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48 69575 10 160972222222 Koordinaten 48 41 44 7 N 10 9 39 5 O Fursamenp1Lage Baden Wurttemberg DeutschlandFundort Heidenheim SchnaitheimFursamen Baden Wurttemberg Wann Linearbandkeramik 5000 v Chr Urnenfelderkultur 1000 bis 800 v Chr Hallstattzeit 750 bis 600 v Chr Latenezeit 120 bis 50 v Chr Romische Kaiserzeit 150 bis 250 n Chr Alamannenzeit 300 bis 400 n Chr Der Fursamen ist ein Gewann in Heidenheim an der Brenz in Baden Wurttemberg Auf dem Gelande fanden zwischen 1999 und 2017 archaologische Rettungsgrabungen statt die altesten Funde datieren in die neolithische Kultur der Linearbandkeramik Durch zahlreiche Funde und Befunde liess sich zudem die Besiedelung des Gebiets zur Zeit der Urnenfelderkultur in der Hallstatt und Latenezeit sowie durch Romer und Alamannen nachweisen Im Fursamen befand sich im 4 Jahrhundert eine der grossten bislang bekannten fruhalamannischen Siedlungen Suddeutschlands 1 Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Topographie 2 Forschungsgeschichte 2 1 Befunde und Funde 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLage und Topographie BearbeitenDer Fursamen liegt im Norden Heidenheims und grenzt an den sudlichen Ortsrand von Schnaitheim Er hat eine etwas mehr als acht Hektar grosse annahernd rechteckige Grundflache von etwa 570 Metern Lange Im Norden betragt die Breite rund 170 Meter im Suden ist die ostliche Ecke der Flache durch eine Schleife der Brenz beschnitten und die Breite dadurch auf etwa 70 Meter reduziert Im Norden beginnend und im Uhrzeigersinn gesehen grenzt der Fursamen an das Wohngebiet Baindt den Johannes Zimmermann Weg die Strasse Im Fursamen sowie an die Bahnstrecke Aalen Ulm Der Flachennutzungsplan sieht fur die sudliche Halfte des Gebiets eine Wohnbebauung vor die nordliche Halfte wird weiterhin landwirtschaftlich genutzt Durch die Nahe zum Fluss Brenz und seine etwas erhohte Lage an der leicht ansteigenden rechten Talseite bot der Fursamen den ur und fruhgeschichtlichen Menschen sehr gute Siedlungsbedingungen Neben dem direkten Zugang zu Frischwasser und Nahrung war das Areal auch vor Uberschwemmung geschutzt Im Brenztal liefen zudem wichtige Verkehrswege in Richtung Alpenvorland zusammen und auch die regionalen Bohn und Doggererzvorkommen konnen als weiterer Standortfaktor angenommen werden 2 3 4 Forschungsgeschichte Bearbeiten nbsp Schnitt durch ein Pfostenloch dunkle Verfullung Ende der 1990er Jahre wies die Stadt Heidenheim den Fursamen als neues Wohngebiet aus Am gegenuberliegenden Brenzufer waren in den Seewiesen zwischen 1974 und 1983 bereits mehrere hallstattzeitliche Hugelgraber ausgegraben worden weitere Nachweise vorzeitlicher Besiedlung in der naheren Umgebung galten als wahrscheinlich 5 Das Landesdenkmalamt liess daher im November 1998 im geplanten ersten Bauabschnitt mehrere Suchschnitte anlegen Wegen der dabei angetroffenen hohen Befunddichte erfolgten ab 1999 wiederholt archaologische Grabungskampagnen 6 7 Trager waren das Landesamt fur Denkmalpflege im Regierungsprasidium Stuttgart und die Stadt Heidenheim Gefordert wurden die Untersuchungen durch den Europaischen Sozialfonds 8 Ende 2017 wurde die archaologische Feldarbeit im Fursamen eingestellt und auch die ehemaligen Grabungsstatten zur Bebauung freigegeben 2019 stimmte der Gemeinderat dem Verkauf der letzten ausgewiesenen Grundstucke zu 9 Befunde und Funde Bearbeiten nbsp Romisches Ziegelfragment mit Stempel der ala II FlaviaBei den Befunden handelt es sich grosstenteils um Pfostenlocher Vorrats Brat oder