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Friedrich Joachim Michael Stengel 29 September 1694 in Zerbst Anhalt 10 Januar 1787 in Saarbrucken war ein deutscher Baumeister im Zeitalter des Barock Friedrich Joachim Stengel 1694 1787 Wahrend seiner wichtigsten Wirkungsphase in Saarbrucken schuf Stengel den Neubau des Schlosses Saarbrucken 1738 die Friedenskirche 1743 das alte Rathaus und das Erbprinzenpalais 1748 die Kirche St Johann 1754 sowie die Ludwigskirche 1775 Daneben baute er im Saarland und im Elsass zahlreiche kleine Kirchen Lustschlosser Forst und Pfarrhauser Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Wurdigung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Saarbrucken um 1770 mit den bedeutenden Stengelbauten nbsp Ludwigskirche in Saarbrucken Ostansicht nbsp Ludwigskirche Saarbrucken Westansicht nbsp Schloss Saarbrucken nbsp Schloss DornburgMit 14 Jahren musste der Sohn eines Geheimen Furstlichen Sekretars sein Elternhaus in Zerbst verlassen um weiter in der Obhut eines Bruders seiner Mutter in Berlin aufzuwachsen Sein Vater war bereits 1699 gestorben Er nahm sogleich ein Studium an der Koniglich Preussischen Akademie der Kunste und mechanischen Wissenschaften als Ingenieur Offizier auf das heisst er wurde in Zeichenkunde Geometrie Zivilbaukunde Festungsbau und Geschutzkunde ausgebildet Als Fahnenjunker in gothaischen Diensten nahm er 1712 13 am Spanischen Erbfolgekrieg teil zunachst in Savoyen und spater am Rhein wo er in der Verteidigung Mannheims eingesetzt wurde 1 Sowohl in Turin das damals als savoyische Hauptstadt ausgebaut wurde als auch in Mannheim das nach seiner Zerstorung 1689 im Pfalzischen Erbfolgekrieg planmassig neuerrichtet wurde hatte Stengel dabei nach eigenen Angaben Gelegenheit sich in der Civilbaukunst auszubilden Von 1715 bis 1719 war Stengel bei der Oberbaudirektion des Herzogtums Sachsen Gotha Altenburg in Gotha als Feldmesser angestellt 1719 erhielt er den Auftrag im Herzogtum Sachsen Eisenach eine General Landesrenovatur durchzufuhren Bei dieser Gelegenheit kam er in Kontakt mit Beamten des Fuldaer Furstabtes Adolph von Dalberg was schliesslich 1722 zu einer Anstellung in Fulda fuhrte Nachdem er dort zunachst als Feldmesser Pyrotechniker sowie als Lehrer der furstlichen Pagen und als Festarrangeur tatig war wurde er 1727 zum Bauinspektor berufen Wahrend dieser Zeit arbeitete er an der Vollendung des vom italienischen Baumeister Andrea Gallasini begonnenen Fuldaer Stadtschlosses mit Stengel war weiterhin auch als Landmesser tatig und wurde 1728 an Kurmainz zu Vermessungsarbeiten im Amt Amoneburg ausgeliehen Nebenher beschaftigte sich Stengel auch auf anderen Gebieten so entwickelte er 1729 ein Barometer erlitt dabei aber eine langwierige Quecksilbervergiftung In der Hoffnung die Nachfolge des gothaischen Oberlandbaumeisters Johann Erhard Strassburger antreten zu konnen ging Stengel 1730 erneut nach Gotha erhielt dort aber nur eine Anstellung als Geometer und Ingenieur fur Befestigungsanlagen Daher nahm er drei Jahre spater das Angebot des Fursten von Nassau Usingen dort als Hofarchitekt tatig zu werden an Zu seinen ersten Arbeiten gehorte der Umbau des Usinger Schlosses danach stellte er die Innengestaltung des Schlosses Biebrich fertig und erganzte den Bau um zwei Seitenflugel Nach der Teilung Nassaus im Jahre 1735 war Stengel hauptsachlich fur den Fursten Wilhelm Heinrich von Nassau Saarbrucken tatig Im Gefolge des Fursten reiste Stengel 1739 nach Paris und