www.wikidata.de-de.nina.az
Die Hospitalkirche in Grunberg einer Stadt im Landkreis Giessen in Mittelhessen ist eine in den Jahren 1723 bis 1740 gebaute barocke Saalkirche ohne Turm die einzelne Elemente des Klassizismus aufweist Der Rechteckchor war ursprunglich als Turm vorgesehen Die Kirche ist hessisches Kulturdenkmal 1 Nordseite der HospitalkircheWestseite Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 4 Orgel 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp links die alte Kirche St Paul mit Turm Wilhelm Dilich 1591 Nachdem das ummauerte Stadtgebiet um 1270 vollstandig bebaut war erschloss die Stadt vor 1261 bis 1290 sudlich der Altstadt ein Neubaugebiet das im ersten Viertel des 14 Jahrhunderts eine schutzende Mauer erhielt Fur die mittelalterliche Neustadt wurde eine eigene Kirche mit einer eigenen Pfarrei und einem Friedhof errichtet der fur das Jahr 1304 erstmals bezeugt ist 2 und die Existenz der Kirche voraussetzt Sie unterstand dem Patrozinium des heiligen Paulus wie 1490 uberliefert wird und wurde entsprechend St Paulus oder Neustadter Kirche genannt 3 Im Jahr 1357 wurde ein weiterer Altar der heiligen Katharina gestiftet 4 Die Kirche war kleiner als der barocke Nachfolgebau besass aber einen Turm 5 Auf Anweisung des Landgrafen wurden 1324 beide Grunberger Stadtteile und beide Pfarreien vereint 6 In der Neustadt siedelte sich zu einem unbekannten Zeitpunkt eine Schwesternschaft von Klausnerinnen an die 1377 erstmals erwahnt wurde 7 Aus dieser Bewegung entstand in unmittelbarer Nahe von St Paul das Kloster der Augustinerinnen das mit der Kirche durch einen uberdachten Gang verbunden war der vom Obergeschoss des Klostergebaudes zum Emporeneingang der Kirche fuhrte Die Nonnen hatten hier eine eigene Empore 8 Nach Schliessung des Klosters im Jahr 1537 nutzte die Stadt ab 1541 die Gebaude als Hospital 9 Arme gebrechliche alte lahme trostlose Personen sollten darin Aufnahme finden 10 Aus der Pfarrkirche wurde die Hospitalkirche in der Gottesdienste fur die Menschen aus dem Hospital und Leichenpredigten abgehalten wurden 11 Durch das Hospitalvermogen wurde der Grossteil des Armenfonts aber auch der Unterhalt des Hospitals und der Kirche bestritten Das Vermogen setzte sich zusammen aus den Klostergutern der ehemaligen Schwesternschaft aus Stiftungen und Eintrittsgeldern 12 Nachdem das Hospital im Jahr 1579 mit 40 Personen uberfullt war wurde 1601 die Zahl auf 35 Grunberger beschrankt Von den Anfangen bis zum Jahr 1816 wurde das Hospital vom Grunberger Pfarrer und dem Rat der Stadt verwaltet von 1816 bis 1952 von einer Armenkommission und danach von der Stadt 13 Kirchlich gehorte Grunberg im 15 Jahrhundert zum Archidiakonat St Johann in der Erzdiozese Mainz 14 Mit Einfuhrung der Reformation im Jahr 1526 wechselte die Kirchengemeinde zum evangelischen Bekenntnis Als erster evangelischer Pfarrer wirkte hier Johannes Mengel 1527 1531 1535 1565 15 Im Gegensatz zu den Barfussern die nach der Reformation Grunberg verliessen und dem Antoniterkloster das aufgehoben wurde blieben die Augustinerinnen in der Stadt 10 nbsp Gotisches Taufbecken mit den beiden TaufengelnNach 1711 wurde ein Beinhaus angebaut 16 Als Pfarrer Heinrich Christoph Leusler im Jahr 1717 das Taufbecken und die beiden unbekleideten Taufengel in der Stadtkirche aufstellen liess sorgten die papistischen Stucke fur einen Streit den schliesslich der Landgraf schlichten musste Taufe und Engel gelangten wieder zuruck in die Hospitalkirche 17 1719 kam ein Plan zur tiefgreifenden Reparatur kam