www.wikidata.de-de.nina.az
In der Frauen und Familienpolitik der DDR bildete eine auf Frauen ausgerichtete Vereinbarkeit von Familie und Beruf einen Schwerpunkt und fur die Frauen in der DDR war die eigene Berufstatigkeit der Normalfall Grunde fur die Frauenarbeit waren zum einen wirtschaftlich und zum anderen sozial begrundet Fur den Wiederaufbau der Stadte und der Wirtschaft waren die Frauen fur die DDR der Anfangsjahre unentbehrlich da viele Manner im Krieg gestorben waren Die Emanzipation und Gleichstellung der Frau wurde ideologisch stark gefordert Darin unterschied sich die DDR deutlich von der alten Bundesrepublik Die Frau wurde nicht nur als Arbeitskraft verstanden sondern erhielt auch erheblich mehr Rechte gegenuber Mannern als in Westdeutschland So wurde dem Mann in der Bundesrepublik Deutschland bis in die 1970er Jahre in Erziehungsfragen das alleinige Entscheidungsrecht in der Familie gesetzlich zugesprochen und die Frau hatte das Recht auf Berufstatigkeit nur wenn sie ihre hauslichen Pflichten nicht vernachlassigte 1 Erst 1976 wurde dort ein neues Ehe und Familiengesetz verabschiedet es trat zum 1 Juli 1977 in Kraft und anderte dies In der DDR wurde mit dem Gesetz uber die Rechte der Frau bereits 1950 ein emanzipatorischer Weg beschritten wobei die Aktivitaten engagierter Frauenpersonlichkeiten vor allem aus dem DFD eine massgebliche Rolle spielten 2 1947 wurde der Demokratische Frauenbund Deutschlands gegrundet Dessen Grunderinnen und mehrere hunderttausend Mitgliedsfrauen hatten bereits ab 1945 bis zu deren Auflosung 1947 in den uberparteilichen antifaschistischen Frauenausschussen in Berlin und der SBZ am Wiederaufbau des wirtschaftlichen sozialen und kulturellen Lebens mitgewirkt und sich explizit fur Fraueninteressen eingesetzt darunter Emmy Damerius Koenen Anne Marie Durand Wever Paula Hertwig Katharina Kern Maria Rentmeister und Elli Schmidt Sie und weitere Fuhrungspersonlichkeiten der ersten Stunde konnen aufgrund neuerschlossener Quellen als Wegbereiterinnen der Gleichberechtigung in der DDR verstanden werden 3 Der DFD entsandte auch Delegierte in die Volkskammer der DDR Der Demokratische Frauenbund Westdeutschlands DFW organisierte 1950 einen Friedenskongress in Munchen auf dem 1000 Frauen die Achtung der Atomwaffen wie die Begrenzung samtlicher Waffen forderten Der DFW war friedenspolitisch sehr aktiv er wurde in Westdeutschland bald als Marionette der DDR rezipiert Seine Arbeit wurde vom Verfassungsschutz beobachtet mit Versammlungsverboten und anderen juristischen Massnahmen behindert und 1957 komplett verboten 4 Um Beruf und Kindererziehung leichter besser vereinbar zu machen wurde das Kinderkrippen und Kindergartennetz massiv ausgebaut Wahrend des Schwangerschaftsurlaubs wurde das volle Gehalt weitergezahlt und der berufliche Wiedereinstieg der Frau abgesichert So gelang es der SED bis 1989 rund 92 der Frauen in den Arbeitsprozess einzugliedern Die Frauen in der DDR standen vor der Notwendigkeit die beiden Lebensbereiche Beruf und Familie miteinander in Einklang zu bringen Die sogenannte Gleichstellungspolitik der DDR hatte Einfluss auf diese einzelnen Lebensbereiche der ostdeutschen Frauen Sie waren einerseits stolz auf ihre nicht nur hauslich erreichten Leistungen Andererseits waren sie durch die Doppelbelastung auch stark gefordert und teilweise uberfordert bzw uberlastet Die zweite Schicht die Betreuung der Kinder und die Arbeiten im Haushalt nahm durchschnittlich 50 Stunden pro Woche in Anspruch und dauerte damit langer als die erste Schicht die Berufsarbeit Dies ergab eine Befragung des Leipziger Institutes fur Bedarfsforschung im Jahre 1965 5 Ende der 1970er Jahre dauerte die zweite Schicht noch 47 Stunden 5 Die Gleichstellung der Frau wurde nicht in allen Berufsfeldern erreicht So blieben Fuhrungspositionen in Wirtschaft und Politik in der Regel Mannern vorbehalten 6 Im Politburo der SED war in den gesamten 40 Jahren keine einzige Frau vertreten Unter den entscheidungsbefugten Funktionaren in den Bezirksleitungen der SED waren 1984 4 Frauen 7 Werte wie Recht auf ein umfassendes Netz an Kindergarten und Krippen vollbezahlten Schwangerschaftsurlaub Recht auf Gleichstellung in Beruf und Bezahlung usw waren bereits in der Verfassung der Sowjetunion fest verankert 8 Interessanterweise widersprach diese Frauenpolitik den Ansichten Marx 1818 1883 der die Werktatigkeit von Frauen als kapitalistischen Ausbeutungsprozess gesehen hatte 9 Inhaltsverzeichnis 1 Die Emanzipationstheorie der SED 2 Gleichstellung von Mann und Frau 3 Berufstatigkeit von Frauen 4 Auf Frauen ausgerichtete Vereinbarkeit von Beruf und Familie 5 Zeitliche Entwicklung der DDR Frauen und Familienpolitik und ihrer Gesetzgebung 5 1 Nachkriegszeit 5 2 1950er Jahre 5 3 1960er Jahre 5 4 1970er Jahre 5 5 1980er Jahre 6 Nach 1990 7 Siehe auch 8 Literatur 9 EinzelnachweiseDie Emanzipationstheorie der SED BearbeitenDie Verwirklichung der Gleichberechtigung von Mann und Frau wurde bereits in der ersten Verfassung der DDR verankert Somit