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Die Zarenglocke russisch Car kolokol Zar kolokol ist eine historische Glocke die im Moskauer Kreml ausgestellt ist Sie wurde im Jahre 1735 gegossen und gilt als eine der grossten und schwersten bis heute erhaltenen Glocken weltweit Die Zarenglocke wurde nie gelautet sie steht seit 1836 als Sehenswurdigkeit auf einem achtkantigen Sockel und zahlt zu den wichtigsten Touristenattraktionen innerhalb des Kremls ZarenglockeLage im KremlSie ist nicht zu verwechseln mit der alten 64 t 18 Jh und neuen 72 t 2004 lautbaren Zarenglocke im Dreifaltigkeitskloster von Sergijew Possad Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeine Beschreibung 2 Geschichte 2 1 Vorgeschichte 2 2 Entstehung 2 3 Geschichte der Glocke nach der Fertigstellung 3 Einzelnachweise 4 Literatur 5 WeblinksAllgemeine Beschreibung BearbeitenDie Zarenglocke steht am Iwanplatz des Moskauer Kremls zwischen dem Glockenturm Iwan der Grosse und dem zur sudlichen Kremlmauer und zum Moskwa Ufer hin fuhrenden Geheimgangsgarten Die bronzene Glocke ist 6 14 Meter hoch sowie bis zu 61 cm dick und weist einen Durchmesser im unteren Teil von 6 60 Metern sowie ein Gewicht von 201 924 kg auf Als die Glocke erstmals aus der Giessgrube an die Erdoberflache gehoben wurde brach ein rund 11 500 kg schweres Stuck aus der Glocke heraus zum Vergleich 11 450 kg ist das Gesamtgewicht der Gloriosa im Erfurter Dom und steht heute neben dem Sockel Letzterer stammt aus dem Jahr 1836 und ist nach einem Entwurf des bekannten franzosischen Architekten Auguste de Montferrand gestaltet Er besteht aus Ziegeln die zusatzlich mit Eisenklammern verhakt sind und ist aussen mit weissem Kalkstein verkleidet Im Inneren des Sockels findet sich auch der etwa funf Meter lange Kloppel der Zarenglocke Mit ihren gewaltigen Ausmassen gehort die Zarenglocke nicht nur zu den grossten Exemplaren ihrer Art weltweit sondern stellt auch ein wichtiges Denkmal der russischen Gusstechnik des fruhen 18 Jahrhunderts dar In dieser Funktion erganzt sie die nur etwa 100 Meter entfernt stehende Zarenkanone die ebenfalls nie ihrem eigentlichen Zweck entsprechend zum Einsatz gekommen ist Ein weiteres markantes Merkmal der Glocke neben ihren Dimensionen sind ihre zahlreichen Verzierungen welche die Glocke auch zu einem Denkmal der angewandten Kunst des 18 Jahrhunderts machen Bei den reichhaltigen Reliefdarstellungen an allen Seiten der Glocke handelt es sich um Ornamente mit stilisierten barocken Pflanzen und Engeldarstellungen sowie um ovale Medaillons mit Heiligenbildnissen Erganzt werden sie durch Motive aus russischer Heraldik sowie annahernd lebensgrosse Ganzkorperabbildungen der Kaiserin Anna Ioannowna in deren Herrschaftszeit die Zarenglocke entstand und des Grossfursten Alexei Michailowitsch aus dessen Herrschaftszeit die Glocke stammt aus deren Resten spater die Zarenglocke gegossen wurde Diese Zarenabbildungen gaben der Glocke auch ihren Namen Der Reichsapfel als Grossmachtsymbol an der Glockenspitze mit dem oberhalb angebrachten vergoldeten Kreuz stammt ebenso wie der Sockel aus der Zeit als die Glocke bereits auf die Erdoberflache gehoben wurde Unter dem Ornament mit der Darstellung der Kaiserin Anna sieht man eine eingegossene Aufschrift aus der Entstehungszeit der Glocke Dort heisst es wortlich Gegossen hat diese Glocke der russische Meister Iwan Fjodors Sohn Motorin mit seinem Sohn Michail Motorin Geschichte BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten Die Geschichte des russischen Glockengiesserhandwerks geht