nicht zur Durchfuhrung da das Gebaude zu baufallig war Nach Abriss der alten Kirche im Jahr 1723 erfolgte am 19 Juli 1723 die Grundsteinlegung fur den Neubau Aufgrund der finanziellen Lage und der schlechten Arbeit des Maurers Linkmann verzogerte sich der Bau bis 1733 und wurde von der Fertigstellung des Turms abgesehen 18 Eine Kollekte im gesamten Furstentum ergab nur 250 Gulden und die Stadt sah sich nicht in der Beitragspflicht 19 Erst im Jahr 1740 wurde das Gebaude fertiggestellt Vom Turm wurde lediglich der Unterbau aufgefuhrt der mit einem Dach fur die Glockenstube versehen wurde 11 Das Hospital bestand bis ins 19 Jahrhundert hinein und wurde am Ende als Altenheim genutzt Wahrend des Neubaus der Stadtkirche fanden von 1812 bis 1853 die Gottesdienste in der Hospitalkirche statt Im Jahr 1903 wurde die Hospitalkirche renoviert Nach dem Zweiten Weltkrieg folgte eine Erneuerung von Dach und Decke 20 Die Stadt Grunberg ubernahm 1990 die Baulast fur die denkmalgeschutzte Hospitalkirche Im Neuen Hospital einem angrenzenden erhaltenen Fachwerkbau der Klosteranlage eroffnete 2007 das Museum im Spital 21 Sanierungsarbeiten an der Hospitalkirche kosteten die Stadt im selben Jahr 30 000 2013 wurden am Kirchengestuhl Holzwurmbefall festgestellt und Mittel zur Bekampfung bereitgestellt 22 Die Kirche wird noch von der Kirchengemeinde Grunberg genutzt die zum Dekanat Giessener Land in der Propstei Oberhessen der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau gehort 23 Architektur Bearbeiten nbsp Eingezogener Ostchor nbsp Sudseite mit vermauertem PortalDie Hospitalkirche ist aus unverputztem Bruchsteinmauerwerk mit Eckquaderung aus Werkstein auf rechteckigem Grundriss uber einem Sockel mit Schrage am sudostlichen Rand der Neustadt errichtet Ein Walmdach ohne Dachreiter bildet den Abschluss Die Saalkirche wird durch hohe schmale Fenster belichtet die bereits den aufkommenden Klassizismus vorwegnehmen 24 Je vier Fenster sind an den Langseiten zwei an der Westseite und im Chor ein Fenster an der Sud und eins an der Nordseite eingelassen Sie haben alle Segmentbogen und eine gusseiserne Sprossengliederung aus der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts Eine Scheibe in einem Sudfenster tragt folgende Inschrift 1747 Las uns die Gieldene Stunden kauffen dieweil des Lebens Uhrwerck geht eh die Gewechte schnell ablaufen dan der gezieckte Zeiger steht 25 Eine zweite Scheibe zeigt Petrus mit Schlussel am Felsen Portale mit Segmentbogen an allen vier Seiten erschliessen das Gebaude Nur der Westeingang der einen geraden Sturz hat wird genutzt Das Sudportal ist vermauert Uber den Portalen ist je ein ovales Fenster im Stil des Barock eingelassen 9 Im Osten schliesst sich der eingezogene Rechteckchor an der ursprunglich als Ostturm vorgesehen war und dieselbe Hohe wie das Schiff erreicht Sein Dachstuhl dient als Glockenstuhl in dem drei Schalllocher angebracht sind Von den beiden Glocken stammt die altere aus dem 14 Jahrhundert und wurde aus dem Vorgangerbau ubernommen Sie misst 0 845 Meter im Durchmesser und tragt die Inschrift in Spiegelschrift O REX GLORIE VE N I CV M PACE 26 Ausstattung Bearbeiten nbsp Innenraum mit Blick nach Westen nbsp Kanzel des 17 JahrhundertsDer schlicht eingerichtete Innenraum wird von einer flachen Decke uber Kehlen mit dunnen Stuckprofilen abgeschlossen Ein grosser Rundbogen offnet den Chor zum Schiff in dem an drei Seiten Emporen aus der Bauzeit eingebaut sind die auf schmalen viereckigen Holzpfosten ruhen 9 Die Ostempore kragt