sichert die Verfassung der DDR von 1949 die rechtliche und politische Gleichberechtigung der Frau auf allen Gebieten des offentlichen und privaten Lebens Dies zeigt deutlich dass die Emanzipation der Frau fur die SED eine grosse Rolle spielte Das Ziel der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands war die Forderung der Entwicklung der Personlichkeiten im sozialistischen Sinne sodass die Personlichkeiten sozialistisch gepragt wurden Ausserdem sollte laut SED die Gleichwertigkeit zwischen Mann und Frau angestrebt werden denn es sollte jedem Partner gelingen Familie und Beruf vereinbaren zu konnen und sich zusatzlich noch gesellschaftlich wie fur den Sozialismus zu engagieren Um diese Vereinbarkeit von Familie und Beruf beiden Partnern zu ermoglichen wurde eine bestmogliche Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau angestrebt Die klare Distanzierung von der Frauenrolle als Hausfrau und Mutter diente vor allem in den Anfangsjahren auch als Abgrenzung vom Hitlerfaschismus und der Bundesrepublik die das traditionelle Frauenbild zu einem Grossteil ubernahm Gleichstellung von Mann und Frau BearbeitenDie Gleichstellung der Frau und deren Eingliederung in den Erwerbssektor gehorte seit der Grundung der DDR im Jahr 1949 zu den offiziellen Zielen der Gesellschaftspolitik Diese Emanzipation war weltanschaulich volkswirtschaftlich und bevolkerungspolitisch begrundet Weltanschaulich resultierte die Gleichstellungspolitik der DDR aus den Idealen der Arbeiterbewegung fur die seit Ende des 19 Jahrhunderts die Losung der Frauenfrage zum politischen Programm der Befreiung der Arbeiterklasse von der kapitalistischen Herrschaft gehorte Auch die wirtschaftliche Lage der DDR machte die Berufstatigkeit der Frauen notwendig um den gesellschaftlichen Aderlass durch den Krieg und die Flucht und Abwanderungsbewegung von 1945 bis zum Bau der Berliner Mauer 1961 auszugleichen und eine Produktionssteigerung zu gewahrleisten In den ersten Jahren der DDR wurde vor allem die rechtliche Gleichstellung von Mann und Frau und die Integration von Frauen in den Erwerbssektor betrieben In Anknupfung an die marxistische Tradition und die Praxis der Sowjetunion wurde Arbeit als zentrales gesellschaftliches Element als menschliches Grundbedurfnis individuelles Recht und als ein Herzstuck sozialistischer Lebensweise Lenin betrachtet Entsprechend sei auch die Gleichstellung der Geschlechter ausschliesslich durch deren Berufstatigkeit zu erreichen da Frauen auf diesem Wege soziale und wirtschaftliche Unabhangigkeit erlangen gesellschaftlich integriert und somit dem Mann ebenburtig waren Vorhandene Geschlechterunterschiede wurden als Erbe des Kapitalismus betrachtet die sich gleichsam mit der Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln und deren Ubernahme durch die herrschende Arbeiterklasse im Sozialismus von selbst auflosen wurden Insbesondere die Schriften der proletarischen Frauen und Arbeiterbewegung von Clara Zetkin 1857 1933 und August Bebel 1840 1913 wurden im Zusammenhang mit der Frauenbefreiung und emanzipation haufig von Politikern der DDR herangezogen Was die Arbeitsteilung der beiden Geschlechter innerhalb der Familie betrifft ging Zetkin davon aus dass die Erwerbsbeteiligung der Frau automatisch auch zu einer Veranderung der geschlechtlichen Arbeitsteilung fuhren wurde so dass die Frau durch ihre Erwerbstatigkeit von der Herrschaft und Ausbeutung des Mannes in Familie und Haushalt befreit werden wurde Die Hauptthesen zur Frauenbefreiung welche die theoretische Grundlage der DDR Frauenpolitik bestimmt haben waren insofern Die Frauenfrage ist der Klassenfrage untergeordnet und lost sich mit ihr selbsttatig auf Denn Die Erwerbstatigkeit der Frau fuhrt gleichzeitig und zwangslaufig auch zu einer Veranderung des Geschlechterverhaltnisses im Privatbereich und in der Familie Und mit der Einbindung der Frauen in den Erwerbssektor stellt sich Gleichheit zwischen Mannern und Frauen auch im offentlichen Bereich her In der Praxis waren die fuhrenden Positionen in Staat und Partei mannlich dominiert Der Demokratische Frauenbund Deutschlands DFD war die regierungstreue Massenorganisation fur Frauen in der DDR Der DFD am 8 Marz 1947 gegrundet warb und mobilisierte die Frauen zur Berufstatigkeit allerdings hatte diese Organisation keinen Einfluss auf die arbeitstechnische Problemstellung der Frau Zivilgesellschaftliche und damit staatsferne Frauenorganisationen wurden nicht geduldet Berufstatigkeit von Frauen BearbeitenUm Frauen zur Berufstatigkeit zu motivieren gab es Anreize sowie moralischen und okonomischen Druck Zu den Anreizen zahlte die Offnung fast aller Berufszweige fur Frauen die gesetzliche Festschreibung der gleichen Bezahlung der Geschlechter fur gleiche Arbeit Frauenqualifizierungsmassnahmen die Schaffung von Kinderkrippen Kindergarten und Hortplatzen die Einrichtung von Dienstleistungszentren sowie eine Reihe von anderen sozialen Vergunstigungen fur Mutter Der okonomische Druck beruhte auf der Tatsache dass auf Grund der