bis ins 10 Jahrhundert zuruck Bis heute erhalten sind aber nur einige Exemplare aus dem 16 Jahrhundert als die Herstellung grosser Glocken im russischen Zarentum sowohl von der Menge als auch der Technik her ihren Hohepunkt erreichte Dabei beschrankte sich der Verwendungszweck der Glocken im mittelalterlichen und fruhneuzeitlichen Russland nicht aufs Einlauten von Gottesdiensten sondern das Glockengelaut diente beispielsweise auch als Ankundigung wichtiger Staatsakte Feierlichkeiten aber auch als Alarmsignal bei militarischen Angriffen oder Branden nbsp Marmorne Gedenktafel am Sockel der Zarenglocke aufgestellt 1836 Auf ihr wurde als Anfertigungsdatum der Glocke falschlich das Jahr 1733 statt 1735 angegebenZu den grossten in Russland gegossenen Glocken des 16 Jahrhunderts gehorte auch die erste Vorgangerin der heutigen Zarenglocke die als Grosse Uspenski Glocke Bolshoj Uspenskij kolokol bezeichnet wurde Sie wurde 1599 fertiggestellt und wies mit fast 18 000 kg ein fur die damalige Zeit ungewohnlich hohes Gewicht auf Zum Bewegen des Kloppels beim Lauten waren mindestens 24 Mann notwendig Diese Glocke hing an einem holzernen Glockenturm des Kremls bis Mitte des 17 Jahrhunderts als sie bei einer Feuersbrunst absturzte und in Teile zerbrach Wenige Monate spater wurden die Reste der Glocke eingeschmolzen und daraus eine neue Glocke mit einem Gewicht von rund 130 000 kg gegossen die jedoch schon beim ersten Schlag des Kloppels zu Bruch ging 1655 unternahm ein junger Giessermeister namens Alexander Grigorjew einen erneuten Versuch eine von den Ausmassen her riesige Glocke zu giessen und verwendete hierfur wiederum Stucke der vorherigen Glocke Dieses neue Erzeugnis wog mit knapp 200 000 kg fast so viel wie die bis heute erhaltene Zarenglocke Sie blieb bis 1701 im Einsatz als sie bei einem abermaligen Grossbrand im Kreml absturzte und in viele kleine Teile barst Diese Teile wurden unter Hinzufugung grosserer Mengen an Kupfer sowie von 525 kg Silber und 72 kg Gold fur die Herstellung der heutigen Zarenglocke verwendet Entstehung Bearbeiten Die Vorbereitungen fur das Giessen der heutigen Zarenglocke begannen jedoch erst im Jahre 1730 auf Initiative der damaligen Zarin Anna Ioannowna die mit dem Vorhaben vermutlich vor allem einen neuen Rekord aufstellen lassen wollte und die Giessarbeiten mit einem entsprechenden Erlass genehmigte Mit der Ausfuhrung wurde der Giessermeister Iwan Motorin um 1665 1735 beauftragt der bereits im Jahre 1702 eine 50 000 kg schwere Glocke fur den Glockenturm Iwan den Grossen angefertigt hatte Dieser leitete die Giessarbeiten Die Ornamentierung der fertigen Glocke ist hingegen ein Werk des eher wenig bekannten Bildhauers Fjodor Medwedew 1 Die Vorbereitungsarbeiten dauerten mehrere Jahre und umfassten unter anderem das Ausheben einer zehn Meter tiefen Giessgrube unweit des heutigen Standorts der Glocke in der das geschmolzene Metall in eine Tonform fliessen sollte sowie das nicht immer leichte Beschaffen des Metalls und das Einholen behordlicher Genehmigungen Ende November 1734 wurde ein erster Gussversuch unternommen In speziell aufgebauten Schmelzofen wurden uber 100 000 kg Metall einschliesslich der Reste der alten Uspenski Glocke eingeschmolzen Dieser erste Versuch schlug jedoch fehl nachdem die uberhitzten Wande und Boden der Ofen teilweise leck schlugen und grossere Mengen Metalls ausgelaufen waren Die Vorbereitungen fur einen erneuten Schmelzvorgang fingen alsbald an und dauerten mehrere Monate wobei Iwan Motorin im August 1735 uberraschend verstarb ohne seine