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Die Erzengel Michael Kathedrale russisch Arhangelskij sobor Transliteration Archangel skij sobor ist eine der Kathedralen im Kreml in Moskau Sie wurde in den Jahren 1505 08 erbaut und pragt neben den beiden benachbarten Kathedralen der Maria Entschlafens und der Maria Verkundigungs Kathedrale das architektonische Bild des Mittelpunkts der Festung des Kathedralenplatzes Bekannt ist die Erzengel Michael Kathedrale unter anderem dadurch dass in ihr fast alle russischen Zaren vor Peter dem Grossen begraben liegen Erzengel Michael KathedraleLage im Kreml Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Architektur 4 Interieur 4 1 Begrabnisse 5 Siehe auch 6 Literatur 7 WeblinksLage BearbeitenDie Erzengel Michael Kathedrale schliesst zusammen mit der Maria Verkundigungs Kathedrale das Ensemble des Kathedralenplatzes von der Sudseite her Aufgrund ihrer Lage nahe den Kremlgarten am Abhang zum Ufer der Moskwa ist sie nicht nur vom Kathedralenplatz aus sondern auch von ausserhalb des Kremls aus sudlicher Richtung gut sichtbar Betrachtet man beispielsweise den Kreml vom gegenuberliegenden Ufer der Moskwa aus ist die Kathedrale zwischen dem Grossen Kremlpalast und dem Glockenturm Iwan dem Grossen zu sehen Unmittelbar rechts an der Erzengel Michael Kathedrale vorbei verlauft die Borowizki Strasse die innerhalb des Kremls zum Durchfahrtstor im gleichnamigen Borowizki Turm fuhrt Geschichte BearbeitenDer vermutlich erste Vorgangerbau der heutigen Kathedrale war eine Holzkirche die an dieser Stelle etwa um 1250 entstand Sie wurde dem Erzengel Michael geweiht den russische Fursten traditionell als ihren Schutzpatron in Kriegen verehrten Uber die genaue Gestalt der Kirche wurde nichts uberliefert Bekannt ist lediglich dass sie bis zum Jahr 1333 abgetragen wurde um sie durch einen der ersten steinernen Sakralbauten des Kremls zu ersetzen Nach weniger als einem Jahr Bauzeit liess der damalige Moskauer Grossfurst Iwan Kalita 1333 die neu errichtete ebenfalls relativ kleine Kirche erneut dem Erzengel Michael weihen Iwan liess sich spater auch als erster russischer Monarch in dieser Kirche bestatten Da seitdem alle Moskauer Grossfursten hier beigesetzt wurden wurde gegen Anfang des 16 Jahrhunderts der Begrabnisplatz in der Kirche knapp Dies veranlasste den Grossfurst Iwan III der zu jener Zeit bereits einen grossen Ausbau des Kremls eingeleitet hatte zu einem Neubau der Erzengel Michael Kirche als Kathedrale Genau wie dies bei der zwei Jahrzehnte zuvor errichteten Maria Entschlafens Kathedrale der Fall war lud Iwan auch fur den Bau der Erzengel Michael Kathedrale einen Architekten aus Italien nach Moskau ein Es handelte sich dabei um einen Mailander namens Aloisio Lamberti da Montagnana der in Moskau fur gewohnlich Alewis Nowy wortlich also Alois der Neue genannt wurde Die Grundsteinlegung fur die neue Kathedrale erfolgte am 21 Mai 1505 Aus der zuvor abgetragenen alten Kirche wurden die Uberreste der dort bis dahin bestatteten Grossfursten vorlaufig in die benachbarte Johannes Klimakos Kirche die wenig spater dem heutigen Glockenturm Iwan dem Grossen wich ubertragen Als Iwan III noch im Herbst 1505 verstarb wurde er bereits in der neuen Kathedrale beigesetzt deren Basis zu dieser Zeit vermutlich schon fertig war Baulich fertiggestellt wurde die Kathedrale im Jahr 1508 die Weihe durch Metropolit Simon fand am 8 November 1509 statt nbsp Der Kathedralenplatz des Kremls links die Erzengel Michael Kathedrale im Jahr 1797 Eine Zeichnung von Giacomo QuarenghiBei der Errichtung der Kathedrale liess sich Alewis Nowy vielfach von der Renaissance Architektur seines Heimatlandes inspirieren was an architektonischen Details des Gotteshauses