Gehaltsstruktur der DDR eine Familie in der Regel darauf angewiesen war dass beide Partner berufstatig waren um einen ausreichenden wirtschaftlichen Lebensstandard erreichen zu konnen wahrend der moralische Druck in der staatlichen Propagierung durch Leitbilder und der gesetzlichen Festschreibung der Pflicht zur Arbeit begrundet lag Frauen die sich vor allem ihren Kindern und ihrer Familie widmen wollten wurden als Schmarotzerinnen bezeichnet 10 Das Leitbild das den moralischen Druck ausmachte war die berufstatige Frau die sowohl die Arbeit als auch die Familie perfekt in Einklang bringen konnte Zu den Leitbildern der DDR zahlten ausserdem die Manner Fur die Frauen galt es demnach das zu erreichen was der Mann bereits geschafft hatte wodurch die Frau sich nicht selbst verwirklichen konnte Frauen hatten ebenso wie Manner nicht nur das Recht sondern auch die Pflicht arbeiten zu gehen so heisst es im Artikel 24 Absatz 2 der Verfassung der DDR vom 9 April 1968 Gesellschaftlich nutzliche Tatigkeit ist eine ehrenvolle Pflicht fur jeden arbeitsfahigen Burger Das Recht auf Arbeit und die Pflicht zur Arbeit bilden eine Einheit Das Ideal im DDR Sozialismus war eine lebenslange Berufstatigkeit bei Mannern bis zum 65sten und Frauen bis zum 60sten Lebensjahr die von Frauen lediglich durch Inanspruchnahme des einjahrigen Erziehungsurlaubs Babyjahr unterbrochen werden konnte Eine langere Unterbrechung der Berufstatigkeit durch Mutterschaft und Kindererziehung bzw die lebenslange ausschliessliche Hausfrauentatigkeit wurde abgelehnt da Gleichberechtigung allein uber die Berufstatigkeit der Frau zu erlangen sei langere Berufspausen die Chancengleichheit beeintrachtigen und Frauen zwingen wurden minderqualifizierte Tatigkeiten auszuuben So galt Hausarbeit als Nicht Arbeit und wurde von der SED nicht akzeptiert Lediglich bei sogenanntem Kinderreichtum wurde ein langeres berufliches Pausieren ausdrucklich toleriert da die Betreuung von mindestens 3 minderjahrigen Kindern zu Hause einer beruflichen Tatigkeit gleichgestellt und als gesellschaftlich nutzliche Tatigkeit gefordert wurde Doch war auch in anderen Fallen Hausfrauenschaft weder verboten noch besonders selten allerdings nicht so angesehen wie die Berufstatigkeit Das diesem Urteil zugrundeliegende gesellschaftliche Bewusstsein wurde durch die entsprechende staatliche Propaganda verstarkt u a durch das DDR Standardwerk in Frauenfragen Die Frau in der Deutschen Demokratischen Republik Autorenkollektiv Panorama DDR 1978 in dem vermittelt wurde dass die Berufstatigkeit der Frauen nicht allein deren Emanzipation bewirke sondern auch ihren personlichen und gesellschaftlichen Wert steigere Es zeigt sich dass der aus der beruflichen Tatigkeit herruhrende reichere Schatz an Wissen und Erfahrung aber auch die mit ihr einhergehende okonomische Unabhangigkeit die Stellung der Frau in der Familie festigen In der Regel sind berufstatige Frauen geistig anspruchsvollere Ehepartnerinnen und fahigere Erzieherinnen ihrer Kinder So bestatigt das Leben vieltausendfach die Erkenntnis dass die Personlichkeit der Frau die in ihr schlummernden Fahigkeiten und schopferischen Talente nur dann zur vollen Blute gelangen konnen wenn sie nicht nur auf Haushalt und Familie orientiert und allein den Belangen des Mannes und der Kinder untergeordnet bleiben Erst die schopferische gesellschaftlich nutzliche Arbeit in einer von Ausbeutung freien Gesellschaft die damit einhergehende soziale und okonomische Unabhangigkeit die Verbindung einer sinnvollen beruflichen Tatigkeit mit der Mutterschaft geben der Frau die Moglichkeit dem Mann als wahrhaft Freie und Gleiche gegenuberzutreten zur Herrin ihrer Geschicke zu werden wie August Bebel es vorausgesehen hat Autorenkollektiv Panorama DDR 1978 S 61 Bei dieser stark idealisierten Darstellung der Gleichstellung der Geschlechter durch die beiderseitige Berufstatigkeit wird jedoch unterschlagen dass der Frau wegen der Doppelbelastung als Arbeitnehmerin und Mutter hohere Anstrengungen abverlangt wurden als den ihr vermeintlich gleichgestellten Mannern So leisteten dem Leipziger Institutes fur Bedarfsforschung zufolge im Jahre 1965 die Frauen 90 der Haushaltsarbeit 5 Konflikte in diesem Zusammenhang wurden gesellschaftlich nicht thematisiert und an einem burgerlichen Familienideal mit der entsprechenden geschlechtsspezifischen Rollenverteilung wurde festgehalten Auf Grund der staatlichen Bemuhungen und der okonomischen Zwange stieg der Anteil der erwerbstatigen Frauen kontinuierlich und erreichte 1986 ca 80 Frauen im arbeitsfahigen Alter zwischen 15 und 60 Jahren ohne Lehrlinge 11 Zu diesem Zeitpunkt waren knapp die Halfte aller Beschaftigten in der DDR Frauen Frauenerwerbstatigkeit in der DDR Jahr Beschaftigte insgesamt davon Frauen Frauenanteil in 1950 7 196 000 2 880 000 40 01960 7 686 000 3 456 000 45 01970 7 769 000 3 750 000 48 31980 8 225 000 4 106 000 49 91986 8 548 000 4 200 000 49 1Quelle Statistisches Jahrbuch der DDR 1987 S 17Trotz der staatlichen Proklamationen bezuglich