altertumsverein Aalen e V Konrad Theiss Verlag Stuttgart und Aalen 1978 ISBN 3 8062 0219 2 S 22 26Das Urweltmuseum nach 1984 Bearbeiten Die von Fritz Sauter unter der Schirmherrschaft der Naturfreunde gegrundete Geologengruppe wurde im Dezember 1984 zur eigenstandigen Geologengruppe Ostalb e V Dieses Team unter der Leitung von Ulrich Sauerborn und Hans Dieter Bolter ubernahm ehrenamtlich die Verantwortung fur das Museum das 1985 in Urweltmuseum Aalen umbenannt wurde 1 1988 wurde Ulrich Sauerborn in Personalunion als Leiter des Urwelt und des Limesmuseums von der Stadt angestellt 7 Bis heute sorgt die Geologengruppe Ostalb e V die ihren Sitz im Museum hat sowohl fur die Programmgestaltung als auch fur die Betreuung und Erganzung der Sammlung durch Neufunde 7 Das Museum entwickelte sich zu einem anerkannten Regionalmuseum mit einer kleinen Eiszeit Abteilung 1995 miteingerichtet von Dr Rudolf Schlegelmilch und erhielt 1998 die August Wetzler Medaille Nachgusse zweier spektakularer Saurierschadel Tierrekonstruktionen eine Mikrofossilienstation Videoanlage und zahlreiche Objekte zum Anfassen dienen der Veranschaulichung der urzeitlichen Welt 7 Seit 2008 ist im Museum eine Infostelle des UNESCO Global Geoparks Schwabische Alb lokalisiert Das Urweltmuseum durchlebte weitere Hohepunkte 2002 25 jahriges Jubilaum 7 und uberstand auch Tiefschlage 2010 drohende Schliessung durch die Stadt Aalen aus Kostengrunden 9 10 Literatur BearbeitenWilhelm Koch Geologisch Palaontologisches Museum Aalen Konrad Theiss Verlag Stuttgart und Aalen 1977 ISBN 3 8062 0189 7Gerd Dietl Fritz Sauter Fossiliensammler Museumsleiter Natur und Heimatfreund Jahreshefte Gesellschaft fur Naturkunde 140 Jahrgang Stuttgart 1985 S 250 251Wilhelm Koch Zur Erinnerung an Fritz Sauter In Aalener Jahrbuch 1986 Geschichts und Altertumsverein Aalen e V Konrad Theiss Verlag Stuttgart und Aalen 1986 S 362 368 Rudolf Schlegelmilch 25 Jahre Urweltmuseum Aalen Festschrift zum Jubilaum Schul Sport und Kulturamt der Stadt Aalen November 2002Weblinks BearbeitenUrweltmuseum auf der Homepage der Stadt AalenThomas Balle Das Urweltmuseum Aalen auf steinkern de Plattform von Fossiliensammlern fur Fossiliensammler 24 Oktober 2006 Webauftritt der Geologengruppe Ostalb e V Homepage Geopark Schwabische AlbEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Wilhelm Koch Zur Erinnerung an Fritz Sauter In Aalener Jahrbuch 1986 Geschichts und Altertumsverein Aalen e V 1986 abgerufen am 10 August 2023 a b c d e f Gerd Dietl Fritz Sauter Fossiliensammler Museumsleiter Natur und Heimatfreund In Horst Janus Hrsg Jahreshefte Gesellschaft fur Naturkunde 140 Jahrgang Stuttgart 15 Dezember 1985 S 249 251 a b c d e f g h Wilhelm Koch Geologisch Palaontologisches Museum Aalen Konrad Theiss Verlag Stuttgart und Aalen 1977 ISBN 3 8062 0189 7 a b c Fritz Sauter Kleine Geologie um Aalen In Aalener Jahrbuch 1978 Geschichts und Altertumsverein e V Aalen 1978 abgerufen am 10 August 2023 Fritz Sauter Der geologische Aufbau der Schwabischen Alb In Aalener Jahrbuch 1978 Geschichts und Altertumsverein e V Aalen 1978 abgerufen am 10 August 2023 Wilhelm Koch Ostalb erfahrene erwanderte erlebte Heimat Schwabenverlag Aalen Ellwangen 1979 S 25 30 a b c d e f Rudolf Schlegelmilch 25 Jahre Urweltmuseum Aalen Festschrift zum Jubilaum Schul Sport und Kulturamt der Stadt Aalen November 2002 abgerufen am 10 August 2023 Verdienstorden des Landes Baden Wurttemberg Liste der Ordenstragerinnen und Ordenstrager Staatsministerium Baden Wurttemberg abgerufen am 10 August 2023 Zwei Museen verschwinden In Schwabische Post 26 Mai 2010 abgerufen am 10 August 2023 Unterschriften gegen die Schliessung des Urweltmuseums In Pressearchiv der Stadt Aalen 2011 abgerufen am 10 August 2023 Normdaten Person GND 1012388794 lobid OGND AKS VIAF 172078918 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Sauter FritzKURZBESCHREIBUNG deutscher Sammler von Fossilien Geologe und PalaontologeGEBURTSDATUM 24 November 1915GEBURTSORT AalenSTERBEDATUM 8 August 1984STERBEORT Aalen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fritz Sauter Sammler amp oldid 239084566