Zarenglocke je erblickt zu haben Den Hauptteil der Arbeiten ubernahm daraufhin sein Sohn Michail Am 25 November 1735 gelang schliesslich im zweiten Anlauf das Einschmelzen des Materials und das Einlaufenlassen in die Form Samtliche Ornamentierungsarbeiten an der fertigen Oberflache der Glocke wurden einige Monate nach deren Giessen begonnen und dauerten noch bis 1737 Geschichte der Glocke nach der Fertigstellung Bearbeiten nbsp Zarenglocke in der Grube um 1810 Noch bevor die letzten Ornamentierungsarbeiten abgeschlossen werden konnten und die fertige Glocke aus der Grube zu heben war ereignete sich im Mai 1737 im Kreml ein Grossbrand dem vor allem die verbliebenen holzernen Bauwerke zum Opfer fielen Mit ihnen wurden auch die aus Holz errichteten Konstruktionen zum Hochheben der Zarenglocke vom Feuer erfasst und fielen brennend auf die Glocke herunter Als kaltes Loschwasser auf die inzwischen gluhend heisse Glocke gelangte zersprang diese aufgrund des extremen Temperaturunterschieds wodurch sich von ihr ein 11 5 Tonnen schweres Stuck abspaltete Dies gilt auch als wahrscheinlichste Ursache fur die Beschadigung der Zarenglocke die auch an mehreren anderen Stellen sichtbare Risse davontrug nbsp Zarenglocke im 19 JahrhundertNach dem Feuer wurde von Gusstechnikern eine Vielzahl von Entwurfen zur Restaurierung der Glocke vorgeschlagen die jedoch aus verschiedenen Grunden oft schlichtweg aus Geldmangel verworfen wurden So kam es dass die Glocke jahrzehntelang in der Grube verblieb Dort war sie auch wahrend des Krieges gegen Napoleon des Jahres 1812 Damals wollte Napoleon Bonaparte nach der Eroberung Moskaus die Glocke als Trophae nach Frankreich uberfuhren doch scheiterte auch dieses Vorhaben an dem gewaltigen Gewicht und an den damit verbundenen logistischen Problemen Erst einige Jahre nach dem Krieg wurde im Zuge des umfassenden Wiederaufbaus des Kremls und Moskaus das Hochheben der Zarenglocke wieder in Angriff genommen Es sollte aber noch uber 20 Jahre dauern bis ein erster Versuch unternommen wurde Im Sommer 1836 liess der franzosische Architekt Auguste de Montferrand der spater den Steinsockel zur Glocke erschuf eine aufwandige Hebekonstruktion aufbauen die unter dem Einsatz hunderter Arbeiter und Soldaten die an einer Vielzahl von an der Glocke befestigten Seilen zogen funktionieren sollte Nachdem sich diese Konstruktion jedoch als viel zu instabil fur das Gewicht der Glocke erwiesen hatte musste der Versuch unterbrochen werden Erst im zweiten Anlauf der am 23 Juli 1836 eingeleitet wurde konnte die Glocke hochgehoben und auf eine speziell angefertigte holzerne Wagenkonstruktion umgelegt werden Drei Tage spater wurde die Zarenglocke auf dem Sockel aufgestellt auf dem sie sich bis heute befindet Einzelnachweise Bearbeiten I Kostina Car Kolokol In Nauka I Zhizn Juli 1992 Memento vom 13 Juli 2012 im Webarchiv archive today Literatur BearbeitenMoskauer Kreml Reisefuhrer Art Courier Moskau 2002 ISBN 5 93842 019 9 A J Kiseljow Hrsg Moskwa Kreml i Krasnaja Ploschtschad AST Astrel Moskau 2006 ISBN 5 17 034875 4 S 93 97 M E Portnow Zar Puschka i Zar Kolokol Moskowski Rabotschi Moskau 1990 ISBN 5 239 00778 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Zarenglocke Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Beschreibung der Zarenglocke auf der offiziellen Webseite des Moskauer Kremls russisch Memento vom 22 August 2009 im Internet Archive 55 750766666667 37 618463888889 Koordinaten 55 45 2 8 N 37 37 6 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zarenglocke amp oldid 239368716