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Der Glockenturm Iwan der Grosse russisch Kolokolnya Ivana Velikogo in Moskau ist mit seiner Hohe von 81 Metern das hochste Gebaude des Moskauer Kremls Er wurde zwischen 1505 und 1508 fur die in unmittelbarer Nahe stehenden Erzengel Michael Kathedrale Maria Entschlafens Kathedrale und Maria Verkundigungs Kathedrale gebaut die keine eigenen Glockenstuhle haben Zum Ensemble Iwans des Grossen gehort neben dem eigentlichen Turm eine spater angebaute ehemalige Kirche die seit dem 17 Jahrhundert ebenfalls als Glockenturm verwendet wird Glockenturm Iwan der GrosseLage im Kreml Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Glocken 4 Einzelnachweise 5 WeblinksGeschichte BearbeitenSeinen Namen hat der Glockenturm einer ehemaligen Kirche zu verdanken die ursprunglich etwa an seiner Stelle stand Diese war dem Heiligen Johannes Klimakos geweiht der in Russland als Ioann oder Iwan bezeichnet wurde der Namenszusatz der Grosse im Sinne von der Hohe fur das Bauwerk entstand erst nach dem Bau des heutigen Glockenturms Uberliefert wurde die Errichtung einer kleinen Johannes Kirche im Sommer des Jahres 1329 unter Grossfurst Iwan Kalita Diese Kirche eine der ersten in Moskau die aus Stein statt aus Holz erbaut war liess knapp zwei Jahrhunderte spater Iwan III im Zuge des von ihm initiierten grossen Ausbaus des Kremls bei dem im Wesentlichen die heutige Festung entstand durch den neuen Glockenturm ersetzen Wie fur eine Reihe anderer zu jener Zeit errichteter Kremlbauten setzte Iwan auch fur den Bau des Glockenturms einen Architekten aus Italien ein In diesem Fall war es der sonst nahezu unbekannte Bon Frjasin Bon Fryazin dessen burgerlicher Name nicht uberliefert wurde Der Bau wurde im Jahr 1505 begonnen und drei Jahre spater schon nach dem Tod Iwans III abgeschlossen Ursprunglich wies der Glockenturm eine Hohe von etwa 60 Meter auf In seinem achtkantigen Basisteil das mit rund funf Meter dicken Grundmauern ausgestattet wurde wurde die ursprungliche Johannes Klimakos Kirche geweiht Somit diente Iwan der Grosse anfangs sowohl den drei Kremlkathedralen als auch dieser kleinen Kirche als Glockenturm Aufgrund seiner Hohe wurde der Turm aber auch als Beobachtungswarte genutzt um Gefahren wie Brande oder aufkommende Angreifer rechtzeitig erkennen zu konnen nbsp Platz vor dem Glockenturm 17 Jahrhundert Ein Aquarell 1903 von Apollinari WasnezowDen ersten Ausbau des Ensembles gab es in den Jahren 1531 43 Damals errichtete ein anderer italienischer Architekt genannt Petrok Maly Frjasin sein richtiger Name ist ebenfalls unbekannt geblieben unmittelbar neben dem bestehenden Glockenturm die Auferstehungskirche Cerkov Voskreseniya Diese diente noch bis Ende des 17 Jahrhunderts als Gotteshaus danach wurde sie als Glockengestuhl umgebaut das seitdem als Erganzung zu den in Iwan dem Grossen aufgehangten Glocken genutzt wird An besonders wichtigen orthodoxen Festen lauteten alle Glocken aus dem Turm und der ehemaligen Auferstehungskirche gleichzeitig Seine heutige Hohe von 81 Metern erreichte der Glockenturm Iwan der Grosse in den Jahren 1599 1600 als der damalige Zar Boris Godunow an den Turm noch einen zusatzlichen Rang mit der heutigen Zwiebelturm Spitze anbauen liess Daran erinnert bis heute der vergoldete Schriftzug unmittelbar unter der Kuppel Dieser Schriftzug wurde wenige Jahre spater in der Zeit der sogenannten Smuta auf Geheiss des falschen Dimitri zugestrichen und erst unter Peter dem Grossen wieder freigesetzt Bis zur Errichtung der Christ Erloser Kathedrale 1883 war der unter Godunow aufgestockte Glockenturm das hochste Bauwerk Moskaus mit Ausnahme der Zeit zwischen 1707 und 1723 als der zwei Kilometer nordostlich gelegene Menschikow Turm die gleiche Hohe hatte und es war verboten