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Die Evangelische Kirche in Weickartshain einem Stadtteil von Grunberg im Landkreis Giessen Mittelhessen ist eine Saalkirche die von 1931 bis 1932 im Stil des Historismus errichtet wurde Mit ihrem sechsseitigen Dachreiter pragt die Kirche das Ortsbild und ist hessisches Kulturdenkmal 1 Westseite der KircheSudansicht der Kirche Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 4 Orgel 5 Glocken 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIm Mittelalter war Weickartshain Filial von Flensungen und dem Archidiakonat St Johann in der Erzdiozese Mainz zugeordnet 2 Mit Einfuhrung der Reformation wechselte Grunberg 1526 samt der Kirchengemeinde Weickartshain zum evangelischen Bekenntnis Mit Rucktritt von Pfarrer Erasmus von Flensungen im Jahr 1553 wurde das Kirchspiel mit seinen Filialen Ilsdorf Stockhausen und Weickartshain neu geordnet und Flensungen mit Merlau vereint 3 Aufgrund der Bindung an die Muttergemeinde mussten die Einwohner der Filialdorfer Kirche und Schule in Flensungen besuchen Erst ab etwa 1660 wurde genehmigt dass in den Wintermonaten ein Winterlehrer die jungsten Klassen in Weickartshain unterrichtete Dies macht die Existenz einer eigenen Schule wahrscheinlich 4 Nach anderer Auffassung fand der Unterricht in den Hausern der Lehrer statt 5 Im Jahr 1690 oder bereits vor 1685 erhielt Weickartshain einen eigenen Schulmeister der dem Merlauer Pfarrer verantwortlich war 1757 erfolgte der Bau einer neuen Schule die zu Beginn des 19 Jahrhunderts baufallig und 1845 verkauft wurde Als Ersatz wurde 1837 ein Fachwerkhaus eine ehemalige Bauernhofreite aus Gross Eichen gekauft und nach Weickartshain transloziert Im Jahr 1825 erhielt der Ort Bestattungsrecht auf einem eigenen Friedhof An die neue Schule wurde 1840 eine Leichenstube angebaut die auch als Betsaal diente Der Schullehrer hielt hier Gottesdienste ab ab 1844 gelegentlich auswartige Pfarrer Die Kapelle aus Fachwerk uber einem massiv aufgemauerten Steinsockel auf fast quadratischem Grundriss 6 war durch ein gemeinsames Satteldach mit der Schule vereint Sie war nur 58 Quadratmeter gross und bot auf den Frauenbanken 60 und auf den Manneremporen weitere 60 Sitzplatze 7 1842 wurde der Kapelle ein Dachreiter mit einer Glocke und einem Spitzhelm aufgesetzt 1854 eine zweite Glocke aus Laubach erganzt Weickartshain erhielt 1844 das Recht Abendmahlsfeiern durchzufuhren und 1855 das Taufrecht und das Recht Ehen zu schliessen In den ersten Jahren fuhrte der Pfarrer aus Lardenbach das Abendmahl durch ab 1852 der Pfarrer aus Merlau Mindestens seit 1866 hielt der Schullehrer am Sonntagnachmittag einen Gottesdienst in Weickartshain seit 1877 der Merlauer Pfarrer alle zwei Wochen Die Gemeinde schaffte 1886 ein Harmonium an das die Licher Firma Forster amp Nicolaus lieferte Zuvor hatte der Lehrer den Gemeindegesang auf der Geige begleitet 8 1891 wurde der Dachreiter erneuert 9 Kollekten fur eine neue Kirche wurden ab 1903 durchgefuhrt 1904 ein Kirchenbauverein gegrundet und 1906 eine neue Schule eingeweiht 6 Am 11 12 Mai 1931 wurde der Kombinationsbau abgerissen und an derselben Stelle mit der Grundsteinlegung am 12 Juli 