bis heute zu erkennen ist Ursprunglich verfugte der Bau uber eine Aussengalerie hinter einer Arkadenreihe was ihm fur Moskauer Verhaltnisse eine nahezu exotische Gestalt verlieh Bei einem der spateren Umbauten der Kirche verschwand dieses Detail jedoch Besonders grosse Umbauten an der Erzengel Michael Kathedrale gab es in der zweiten Halfte des 16 Jahrhunderts als an sie seitlich zwei kleine Kirchengebaude heute entwidmet sowie die sogenannte Gerichtskammer an der Sudfassade angebaut wurden In den 1560er Jahren wurden ausserdem die Innenwande der Kathedrale erstmals mit Fresken bemalt Wahrend eines der folgenschwersten Grossbrande im Moskauer Kreml im Jahre 1737 wurde die Kathedrale stark beschadigt und danach nunmehr ohne die ursprunglichen Seitengalerien wiederaufgebaut Schliesslich musste das Gotteshaus in den 1770er Jahren einer umfassenden Restaurierung unterzogen werden nachdem in seiner Nahe dort wo heute der Komplex des Grossen Kremlpalastes steht eine neue Zarenresidenz riesiger Ausmasse geplant und fur sie ein Fundament ausgegraben wurde Aufgrund einer unzureichenden Festigkeit des Baugrunds in diesem Bereich fuhrte diese Baumassnahme zu einer leichten Neigung des Kathedralengebaudes in Richtung der Moskwa Damit die Kirche nicht den Abhang hinunter abrutschte musste an deren sudlicher Fassade eine spezielle Stutzkonstruktion angebaut werden die bis heute zu sehen ist Diese und noch eine Reihe anderer Probleme bei der Planung des neuen Zarenpalastes fuhrten kurz darauf zum Stopp dieses Vorhabens nbsp Die Kathedrale in den 1880er JahrenAls Begrabnisstatte der Moskauer Grossfursten und spater nach Vereinigung aller russischer Furstentumer zum Zarentum Russland der russischen Zaren diente die Erzengel Michael Kathedrale bis ins 18 Jahrhundert hinein als Zar Peter der Grosse das Russische Kaiserreich ausrief und die Hauptstadt des Reichs in das neu gegrundete Sankt Petersburg verlegen liess Ab dann diente die dortige Peter und Paul Kathedrale als Begrabnisplatz russischer Zaren als letzter Herrscher wurde der in Moskau jung verstorbene Peter II in der Erzengel Michael Kathedrale beigesetzt 1918 wurde die Kathedrale zusammen mit allen anderen Kremlgotteshausern von der neuen bolschewistischen Staatsmacht die ihren Sitz von Petersburg in den Kreml verlegte fur Glaubige geschlossen Ein Grossteil der Kirchenschatze aus der Sakristei der Kathedrale wurde als Exponate in die Rustkammer des Moskauer Kremls ubertragen wo die reprasentativsten von ihnen auch heute noch ausgestellt sind Nach einer in den Jahren 1953 55 durchgefuhrten Restaurierung offnete die Kathedrale als Museum wieder ihre Turen Mit dem Ende des Sowjetsystems wurde sie der russisch orthodoxen Kirche wieder zuruckgegeben seitdem finden dort mehrmals im Jahr darunter zur Radoniza der russischen Toten Gedenkfeier am neunten Tag nach dem Osterfest Gottesdienste statt Architektur Bearbeiten nbsp Eingangsportal an der WestfassadeObwohl die Kathedrale im Zuge mehrerer Umbauten seit dem 16 Jahrhundert viel von ihrem ursprunglichen Aussehen verloren hat sind bis heute charakteristische Stilelemente erkennbar die diese Kathedrale trotz ahnlicher Grundstruktur wesentlich von den beiden Nachbarkirchen unterscheidet Die Grundmauern des Gotteshauses wurden aus Backstein errichtet was der spater mit weissem Kalkstein verkleideten Kathedrale ursprunglich eine dunkelrote Fassadenfarbe verlieh Vom Aufbau her wurde die Erzengel Michael Kathedrale an die Maria Entschlafens Kathedrale und damit an andere typisch russische Kathedralenbauten jener Zeit angelehnt was sich insbesondere in der symmetrischen Anordnung der funf Kirchturme widerspiegelt Der grossere zentrale Zwiebelturm symbolisiert dabei traditionell