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Erkenbert von Frankenthal auch Erkenbert von Worms um 1079 in Worms 24 Dezember 1132 in Frankenthal war ein Adeliger Klosterstifter und Propst auf dem Gebiet des spateren Frankenthal Pfalz Ursprunglich im Amt eines weltlichen Ministerialen trat Erkenbert in den geistlichen Stand uber Er wurde im alten Bistum Worms und wird in der heutigen Diozese Speyer als lokaler Seliger verehrt Der Selige Erkenbert mit einem Modell der Frankenthaler Stiftskirche Gemalde um 1650Der Selige Erkenbert von Frankenthal Buchminiatur um 1350 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Tod und Andenken 3 Frau und Kinder 4 Literatur und Quellen 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenErkenbert ofter auch Eckenbert wurde um 1079 in Worms als Sohn des Riegemar auch Reginmar bischoflicher Lehensmann und Kammerer sowie der Hebiga einer edlen Matrone geboren Eine Verwandtschaft zu der Familie die sich spater Kammerer von Worms nennt ist nicht belegt 1 Ausgebildet im Kloster Limburg avancierte Erkenbert selbst zum Ministerialen in Worms und besass ein Gut im benachbarten Dorf Frankenthal Wenngleich fromm erzogen und wohltatig gegen die Armen geriet der junge Edelmann auf sittliche Abwege Er kaufte sich eine Konkubine aus niedrigem Stand die ihm sein Verwandter Rudiger uberliess Das war die Horige Richlinde Mit ihr zeugte er zwei uneheliche Sohne Wolfram und Cuno Wahrend einer schweren und sehr schmerzhaften Krankheit bei der er in Lebensgefahr schwebte beschwor ihn der Kustos Wolfram von St Paul in Worms er moge das sundige Verhaltnis endlich durch eine christliche Ehe legalisieren und ebenso die beiden Sohne als legitim anerkennen Dies tat er noch auf dem Krankenbett und liess sich auch die Kommunion reichen Danach fiel er in einen todesahnlichen Zustand in dem er eine Vision hatte bei der ihm ein Anklager im Jenseits keine anderen schweren Sunden als das Konkubinat vorwerfen konnte er die Holle gezeigt bekam fast hineinsturzte aber unerwartet von einer Frau bei der Hand genommen und weggefuhrt wurde Nach diesem Erlebnis beschloss er sein Leben radikal zu andern 2 Erkenbert verschenkte seinen Besitz und grundete schliesslich von dem Rest auf seinem Gut beim heutigen Frankenthal ein Kloster Mit Einwilligung seiner Frau trennte er sich von ihr um dort einzutreten Urkundlich belegt ist die Grundung des Frankenthaler Augustiner Chorherrenstifts seine Uberreste werden heute als Erkenbert Ruine bezeichnet am 27 Mai 1119 welches sechs Jahre spater vom Wormser Bischof Burchard II geweiht wurde Erkenbert legte somit gleichzeitig den Grundstein fur die Entwicklung der heutigen Stadt Erst lebte er als Frater in seiner Gemeinschaft ubernahm 1127 als Propst deren Leitung und empfing 1129 auf Wunsch des Wormser Bischofs die Priesterweihe Tod und Andenken Bearbeiten nbsp Die Erkenbertruine in Frankenthal Westfassade nbsp St Hieronymus Illustration aus der Frankenthaler Bibel hergestellt im Kloster des Seligen Erkenbert 1148Erkenbert verstarb am 24 Dezember 1132 Am Stephanstag den 26 Dezember begrub ihn der Wormser Bischof Burchard II personlich in der Frankenthaler Stiftskirche der heutigen Erkenbertruine am Altar der Heiligen Maria gerade an dem Aufstieg zum Sanktuarium wie es die Vita