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Der falsche Dmitri russisch Lzhedmitrij I eigentlich Juri Otrepjew als Monch Grigori Otrepjew russisch Yurij bzw Grigorij Otrepev deutsch veraltet Pseudo Dimitri oder Pseudo Demetrius um 1580 17 Maijul 27 Mai 1606greg war 1605 06 als Dimitri I fur kurze Zeit russischer Zar Seine Regierungszeit fallt in die Zeit der Wirren 1 Der falsche Dimitri Grigori Otrepjew Demetrius aus der Schiller Galerie Stahlstich von Sichling nach Pecht um 1859 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Weitere Pseudodimitri 3 Literarische Adaptionen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenOtrepjew war ein Sohn des unbedeutenden Kleinadligen und Hundertschaftsfuhrers der Schutzen Bogdan Otrepjew Seine Eltern starben beide fruhzeitig daher wurde er als Kind in ein Kloster gegeben und begann spater als Monch Grigori eine geistliche Laufbahn wobei er von Kloster zu Kloster wanderte Moglicherweise erlangte er den Rang eines Diakons Dabei gelangte er auch in ein Kloster im Moskauer Kreml dort beobachtete er die Machtverhaltnisse und die Unzufriedenheit in den hoheren Dienstgraden sehr genau auch verstand er es sich als sehr guter Schuler die Protektion seiner Vorgesetzten zu sichern In Moskau vernahm er auch die Geruchte wonach sich der legitime Sohn Iwans des Schrecklichen in Wirklichkeit dem von Boris Godunow geplanten Mordanschlag habe entziehen konnen und wie Otrepjew selbst von seiner Mutter Marija Fjodorowna Nagaja in ein Kloster gebracht worden sei Da in weiten Teilen der Bevolkerung die Hoffnung in die Richtigkeit dieser Erzahlung verbreitet war schien es fur Otrepjew naheliegend sich fur diesen Zarewitsch auszugeben Weitere Stationen seines Wanderlebens waren das Kiewer Hohlenkloster und Aufenthalte bei Arianern und Kosaken Erstmals tauchte er als Dimitri auf dem Landsitz des polnisch litauischen Fursten Adam Wisniowiecki auf und behauptete Dmitri Iwanowitsch zu sein Seine Gegner behaupteten er heisse in Wirklichkeit Grigori Otrepjew und sei ein Monch aus dem Kloster Tschudow Dimitris Geschichte fand jedoch Glauben und sein Anspruch auf den russischen Thron wurde von polnischen Magnaten und katholischen Pralaten wie beispielsweise dem papstlichen Nuntius in Krakau Claudio Rangoni unterstutzt Nachdem er heimlich zum Katholizismus ubergetreten war verlobte er sich 1604 mit Marina Mniszech Tochter des Jerzy Mniszech des Wojewoden von Sandomierz Ihrer Familie versprach er dafur Pskow Nowgorod Smolensk und Nowhorod Siwerskyj Im Marz 1604 war er von Sigismund III in einer nichtoffentlichen Audienz empfangen worden dieser entschied sich Dimitri ohne die formelle Zustimmung des Sejm politisch aber nicht militarisch zu unterstutzen Magnaten die sich Dimitris Feldzug anschliessen wurden sollte freie Hand geboten werden Im Gegenzug erhoben der Monarch ebenso wie die katholische Kirche zahlreiche Forderungen fur den Erfolgsfall die eine einseitige Vorteilnahme zugunsten der Polen bedeutet hatten Dimitri gewann rasch zahlreiche Anhanger unter den Boris Godunow feindlich gegenuberstehenden Bojarenfamilien Deren Anfuhrer Wassili Schuiski der 1591 in Boris Godunows Auftrag den Tod des kleinen Zarewitschs untersucht und ihn als Unfall erklart hatte bestatigte die Identitat des Thronpratendenten mit dem