der erreichten Gleichstellung der Geschlechter und der Forderungs und Qualifizierungsmassnahmen fur Frauen und Mutter blieb der Arbeitsmarkt der DDR geschlechtsspezifisch segmentiert So waren Frauen insbesondere im Sozialwesen Gesundheits und Bildungsbereich Dienstleistungsbereich im Handel und im Post Bank und Fernmeldewesen vertreten wahrend sie in der Industrie im Handwerk im Bau und Verkehrswesen deutlich unterreprasentiert waren In der Industrie waren Frauen insbesondere in der Textil und Elektroindustrie anzutreffen wobei sie gemessen an ihrem hohen Anteil nur wenige Leitungsfunktionen innehatten und haufiger in minderqualifizierten Positionen mit ungunstigeren Arbeitsbedingungen und schlechterer Entlohnung tatig waren als ihre mannlichen Kollegen So arbeiteten Frauen in der Produktion oft am Fliessband mit erschwerten Kommunikationsmoglichkeiten und hohem Arbeitsdruck Es ist zusatzlich anzumerken dass bei gleicher Arbeit auch kein gleicher Lohn gezahlt wurde Auf Frauen ausgerichtete Vereinbarkeit von Beruf und Familie BearbeitenDie DDR ermoglichte durch staatliche Kinderbetreuung familienbezogene Arbeitsfreistellungen und weitere Massnahmen eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie die aber fast ausschliesslich auf Frauen ausgerichtet war 12 Die Vereinbarkeit galt fur Frauen in der DDR entsprechend dem propagierten Frauen und Familienleitbild als Selbstverstandlichkeit Die Alternativen als Nur Hausfrau oder kinderloser Single zu leben existierten praktisch nicht und widersprachen der gesellschaftlichen Norm Die staatliche Arbeitsplatzgarantie fuhrte ublicherweise schon in der Zulassung zu einer Lehre oder einem Studium zu einer Anstellung auf Lebenszeit So gab es in der DDR seltener ausgedehnte Phasen des jugendlichen Experimentierens wie etwa in der Bundesrepublik Die Sozialisation der Kinder und Jugendlichen folgte oft einem engen vorgegebenen Muster das durch gesetzliche Vorgaben bestimmt war Schulpflicht Ausbildungspflicht Arbeitspflicht Soziale und finanzielle Vergunstigungen erhielten bevorzugt Personen mit Kindern So war in den Zeiten des Wohnungsmangels die einzige Moglichkeit das Elternhaus zu verlassen und eine eigene Wohnung zu erhalten haufig die eigene Elternschaft Entsprechend bekamen 1986 70 der Frauen in der DDR bereits vor dem 25 Lebensjahr ihr erstes Kind Wenn die Ehe bzw Partnerschaft zerbrach mussten die einstigen Paare infolge des Wohnungsmangels haufig gezwungenermassen weiterhin zusammenleben 13 Zu den staatlichen Vereinbarkeitsmassnahmen in der DDR zahlte zunachst einmal der Ausbau von Dienstleistungseinrichtungen um Frauen neben deren Erwerbstatigkeit von hauswirtschaftlichen Aufgaben zu entlasten So sollte beispielsweise die Kindererziehung kollektiviert und in die Gesellschaft verlagert werden um die Berufstatigkeit der Frau zu gewahrleisten Es war erklartes sozialistisches Ziel Frauen vom Joch der Hausarbeit zu befreien und moglichst viele der reproduktiven Aufgaben institutionell erledigen zu lassen um somit Frauen fur den Arbeitsmarkt freizustellen und dennoch die gesellschaftliche Reproduktion zu sichern Auf Grund der Mangelwirtschaft der DDR fehlenden Kapazitaten und einem nicht zuletzt durch die geringe Produktivitat veranlassten Arbeitskraftedefizit war man in der Realitat jedoch weit von diesem Ideal entfernt und Institutionen wie Waschereibetriebe oder die sogenannten Hauser der Dienste spielten nur eine untergeordnete Rolle Haushaltsgerate die die Arbeit hatten erleichtern konnen und in Westdeutschland in den 1970er Jahren erschwinglich wurden wurden als Spielerei bezeichnet die nicht in einen sozialistischen Haushalt gehoren 14 nbsp Krippenkinder beim EssenDes Weiteren wurden von staatlicher Seite vermehrt Kinderbetreuungseinrichtungen ausgebaut Der Ausbau von Kinderkrippen Kindergarten und Schulhorten wurde in der DDR wohl auch deshalb stark forciert um damit den Einfluss des Staates bzw der SED auf die Sozialisation der Kinder zu verstarken Kritiker halten die fruhe Trennung des Kleinkindes von der Mutter durch die Kinderkrippen fur problematisch Da Frauen in der DDR nach der Geburt und der beruflichen Pause des Babyjahres moglichst schnell wieder vollberufstatig sein sollten musste der Staat ausreichend Kinderbetreuungseinrichtungen schaffen und Mutter motivieren bereits die fruhkindliche Betreuung und Erziehung an diese Institutionen abzugeben Im Rahmen des sozialistischen Familienleitbilds bildete die Familie keinen separaten Ruckzugsort aus der Gesellschaft sondern vielmehr ein offentliches Grundkollektiv neben anderen kollektiven Gemeinschaftsformen deren erklartes gemeinsames Ziel die Erziehung des Kindes zu einer sozialistischen Personlichkeit war Vorbehalte gegenuber Krippen Kindergarten und Schulhorten wurden daher in den DDR Medien trotz vorliegender empirischer Daten etwa uber Sprach und Verhaltensstorungen von Kindern in Wochenkrippen entweder verschleiert oder geschont dargestellt um nicht den Eindruck zu erwecken die Entwicklung der Kinder sei dem