trapezformig vor Die Westempore wurde im 19 Jahrhundert erweitert Die Emporenbrustungen weisen einfache querrechteckige Fullungen auf Die Stutzen der Nordempore wurden in veranderter Form erneuert 24 Die polygonale holzerne Kanzel mit Schalldeckel in der Sudostecke stammt aus dem Ende des 17 Jahrhunderts 27 Sie ist uber einen Pfarrstuhl mit durchbrochenem Gitterwerk zuganglich Der Blockaltar vor dem Rundbogen wird von einer Platte bedeckt Zwei holzerne Taufengel sind uber dem zwolfeckigen gotischen Taufbecken angebracht Die Taufe stammt aus der Altstadter Kirche ist aus Lungstein gefertigt und ruht auf einem balusterformigen Fuss 20 Das wertvollste Inventarstuck ein lebensgrosses Kruzifix des Dreinageltypus aus der Zeit um 1500 hangt heute in der Stadtkirche In der Kirche sind Grabdenkmale aus dem 16 bis 18 Jahrhundert aufgestellt Orgel Bearbeiten nbsp Orgel auf der WestemporeWahrend der Bauarbeiten an der Stadtkirche wurde die Orgel im Jahr 1812 aufgebaut da alle Gottesdienste in der Hospitalkirche stattfanden Diese Orgel von Florentinus Wang aus dem Jahr 1703 wurde wohl im 19 Jahrhundert durch eine neue Orgel ersetzt Der unbekannte Erbauer schuf ein kleines Werk mit sechs Registern und folgender Disposition 28 Manual C f3Prinzipal 8 Salicional 8 Oktave 4 Oktave 2 Mixtur Pedal C f1Subbass 16 Literatur BearbeitenUrsula Braasch Schwersmann Hrsg Andrea Puhringer Bearb Hessischer Stadteatlas Hessisches Landesamt fur Geschichtliche Landeskunde Lieferung II 1 Hessisches Landesamt fur geschichtliche Landeskunde Marburg 2005 ISBN 3 87707 647 5 online PDF Datei 656 kB Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I Regierungsbezirke Giessen und Kassel Bearbeitet von Folkhard Cremer Tobias Michael Wolf und anderen Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2008 ISBN 978 3 422 03092 3 S 350 Wilhelm Diehl Baubuch fur die evangelischen Pfarreien der Landgrafschaft Hessen Darmstadt Hassia sacra 5 Selbstverlag Darmstadt 1931 S 466 f Carl Glaser Bearb Beitrage zur Geschichte der Stadt Grunberg im Grossherzogthum Hessen Nach den stadtischen Urkunden und anderen Quellen Leske Darmstadt 1846 Holger Th Graf Ekart Rittmannsperger Hrsg Bearb Die Chronik der Stadt Grunberg von Victor Habicht 1822 1902 Schmidt Neustadt an der Aisch 2008 ISBN 978 3 87707 723 8 Waldemar Kuther Bearb Magistrat der Stadt Grunberg Hrsg Grunberg Geschichte und Gesicht einer Stadt in 8 Jahrhunderten Herr Grunberg 1972 Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Karlheinz Lang Bearb Kulturdenkmaler in Hessen Landkreis Giessen II Buseck Fernwald Grunberg Langgons Linden Pohlheim Rabenau Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Theiss Stuttgart 2010 ISBN 978 3 8062 2178 7 S 148 f Heinz P Probst Die Bau und Kunstdenkmaler in der Grossgemeinde Grunberg Heft 1 Kirchen Schriftenreihe des Verkehrsvereins 1896 Grunberg e V Heimatkundliche Reihe Bd 2 Heinz Probst Grunberg Queckborn 2001 S 29 31 Heinrich Walbe Die Kunstdenkmaler des Kreises Giessen Bd 1 Nordlicher Teil Hessisches Denkmalarchiv Darmstadt 1938 S 206 209 Peter Weyrauch Die Kirchen des Altkreises Giessen Mittelhessische Druck und Verlagsgesellschaft Giessen 1979 S 76 f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hospitalkirche Grunberg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Homepage der Kirchengemeinde Historischer Rundgang durch Grunberg S 11 12 PDF Datei 2 46 MB Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Sachgesamtheit Spitalkirche ehemaliges Spital und Friedhof In DenkXweb Online Ausgabe