hohere Gebaude als ihn zu bauen Im Jahr 1624 entstand mit dem sogenannten Philaret Anbau Filaretova pristrojka noch eine Erganzung der Auferstehungskirche von der Nordseite her Dieses vom englischen anderen Angaben zufolge deutschen Architekten Jan Thaler 1 sowie dem russischen Baumeister Baschen Ogurzow erschaffene Bauwerk ist heute durch ihre im Ensemble auffallende Zeltdachkonstruktion mit gotischen Details zu erkennen nbsp Iwan der Grosse im Jahr 1805Erhebliche Zerstorungen erlitt das Ensemble Iwans des Grossen wahrend des Krieges gegen Napoleon im Jahre 1812 Nachdem franzosische Truppen nach der Schlacht von Borodino in Moskau einmarschierten wollte Napoleon das den Glockenturm abschliessende vergoldete Kreuz das er fur reines Gold hielt nach Paris verfrachten lassen um es auf der Spitze des Invalidendoms aufzusetzen Beim Versuch es abzumontieren fiel das Kreuz jedoch herunter und zerbrach Beim Ruckzug der Franzosen befehligte Napoleon schliesslich die Sprengung des Glockenturms Die Detonation zerstorte die angebaute ehemalige Auferstehungskirche vollstandig der Turm selbst erwies sich aber als ausserordentlich stabil und erlitt nur einige Risse an den Grundmauern Die Wiederherstellung der Bauwerke unter Leitung der Architekten Iwan Jegotow und Luigi Rusca wurde im Zuge des grossen Wiederaufbaus der gesamten Stadt in den Jahren 1816 23 durchgefuhrt Zu Sowjetzeiten wurde der Turm wie auch anfangs der gesamte Kreml fur Besucher geschlossen Die obere Aussichtsplattform bleibt bis heute unzuganglich da die Rekonstruktion der Innenraumlichkeiten des Turms bislang nicht abgeschlossen ist Seit dem Fruhjahr 2009 werden jedoch Besucherfuhrungen ins Innere des Turms und auf die untere Plattform angeboten Architektur BearbeitenDie drei Bestandteile des Ensembles wurden aus Backstein errichtet und sind im Einklang mit den benachbarten Bauwerken des Kathedralenplatzes des Kremls weiss verkleidet Der 81 m hohe Glockenturm ist relativ einfach aufgebaut Er besteht aus drei achtkantigen Teilen dem Basisteil dem etwas schmaleren Mittelteil und dem noch schmaleren Oberteil mit dem 1600 entstandenen Abschluss die oben von einer vergoldeten Kombination aus der Kuppel und dem sieben Meter hohen Kreuz abgeschlossen werden Das Basisteil schliesst oben mit bogenformigen Glockenaussparungen zwischen den Kanten und mit einer offenen Galerie ab Darauf folgt ein ahnlich aufgebautes Mittelteil ebenfalls mit Glockenaussparungen und einer offenen Plattform oberhalb die die hochste der beiden Aussichtsplattformen des Turms ist An dem oberen Drittel des Turmes markiert eine auffallige Reihe von Kokoschnik Ornamenten den Ubergang zwischen dem 1508 erbauten Originalturm und der Aufstockung von 1600 Es folgt eine Reihe sehr schmaler bogenformiger nach Fenster aussehender Nischen und schliesslich unmittelbar unter der Kuppel ein in drei Reihen angebrachter vergoldeter Schriftzug der die Errichtung des Anbaus auf Geheiss des grossen Zaren und Grossfursten Boris Fjodorowitsch von ganz Russland verewigt nbsp Die unter Boris Godunow entstandene Turmspitze mit Schriftzug und KuppelIm Inneren des Turms fuhrt eine insgesamt 329 Stufen lange Wendeltreppe zur hochsten Aussichtsplattform Die Raumlichkeit im Erdgeschoss des Basisteils beherbergte einst die mit der Errichtung des Glockenturms wieder geweihte Johannes Klimakos Kirche und ist aufgrund der in diesem Bereich bis zu funf Meter dicken Grundmauern sehr beengt ihre Flache betragt nur 25 m Die ehemalige Auferstehungskirche die seit dem spaten 17 Jahrhundert nur noch fur die Unterbringung von Glocken genutzt wird wird als Maria Entschlafens bzw Uspenski Glockengestuhl Uspenskaya zvonnica bezeichnet Auf das vierstockige rechteckige Basisteil folgt das eigentliche durch grosse Bogenaussparungen erkennbare