beschreibt 3 Schon wenig spater wurde er in der Diozese Worms als Heiliger verehrt und neben Maria Magdalena als Schutzpatron des Frankenthaler Klosters angerufen Die personliche Beerdigung durch den Bischof werten Historiker als Indiz der bei seinem Tode bereits bestehenden Verehrung Erkenberts Diesbezuglich enthalt auch seine Lebensbeschreibung eine interessante Passage Aus verschiedenen Orten stromten nun unendlich viele Menschen jeden Geschlechts zusammen und baten man moge ihnen den Leib des Verblichenen zeigen Als dies geschah entstand ein lautes Weinen Das Leben des Seligen Erkenbert wird uns uberliefert durch eine kontemporare Vita aus dem 12 Jahrhundert Das Original ist verschollen eine Abschrift fertigte um 1500 der Augustiner Chorherr Johannes Heydekyn von Sonsbeck 4 im Kloster Kirschgarten zu Worms und sie ist uns als Teil seiner sogenannten Kirschgartener Chronik erhalten 5 Diese lag Jahrhunderte unbeachtet im Wormser Stadtarchiv und wurde erst 1880 wiederentdeckt Eine zweite Quelle zu Erkenberts Lebensgang ist eine Vita in Reimform niedergeschrieben von einem Schulmeister Heinrich Michael Von dieser Reimchronik die aufgrund der Sprache etwa um 1300 entstanden sein muss existieren noch mehrere Abschriften In einer solchen etwa um 1600 gefertigt ist eine Miniaturdarstellung Erkenberts eingeklebt die dem 14 Jahrhundert zugehort und wohl von einer alteren Handschrift ausgeschnitten und ubertragen wurde Die Angaben in der Reimchronik und in der Kirschgartener Vita sind bis auf unbedeutende Abweichungen deckungsgleich 6 7 Nach Erkenberts Tod bluhte seine Stiftung weiter auf Landlaufig wurde sie auch als Kloster Gross Frankenthal bezeichnet 1163 erfolgte die Erhebung zur Abtei durch Papst Viktor IV 8 Es existierte dort auch ein beruhmtes Scriptorium fur Handschriften als deren wertvollste die sogenannte Frankenthaler Bibel ein kostbar verzierter 2 bandiger Foliant aus dem Jahre 1148 erhalten ist Sie gehorte einst dem Liebfrauenstift Worms kam 1720 durch Verkauf nach England und befindet sich derzeit in der British Library London Signatur mss Harley 2803 2804 Als Teilnehmer am Wormser Reichstag von 1495 starb hier am 14 Juli dieses Jahres der Freisinger Furstbischof Sixtus von Tannberg welchen man in den Freisinger Dom uberfuhrte 9 Kurfurst Friedrich III von der Pfalz loste das Stift im Zuge der Reformation zwangsweise auf und die Monche wurden vertrieben Die letzten Konventualen gingen 1562 in welchem Jahr man die Klostergebaude den gerade aus den Niederlanden angekommenen protestantischen Glaubensfluchtlingen ubergab Im alten Klosterbereich sind bedeutende Reste der romanischen Stiftskirche erhalten genannt Erkenbertruine die vermutlich noch immer das Grab des Seligen bergen Auch sonst ist sein Name in Frankenthal durch die Erkenbert Schule das stadtische Erkenbert Museum sowie den Erkenbert Brunnen auf dem Rathausplatz gelaufig Ein fruhbarockes Gemalde das Erkenbert als Klosterstifter zeigt hangt im Frankenthaler Rathaus Die Entstehungszeit des Bildes datieren Sachverstandige auf ca 1650 Der Maler steht nicht fest es konnte jedoch durch die Wormser Jesuiten nach Frankenthal gelangt sein welche die Stadt zwar 1652 verlassen mussten zuvor aber mit Unterstutzung der Dalberger zeitweise in den Besitz des profanierten