angeblich Ermordeten Unterstutzt von polnisch litauischen Truppen und im geheimen Einvernehmen mit dem polnischen Konig Sigismund III zog er im Oktober 1604 nach Russland um seinen Anspruch durchzusetzen Seine Truppen eroberten mehrere Orte doch nach einer verlorenen Schlacht rettete Dimitri nur die Nachricht von Boris Godunows plotzlichem Tod vor der Auflosung seines Heeres In der Zwischenzeit war es zudem mit einigen tausend Kosaken verstarkt worden In Tula bezog Dimitri nun mit seinen Truppen Quartier und wartete die Entwicklung in Moskau ab Die russischen Truppen gingen im Mai 1605 zu Dimitri uber und Moskowiter Bojaren verhafteten Godunows 16 jahrigen Sohn und Erben Fjodor und dessen Mutter und Schwester Am 20 Juni 1605 wurden Fjodor und seine Mutter ermordet Am folgenden Tag zog Dimitri in Moskau ein und wurde am 21 Juli 1605 zum Zaren gekront Fjodors Schwester Xenia machte er zu seiner Geliebten und zwang sie dann ins Kloster zu gehen Als erstes besuchte Dimitri das Grab seines angeblichen Vaters und das Kloster in dem dessen Witwe lebte Maria Feodorowna Nagaja erkannte ihn als ihren Sohn an Von Godunow verbannte Adlige durften nach Moskau zuruckkehren der Moskauer Patriarch wurde abgelost Als Herrscher war er bestrebt eine nach innen und aussen selbststandige Politik zu fuhren Seine Regierung versuchte sich zunachst beim Kleinadel beliebt zu machen indem konfiszierter klosterlicher Grundbesitz an die Familien abgetreten wurde Dimitri sicherte den Bauern deren Leibeigenschaft Godunow verscharft hatte um die Gunst des Adels zu gewinnen zehn Jahre Steuerfreiheit und geringere Fronbelastung zu Er galt als kritischer und volksnaher Zar der einige Reformen Peters des Grossen vorwegnahm Sein Versuch lediglich auf das einfache Volk gestutzt zu regieren scheiterte jedoch da er dadurch jegliche Unterstutzung der russischen Aristokratie verlor Zudem erwiesen sich seine sozialen Verbesserungen als kurzlebig die uberwiegende Mehrheit der Kosaken denen er zahlreiche Freiheiten versprochen hatte ging leer aus und entlaufene Leibeigene wurden erneut an ihre Herren ausgeliefert wenn ihre Flucht nicht bereits mehr als funf Jahre zurucklag Auch die polnischen Verbundeten drangten immer ungeduldiger auf die Erlangung der versprochenen Vorrechte Zudem hatte nun Dimitri vertragsgemass ein Heer fur den polnisch litauischen Angriff auf Livland aussenden und den nachtraglich noch erhohten Gebietsabtretungen zustimmen mussen was das sofortige Ende seiner Herrschaft bedeutet hatte Im Herbst 1605 heiratete Dimitri durch Stellvertretung per procurationem seines Sekretars Afanassi Wlassew nach katholischem Ritus in Krakau seine Verlobte Marina Mniszech Mit ihrem Vater und einem polnischen Heer zog diese Anfang Mai 1606 in Moskau ein Dort wurde am 8 Mai 1606 eine zweite russisch orthodoxe Hochzeit abgehalten die unpassenderweise mit einem orthodoxen Feiertag am 9 Mai zusammenfiel Die polnischen Soldaten die mehrtagige Hochzeit bei der die Brautleute polnische Kleider trugen und die Forderung auslandischer Kaufleute schurten Angste in der russisch orthodoxen Bevolkerung Maskenballe und Feuerwerk einerseits aufkommende Zweifel am orthodoxen Glauben der Braut andererseits irritierten breite Bevolkerungsschichten Geruchte machten die Runde dass Dimitris katholische und