Arbeitsmarkt untergeordnet Laut Befragungen nach der Wende seien keineswegs alle Frauen mit den Betreuungseinrichtungen zufrieden gewesen und hatten auch von Vernachlassigung der Kinder erzahlt In den Interviews berichten Frauen uber ihre Zerrissenheit und die Schwierigkeiten auf Grund der Arbeitszeiten Wegzeiten schlechten Versorgung und mangelnden Dienstleistungen auch noch den Bedurfnissen der Kinder gerecht zu werden Andererseits leisten nach heutigen deutschen und amerikanischen Forschungen Betreuungseinrichtungen fur Kinder einen unbestreitbaren Betrag an deren Sozialisation insbesondere fur Kinder aus Kleinfamilien Da Familien wirtschaftlich in der Regel auf das zweite Einkommen der Frauen angewiesen waren und staatliche Kinderbetreuungseinrichtungen zur Norm deklariert wurden verlagerten sich wie in kaum einem anderen Land der Welt die familiaren Sozialisationsaufgaben in gesellschaftliche Institutionen Zuletzt betrug die Versorgungsquote offentlicher Kleinkindbetreuung im Landesdurchschnitt 80 in den Grossstadten bestand eine fast 100 prozentige Versorgung mit Krippen Kindergartenplatze gab es fur 94 und Hortplatze fur 82 der Kinder Im Vergleich boten die alten Bundeslander im Jahr 1990 Krippenplatze fur 2 Kindergartenversorgung zu 78 Hortplatze fur 4 der Schulkinder Die Betreuungseinrichtungen wurden im Wesentlichen von Seiten des Staates finanziert lediglich ein geringes am Gehalt der Eltern bemessenes Verpflegungsgeld musste gezahlt werden 1 40 M fur Krippenkinder 0 35 M fur ein Kindergarten Mittagessen Die festgeschriebenen Offnungszeiten der Kinderbetreuungseinrichtungen lagen bei 6 00 Uhr bis 19 00 Uhr daneben existierten sogenannte Wochenkrippen in denen die Kinder von Montagmorgen bis Freitagabend betreut wurden Viele Kinder befanden sich 10 und mehr Stunden in Krippen Kindergarten oder Schule und Hort Zeiten von 6 00 Uhr morgens bis 16 30 Uhr waren keine Seltenheit Zeitliche Entwicklung der DDR Frauen und Familienpolitik und ihrer Gesetzgebung BearbeitenUm die okonomische Leistungsfahigkeit der DDR zu sichern richtete sich im Rahmen der formal juristischen Gleichstellung von Frauen das Hauptaugenmerk der Gesetzgebung zunachst einmal auf frauenspezifische Schutzrechte und berufliche Qualifizierungsmassnahmen um die Berufstatigkeit von Frauen zu fordern Im Weiteren sollten Regelungen und familienpolitische Bestimmungen folgen die angesichts des Geburtenruckganges in der DDR die Verbindung von Mutterschaft und Berufstatigkeit fur Frauen ermoglichen sollten um den gesellschaftlichen Fortbestand der DDR zu sichern Die Mischung okonomischer und bevolkerungspolitischer Ziele fand dabei ihre ideelle Entsprechung im Leitbild der werktatigen Frau und Mutter Nachkriegszeit Bearbeiten Auf Grund der Kriegstoten und Gefangennahmen infolge des Zweiten Weltkrieges bestand in der damaligen SBZ im Jahr 1945 ein demografischer Frauenuberschuss von 57 5 In der Zeitspanne von 1945 bis 1949 war es daher insbesondere erforderlich Frauen zum Wiederaufbau und zur Produktion zu bewegen und rechtliche Voraussetzungen fur die Gleichberechtigung der Geschlechter im Erwerbssektor zu schaffen Der Gleichheitsgrundsatz der DDR Verfassung schuf schliesslich die Grundlage fur die nahezu uneingeschrankte Einbeziehung der Frauen in den Erwerbssektor und deren berufliche Qualifikation So heisst es in der DDR Verfassung vom 7 Oktober 1949 Artikel 7 Mann und Frau sind gleichberechtigt Alle Gesetze und Bestimmungen die der Gleichberechtigung der Frau entgegenstehen sind aufgehoben Artikel 18 Mann und Frau haben bei gleicher Arbeit das Recht auf gleichen Lohn Die Frau geniesst besonderen Schutz im Arbeitsverhaltnis Durch Gesetz der Republik werden Einrichtungen geschaffen die es gewahrleisten dass die Frau ihre Aufgabe als Burgerin und Schaffende mit ihren Pflichten als Frau und Mutter vereinbaren kann Durch den Mangel an mannlichen Arbeitskraften fehlten in der Nachkriegszeit insbesondere Facharbeiter und Arbeitskrafte fur schwere korperliche Arbeiten Zudem waren weiblich dominierte Arbeitsplatze etwa in der Verwaltung oder der Textilindustrie nach 1945 stark dezimiert worden so dass Frauen zunehmend in typisch mannlichen Berufszweigen eingesetzt wurden Hierzu war es notwendig den traditionellen Vorstellungen und Vorurteilen bezuglich der Berufstatigkeit von Frauen entgegenzuwirken und Frauen entsprechend zu qualifizieren 1950er Jahre Bearbeiten nbsp Briefmarke DDR 1953 Funfjahrplan Frau am SchaltradVon 1949 bis 1957 stieg der Frauenanteil im Erwerbsleben wiederum an wenngleich der Frauenanteil an der Bevolkerung im arbeitsfahigen Alter auf Grund der ersten grossen Fluchtwelle seit der Grundung der DDR und der Ruckkehr von Mannern aus der Kriegsgefangenschaft gesunken war In dieser Phase des Beginns der Planwirtschaft erster Funfjahresplan 1951 1955 ging es in erster Linie um den Wiederaufbau der Industrie und somit um den gelenkten Einsatz von Frauen in wirtschaftlich relevante Zweige wie Bauwesen Elektroindustrie Feinmechanik und Maschinenbau