1931 mit dem Bau der neuen Kirche begonnen Heinrich Walbe wirkte an den Planen massgeblich mit 10 Am 30 Oktober 1932 folgte die Einweihung Ende der 1930er Jahre war die Kirche abbezahlt 11 Die Loslosung von Merlau geschah schrittweise und der Anschluss an Lardenbach endgultig erst im Jahr 1979 Inzwischen bilden die Kirchengemeinden Lardenbach Klein Eichen Stockhausen und Weickartshain einen gemeinsamen Pfarrbereich im Dekanat Giessener Land in der Propstei Oberhessen der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau Bei der Renovierung 1977 1978 erfolgte ein Innenanstrich bei dem die schwarz gefassten Inventarstucke aufgehellt wurden 9 Turm und Eingangsportal wurden 1978 neu verschiefert sowie das Dach repariert 1991 1992 folgte eine weitere Renovierung Architektur Bearbeiten nbsp Sechsseitiger DachreiterDie in etwa geostete Saalkirche aus unverputztem Bruchsteinmauerwerk aus Basalt auf rechteckigem Grundriss ist etwas erhoht im Ortszentrum errichtet Der Entwurf des Hochbauamtes Giessen im historisierenden Heimatstil lehnte sich an die Kirche in Blitzenrod an die 1926 nach Planen von Heinrich Walbe errichtet wurde Beide Entwurfe greifen die Formensprache von Dorfkirchen des 18 Jahrhunderts auf 10 Dem steilen verschieferten Satteldach ist im Westen ein zweistufiger Dachreiter aufgesetzt Die sechsseitige Glockenstube hat rechteckige Schalllocher und das Ziffernblatt der Turmuhr In barocken Formen ist die Haube gestaltet die sich nach oben verbreitert und von Knauf schmiedeeisernem Kreuz und Wetterhahn bekront wird Dem Satteldach sind an beiden Seiten je zwei kleinen Gauben aufgesetzt Die Westseite hat einen Portalvorbau In der Ostecke der Sudwand sind die Gewande eines Portals eingearbeitet um hier spater bei Bedarf einen Durchbruch fur einen zweiten Eingang schaffen zu konnen Der gelbe Verputz ist regionaltypisch An einigen Stellen waren die aus Weickartshain stammenden Steine gesprungen und sind ersetzt worden Der graue Putz weist auf die Ausbesserungsmassnahmen hin Der Innenraum wird an den Langseiten durch je drei hohe schmale Rechteckfenster im Stil des Neoklassizismus mit unregelmassigen Gewanden belichtet 10 Ausstattung Bearbeiten nbsp Innenraum mit Blick nach Osten nbsp Altar und KanzelDer Innenraum wird von einer weissen kassettierten Flachdecke abgeschlossen Die Innenausstattung ist weitgehend aus Holz gefertigt Die drei Prinzipalstucke Altar Kanzel und Orgel stehen entsprechend dem Wiesbadener Programm hinter und ubereinander auf der Mittelachse Die holzerne Empore ist dreiseitig umlaufend Die Emporenbanke reichen uber den Altarbereich hinaus sodass ein Chorraum vermieden wird Im Westen wird ein Querunterzug von zwei vierseitigen Holzpfosten gestutzt die die Westempore einbeziehen Die Nordempore ruht ebenfalls auf einer vierseitigen Stutze wahrend im Osten eine Kanzelwand eingebaut ist die die Sakristei abtrennt 8 Die Wand verlauft im Bereich der Kanzel nicht gerade sondern hat eine Ausbuchtung nach hinten Die Ruckwand der Kanzel ragt uberhoht uber die Orgelempore und wird von einem polygonalen Schalldeckel abgeschlossen Sie ist nach hinten ausgebuchtet und wird seitlich von zwei Schrifttafeln flankiert