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Die Orangerie Gotha ist eine zum Schlosspark des Schlosses Friedenstein im thuringischen Gotha gehorende spatbarocke Gartenanlage Sie entstand im 18 Jahrhundert im Auftrag von Herzog Friedrich III von Sachsen Gotha Altenburg mit dem Ziel der Sammlung Aufzucht und Prasentation exotischer Pflanzen Sie ist nicht nur die grosste Orangerie Thuringens sondern auch eine der grossten derartigen Anlagen im deutschsprachigen Raum Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 18 Jahrhundert 1 2 19 und 20 Jahrhundert 1 3 21 Jahrhundert 2 Zukunft 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Blick von Westen auf die Orangerie mit den beiden Kalthausern im Hintergrund Schloss Friedrichsthal nbsp Das Orangenhaus genannte nordliche Kalthaus beherbergte bis 2014 die Stadtbibliothek nbsp Das Lorbeerhaus genannte sudliche Kalthaus dient der Uberwinterung der Orangeriepflanzen nbsp Das nordliche Treibhaus wird ebenfalls fur die Uberwinterung der Pflanzen genutzt nbsp Blick vom Teeschlosschen aus nbsp Das spatbarocke Eingangsportal der Orangerie18 Jahrhundert Bearbeiten Bereits um 1700 liess Herzog Friedrich II von Sachsen Gotha Altenburg 1676 1732 ostlich unterhalb der Festungsanlagen des Schlosses Friedenstein den sogenannten Ordonnanzgarten u a mit einem Treibhaus anlegen das die herzogliche Sammlung von Orangeriepflanzen beherbergte Im Auftrag seines Nachfolgers Herzog Friedrichs III von Sachsen Gotha Altenburg 1699 1772 und dessen Gemahlin Luise Dorothee 1710 1767 wurde der Ordonnanzgarten durch den Baumeister Johann Erhard Strassburger 1675 1754 zu einer umfangreicheren Orangerie ausgebaut Um die wachsende herzogliche Sammlung exotischer Pflanzen aufnehmen zu konnen erhielt 1747 der weimarische Landesoberbaudirektor Gottfried Heinrich Krohne 1703 1756 den Auftrag fur die komplette Umgestaltung des Gartens zu einer Orangerie nach franzosischem Vorbild Krohne entwarf eine einheitliche symmetrische Gesamtanlage in Teatroform mit zwei grossen Kalthausern und jeweils benachbarten Treibhausern auf der Nord und Sudseite Das Ensemble richtete er perspektivisch so auf das 1708 bis 1711 errichtete Schloss Friedrichsthal aus dass die Orangeriegebaude wie eine Verlangerung der Seitenflugel des Schlosses wirken und eine architektonisch ansprechende Verbindung zum oberhalb gelegenen Schloss Friedenstein bilden Auf der Sudseite des neuen Orangeriegartens entstanden bis 1751 zunachst das Lorbeerhaus genannte Kalthaus und das daran anschliessende Treibhaus Das Lorbeerhaus zeigt aussen Stilelemente des beginnenden Rokoko die Dachform ist ebenso wie beim Treibhaus am chinesischen Pagodenstil orientiert Im Mittelsaal des Lorbeerhauses stuckierten Pietro Augustini und Johann Michael Guldner nach Krohnes Entwurfen die Decke Nachdem Krohne 1751 durch Intrigen beim Herzog in Ungnade fiel und den Hof verlassen musste erhielt im Jahr darauf sein ehemaliger Schuler der Bauinspektor Johann David Weidner 1721 1784 die Oberaufsicht uber das gothaische Bauwesen Zwei Jahre spater zum Herzoglich Gothaischen Landbaumeister ernannt bekam dieser 1756 von Herzog Friedrich III den Auftrag nach dem Krohneschen Riss und Anschlag das 2 Orangenhaus zu beginnen Der Ausbruch des Siebenjahrigen