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Ein Feuersteinbergwerk ist ein in den Erdboden eingetiefter Schacht in der Regel jedoch eine Serie von Schachten und Stollen in denen Feuerstein gewonnen wurde Feuersteinfelder auf RugenFeuersteinbergwerke sind bereits aus dem Palaolithikum belegt Die alteste Form des Abbaus ist die gelegentliche Nutzung von Bergwerken Die gelegentliche Nutzung von Feuersteinbergwerken war in weiten Teilen Nordamerikas noch in historischer Zeit ublich man findet sie heute noch auf Neuguinea In der Jungsteinzeit besonders seit der Michelsberger Kultur nahm der Feuersteinbergbau offenbar grossere Ausmasse an Inhaltsverzeichnis 1 Chronologie 1 1 Jungpalaolithikum 1 2 Mittelsteinzeit Mesolithikum 1 3 Jungsteinzeit Neolithikum 2 Verfahren 3 Tagebau 4 Tiefabbau 4 1 Duckelbau 4 2 Weitungsbau 5 Bekannte Feuersteinbergwerke 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseChronologie BearbeitenJungpalaolithikum Bearbeiten Der alteste bergbaumassige Abbau von Feuerstein kann in etwa zwei Meter tiefen Gruben auf der Fundstelle Nazlet Khater 4 Oberagypten belegt werden Er fand nach Radiokarbon Daten um 35 000 30 000 v Chr statt Der alteste Feuersteinabbau in Europa ist etwa ab 13 000 v Chr in Polen belegt wo man in Gruben bis auf die Feuerstein fuhrende Schicht gegraben hat Mittelsteinzeit Mesolithikum Bearbeiten Unweit von Askola in Sudfinnland wurde um 7500 v Chr Feuerstein in einem Steinbruch abgebaut Der alteste Abbau in Deutschland ist durch die Grabung von 1984 bis 1987 in Arnhofen Abensberg auf der Frankischen Alb wo zugleich das grosste Revier in Mitteleuropa ist ermittelt worden Insgesamt sind in Arnhofen mindestens 8000 Schachte angelegt und rund 90 Tonnen Feuerstein gewonnen worden Im ausgehenden Mesolithikum nahm der Feuersteinbergbau zwar zu jedoch wurde der Grossteil der Bergwerke in der Jungsteinzeit angelegt Die Bauern der Jungsteinzeit verwendeten wesentlich mehr Feuersteingerate Jungsteinzeit Neolithikum Bearbeiten Der typische Arnhofer Feuerstein graugebandert mit rotlichen Streifen taucht in Siedlungen des 5 Jahrtausends auf Das Bergwerk von Rijckholt bei Maastricht in Limburg 3000 v Chr weist rund 5000 Schachte auf Es wurde vor allem von Mitgliedern der alteren und mittleren Bandkeramik 5500 5200 v Chr und nachfolgenden Vertretern des Jungneolithikums genutzt Aus der Zahl und Grosse der Stollen ergibt sich dass hier im Laufe der Zeit rund 41 250 m Feuersteinknollen gefordert wurden Verfahren BearbeitenUnter Bergbau versteht man hier alle planmassigen Arbeiten zur Aufsuchung Gewinnung Forderung und Aufbereitung des in Lagerstatten gefundenen Feuersteins Er war uberall dort moglich wo feuersteinfuhrende Schichten nahe an die Oberflache kamen Der Bedarf von grossen Mengen konnte nur durch bergmannische Verfahren gestillt werden wobei zwischen Tagebau und Tiefbau unterschieden wird Bergbautechniken wurden eingesetzt wo die geologischen Bedingungen geeignet waren Bergwerke fanden sich z B bei Hov im Nordjutland wo archaologische Ausgrabungen eine Anzahl von Gruben enthullten Die steinzeitlichen Bergleute gruben Locher im Untergrund um Feuerstein zu finden Wenn sie fundig waren erweiterten sie die Locher In den oberen Schichten wo das Risiko des