Schloss Versailles wo er die Werke der modernen franzosischen Architekten kennenlernte Die dort gewonnenen Eindrucke wirkten sich stilpragend auf sein weiteres Schaffen aus und liessen seine kunstlerischen Fahigkeiten zur vollen Entfaltung kommen Schon 1738 hatte Stengel mit dem Wiederaufbau des Saarbrucker Stadtschlosses begonnen dem eine erfolgreiche Schaffensphase mit dem Hohepunkt der Errichtung der Ludwigskirche 1775 folgte 1750 erreichte ihn ein Ruf aus seiner Heimat in Gestalt der Bitte der Furstin Johanna Elisabeth von Anhalt Zerbst ihren abgebrannten Witwensitz Schloss Dornburg in Dornburg Anhalt wieder aufzubauen Der Wiederaufbau den er von Saarbrucken aus beaufsichtigte erfolgte nach Stengels Planen Vermutlich lieferte er auch die Plane fur die Dornburger Kirche die 1758 fertiggestellt wurde Im August 1751 erhielt Stengel seine nunmehr dritte Anstellung in Gotha wo er die Nachfolge des in diesem Jahr pensionierten Johann Erhard Strassburger antrat Als Rath und Baudirektor leitete er zunachst die Umgestaltung der Raume der Herzogin Luise Dorothea von Sachsen Gotha Altenburg im Corps de Logis des Schlosses Friedenstein Im selben Jahr wurde Stengel auch die Oberbauleitung der neuen Orangerie Gotha ubertragen da sein Vorganger auf diesem Posten der Baumeister Gottfried Heinrich Krohne am gothaischen Hof in Ungnade gefallen war Stengel leitete den weiteren Ausbau des von Krohne begonnenen Laurierhauses der Orangerie bat jedoch schon im April 1752 um seine Entlassung aus gothaischen Diensten 1761 wurde Stengel zum Generalbaudirektor und Wirklichen Kammerrat des Furstentums Nassau Saarbrucken berufen daneben war er auch noch Forstkammerprasident und Direktor des Saarbrucker Waisen Armen und Zuchthauses 1763 begann er mit dem Verfassen seiner Biografie und wurde 1775 pensioniert Stengel war dreimal verheiratet und hatte drei Tochter und zwei Sohne Beide Sohne stiegen in die Fussstapfen des Vaters Johann Friedrich wurde 1775 Hofarchitekt der russischen Zarin Katharina II und Balthasar Wilhelm war ab 1785 Oberbaudirektor in Saarbrucken Als Stengel im hohen Alter von 92 Jahren starb gewahrte Furst Ludwig von Nassau Saarbrucken seiner Witwe weil uns von dem nun verstorbenen Cammer Rath lang jahrige treue Dienste geleistet worden eine jahrliche Pension in Hohe von 160 Gulden Stengel wurde in Saarbrucken vermutlich auf dem ehemaligen lutherischen und reformierten Friedhof vor der Zollamtstreppe an der Kreuzung Metzer Strasse und Deutschherrnstrasse beerdigt Werke Bearbeiten nbsp Schloss Biebrich Winterbau nbsp Gravenwiesbach Evangelische Kirche nbsp Saarbrucken Rathaus nbsp Saarbrucken Pfarrkirche St JohannDas Biebricher Schloss ursprunglich ein von Maximilian von Welsch parallel zum Rhein errichteter von zwei Pavillonbauten flankierter Orangeriebau mit zentraler Rotunde wurde von Stengel bis 1740 durch die Errichtung zweier Flugelbauten zum Residenzschloss ausgebaut Als Ostflugel entstand zunachst der nach Kriegszerstorung in den Jahren 1980 bis 1982 in seiner Aussenerscheinung rekonstruierte Marstallbau anschliessend wurde ihm gegenuber als Westflugel der Winterbau ein mit Mansardwalmdach geschlossener Baukorper mit erhohtem Mittelrisalit errichtet Wahrend der Bautatigkeit in Biebrich entstand 1737 bis 1738 auch die Evangelische Kirche Gravenwiesbach als protestantische Quersaalkirche sowie 1738 die Kirche von Idstein Heftrich als kreuzformiger Saalbau Zudem entwickelte er die Plane fur das Jagdschloss Fasanerie das 