nbsp Frau am Fernschreiber nbsp MahdrescherNeben der Verbesserung der Arbeitsbedingungen wurde auch auf moralischer Ebene an das Verantwortungsbewusstsein der Frauen appelliert Die Berufstatigkeit wurde dabei als inneres Bedurfnis aller Menschen und als immanenter Bestandteil der Personlichkeitsentfaltung dargestellt Zudem wurde in dieser Zeit insbesondere am ideologischen Unterbau fur die Berufstatigkeit der Frauen gearbeitet und die Erwerbsbeteiligung zum alleinigen Massstab der Gleichberechtigung der Geschlechter erklart Praktisch gesehen erschwerten den Frauen insbesondere die fehlenden bzw mangelhaften Kinderbetreuungseinrichtungen die Verbindung von Familie und Berufstatigkeit Die wichtigste Neuerung im Bereich der Gesetzgebung zur Frauen und Familienpolitik in dieser Zeit war 1950 die Verabschiedung des Gesetzes uber den Mutter und Kinderschutz und die Rechte der Frau 1960er Jahre Bearbeiten Die bis zum Mauerbau 1961 anhaltende Fluchtbewegung in Richtung Westdeutschland insbesondere junger und qualifizierter Menschen fuhrte zu einer Uberalterung der Bevolkerung und einem Arbeitskraftemangel in der DDR In der Zeit von 1949 bis 1961 verliessen 2 7 Millionen Menschen die DDR dies entsprach 14 der ursprunglichen Bevolkerungszahl Auf Grund dieser Entwicklungen wurde die Erwerbstatigkeit der Frauen fur den Fortbestand der DDR unverzichtbar Waren es in der Zeit vor 1958 insbesondere alleinstehende Frauen die aus okonomischen Zwangen heraus berufstatig sein mussten richtete sich das Hauptaugenmerk der Regierung nun auf verheiratete Frauen und Mutter die durch ihre Ehepartner bis dato materiell abgesichert waren Das Gesetz uber die Abschaffung der Lebensmittelkarten vom 28 Mai 1958 fuhrte zu einem starken Anstieg der Lebensmittelpreise Zudem wurde eine nicht berufstatige Ehefrau im Lohnsteuersystem der DDR nicht berucksichtigt so dass jetzt auch verheiratete Frauen finanziell darauf angewiesen waren zu arbeiten Aufgrund der zunehmenden Technisierung und Automatisierung wurde die Qualifizierung der weiblichen Arbeitskrafte immer wichtiger In diesem Zusammenhang ruckte ab Ende der 1950er Jahre auch die enge Verbindung zwischen Frauenerwerbstatigkeit und Familie in den Fokus der Frauenpolitik So wurde seit Beginn der 1960er Jahre die Uberlegenheit der kollektiven Krippenerziehung gegenuber der familialen Erziehung von Regierungsseite in den staatlich kontrollierten Medien betont um die Bedenken berufstatiger Mutter gegenuber institutionalisierten Erziehungseinrichtungen auszuraumen Die Bemuhungen um verbesserte Dienstleistungs und Kinderbetreuungseinrichtungen blieben zu dieser Zeit jedoch noch auf einem relativ bescheidenen Niveau so dass eine grosse Anzahl der erwerbstatigen Mutter nur einer Teilzeitbeschaftigung nachging bzw nachgehen konnte Um Frauen zu Qualifizierungsmassnahmen zu motivieren wurde das Gleichberechtigungskonzept der Geschlechter ideologisch modifiziert Wurde in den Jahren zuvor die Berufstatigkeit der Frauen als allein ausreichendes Mittel zur geschlechtlichen Gleichberechtigung propagiert so bestimmte jetzt die von den Frauen erworbene Qualifikation und ihre berufliche Stellung den Grad ihrer Gleichberechtigung Handelte es sich in den beiden vorangegangenen Jahrzehnten auf Grund der wirtschaftlichen Lage in erster Linie um eine Frauenarbeitspolitik so begann 1965 mit der Verabschiedung des ersten Familiengesetzbuches der DDR 15 eine eigenstandige Familienpolitik Ehe und Familie wurden in diesem Zusammenhang als Einheit betrachtet zu einer elementaren und alternativlosen Form der sozialistischen Lebensweise erklart Bezogen auf die Beziehungen zwischen den Ehepartnern wurde formuliert dass die Aufnahme einer Berufstatigkeit die Teilnahme an einer Weiterbildung oder die Ubernahme von gesellschaftlicher Arbeit durch den Ehepartner zu unterstutzen sei 10 2 Auf formal juristischer Ebene wurde damit in der DDR Abschied von der Hausfrauen Ehe genommen Die Funktion der Familie als Sozialisationsinstanz ruckte dabei wieder starker in den Vordergrund Zur Umsetzung des neu formulierten Familienleitbilds wurde erstmals Kindergeld fur kinderreiche Familien ausbezahlt Neben dem Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen wurden zur Entlastung von Haushalten auch zusatzliche Waschereien eingerichtet und vermehrt technische Haushaltsgerate produziert Mit dem 1965 verabschiedeten Gesetz uber das einheitliche Bildungssystem und weiteren Qualifizierungsmassnahmen zur Aus und Weiterbildung sollten Frauen Voraussetzungen fur insbesondere technische Berufe und mittlere und leitende Tatigkeiten erwerben konnen wobei berufstatigen Muttern Sonderrechte eingeraumt wurden 1970er Jahre Bearbeiten In den 1970er Jahren richtete sich auf Grund des Geburtenruckgangs der Verringerungen der Anzahl an Eheschliessungen und dem Anwachsen der Scheidungszahlen in der DDR das Hauptaugenmerk der Staats und Parteifuhrung auf das bereits im Familiengesetzbuch von 1965 festgeschriebene Ideal der Kleinfamilie mit zwei bis drei Kindern Um Anreize