Zusammenbruchs am grossten war gruben sie Gruben mit schragen Wanden Weiter unten wurde das Kreidegestein stabiler und Schachte wurden gegraben bis eine Feuersteinschicht gefunden wurde oft in Tiefen von 5 6 Metern Dort wurden horizontale Passagen gegraben um so viel Feuerstein wie moglich zu sammeln In einem der grossten Bergwerke folgten die Steinzeitleute den Feuersteinschichten uber eine Flache von mehr als 60 m Tagebau BearbeitenEine Vorstufe des Tagebaus ist einfaches Auflesen von Feuersteinknollen oder platten auf der Oberflache Als Graberei bezeichnet man den Abbau von Feuerstein der dicht unter der Oberflache liegt Der Abbau erfolgte nach Abdecken der Deckschicht Auf diese Weise wurden vor allem die Strandwalle Danemarks genutzt Beim Kuhlenbau wurden runde oder viereckige etwa mannstiefe Locher bis auf die Feuersteinablagerung abgeteuft Die Grundflache des Aushubs betrug etwa vier Quadratmeter Bei Schichten mit geringer Standfestigkeit konnte die Grube trichterformig abgeboscht sein So konnte ein zwolf Meter tiefer Schacht an der Oberflache einen Durchmesser von zwolf Metern und an der Sohle einen von drei Metern haben Der Pingenbau trichterformige Vertiefung wird auf die fuhrende Feuersteinschicht gefuhrt nach Ausbeutung der Sohle wird jedoch die Tagesoffnung aufgeweitet um die Gewinnung des Feuersteins fortsetzen zu konnen Der ursprungliche Querschnitt von etwa vier Quadratmetern Flache konnte sich zu einer grabenartigen Pinge von zehn Metern und mehr Lange entwickeln und bekam den Charakter eines Steinbruchs nbsp Jungsteinzeitliche Feuersteinbergwerke bei Spiennes Auf der Grafik links die abgeteuften Schachte rechts der Tagebaubereich 1 Yard 0 9 mTiefabbau BearbeitenBeim Tiefabbau unterscheidet man den Duckelbau und den Weitungsbau Duckelbau Bearbeiten Das als Duckelbau bezeichnete einfachere und haufigere Verfahren besteht darin einen Schacht bis zur Feuersteinschicht abzuteufen und an der Sohle strahlenformig zu erweitern Diese Weitungen sind oft unregelmassig und sehr klein konnen aber auch mehrere Meter lang sein Aufgegebene Hohlraume wurden mit Abraummaterial aufgefullt Damit sparte man den Abtransport und verringerte die Einsturzgefahr Weitungsbau Bearbeiten Der Weitungsbau ist ein weiterentwickeltes Tiefbauverfahren mit mehreren Schachten und einem komplizierten Hohlenraumsystem das eine Ausdehnung des Grubenfeldes erlaubt Vom Schacht aus wurden Strecken von denen aus abgebaut wurde mit einer Breite von 0 60 1 0 m und durchschnittlich 80 cm Hohe im Niveau der Schicht nach allen Richtungen getrieben und ausgeweitet Es gibt keine Hinweise auf einen Schachtausbau mittels Schalung Bekannte Feuersteinbergwerke BearbeitenBelgien Die jungsteinzeitlichen Feuersteinminen bei Spiennes Michelsberger Kultur in Belgien sind mit 100 ha und mindestens 8000 Schachten eines der grossten Feuersteinbergwerke Mitteleuropas Auch in Jandrain Jandrenouille wurde Feuersteinbergbau betrieben Danemark Bjerre Hov Deutschland Lengfeld im Landkreis Kelheim Abensberg Arnhofen Artern 1 Asch auf der Schwabischen Alb Baiersdorf nahe Essing Erdeborn Gemarkung Helfta 2 Kleinkems HornsteinKleinkems im Landkreis Lorrach Lousberg in Aachen bei Bottmersdorf bei Magdeburg Osterberg bei Pfunz Auf der Insel Rugen befinden