Erkenbert Klosters gelangt waren Das lebensgrosse Olgemalde 1 88 1 21 m weist eine frappante Ahnlichkeit mit der Miniaturdarstellung Erkenberts in der alten Handschrift auf und tragt wie diese das Wappen des Adelsgeschlechtes Dalberg Die Dalberger nahmen sich besonders des Seligen an da sie inzwischen wie einst Erkenbert den Titel der Kammerer von Worms trugen Sie reklamierten Erkenbert formlich als einen ihrer Vorfahren was aber nicht zutreffend ist Die Neue Deutsche Biographie NDB fuhrt dazu aus Der nicht verwandte selige Erkenbert 1132 Sohn des bischofl Kammerers Reginmar wurde erst seit der Humanistenzeit als Ahnherr usurpiert Tatsachlicher Stammvater ist Giselbert I von Rudesheim erw 1130 1152 dessen Enkel Gerhard erw 1208 1239 als Vicedom in Worms auftrat wahrend der Urenkel Gerhard der Jungere erw 1220 1248 seit 1239 erstmals das Amt eines Kammerers bekleidete das bei seinen Nachkommen erblich wurde Artikel Dalberg NDB 3 Band Seite 488 Erganzung Die Verehrung Erkenberts beschrankte sich hauptsachlich auf das Bistum Worms zu dessen geistlicher Jurisdiktion Frankenthal bis 1801 gehorte Nach dessen Untergang kam die Stadt zum neu gegrundeten Bistum Speyer das den traditionellen Kult ubernahm Der Todestag 24 Dezember ist der Gedenktag des Seligen Frau und Kinder BearbeitenErkenberts Ehefrau Richlinde Richlindis folgte dem Beispiel ihres Mannes Sie grundete etwas spater das nahegelegene Augustiner Chorfrauenstift genannt Klein Frankenthal um es von Erkenberts Kloster zu unterscheiden das der Wormser Bischof Burchard II 1139 weihte Richlinde wurde Vorsteherin der Schwesterngemeinschaft uberlebte ihren Mann um fast 20 Jahre und starb gemass Uberlieferung am 26 Dezember 1150 in ihrem Konvent Gleich ihm wurde auch sie wegen ihrer Frommigkeit und Wohltatigkeit als Selige verehrt wobei ihr Kult aber keine eigenstandige Auspragung besass sondern stets mit dem Erkenberts verbunden blieb Der 26 Dezember Todestag gilt als Gedenktag der Seligen Richlinde 10 11 Das Kloster Klein Frankenthal wurde bereits 1431 durch Papst Eugen IV aufgehoben und es existieren davon keine Reste mehr Es soll sich in Omersheim nicht Ormsheim oder Ormsheimer Hof im Suden der heutigen Stadt im Bereich des jetzigen Karolinen Gymnasiums befunden haben Dort stiess man beim Neubau der Schule nach dem Zweiten Weltkrieg auf Graber und sonstige Relikte Laut der Vita wahlten auch die Sohne Erkenberts und Richlindes den geistlichen Stand starben aber noch vor der Priesterweihe Wolfram als Diakon und Cuno als Subdiakon Literatur und Quellen BearbeitenHans Soldan Beitrage zur Geschichte der Stadt Worms Verlag Eugen Kranzbuhler Worms 1896 dort ist auch die Vita im Originalwortlaut abgedruckt Pilgerkalender Jahrbuch des Bistums Speyer 1962 Die Stiftung des Seligen Erkenbert Jutta Hofmann Rainer Stocke Frankenthal Pfalz Landau 1986 ISBN 3 87629 086 4 Volker Christmann Frankenthal Bilder aus der Vergangenheit Frankenthal 1977 Walther Albrecht Klaus Bolte Frankenthal und Umgebung Grunstadt 1986 ISBN 3 922579 20 5 Sonja Steiner Welz Mannheim tausend Fragen und Antworten Mannheim 2001 Buchscan der Seite uber den Seligen Erkenbert Joseph Bader Badenia oder das Badische Land und Volk Zeitschrift fur Badische Landeskunde 1 Jahrgang 1839 Seiten 198 199 Scan des Abschnittes