fur moglichst fruhe Eheschliessungen und Geburten zu schaffen beschloss die SED Regierung 1972 die Einfuhrung des zinslosen Ehekredits in Hohe von 5000 Mark der gewahrt wurde wenn die Paare bei der Eheschliessung junger als 26 Jahre alt waren und zum ersten Mal heirateten Dieser Kredit konnte durch die Geburt von Kindern abgekindert werden das heisst die zuruckzuzahlende Summe reduzierte sich pro Kind in Stufen um 1000 1500 2500 Mark und war so mit der Geburt des dritten Kindes vollstandig erlassen Zusatzlich wurden weitere Massnahmen ergriffen um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fur Frauen zu erleichtern Seit 1972 wurde bei der Geburt jedes Kindes eine Beihilfe von 1000 Mark gezahlt der Schwangerschafts und Wochenurlaub wurde auf 18 Wochen ausgedehnt und alleinstehenden Muttern und kinderreichen Familien wurden Sonderrechte eingeraumt insbesondere die finanzielle Unterstutzung bei der Betreuung kranker Kinder und die Bevorzugung bei der Vergabe von Wohnraum und Krippenplatzen 1972 erfolgte durch das Gesetz uber die Unterbrechung der Schwangerschaft jedoch auch die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs ungeachtet des staatlichen Ziels der Geburtensteigerung Hinzu kam die kostenlose Abgabe von Verhutungsmitteln an sozialversicherte Madchen und Frauen ab 16 Jahren Bereits seit dem Jahr 1965 war die Antibabypille in der DDR verfugbar 1976 wurde auf dem IX Parteitag der SED wegen des weiterhin bestehenden Konflikts zwischen Geburtenforderung einerseits und der wirtschaftlich notwendigen Vollerwerbstatigkeit der Frauen und Mutter andererseits ein zweites Sozialpaket verabschiedet das in den 1980er Jahren erganzt wurde Selbst wenn aus bevolkerungspolitischen Interessen heraus nun auch alleinerziehende Mutter zusehends gefordert wurden blieb doch das DDR Ideal der Zwei bis Drei Kind Familie mit voll berufstatigen Ehepartnern im Vordergrund und so wurde als Reaktion auf das gestiegene Heiratsalter und die wachsende Anzahl von Zweitehen der Ehekredit auf 7000 Mark erhoht und der Kreis der Anspruchsberechtigten erweitert Bei den weiteren Sozialmassnahmen handelte es sich im Wesentlichen um zeitliche Regelungen mit finanziellem Ausgleich So wurde Frauen mittels der Vereinbarkeitsregelung der Erziehungsurlaub zunachst ab der Geburt des zweiten Kindes bei voller Lohnfortzahlung fur ein Jahr gewahrt Das Kindergeld wurde erhoht der Mutterschutz erweitert und die bezahlte Freistellung zur Pflege kranker Kinder eingefuhrt 1980er Jahre Bearbeiten Ab 1986 konnte das bezahlte Babyjahr bereits beim ersten Kind in Anspruch genommen werden und zudem bei der Geburt des dritten Kindes noch einmal um ein halbes Jahr verlangert werden Auch konnten nun Vater das bezahlte Babyjahr in Anspruch nehmen Des Weiteren wurde die 40 Stunden Woche fur vollbeschaftigte Frauen mit zwei Kindern ohne Lohnminderung der bezahlte monatliche Hausarbeitstag fur vollbeschaftigte unverheiratete Frauen ohne Kinder ab dem 40 Lebensjahr und die Erhohung des Grundurlaubes gemessen an der Kinderzahl eingefuhrt All diese Massnahmen sollten dazu dienen berufstatigen Muttern die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu erleichtern um somit der steigenden Tendenz zur Teilzeitarbeit bei Frauen entgegenzuwirken und diese stattdessen zur Vollbeschaftigung zu motivieren Hinzu kam eine verstarkte staatliche Propaganda welche Vollzeitarbeit als moralische Pflicht darstellte deren identitatsstiftendes Moment betonte und zudem gleich lange Arbeitszeiten zum wesentlichen Kriterium der geschlechtlichen Gleichstellung erklarte All diese gesetzlichen Veranderungen fuhrten zu einer gesellschaftlichen und sozialpolitischen Privilegierung berufstatiger Mutter Deren nun auch offiziell anerkannte Doppelzustandigkeit kam in der haufig strapazierten Sprachformel von der werktatigen Frau und Mutter zum Ausdruck Da sich die politischen Forderungsmassnahmen ausschliesslich an berufstatige Frauen mit Kindern richteten setzte sich umgangssprachlich der Begriff Muttipolitik durch Die Einfuhrung des bezahlten Babyjahres entscharfte zwar zum einen den Zeitkonflikt der Frauen und sie genossen nun als Mutter die den gesellschaftlichen Fortbestand sicherten ein vergleichsweise hoheres Ansehen Zum anderen wurden Frauen jedoch auf Grund der vorhersehbaren einjahrigen Arbeitspause und der finanziellen Mehrkosten die Betriebe mussten einen Teil der Vereinbarkeitsregelung selbst zahlen zum wirtschaftlichen Risikofaktor fur die Betriebe und daher nicht selten mit weniger anspruchsvollen Aufgaben betraut als ihre mannlichen Kollegen mit vergleichbarer Kompetenz Nach 1990 BearbeitenIm Kabinett Kohl III Marz 1987 bis Januar 1991 gab es ein Ministerium fur Jugend Familie Frauen und Gesundheit Im Kabinett Kohl IV bis November 1994 dem ersten gesamtdeutschen Kabinett gab es deutlich mehr Ministerien eines fur Gesundheit eines fur Frauen und Jugend Ministerin Angela Merkel und eines fur Familie und Senioren Ab 1994 waren die beiden letztgenannten wieder ein Ministerium