Krieges verhindert jedoch zunachst die Ausfuhrung der Arbeiten die erst 1758 59 mit dem Bau des nordlichen Treibhauses fortgefuhrt wurden Doch erst 1767 zwanzig Jahre nach Baubeginn der Gesamtanlage konnte Weidner nach den Planen seines Vorgangers Krohne als letztes Gebaude das Orangenhaus genannte zweite Kalthaus auf der Nordseite fertigstellen Unter Herzog Ernst II von Sachsen Gotha Altenburg 1745 1804 wurden 1774 die letzten Arbeiten an der Orangerie abgeschlossen Da sich der Gartengeschmack inzwischen in Richtung des naturlich anmutenden Landschaftsgartens nach englischem Vorbild verandert hatte wurden Krohnes ursprungliche Entwurfe der Gartenanlagen nicht umgesetzt sondern lediglich einfache Rasenparterres angelegt um die herum die Kubelpflanzen aufgestellt wurden Bereits 1784 stand der Gothaer Orangeriegarten mit seiner umfangreichen Sammlung exotischer Pflanzen im Ruf einer der hervorragendsten seiner Art in Deutschland zu sein Dies belegt auch ein im September 1781 angelegtes Inventarium es verzeichnet fur die Anlage 608 Orangenbaume und 282 Zitronenbaume hierbei waren auch Pampelmusen Pomeranzen Apfelsinen und Zitronatbaume einbezogen Weiterhin wurden noch 300 Lorbeerbaume verzeichnet die man meistenteils in Form von Kugeln Pyramiden und anderen Kunstformen zurechtgestutzt vorfand 1 19 und 20 Jahrhundert Bearbeiten Ab den 1880er Jahren verlagerte sich der Prasentationsschwerpunkt der Orangerie von den klassischen Orangeriepflanzen zu exotischen Gewachsen Infolgedessen ging der einst bedeutende und uber 150 Jahre gewachsene Bestand an Orangeriepflanzen kontinuierlich zuruck bis er nach der Wende zum 20 Jahrhundert auf einen unbedeutenden Rest geschrumpft war Bereits vor dem Ersten Weltkrieg wurde schliesslich die Nutzung der Anlage als Orangerie aufgegeben und standen die Gebaude fur andere Zwecke zur Verfugung Grosse Ausstellungen wie die Deutsche Kriegs Ausstellung fur Thuringen 1916 und die Deutsche Rosenschau 1930 lockten uber 100 000 Besucher in die Gothaer Orangerie die zum 1 April 1938 im Rahmen einer Schenkung aus dem Privatbesitz Carl Eduards von Sachsen Coburg und Gotha 1884 1954 des letzten Gothaer Herzogs an die Stadt uberging Wahrend des Bombenangriffs auf Gotha am 24 Februar 1944 wurden die sudlichen Orangeriegebaude und die dahinter liegenden Gewachshauser beschadigt und teilweise zerstort Vor allem das Treibhausdach erlitt schwere Schaden nbsp Blick auf das Lorbeerhaus wahrend des Ausbaus als Cafe im Jahre 19561950 zog die Stadtbibliothek ab 1953 Heinrich Heine Bibliothek in das nordliche Orangeriegebaude das Orangenhaus 1955 wurde das im Krieg schwer beschadigte sudliche Treibhaus das alteste Gebaude der Gesamtanlage abgebrochen Der bereits geplante komplette Neuaufbau erfolgte jedoch nicht Bis 1960 wurde das benachbarte Lorbeerhaus zum HO Orangerie Cafe mit Nachtbar umgebaut 1963 wurde hinter dem Gebaude anstelle der im Krieg zerstorten glasernen Gewachshauser ein Kaffeegarten mit Terrasse angelegt Am 31 Dezember 1986 wurde das Orangerie Cafe aus bautechnischen Grunden geschlossen und verfiel zusehends Hoffnung auf eine Sanierung und neue Nutzung kam auf als zwischen 1994 und 2001 die Gothaer Orangerie als moglicher Standort der geplanten ersten Thuringer Spielbank im Gesprach war 