von Kulturdenkmaler in Hessen Grunberg Landkreis Giessen Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 17 April 2020 Grabsteine Friedhof an der Hospitalkirche GrunbergEinzelnachweise Bearbeiten Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Kulturdenkmaler in Hessen 2010 S 149 Braasch Schwersmann Hrsg Hessischer Stadteatlas 2005 S 35 online PDF Datei 656 kB Gerhard Kleinfeldt Hans Weirich Die mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch nassauischen Raum Schriften des Instituts fur geschichtliche Landeskunde von Hessen und Nassau 16 N G Elwert Marburg 1937 ND 1984 S 56 Walbe Die Kunstdenkmaler des Kreises Giessen 1938 S 206 Glaser Bearb Beitrage zur Geschichte der Stadt Grunberg 1846 S 70 Kuther Grunberg Geschichte und Gesicht einer Stadt 1972 S 162 Heinz P Probst Die Bau und Kunstdenkmaler in der Grossgemeinde Grunberg Heft 1 Kirchen Schriftenreihe des Verkehrsvereins 1896 Grunberg e V Heimatkundliche Reihe Bd 2 Heinz Probst Grunberg Queckborn 2001 S 29 ff Probst Die Bau und Kunstdenkmaler 2001 S 30 a b c Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Kulturdenkmaler in Hessen 2010 S 148 a b Kuther Grunberg Geschichte und Gesicht einer Stadt 1972 S 277 a b Diehl Baubuch fur die evangelischen Pfarreien der Landgrafschaft Hessen Darmstadt 1931 S 466 Kuther Grunberg Geschichte und Gesicht einer Stadt 1972 S 279 f Kuther Grunberg Geschichte und Gesicht einer Stadt 1972 S 282 Gerhard Kleinfeldt Hans Weirich Die mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch nassauischen Raum Schriften des Instituts fur geschichtliche Landeskunde von Hessen und Nassau 16 N G Elwert Marburg 1937 ND 1984 S 55 Mengel Johannes Hessische Biografie In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 17 April 2020 Walbe Die Kunstdenkmaler des Kreises Giessen 1938 S 207 Giessener Allgemeine Zeitung vom 12 September 2012 Von skandalosen Taufengeln in der Hospitalkirche Grunberg abgerufen am 17 April 2020 Weyrauch Die Kirchen des Altkreises Giessen 1979 S 76 Graf Rittmannsperger Die Chronik der Stadt Grunberg von Victor Habicht 2008 S 136 f a b Weyrauch Die Kirchen des Altkreises Giessen 1979 S 77 Freundeskreis Museum Grunberg e V abgerufen am 17 April 2020 Giessener Allgemeine vom 1 Februar 2013 In der Grunberger Hospitalkirche ist der Wurm drin abgerufen am 17 April 2020 Website der Kirchengemeinde a b Probst Die Bau und Kunstdenkmaler 2001 S 31 Historischer Rundgang durch Grunberg S 15 Walbe Die Kunstdenkmaler des Kreises Giessen 1938 S 208 Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I 2008 S 350 Franz Bosken Hermann Fischer Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins Bd 3 Ehemalige Provinz Oberhessen Beitrage zur Mittelrheinischen Musikgeschichte 29 1 Teil 1 A L Schott Mainz 1988 ISBN 3 7957 1330 7 S 427 Kirchen in Grunberg Hessen Evangelische Kirche Beltershain Bethlehemkirche Grunberg Evangelische Stadtkirche Grunberg Hospitalkirche Grunberg Sieben Schmerzen Mariens Grunberg Evangelische Kirche Harbach Grunberg Evangelische Kirche Klein Eichen Evangelische Kirche Lardenbach Evangelische Kirche Lehnheim Evangelische Kirche Lumda Grunberg Evangelische Kirche Queckborn Evangelische Kirche Reinhardshain Evangelische Kirche Stangenrod Grunberg Evangelische Kirche Stockhausen Grunberg St Anna Weickartshain Seenbrucke Evangelische Kirche Weickartshain Evangelische Kirche Weitershain 50 588769 8 962077 Koordinaten 50 35 19 6 N 8 57 43 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hospitalkirche Grunberg amp oldid 237168614