Ministerin Claudia Nolte 1966 in Rostock Nach der Bundestagswahl am 27 September 1998 bildete Gerhard Schroder eine rot grune Koalition die erste Bundesregierung mit Beteiligung der Grunen Das Bundesministerium fur Familie Senioren Frauen und Jugend erhielt Christine Bergmann 1939 in Dresden Im Kabinett Schroder II erhielt Renate Schmidt dieses Ministerium Es gab also zwolf Jahre lang 1991 bis 2002 Ministerinnen fur Frauen politik die bis zur Wiedervereinigung in der DDR gelebt hatten Siehe auch BearbeitenMutterunterstutzungLiteratur Bearbeitenin der Reihenfolge des Erscheinens Inge Hieblinger Frauen in unserem Staat Einige Probleme der Forderung der Frau unter den Bedingungen der wissenschaftlich technischen Revolution in der DDR Staatsverlag der DDR Berlin 1967 Walter Ulbricht Frauen Miterbauerinnen des Sozialismus Aus Reden und Aufsatzen Herausgegeben vom Bundesvorstand des Demokratischen Frauenbundes Deutschlands mit Unterstutzung des Instituts fur Marxismus Leninismus beim ZK der SED Verlag fur die Frau Leipzig 1968 Wissenschaftlicher Beirat Die Frau in der sozialistischen Gesellschaft bei der Akademie der Wissenschaften der DDR Hrsg Zur gesellschaftlichen Stellung der Frau in der DDR Verlag fur die Frau Leipzig 1978 Friedrich Ebert Stiftung Hrsg Um die Gleichberechtigung der Frauen in beiden deutschen Staaten Verlag Neue Gesellschaft Bonn 1979 Gisela Helwig Frau und Familie in beiden deutschen Staaten Verlag Wissenschaft und Politik Koln 1982 ISBN 3 8046 8605 2 Irene Bohme Die da druben 7 Kapitel DDR Rotbuch Verlag Berlin 2 erweiterte Aufl 1982 ISBN 3 88022 265 7 darin Kapitel 6 Die Frau und der Sozialismus S 82 107 Gabriele Gast Art Frauen In Hartmut Zimmermann Hrsg DDR Handbuch Bd 1 A L Verlag Wissenschaft und Politik Koln 3 uberarbeitete und erweiterte Aufl 1985 S 443 449 Barbara Hille Familie und Sozialisation in der DDR Leske und Budrich Opladen 1985 ISBN 3 8100 0270 4 Petra Koch Hans Gunther Knobel Familienpolitik in der DDR im Spannungsfeld zwischen Familie und Berufstatigkeit von Frauen Centaurus Verlagsgesellschaft Pfaffenweiler 1986 ISBN 3 89085 105 3 Friedrich Ebert Stiftung Hrsg Frauen in der DDR Auf dem Weg zur Gleichberechtigung Verlag Neue Gesellschaft Bonn 2 Aufl 1987 Romina Schmitter Frauen auf dem Weg zur Gleichberechtigung in Deutschland Klett Stuttgart 1996 ISBN 3 12 490450 8 Andrea Schmidt Niemeyer Frauen zwischen Petticoat und Werkbank Geschlechterverhaltnisse in der deutschen Nachkriegsgesellschaft Eine Analyse anhand exemplarischer Paardarstellungen Schwerpunkt 1945 1960 Diss Universitat Heidelberg 2001 Anna Kaminsky Frauen in der DDR Links Verlag Berlin 2016 ISBN 978 3 86153 913 1 Grit Buhler Eigenmachtig frauenbewegt ausgebremst Der Demokratische Frauenbund Deutschlands und seine Grunderinnen 1945 1949 Diss Frankfurt New York Campus 2022 mit Abbildungen ISBN 978 3 593 51602 8 Einzelnachweise Bearbeiten https www gesetze im internet de eherg 1 BJNR014210976 html verfassungen de Gesetz uber den Mutter und Kinderschutz und die Rechte der Frau vom 27 September 1950 Durch Erschliessen neuer Quellen belegt Grit Buhler in ihrer Dissertation 2022 die massgebliche Rolle die die engagierten Grunderinnen und die hinter ihnen stehenden ab 1947 im DFD zusammengeschlossenen hunderttausende Frauen in der SBZ spielten Meist schon vor 1933 frauenpolitisch engagiert erhoben die Protagonistinnen nach 1945 den Anspruch als uberparteiliche gt neue demokratische Frauenbewegung lt in allen Bereichen der Gesellschaft Fraueninteressen zu vertreten Sie bereiteten den Weg fur die Gleichberechtigung in der DDR die keineswegs entsprechend gangigem Narrativ rein utilitaristisch begrundet oder ein Selbstlaufer war und die bis heute nachwirkt Covertext aus Grit Buhler Eigenmachtig frauenbewegt ausgebremst Der Demokratische Frauenbund Deutschlands und seine Grunderinnen 1945 1949 Frankfurt New York Campus 2022 mit Abbildungen Fast vergessen die Frauenfriedensbewegung abgerufen am 1 April 2013 a b c Anna Kaminsky Frauen in der DDR Ch Links Verlag Berlin 2016 S 117 Irene Bohme Die da druben 7 Kapitel DDR Rotbuch Verlag Berlin 2 erweiterte Aufl 1982 S 97 Gabriele Gast Art Frauen In Hartmut Zimmermann Hrsg DDR Handbuch Verlag Wissenschaft und Politik Koln 3 uberarbeitete und erweiterte Aufl 1985 Bd 1 S 443 449 hier S 449 Verfassung der UdSSR vom 5 Dezember 1936 Artikel 122 Das Kapital Band 1 Buch 1 Abschnitt IV Kap 13 3a Stand Marz 1953 Anna Kaminsky Frauen in der DDR Ch Links Verlag Berlin 2016 S 93 Statistisches Jahrbuch der DDR 1987 S 16 Irene Dolling Geschlechtervertrag und Geschlechterarrangements in den neuen Bundeslandern In Kulturation Online Journal fur Kultur Wissenschaft und Politik Nr 13 2 2009 Jahrgang 32 ISSN 1610 8329 Abgerufen am 28 November 2009 Anna Kaminsky Frauen in der DDR Ch Links Verlag Berlin 2016 S 160 166 Anna Kaminsky Frauen in der DDR Ch Links Verlag Berlin 2016 S 118 Text des Familiengesetzbuches Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Frauen und Familienpolitik der DDR amp oldid 237764580