1995 wurden die Rasenflachen und Rabatten im Rahmen einer umfassenden Sanierung der Gartenanlage in den zwischen 1900 und 1931 herrschenden Gestaltungszustand zuruckversetzt Seither wird auch der Bestand an Kubelpflanzen schrittweise wieder aufgebaut 21 Jahrhundert Bearbeiten 2002 diente die Orangerie als Kulisse fur einige Szenen des historischen Spielfilms Vive la joie Es lebe die Freude Barockfest am Gothaer Hof der Gothaer Hobby Filmproduzenten Kai Kretzschmar und Andreas M Cramer Der Film beschreibt einen Tag am Hofe Herzog Friedrichs III und seiner Gemahlin Luise Dorothee von Sachsen Gotha Altenburg des Herzogspaares das einst den Bau der Orangerie in Auftrag gab Die Filmmusik stammt vom Komponisten Georg Anton Benda 1722 1795 unter Herzog Friedrich III Kapellmeister am Gothaer Hof Seit 2002 ist die Orangerie neben dem Schloss Friedenstein auch Spielort des alljahrlich am letzten Augustwochenende stattfindenden Gothaer Barockfestes 2004 ging die Orangerie in den Besitz der Stiftung Thuringer Schlosser und Garten uber Diese ist seither bemuht das barocke Gartenensemble umfassend zu sanieren und wieder in den Rang einer der grossen Orangerien Deutschlands zu erheben So wurde im Winter 2005 06 das nordliche Treibhaus erstmals seit uber 50 Jahren wieder fur die Uberwinterung der Kubelpflanzen der Orangerie genutzt Im Mai 2006 gewannen die Gothaer in der MDR Fernsehsendung Ein Schloss wird gewinnen durch eine Telefonabstimmung 500 000 Euro der Deutschen Stiftung Denkmalschutz fur die dringend notwendige damals auf rund 2 Millionen Euro Gesamtkosten veranschlagte Sanierung des seit 1985 leer stehenden sudlichen Orangeriegebaudes des Lorbeerhauses Im Juni 2006 wurde der gemeinnutzige Forderverein Orangerie Freunde Gotha e V gegrundet Im April 2007 wurde unter dem Motto Lust auf Orange die bis heute laufende Spendenaktion des Fordervereins zugunsten der Sanierung des Lorbeerhauses gestartet in deren Mittelpunkt das Maskottchen Sina die Orange steht Im Sommer 2007 begannen die sanierungsvorbereitenden Arbeiten im Inneren des Lorbeerhauses im Herbst wurde der ehemalige Kaffeegarten hinter dem Gebaude beraumt Im November 2008 wurde der erste Bauabschnitt der Sanierung abgeschlossen und das Gebaude wieder seiner ursprunglichen Bestimmung als Kalthaus zur Uberwinterung der Orangeriepflanzen ubergeben Fur rund 1 9 Millionen Euro wurden u a das Dach und die Fassade saniert sowie der Westflugel und der Westpavillon erneuert und ausgestaltet Im Januar 2011 begannen die Sanierungsarbeiten im Mittelpavillon des Gebaudes die bis Mitte 2014 weitgehend abgeschlossen und das Gebaude fur Veranstaltungen nutzbar sein sollte 2 Seit 2008 findet jeweils am dritten Adventswochenende der zweitagige Orangerie Weihnachtsmarkt hinter dem Lorbeerhaus auf dem Gelande des einstigen Kaffeegartens statt der vom Orangerie Freunde Gotha e V ausgerichtet wird Die Stadtbibliothek Gotha zog im Marz 2014 aus dem nordlichen Orangeriegebaude dem Orangenhaus in den Neubau des benachbarten Winterpalais sowie das daran angrenzende Hofgartnerhaus 3 In der Herzoglichen Orangerie Gotha begann im Dezember 2020 der Bau eines neuen Kamelienhauses Es ist ein Projekt der Orangerie Freunde Gotha e V und der Stiftung Thuringer Schlosser und Garten Der Neubau