Abfallgruben sowie Graben und Verfarbungen Viele Befunde uberlagern sich bzw sind aufgrund tiefen Pflugens und durch Erosion in schlechtem Zustand oder nur partiell erhalten Dadurch sind die Zuordnung von Pfostenlochern zu Gebaudegrundrissen oder zeitliche Einordnungen in manchen Bereichen nur schwer oder gar nicht moglich 1 Mehr als 20 Urnen und Brandschuttungsgraber der spaten Bronzezeit konnten bislang im Fursamen dokumentiert werden Sie enthielten zum Teil Gefasse aus hochwertiger schwarzer Keramik mit Sekundarbeigaben und Reste bronzener Waffen Griffzungenschwert Messer In einem Grubenkomplex fanden sich Fragmente zweier Mondidole 1 7 Aus keltischer Zeit sind die Grundrisse mehrerer Hauser Schwellbalkenbau Speicher Grubenhaus 6 und drei Bratgruben sogenannte polynesische Schweinebratereien nachgewiesen 8 Neben Scherben von Gefasskeramik mit den typischen Verzierungen 10 konnten Glasarmringe 8 und ein funfzackiger Kratzer aus Bronze 11 geborgen werden In vorgeschichtlichen und fruhalamannischen Befunden waren grosse Mengen Schnurchen bzw Tropfenschlacke und in Holzkohle verbackene Luppen erhalten die in Rennofen bei der Verhuttung von Eisenerz anfallen Reste von funf dieser Ofen konnten als verhaltnismassig kleine ehemals uberdachte Kuppelofen mit Vorgrube rekonstruiert werden die uber einen aufgesetzten Schacht beschickt wurden Ungewohnlich ist die Lage der Rennofen inmitten einer Siedlung ublicherweise wurden sie in unmittelbarer Nahe der Erzlagerstatten errichtet 6 12 Romischen Ursprungs sind die Uberreste eines 18 17 Meter grossen beheizbaren und mit Risaliten versehenen Wohngebaudes aus Stein Ihm werden ein Holzhaus ein gemauerter Topferofen und ein Steinbrunnen zugeordnet Die angrenzenden schmalen uber 50 Meter langen Graben mit Pfostenstandspuren werden als Zaune oder Hecken zur Einfriedungen von Pferdekoppeln interpretiert Nicht geklart ist ob es sich hier um eine villa rustica handelte oder um eine Aussenanlage des wenige hundert Meter entfernten Kastells Heidenheim 13 Aus dem Topferofen stammt ein Ziegel mit dem Stempeldruck des dort bis um 155 160 n Chr 14 stationierten Reiterregiments Ala Secunda Flavia Pia Fidelis Milliaria 11 Weitere romische Funde umfassen neben zerscherbter reliefverzierter Sigillata 2 auch wenige Bruchstucke Gebrauchskeramik zwei Munzen 6 7 eine Fibel das Bruchstuck eines Militardiploms 13 und eine wahrscheinlich aus rotem Jaspis gefertigte Gemme mit Darstellungen der Gotter Mars und Victoria 15 7 Auf dem gesamten Grabungsareal fanden sich umfangreiche Siedlungsspuren aus fruhalamannischer Zeit Ausser den zahlreichen aus Holz und in Fachwerk Bauweise gefertigten Langhausern sind mehrere Grubenhauser und auf Stelzen errichtete Speicherbauten nachgewiesen Fast alle Wohngebaude waren mit der Langsachse nach Norden ausgerichtet Handwerkliche Tatigkeiten sind durch Gebrauchskeramik Spinnwirtel mehrere Lehmgruben Rennofen und grosse Mengen Eisenschlacke belegt Zu den weiteren Funden zahlen ein Dreilagenkamm eine Hakennadel aus Bronze mit gedrehtem Vierkant Schaft und eine Munze des Constantius II 2 6 Man nimmt an dass die alamannische Siedlung etwa 150 Jahre lang bestand und dort rund 600 Personen lebten 16 17 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Fursamen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Vor und fruhgeschichtliche Siedlungen in Heidenheim Schnaitheim Fursamen Informationsbroschure des Landesamts fur Denkmalpflege Dezember 2011 PDF 1 3 MB Einzelnachweise Bearbeiten a b c Hardy Prison Fortsetzung der Rettungsgrabungen in der