1749 fertiggestellt wurde 2 Noch wahrend der Biebricher Tatigkeit wurde Stengels erstes eigenstandiges Bauprojekt 1738 48 das Saarbrucker Stadtschloss als eine dreiflugelige Anlage mit cour d honneur erbaut Eine Vorstellung vom ursprunglichen Aussehen des nur in verminderter Gestalt erhaltenen Schlosses mit seinem ursprunglich durch eine Kolossalordnung betonten Mittelrisalit gibt heute nur noch das Schloss in Dornburg das Stengel im unmittelbaren Anschluss an den Saarbrucker Bau von 1751 bis 1754 erbaute Der vorgelagerte Schlossplatz wurde stadtseitig durch das asymmetrisch angelegte Rathaus von 1748 50 begrenzt die Sudflanke nahm 1760 das Erbprinzenpalais ein Fur die Gattin des Fursten Wilhelm Heinrich Sophie zu Erbach erbaute er 1759 das spatere Witwenpalais in Ottweiler ein von Pilastern gegliederter dreigeschossiger Baukorper gleichzeitig auch der sogenannte Pavillon im Herrengarten mit flacher Blendengliederung Nicht erhalten hat sich Stengels 1753 erbautes Jagdschloss Jagerswald in Neunkirchen Saar fur das 1753 der Grundstein gelegt wurde Das massive Gebaude ist wie Adolph Freiherr Knigge nach einem Besuch mitteilte in der Form eines halben Mondes gebaut hat auf den beyden Flugeln nur ein Erdgeschoss dahingegen in der Mitte noch eine Etage aufgesetzt ist 3 Das bereits 1709 1719 erbaute Schloss Monplaisir auf dem Halberg erfuhr ab 1755 eine grundlegende Umgestaltung und Erweiterung durch Stengel und ein drittes Lustschloss genannt Ludwigsberg mit seinem abgerundeten Mittelpavillon und den anschliessenden Flugeln mit seinen vasenbekronten Treppen Terrassenanlagen und Springbrunnen wurde ab 1768 unter Furst Ludwig errichtet 4 Alle drei Lustschlosser gingen in der Franzosischen Revolution zugrunde Den furstlichen Lustschlossern korrespondierten auf anderer Ebene die barocken Gartenpavillons die Stengel in burgerlichen Garten errichtete und von denen die meisten nach der Mitte des 20 Jahrhunderts verschwanden Ein wichtiger Aufgabenbereich Stengels stellten Kirchenbauten dar 1743 bis 1751 entstand die reformierte Friedenskirche in Saarbrucken im Saarbrucker Stadtteil St Johann erbaute er 1754 bis 1758 die Katholische Pfarrkirche St Johann als einen langsgerichteten Saal mit eingestelltem Turm und durch Dreiecksgiebeln angedeuteten Querachsen 1762 folgte die Kirche in Harskirchen Elsass 1769 die Kirche St Martin in Jugenheim in Rheinhessen 1770 die Kirche von Berg im Elsass Stengels grosstes stadtebauliches Projekt wurde der von der Ludwigskirche beherrschte Ludwigsplatz Begonnen 1760 von Graf Wilhelm Heinrich wurde das Ensemble erst von seinem Sohn Graf Ludwig von Nassau Saarbrucken fertiggestellt und nach ihm benannt Das Zentrum bildet die Kirche mit ihrem in der Sichtachse des Schlosses stehenden Turm der westliche Platzabschluss erfolgt durch das kombinierte Armen Zucht und Waisenhaus Die Langsseiten sind durch eine Folge von Palaisbauten von drei Grundtypen eingefasst wobei den funf Palais der Sudseite nordseitig unter Freilassung der Sichtachse uber die Saar zum Ludwigsberg nur die beiden Palais Luder und Freital gegenuberstehen Der Ludwigsplatz gilt als eine der grossartigsten Platzanlagen des Barock in Deutschland vielleicht in Anlehnung an franzosische Place Royale Vorstellungen wie etwa die Place Stanislas im nahen Nancy 5 In der Klarheit ihrer Gestaltung mit zuruckhaltender klassischer Pilasterordnung sind die Bauten Stengels stilistisch dem Klassizistischen Barock franzosischer Pragung verpflichtet wahrend