wurde vollstandig aus Spenden finanziert Das neue Kamelienhaus entstand unmittelbar hinter dem Nordlichen Treibhaus in dem die Pflanzen bisher untergebracht waren Am historischen Standort eines zum Ende des 19 Jahrhunderts abgerissenen Gebaudes vermutlich ein Kamelienhaus zur Aufbewahrung des fruher sehr umfangreichen Kamelienbestandes wurde am 3 April 2022 der Neubau eingeweiht Das neue Gewachshaus lehnt sich an historische Vorbilder an und schafft ideale Bedingungen fur die aus Japan stammenden und mit dem Tee verwandten Blutenstraucher Zukunft BearbeitenDie Orangerie und ihre Bauten sollen zunehmend wieder ihrem ursprunglichen Zweck der Sammlung Aufzucht und Prasentation von Pflanzen dienen Dazu wird der vor Jahrzehnten verlorengegangene Bestand an Orangeriepflanzen seit einigen Jahren sukzessive wieder aufgebaut und stetig erweitert Die gesamte Gartenanlage soll in den kommenden Jahren schrittweise als lebendiges Orangerie Schaumuseum Dr Paulus Direktor der Stiftung Thuringer Schlosser und Garten gestaltet werden Ziel ist hier das deutsche Orangeriemuseum einzurichten Neben der Ausstellung historischer Orangeriegeratschaften und techniken soll der typische Alltag in einer Orangerie mit seinen vielfaltigen Aufgaben fur die Besucher anschaulich erlebbar werden Die vollstandige Sanierung des Ostflugels des Lorbeerhauses ist geplant aber noch nicht terminiert 4 Ein Konzept zur Nachnutzung des Orangenhauses liegt derzeit Stand 2014 noch nicht vor 2 Um das Gebaudeensemble zu komplettieren ware der Neubau des 1955 abgebrochenen sudlichen Treibhaus in seiner originalen Kubatur notwendig Literatur BearbeitenJens Scheffler Helmut Eberhard Paulus Andreas M Cramer Herzogliche Orangerie Gotha Garten der Goldenen Fruchte Deutscher Kunstverlag Berlin 2017 ISBN 978 3 422 03129 6 Stiftung Schloss Friedenstein Gotha Hrsg Im Reich der Gottin Freiheit Gothas furstliche Garten in funf Jahrhunderten Hain Verlag Weimar 2007Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Orangerie Gotha Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Seite der Gothaer Orangerie Homepage Seite zum Schloss Friedenstein mit Orangerie auf der Homepage der Stiftung Thuringer Schlosser und Garten Suche nach Orangerie Gotha In Deutsche Digitale Bibliothek Suche nach Orangerie Gotha im Online Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin Preussischer Kulturbesitz Achtung Die Datenbasis hat sich geandert bitte Ergebnis uberprufen und SBB 1 setzen Einzelnachweise Bearbeiten Katja Vogel Thomas Huck Geschichte des Gothaer Landes Ausstellungsfuhrer Hrsg Gothaer Museum fur Regionalgeschichte 1997 ISSN 0863 2421 S 52 a b Peter Riecke Sanierung des Lorbeerhauses geht voran Thuringer Allgemeine vom 4 Juni 2014 Sanierung Winterpalais abgeschlossen Memento des Originals vom 17 April 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www gotha de Pressemitteilung der Stadt Gotha aufgerufen am 14 April 2015 Orangerie Gotha Memento des Originals vom 16 Juli 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot orangerie gotha de aufgerufen am 14 April 201550 9468784 10 7092031 Koordinaten 50 56 48 8 N 10 42 33 1 O Normdaten Geografikum GND 1133515509 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Orangerie Gotha amp oldid 229140728