die Inschriften mit Bibelworten aus Ps 103 1 2 LUT und Joh 8 31 32 LUT tragen Die kassettierten Kanzelfelder und der Kanzelaufgang sind dezent mit aufgemalten Girlanden verziert Im weiteren Verlauf der Ostempore sind Medaillons mit Darstellungen der vier Evangelisten aufgemalt Ganz im Suden sind an der Kanzelwand vier Gedenktafeln fur die Gefallenen der beiden Weltkriege angebracht Die Brustungsfelder von West und Nordempore haben Rankenornamente im Stil des 17 Jahrhunderts 10 Eine Holztafel auf der gegenuberliegenden Seite der Kanzelwand unter der Nordempore erinnert an den Kirchenbau 12 Auf den dazwischen liegenden Feldern sind Bibelverse vor allem mit den Seligpreisungen der Bergpredigt aufgemalt 12 Das Taufbecken eine Zinnschale mit einem dreibeinigen Holzstander und der holzerne Blockaltar sind beweglich Auf dem Altar steht ein holzernes Kruzifix des Dreinageltypus Das holzerne Kirchengestuhl lasst einen Mittelgang frei Nordlich des Altars sind zwei Banke quergestellt Orgel Bearbeiten nbsp Freipfeifenprospekt der Orgel von 1932In der neuen Kirche stand zunachst ein Harmonium das aus dem Vorgangerbau ubernommen wurde und 1922 angeschafft worden war 1933 wurde eine Orgel der Firma Aug Laukhuff von Georg Schlosser aus Nieder Ohmen in Eigenbauweise aufgestellt Das Instrument mit einem Freipfeifenprospekt nach einem Entwurf von Walbe aus dem Jahr 1932 verfugte uber funf Register die sich auf einem Manual und Pedal verteilten Die Licher Firma Forster amp Nicolaus schuf 1981 1982 ein neues Werk unter Einbeziehung des Prospektes und von vier Registern aus der alten Orgel Erganzt wurden Mixtur und Subbass Die Kosten betrugen 65 400 30 DM 13 Das Instrument besitzt sechs Register auf einem Manual und Pedal Ein weiteres Register ist zum Ausbau vorbereitet Die Disposition lautet wie folgt 14 I Manual C f3Principal 8 Gedackt 8 Oktave 4 Spitzflote 4 Oktave 2 Mixtur III Pedal C f1Subbass 16 Koppeln I PGlocken BearbeitenDie alte Kapelle erhielt 1842 eine Glocke der Firma Barthels und Mappes aus Frankfurt am Main 1854 eine zweite aus Laubach die 216 Pfund wog Beide sind nicht erhalten Nachdem aus der grosseren Glocke im Jahr 1910 ein Stuck herausgesprungen war wurde sie im selben Jahr ersetzt Die neue Glocke trug die Inschrift Ein feste Burg ist unser Gott und musste 1917 zu Kriegszwecken abgeliefert werden Eine kleinere Glocke wurde 1941 konfisziert und 1949 ersetzt 15 Nr Gussjahr Giesser Gussort Durchmesser mm Schlagton Inschrift Bild 1 1949 Bachert 775 c2 Glaube Hoffnung Liebe Lutherrose Den Opfern des Krieges 1939 45 zum Gedachtnis nbsp 2 1931 Gebr Rincker Sinn 670 es2 Ein feste Burg ist unser Gott nbsp Literatur BearbeitenWilhelm Diehl Baubuch fur die evangelischen Pfarreien der Landgrafschaft Hessen Darmstadt Hassia sacra 5 Selbstverlag Darmstadt 1931 S 476 Ev Kirchengemeinden Lardenbach Klein Eichen Stockhausen und Weickartshain Hrsg Festschrift zu unseren Kirchen 350 Jahre ev Kirche Lardenbach 75 Jahre ev Kirche Weickartshain 25 Jahre ev Kirche Stockhausen Selbstverlag Lardenbach 2007 Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Karlheinz Lang Bearb Kulturdenkmaler in Hessen Landkreis Giessen II Buseck Fernwald Grunberg