uber Erkenbert die Fussnote Nr 5 zitiert die Reinschrift des Textes auf dem Frankenthaler Barockgemalde L Eisenhofer Die Heiligen Philipp von Zell und Erkenbert von Worms in einem Litaneifragment aus Gross Frankenthal zu Darmstadt in Archiv fur Liturgiewissenschaft Jahrgang 15 1973 74 S 165 167 Edgar Hurkey Direktor Erkenbertmuseum Frankenthal Schatze aus Pergament 2007 ISBN 978 3 00 022493 5 Ekkart Sauser Erkenbert In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 17 Bautz Herzberg 2000 ISBN 3 88309 080 8 Sp 346 347 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Elmar Worgull Steinerne Geometrie Das gleichseitige Dreieck als Bauprinzip fur die romanische Kirche des Augustiner Chorherrenstifts in Frankenthal Wernersche Verlagsgesellschaft Worms 2005 ISBN 3 88462 214 5 Elmar Worgull Frankenthals romanische Kloster Basilika im Umfeld der Reformarchitekturen von Cluny und Hirsau Einblicke in ihre Baugeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart Wernersche Verlagsgesellschaft Worms 2013 ISBN 978 3 88462 343 5 Elmar Worgull Die Bauskulptur der Frankenthaler Erkenbertruine im Widerspruch der Kunstgeschichte In Frankenthal einst und jetzt Frankenthal 1989 S 71 ff Elmar Worgull Zahlen Zirkel Lineal Arithmetik und Geometrie bei mittelalterlichen Sakralbauten und ihr Nachweis an Frankenthals ehemaliger Kirche des Augustiner Chorherrenstifts In Edgar J Hurkey Hrsg Schatze aus Pergament Mittelalterliche Handschriften aus Frankenthal Erkenbert Museum Frankenthal Frankenthal 2007 S 81 ff Elmar Worgull Frankenthals romanische Klosterbasilika und ihre uberregionale Bedeutung Neueste bau und kunstgeschichtliche Erkenntnisse In Der Wormsgau Wissenschaftliche Zeitschrift der Stadt Worms und des Altertumsvereins Worms e V Herrn Prof Dr Dr Otto Bocher gewidmet Stadt Worms und Wernersche Verlagsgesellschaft Worms 2015 31 2014 15 S 19 32 Weblinks BearbeitenErkenbert von Frankenthal im Okumenischen Heiligenlexikon Gedenkseite fur den Seligen Erkenbert im Web Portal des Bistums MunsterEinzelnachweise Bearbeiten Vgl Detlev Schwennicke Europaische Stammtafeln Stammtafeln zur Geschichte der europaischen Staaten Neue Folge Bd 9 Familien vom Mittel und Oberrhein und aus Burgund Marburg 1986 Ohne ISBN Tafel 53 so aber ohne jeden Nachweis Johannes Bollinger 100 Familien der Kammerer von Worms und der Herren von Dalberg Bollinger Worms Herrnsheim 1989 Ohne ISBN S 7 Wolfgang Haubrichs Wolfram Studien XVIII Erzahltechnik und Erzahlstrategien in der deutschen Literatur des Mittelalters Saarbrucker Kolloquium 2002 Band 18 von Veroffentlichungen der Wolfram von Eschenbach Gesellschaft Erich Schmidt Verlag GmbH 2004 S 215 u 216 ISBN 3 503 07918 1 Digitalscan mit Auszugen aus der Vita des Seligen Erkenbert Franz Xaver Remling Urkundliche Geschichte der ehemaligen Abteien und Kloster im jetzigen Rheinbayern 2 Bde Neustadt a d H 1836 Neudruck Munchen 1913 Pfalzische Bibliothek Bd 1 1 2 Nachdruck Pirmasens 1973 Zu Johannes Heydekyn von Sonsbeck Webseite zur Kirschgartener Chronik Hans Soldan Beitrage zur Geschichte der Stadt Worms Verlag Eugen Kranzbuhler Worms 1896 Stadtverwaltung Frankenthal Schatze aus Pergament 2007 S 98 101 Erhebung zur Abtei 1163 Jakob Obersteiner Die Bischofe 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