Jesus Christus die vier kleineren Turme um ihn herum stehen fur die vier Evangelisten Die fur die damalige Zeit neuartigen europaischen Stilelemente gelten jedoch bei der Erzengel Michael Kathedrale als noch starker ausgepragt als dies bei der ebenfalls von einem Italiener erbauten Maria Entschlafens Kathedrale der Fall ist Neben der spater verschwundenen Arkadengalerie im unteren Teil der Fassaden an sie erinnern heute in Reihen angeordnete bogenformige Nischen sind es die charakteristischen halbkreisformigen Nischen mit muschelformig stilisierten Ornamenten die die Fassade oben unmittelbar unter den wiederum fur den russischen Kirchenbau typischen Sakomary abschliessen Durch das massive Gesims das die Fassaden in ihrer Mitte in zwei Reihen schmaler Bogenfenster trennt entsteht der Eindruck eines zweistockigen Gebaudes obwohl der Innenraum der Kathedrale bis zu den Kuppeln aus einem durchgehenden Stockwerk besteht Als italienisch beeinflusst gelten auch die Eingangsportale der Kathedrale an der Nord und Westfassade Sie bestehen aus bogenformigen Einfassungen aus weissem Kalkstein die mit Farbe bestrichen und mit sehr schmucken Pflanzenornamenten dekoriert sind Insgesamt stellt die Aussengestaltung der Erzengel Michael Kathedrale vom Stil her eine ungewohnliche Mischung aus traditioneller russischer Sakralbaukunst und einer insbesondere fur venezianische Kirchenbauten typischen Renaissance Spielart An die Ostfassade der Kathedrale sind seit dem spaten 16 Jahrhundert zwei kleine Apsiden angebaut die ehemals als Kirchen geweiht waren Ebenfalls bis heute erhalten ist ein kleiner Anbau an der Sudfassade Hier befand sich im 16 und 17 Jahrhundert die sogenannte Gerichtskammer Sudnaya palata in deren Kellerraum zahlungsunfahige leibeigene Bauern aus den Besitztumern der Kathedrale festgehalten wurden 1826 wurde an ihrer Stelle der heutige Anbau errichtet der dem Klerus im Winter als Aufenthaltsraum diente da die Kathedrale noch bis Mitte des 19 Jahrhunderts nicht beheizt wurde Interieur Bearbeiten nbsp KonigstorDie Innenausstattung der Kathedrale wurde weitgehend in einer fur russische Kirchen typischen Art aufgebaut Das bis unter die zentrale Kuppel reichende Gewolbe des zentralen Altarraums wird von insgesamt sechs Saulen gestutzt Das sparliche durch mehrere grosse Kronleuchter erganzte Tageslicht gelangt durch schmale in zwei Reihen ubereinander angeordnete Fenster in den Raum Die Wande und Gewolbe des Altarraums sind wie es auch fur die anderen Kremlkirchen typisch ist mit Fresken ausgemalt von denen allerdings nur noch einzelne Fragmente aus dem 16 Jahrhundert stammen Im Zeitraum von 1652 bis 1666 wurde die Kathedrale von einer grossen Gruppe einheimischer Meister darunter welche aus Stadten wie Jaroslawl Kostroma oder Weliki Nowgorod aber auch Ikonenmaler der zarenhofeigenen Rustkammer neu bemalt Den thematischen Schwerpunkt der Fresken stellen Abbildungen etlicher russischer Fursten sowie Motive des Lebens und des Wirkens des namensgebenden Erzengels Michael dar Erganzt werden die Innenfresken durch Fassadenmalereien uber dem westlichen Eingangsportal die das Jungste Gericht zum Thema haben Ein weiteres markantes Detail im Innenraum der Kathedrale ist ihre vierrangige 13 Meter hohe holzerne Ikonostase mit vergoldetem Schnitzwerk die in den Jahren 1678 81 entstand und Anfang des 19 Jahrhunderts teilweise erneuert wurde Hier fallt vor allem das mit zahlreichen Ornamenten ausgeschmuckte Zarentor Carskie vrata im unteren Rang auf Die Ikonen stammen grosstenteils aus dem 17 Jahrhundert und beinhalten ebenfalls Darstellungen des Erzengels Michael aber auch der Gottesmutter Johannes des Taufers und anderer besonders verehrter Heiligen Mit einem Kruzifix wird