in der Dekoration der Fenstereinfassungen und der Innenausstattung der Regencestil oder der zeitgenossische Style Louis quinze mit seinen Rokokoformen dominieren Zum Aufgabenbereich Stengels gehorten auch Bauwerke wie 1768 die Brucke uber die Blies in Neunkirchen wo er auch die Huttenwerke errichtete Ein weiteres technisches Bauwerk Stengels ist der 1762 erbaute Alte Saarkran in Saarbrucken 1784 durch Eis zerstort wiederaufgebaut nach 1865 verfallen 1989 rekonstruiert Wurdigung BearbeitenMehrere Strassen sind nach ihm benannt unter anderem in Saarbrucken Fulda Usingen und Hecklingen Ortsteil Gross Bornecke An der vermuteten Begrabnisstelle Stengels wurde eine mittlerweile stark verwitterte Gedenktafel angebracht 6 Literatur BearbeitenKarl Lohmeyer Friedrich Joachim Stengel furstabtlich fuldischer Ingenieur Hofarchitekt und Bauinspektor furstlich nassau usingenscher Baudirektor herzoglich sachsen gothaischer Rat und Baudirektor furstlich nassau saarbruckenischer Generalbaudirektor wurklicher Kammerrat und Forstkammerprasident pp 1694 1787 Mitteilungen des historischen Vereins fur die Saargegend Heft XI L Schwann Dusseldorf 1911 Nachdruck 1982 ISBN 3 921870 01 1 Friedrich Joachim Stengel Mein Lebens Lauff welchen ich im 1763ten Jahre meiner lieben Frau und Kindern zur Nachricht aufgesetzet habe bearbeitet von Michael Sander veroffentlicht in Friedrich Joachim Stengel Zum 300 Geburtstag des Furstlich Nassau Saarbruckischen Generalbaudirektors hrsg von Ernst Gerhard Guse Saarbrucken 1994 39 62 Hans Christoph Dittscheid Klaus Guthlein Hg Die Architektenfamilie Stengel Friedrich Joachim 1694 1787 Johann Friedrich Fjodor Fjodorowitsch 1746 1830 Balthasar Wilhelm 1748 1824 Petersberg Michael Imhof Verlag 2005 Die Stadt als Erinnerungsort Friedrich Joachim Stengel Hrsg Kurt Bohr u Peter Winterhoff Spurk Saarbrucken Verl Saarkultur 2009 178 S Ill Kt Schriftenreihe der Saarlandischen Gesellschaft fur Kulturpolitik ISBN 978 3 9813041 0 7 Joachim Conrad Stengel Friedrich Joachim Michael In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 25 Bautz Nordhausen 2005 ISBN 3 88309 332 7 Sp 1348 1359 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Friedrich Joachim Stengel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Stengel Friedrich Joachim Michael in der Datenbank Saarland Biografien Literatur zu Friedrich Joachim Stengel in der Saarlandischen Bibliographie Eintrag im Kunstlerlexikon Saar Einzelnachweise Bearbeiten Karl Lohmeyer Friedrich Joachim Stengel 1694 1787 L Schwann Dusseldorf 1911 S 6f Dr jur Rolf Faber Die Fasanerie auf den Seiten des Museums Klarenthal abgerufen am 21 Januar 2019 zitiert nach Karl Lohmeyer Friedrich Joachim Stengel 1694 1787 L Schwann Dusseldorf 1911 S 121 Karl Lohmeyer Friedrich Joachim Stengel 1694 1787 L Schwann Dusseldorf 1911 S 124 Georg Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Rheinland Pfalz Saarland bearb von Hans Caspary Wolfgang Gotz und Ekkehard Klinge Deutscher Kunstverlag Berlin 1972 S 757 Flyer Stengelprogramm Abgerufen am 13 Juli 2018 Normdaten Person GND 118617664 lobid OGND AKS LCCN n86033755 VIAF 32789398 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Stengel Friedrich JoachimALTERNATIVNAMEN Stengel Friedrich Joachim MichaelKURZBESCHREIBUNG deutscher Architekt des BarockGEBURTSDATUM 29 September 1694GEBURTSORT ZerbstSTERBEDATUM 10 Januar 1787STERBEORT Saarbrucken Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich Joachim Stengel amp oldid 235081299