Glockengestuhl auf das oben eine unten dekorierte Trommel mit Kuppel und Kreuz angebaut ist Im Erdgeschoss des Uspenski Glockengestuhls befindet sich heute eine Expositionshalle in der abwechselnd verschiedene themenbezogene Ausstellungen aus dem Fundus der Kreml Museen und anderer einheimischer und auslandischer Sammlungen stattfinden Von der Seite des Kathedralenplatzes aus fuhrt eine Aussentreppe in das dritte Stockwerk des Baus wo sich im 19 Jahrhundert die kleine Kirche des Heiligen Nikolaus von Gostun Cerkov Sv Nikolaya Gostunskogo befand Diese 1812 zusammen mit dem Rest des Gebaudes zerstorte Treppe wurde 1852 unter Leitung des bekannten Architekten Konstantin Thon wiederhergestellt Den neuesten Teil des Komplexes stellt der 1624 errichtete und nach 1812 vollstandig wiederaufgebaute Philaret Anbau dar der sich vom ubrigen Teil des Uspenski Glockengestuhls vor allem durch sein pyramidenformiges ebenfalls mit einem Kreuz abgeschlossenes Zeltdach visuell abhebt Rundherum sind gotisch gepragte Dekorationen in Form von vier spitzen Turmchen zu sehen Seinen Namen hat der Anbau dem Patriarchen Philaret zu verdanken in dessen Amtszeit als Kirchenoberhaupt der Bau stattfand Glocken BearbeitenInsgesamt beinhaltet der Glockenturm samt Anbauten heute 22 Glocken die im Zeitraum vom 16 bis zum 19 Jahrhundert gegossen wurden Davon hangen 18 kleinere Glocken im Basis und im Mittelteil des Glockenturms ferner drei am Uspenski Glockengestuhl sowie eine im Philaret Anbau Bei diesen vier handelt es sich auch um die grossten und wichtigsten Glocken im Ensemble Iwans des Grossen Eine der drei Glocken im Uspenski Turm ist die gleichnamige Uspenski Glocke Uspenskij kolokol Sie wurde ursprunglich im fruhen 16 Jahrhundert von einem unbekannten Meister hergestellt und spater zweimal eingeschmolzen und neu gegossen das erste Mal 1760 und das zweite Mal 1819 nachdem die Glocke bei der Detonation von 1812 zerbrach Bei der Wiederherstellung im Jahre 1819 wurde die Glocke reichlich mit Darstellungen Jesu Christi der Gottesmutter und mehrerer Zaren ornamentiert Das Gewicht der Glocke betragt seitdem 65 5 Tonnen Sie lautet traditionell nur zu den grossten kirchlichen Festen wie dem Osterfest Fruher wurde ausserdem durch dreimaliges Betatigen der Uspenski Glocke der Tod des Zaren verkundet Die beiden anderen Glocken des Uspenski Gestuhls sind die 19 6 Tonnen schwere Reut Reut wortlich etwa die Brullende aufgrund des charakteristischen tieftonigen Lauts und die 16 6 Tonnen schwere Alltagsglocke Vsednevnyj Letztere entstand erstmals 1652 und wurde 1782 umgeschmolzen Die Reut goss 1622 der bekannte Meister Andrei Tschochow dessen bekanntestes Meisterwerk die Zarenkanone bis heute im Kreml ausgestellt ist Anders als die Uspenski Glocke zerbrach sie bei der Explosion von 1812 nicht vollstandig sondern es spalteten sich nur zwei Stucke ab die wenig spater wieder herangeschweisst wurden ohne dass dies den Originallaut der Glocke beeintrachtigt hatte Die am Glockenstuhl des Philaret Anbaus hangende Sonntagsglocke Voskresnyj ist 13 Tonnen schwer Sie wurde 1704 vom Glockengiesser Iwan Motorin hergestellt dem Schopfer der bis heute vor dem Glockenturm ausgestellten und nie zum Einsatz gekommenen Zarenglocke Einzelnachweise Bearbeiten Genrogge ru Nemeckie arhitektory v Rossii uberpruft am 13 Marz 2009 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Glockenturm Iwan der Grosse Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Glockenturm Iwan der Grosse In Structurae Glockenturm Iwan der Grosse In Kreml ru russisch 55 750833333333 37 618166666667 Koordinaten 55 45 3 N 37 37 5 4 O Normdaten Geografikum GND 1033189936 lobid OGND AKS VIAF 297712114 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Glockenturm Iwan der Grosse amp oldid 230238993