fruhalamannischen Siedlung von Heidenheim Schnaitheim Fursamen In Archaologische Ausgrabungen in Baden Wurttemberg 2015 Konrad Theiss Stuttgart 2016 S 204 207 a b c Peter Knotzele Neues aus der fruhalamannischen Siedlung Fursamen zwischen Heidenheim und Schnaitheim Fortsetzung garantiert In Archaologische Ausgrabungen in Baden Wurttemberg 2007 Konrad Theiss Stuttgart 2008 S 170 175 Hanns Dietrich Die hallstattzeitlichen Grabfunde aus den Seewiesen von Heidenheim Schnaitheim Forschungen und Berichte zur Vor und Fruhgeschichte in Baden Wurttemberg Band 66 Konrad Theiss Stuttgart 1998 S 134 Beate Leinthaler Eine landliche Siedlung des fruher Mittelalters bei Schnaitheim Lkr Heidenheim Materialhefte zur Archaologie in Baden Wurttemberg Heft 70 Konrad Theiss Stuttgart 2003 S 16 19 Hanns Dietrich Die hallstattzeitlichen Grabfunde aus den Seewiesen von Heidenheim Schnaitheim Forschungen und Berichte zur Vor und Fruhgeschichte in Baden Wurttemberg Band 66 Konrad Theiss Stuttgart 1998 S 149 a b c d e Peter Knotzele Siedlungen aus vier Epochen Erste Ergebnisse der archaologischen Ausgrabung in der Flur Fursamen bei Heidenheim Schnaitheim In Archaologische Ausgrabungen in Baden Wurttemberg 1999 Konrad Theiss Stuttgart 2000 S 81 82 a b c d Hardy Prison Befunde von der Urnenfelderkultur bis in die fruhalamannische Zeit aus dem Fursamen in Heidenheim Schnaitheim In Archaologische Ausgrabungen in Baden Wurttemberg 2016 Konrad Theiss Stuttgart 2017 S 217 221 a b c Peter Knotzele Neues vom Fursamen Zur Fortsetzung der archaologischen Ausgrabungen in der fruhalamannischen Siedlung zwischen Heidenheim und Schnaitheim In Archaologische Ausgrabungen in Baden Wurttemberg 2012 Konrad Theiss Stuttgart 2013 S 223 227 Andreas Uitz Das Baugebiet Fursamen ist ausverkauft 2019 https www hz de meinort heidenheim der fuersamen ist ausverkauft 31331478 html aufgerufen am 13 Januar 2021 Gereon Balle Gubtram Gassmann Klaus Schenck Zum vorlaufigen Abschluss der archaologischen Ausgrabung in den vor und fruhgeschichtlichen Siedlungen von Heidenheim Schnaitheim Flur Fursamen In Archaologische Ausgrabungen in Baden Wurttemberg 2000 Konrad Theiss Stuttgart 2001 S 78 80 a b Peter Knotzele Romisches Badegebaude gesucht Vom Fortgang der Ausgrabungen in der fruhalamannischen Siedlung zwischen Heidenheim und Schnaitheim Gewann Fursamen In Archaologische Ausgrabungen in Baden Wurttemberg 2008 Konrad Theiss Stuttgart 2009 S 193 197 Guntram Gassmann Zur Eisenverhuttung in Heidenheim Schnaitheim Naturwissenschaftliche Untersuchungen des Fundmaterials und Rekonstruktion der Ofenanlagen In Archaologische Ausgrabungen in Baden Wurttemberg 1999 Konrad Theiss Stuttgart 2000 S 83 86 a b Markus Scholz Ein Militardiplom Fragment aus Heidenheim Schnaitheim Fursamen In Archaologische Ausgrabungen in Baden Wurttemberg 2004 Konrad Theiss Stuttgart 2004 S 189 190 Markus Scholz Das Reiterkastell Aquileia Heidenheim Die Ergebnisse der Ausgrabungen 2000 2004 Forschungen und Berichte zur Vor und Fruhgeschichte in Baden Wurttemberg Band 110 Konrad Theiss Stuttgart 2009 S 457 Hardy Prison Neues aus dem Fursamen in Heidenheim Schnaitheim In Archaologische Ausgrabungen in Baden Wurttemberg 2014 Konrad Theiss Stuttgart 2015 S 242 245 Andreas Uitz Heidenheimer Alamannen Siedlung grosser als je angenommen Heidenheimer Zeitung 2 Dezember 2012 abgerufen am 20 November 2017 Andreas Uitz Neue Ratsel aus alamannischer Zeit entdeckt Heidenheimer Zeitung 2 November 2014 abgerufen am 20 November 2017 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fursamen amp oldid 225288185