die Ikonostase oben abgeschlossen Begrabnisse Bearbeiten nbsp Zarengraber nbsp Reliquienschrein von Zarewitsch DimitriInsgesamt befinden sich im Inneren der Kathedrale verteilt uber den gesamten Altarraum sowie die ehemalige Sakristei hinter dem Altar 46 Grabstatten in denen 53 Personen unter ihnen Grossfursten Zaren und einige ihrer Familienangehorigen ihre letzte Ruhe fanden Damit stellt die Erzengel Michael Kathedrale eine der grossten Monarchen Nekropolen weltweit dar Alle Grabstatten sind ahnlich aufgebaut die sterblichen Uberreste der hier Bestatteten ruhen etwa 1 5 Meter tief unter der Erde in Sarkophagen uber denen jeweils ein grosser weisser Steinblock mit darauf eingemeisselten Namen und Lebensdaten in altkirchenslawischer Schrift aufgestellt ist Zum Schutz des Steins sind die Blocke seit Anfang des 20 Jahrhunderts zusatzlich in spezielle Hullen aus Bronze eingefasst Uber den Grabstatten hangen an der Wand Ikonen mit nicht immer authentischen Darstellungen der hier Bestatteten Ihre letzte Ruhe haben in der Erzengel Michael Kathedrale alle Moskauer Grossfursten seit Iwan Kalita 1340 und fast alle russischen Zaren seit der Schaffung des Zarentums durch Iwan den Schrecklichen 1584 und bis zum unmittelbaren Vorganger Peter des Grossen Iwan V 1696 gefunden Eine Ausnahme stellt Zar Boris Godunow 1605 dar der ursprunglich zwar ebenfalls hier bestattet jedoch wahrend der polnisch litauischen Invasion wieder ausgegraben wurde Heute ruht er und seine Familie im Dreifaltigkeitskloster von Sergijew Possad Als allerletzter russischer Zar wurde Peter II 1730 in der Erzengel Michael Kathedrale beigesetzt der verstarb als Moskau fur kurze Zeit wieder Sitz des Zarenhofes geworden war Liste der Zaren und Grossfurstenbegrabnisse in der Erzengel Michael KathedraleIwan I Kalita 1288 1341 Furst 1325 41 Simeon Iwanowitsch der Stolze 1316 1353 Furst 1340 53 Iwan II 1326 1359 Furst 1354 59 Dmitri Donskoi 1350 1389 Grossfurst 1359 89 Wassili I 1371 1425 Grossfurst 1389 1425 Wassili II der Blinde 1415 1462 Grossfurst 1425 62 Iwan III der Grosse 1440 1505 Grossfurst 1462 1505 Wassili III 1479 1533 Grossfurst 1505 33 Iwan IV der Schreckliche 1530 1584 Grossfurst ab 1533 Zar 1547 84 Fjodor I 1557 1598 Zar 1584 98 Wassili IV 1552 1612 Zar 1606 10 Michael I 1596 1645 Zar 1613 45 der erste aus der Romanow Dynastie Alexei I der Sanftmutigste 1629 1676 Zar 1645 76 Fjodor III 1661 1682 Zar 1676 82 Iwan V 1666 1696 Zar 1682 96 Peter II 1715 1730 Kaiser 1727 30 siehe auch Grabstatten europaischer Monarchen Neben normalen Gruften befinden sich in der Kathedrale noch zwei Reliquienschreine In einem von ihnen ruhen die Gebeine des als Heiligen verehrten Fursten und Martyrers Michael von Tschernigow 1179 1246 Der bekanntere Schrein enthalt die Uberreste des Zarewitsch Dmitri 1582 1591 Er wurde 1813 an Stelle eines wahrend des Kriegs gegen Napoleon gestohlenen silbernen Schreins aus dem Jahr 1630 angefertigt Von diesem ist jedoch bis heute der aufwandig dekorierte Deckel erhalten geblieben der in der Rustkammer des Kremls ausgestellt ist Siehe auch BearbeitenListe der Kirchen in MoskauLiteratur BearbeitenV V Kavelmacher O pridelach Archangelʹskogo sobora Moskau 2002 A J Kiselev Hrsg Moskva Kremlʹ i Krasnaja Ploscadʹ AST Astrel Moskau 2006 ISBN 5 17 034875 4 S 63 73Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Erzengel Michael Kathedrale Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien die Erzengel Michael Kathedrale In Structurae Offizielle Beschreibung auf kreml ru russisch http www russiancity ru text mos05 htm russisch 55 7502 37 6177 Koordinaten 55 45 0 7 N 37 37 3 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erzengel Michael Kathedrale Moskau amp oldid 225175520