sich die offen liegenden Feuersteinfelder 2000 200 m zwischen Mukran und Prora Schernfeld bei Eichstatt Frankreich Feuersteinbergwerke von Bretteville le Rabet Jablines Michelsberger Kultur Le Grand Pressigny Glockenbecher Kultur Grossbritannien Grimes Graves bei Thetford in Norfolk Ostengland wo die Schachte 12 m in den Kreidefels gehen Church Hill und Cissbury in West Sussex Chislehurst Caves in Chislehurst Niederlande Rijckholt Sint Geertruid Minen Michelsberger Kultur Osterreich Mauer Antonshohe in Wien Am Feuerstein im Kleinwalsertal Vorarlberg Polen In Krzemionki wurden im Laufe von 2300 Jahren mehr als 3000 bis zu neun Meter tiefe Schachte in den Boden getrieben Schweiz Feuersteinbergwerk von Olten und Wangen bei Olten und Wangen bei Olten im Kanton Solothurn an der Lageren zwischen Wettingen und Regensberg im Kanton Jura bei Lowenburg JU Pleigne 3 Ungarn Tata Szentgal Radiolarit USA Alibates Flint Quarries National MonumentSiehe auch BearbeitenFeuersteinbergwerke Danemarks und SchwedensLiteratur BearbeitenJulius Andree Bergbau in der Vorzeit Band 1 Bergbau auf Feuerstein Kupfer Zinn und Salz in Europa Nebst einem Anhang Bergmannische Gewinnung von Kalkspat Ocker und Bergkristall Vorzeit Nachweise und Zusammenfassungen aus dem Arbeitsgebiete der Vorgeschichtsforschung 2 ZDB ID 570756 0 Kabitzsch Leipzig 1922 Alexander Binsteiner Die Lagerstatten und der Abbau bayerischer Jurahornsteine sowie deren Distribution im Neolithikum Mittel und Osteuropas In Jahrbuch Romisch Germanisches Zentralmuseum Mainz Bd 52 Nr 1 2005 ISSN 0076 2741 S 43 155 doi 10 11588 jrgzm 2005 1 18860 Sabine Gayck Urgeschichtlicher Silexbergbau in Europa Eine kritische Analyse zum gegenwartigen Forschungsstand Beitrage zur Ur und Fruhgeschichte Mitteleuropas 15 Beier amp Beran Langenweissbach Weissbach 2000 ISBN 3 930036 22 3 Zugleich Koln Universitat Magisterarbeit 1993 Heinrich Quiring Die Schachte Stollen und Abbauraume der Steinzeit und des Altertums In Zeitschrift fur das Berg Hutten und Salinenwesen im Preussischen Staate Bd 80 1932 ISSN 0372 8072 S B 274 B 297 Gerd Weisgerber Rainer Slotta Jurgen Weiner 5000 Jahre Feuersteinbergbau Die Suche nach dem Stahl der Steinzeit Ausstellung im Deutschen Bergbau Museum Bochum vom 24 Oktober 1980 bis 31 Januar 1981 Veroffentlichungen aus dem Deutschen Bergbau Museum Bochum 77 3 verbesserte erweiterte und aktualisierte Auflage Deutsches Bergbau Museum Bochum 1999 ISBN 3 921 533 66 X Weblinks BearbeitenFlintsource net Private Website mit ausfuhrlichen Beschreibungen verschiedener Feuersteinbergwerke abgerufen am 29 Juli 2017 englisch Ausgrabungen am Feuerstein Kleinwalsertal 2009 Universitat Innsbruck abgerufen am 29 Juli 2017 Supply and demand in prehistory Economics of Neolithic mining in NW Europe In ucl ac uk Abgerufen am 8 Februar 2018 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Jungsteinzeitlicher Feuersteinbergbau und bronzezeitliche Infrastruktur Archaologische Untersuchungen um Artern in Nordthuringen auf archaeologie online de 6 000 Jahre altes Feuersteinbergwerk im Mansfelder Land entdeckt auf archaeologie online de Archaologen untersuchen Feuerstein Bergbau bei Olten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Feuersteinbergwerk amp oldid 236315276