lutherische Soldaten ein Massaker in Moskau planten Bei einer durch den Fursten Wassili Iwanowitsch Schuiski und seine Bruder angezettelten Revolte wurde er am 17 Mai 1606 bei einem Fluchtversuch durch Kugelfeuer todlich verletzt Seine Leiche wurde auf dem Roten Platz ausgestellt und danach verbrannt die Asche mit einer Kanone in Richtung Westen geschossen Die Zahl der ermordeten Anhanger Dimitris wird auf 500 geschatzt Dimitris Frau deren Vater und zahlreiche weitere Polen wurden in Jaroslawl interniert Dimitris Soldaten in verschiedene Stadte deportiert Ebenso wurde der von Dimitri eingesetzte Patriarch Ignati in ein Kloster eingewiesen Sein Nachfolger wurde Wassili Schuiski als Wassili IV Die Bauern und Kosaken unter Iwan Issajewitsch Bolotnikow kampften noch bis 1608 fur Dimitri und seine Reformen Weitere Pseudodimitri BearbeitenNeben ihm gab es mindestens zwei weitere Personen die vorgaben Dimitri Iwanowitsch zu sein Politischen Einfluss erlangte dabei der zweite falsche Dimitri Pseudodimitri II 11 Dezember 1610 in Kaluga der sich als geretteter Pseudodimitri I ausgab und auch von Marina Mniszech als solcher anerkannt wurde Auch den dritten falschen Dimitri der einige Monate nach der Hinrichtung des zweiten auftrat akzeptierte sie als ihren Ehemann Selbst nach dessen Hinrichtung 1612 versuchte sie weiter ihren Anfang 1611 geborenen Sohn Iwan von Pseudodimitri II auf den Zarenthron zu bringen Dieser Versuch endete 1614 mit der offentlichen Hinrichtung des Dreijahrigen Marina Mniszech starb im Gefangnis Literarische Adaptionen BearbeitenIn dem Drama Boris Godunow von Puschkin wie auch in der darauf basierenden gleichnamigen Oper von Mussorgski werden die Geschehnisse um Dimitri I verarbeitet Ebenso behandeln Friedrich Schiller siehe Demetrius Schiller und Friedrich Hebbel das Thema in ihren unvollendet gebliebenen Dramen Demetrius Die Frage nach dem rechtmassigen wirklichen Dmitri beschaftigt weiterhin Historiker in allen Landern Der falsche Dimitry Stummfilm 1922 von Hans Steinhoff war eine filmische Adaption des Themas Literatur BearbeitenHans Joachim Torke Hrsg Die russischen Zaren 1547 1917 Munchen C H Beck 1999 ISBN 3 406 42105 9 S 70 79 Theodor Hermann Pantenius Der falsche Demetrius Reihe Monographien zur Weltgeschichte Band XXI Velhagen amp Klasing Bielefeld u Leipzig 1904 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Falscher Dmitri Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die abenteuerliche Geschichte vom falschen Dimitry In Die Gartenlaube Heft 27 29 1880 Volltext Wikisource Druckschriften von und uber Falscher Dmitri im VD 17 Einzelnachweise Bearbeiten Helmut Neubauer Die russischen Zaren 1547 1917 In Hans Joachim Torke Hrsg Becksche Reihe 3 Auflage Nr 1305 Verlag C H Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 42105 9 S 70 79 VorgangerAmtNachfolgerFjodor II Zar von Russland 1605 1606Wassili IV Normdaten Person GND 11889157X lobid OGND AKS LCCN n83025856 VIAF 304919868 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Dmitri FalscherALTERNATIVNAMEN falscher Demetrius Pseudo Dimitri Otrepjew Juri Otrepjew Grigori Lzhedmitrij I russisch KURZBESCHREIBUNG russischer Zar 1605 1606 GEBURTSDATUM um 1580STERBEDATUM 27 Mai 1606 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Falscher Dmitri amp oldid 239124500