Langgons Linden Pohlheim Rabenau Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Theiss Stuttgart 2010 ISBN 978 3 8062 2178 7 S 256 f Heinz P Probst Die Bau und Kunstdenkmaler in der Grossgemeinde Grunberg Heft 1 Kirchen Schriftenreihe des Verkehrsvereins 1896 Grunberg e V Heimatkundliche Reihe Bd 2 Grunberg Queckborn Heinz Probst 2001 S 61 64 Heinrich Walbe Die Kunstdenkmaler des Kreises Giessen Bd 1 Nordlicher Teil Hessisches Denkmalarchiv Darmstadt 1938 S 357 Peter Weyrauch Die Kirchen des Altkreises Giessen Mittelhessische Druck und Verlagsgesellschaft Giessen 1979 S 186 f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Evangelische Kirche Weickartshain Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Internetprasenz der Kirchengemeinde auf der Website des Dekanats Weickartshain Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 31 Oktober 2014 Chronik WeickartshainEinzelnachweise Bearbeiten Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Lang Bearb Kulturdenkmaler in Hessen 2010 S 257 Probst Die Bau und Kunstdenkmaler 2001 S 62 Weickartshain Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 31 Oktober 2014 Weyrauch Die Kirchen des Altkreises Giessen 1979 S 186 Ev Kirchengemeinden Lardenbach Klein Eichen Stockhausen und Weickartshain Hrsg Festschrift zu unseren Kirchen 2007 S 41 a b Diehl Baubuch fur die evangelischen Pfarreien 1931 S 476 Ev Kirchengemeinden Lardenbach Klein Eichen Stockhausen und Weickartshain Hrsg Festschrift zu unseren Kirchen 2007 S 34 a b Probst Die Bau und Kunstdenkmaler 2001 S 64 a b Weyrauch Die Kirchen des Altkreises Giessen 1979 S 187 a b c d Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Lang Bearb Kulturdenkmaler in Hessen 2010 S 256 Ev Kirchengemeinden Lardenbach Klein Eichen Stockhausen und Weickartshain Hrsg Festschrift zu unseren Kirchen 2007 S 39 a b Ev Kirchengemeinden Lardenbach Klein Eichen Stockhausen und Weickartshain Hrsg Festschrift zu unseren Kirchen 2007 S 24 Ev Kirchengemeinden Lardenbach Klein Eichen Stockhausen und Weickartshain Hrsg Festschrift zu unseren Kirchen 1007 S 23 Franz Bosken Hermann Fischer Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins Beitrage zur Mittelrheinischen Musikgeschichte Band 29 2 Band 3 Ehemalige Provinz Oberhessen Teil 2 M Z Schott Mainz 1988 ISBN 3 7957 1331 5 S 960 f Ev Kirchengemeinden Lardenbach Klein Eichen Stockhausen und Weickartshain Hrsg Festschrift zu unseren Kirchen 2007 S 25 f Kirchen in Grunberg Hessen Evangelische Kirche Beltershain Bethlehemkirche Grunberg Evangelische Stadtkirche Grunberg Hospitalkirche Grunberg Sieben Schmerzen Mariens Grunberg Evangelische Kirche Harbach Grunberg Evangelische Kirche Klein Eichen Evangelische Kirche Lardenbach Evangelische Kirche Lehnheim Evangelische Kirche Lumda Grunberg Evangelische Kirche Queckborn Evangelische Kirche Reinhardshain Evangelische Kirche Stangenrod Grunberg Evangelische Kirche Stockhausen Grunberg St Anna Weickartshain Seenbrucke Evangelische Kirche Weickartshain Evangelische Kirche Weitershain 50 581976 9 015721 Koordinaten 50 34 55 1 N 9 0 56 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evangelische Kirche Weickartshain amp oldid 223185300