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Erinnern heisst leben ist ein Dokumentarfilm des DEFA Studios fur Dokumentarfilme von Roza Berger Fiedler aus dem Jahr 1988 FilmTitel Erinnern heisst lebenProduktionsland DDROriginalsprache DeutschErscheinungsjahr 1988Lange 57 MinutenStabRegie Roza Berger FiedlerDrehbuch Roza Berger FiedlerProduktion DEFA Studio fur DokumentarfilmeKamera Karl Heinz MullerSchnitt Roza Berger FiedlerBesetzungRoza Berger Fiedler Sprecherin Thomas Kastner Sprecher Estrongo Nachama Gesang Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Produktion und Veroffentlichung 3 Kritik 4 Auszeichnungen 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenDer Blick der Kamera schwenkt uber einen Teil des Judischen Friedhofs in Berlin Weissensee Bei dem Anblick der vielen Grabsteine werden Erinnerungen wach und eine alte judische Weisheit sagt Erinnern heisst leben 1925 schreibt Kurt Tucholsky uber diesen Friedhof sogar ein ganzes Gedicht Zu dieser Zeit finden hier an manchen Tagen bis zu zwolf Beerdigungen statt Dabei ermahnt man die Besucher die vielen Bettler die sich auf der Strasse zum Friedhof befinden nicht zu beachten Mit der Machtubernahme der Faschisten andern sich auch die Mahnungen so existiert noch ein emailliertes Schild der Friedhofsverwaltung welches davor warnt schrag uber die Strasse oder parallel zu den Strassenbahngleisen zu gehen Wer das nicht beachtet kann von einem Gestapo Mann festgehalten werden muss in der Leitstelle der Gestapo in der Burgstrasse seine mit einem J versehene Kennkarte abholen und wird haufig nie wieder gesehen Eine erste Grabstelle auf dem Friedhof auf die naher eingegangen wird ist die von Herbert Baum einem Kampfer gegen den Krieg und Faschismus In den Schulbuchern der DDR wird er als Leiter der Widerstandsgruppe Herbert Baum genannt deren bekannteste Tat ein Brandanschlag auf die antisowjetische NS Propagandaausstellung Das Sowjet Paradies im Berliner Lustgarten ist Darauf erfolgten viele Verhaftungen und ein grosser Teil der Mitglieder dieser Gruppe wurde durch die Nazis hingerichtet Urkundlich erwahnt werden die ersten Juden in Berlin am 3 April 1317 Die Judenstrasse und den Judenhof gibt es aber bereits vor 1237 Das Konzil zu Mainz im Jahr 1310 beschliesst dass Juden Zeichen an ihrer Kleidung zu tragen haben Im Jahr 1406 ordnet der Bischof von Brandenburg an dass alle Christen sich des Umgangs mit Juden enthalten sollen da ihnen sonst der Bann drohe 1510 findet der Berliner Hostienschanderprozess statt 38 Juden erliegen dem Feuertod alle anderen werden des Landes verwiesen 1671 wird die Judische Gemeinde in Berlin neu gegrundet als sich sieben aus Osterreich kommende Familien hier niederlassen 18 Stadttore hat die Stadt zu dieser Zeit jedoch durfen die Juden nur an zweien passieren und auch nur dann wenn sie einen entsprechenden Zoll bezahlen 1763 erteilt Friedrich II den ordentlichen Schutzjuden gegen besondere Auflagen das Recht ihren Schutz auf ein zweites Kind zu vererben Der beruhmte Philosoph Moses Mendelssohn der auch die erste Knabenschule in Berlin grundet und nie den Titel eines Schutzjuden bekommt wird auf dem von 1672 bis 1827 offenen judischen Friedhof in der Grossen Hamburger Strasse beerdigt Nur wenige Grabsteine haben die Jahre des Faschismus uberstanden so auch der Moses Mendelssohns Um 1875 leben etwa 65 000 Juden in Berlin Deshalb erwirbt die Judische Gemeinde von Berlin ein etwa 40 Hektar grosses Grundstuck ausserhalb der Stadt in dem damaligen Vorort Weissensee Etwa 200 Personen nehmen als Gaste am 9 September 1880 an der feierlichen Einweihung teil Bis 1988 haben etwa 15 000 Menschen auf dem Friedhof ihre letzte Ruhe gefunden Die wenigsten Grabstatten machen einen gepflegten Eindruck Als die Grossmutter der Regisseurin dieses Films stirbt war Roza Berger Fiedler noch nicht geboren und andere Verwandte befinden sich nicht in Deutschland Aber es ist ein Vorteil dass die Grabstatten auf judischen Friedhofen auf ewig bestehen und deshalb begibt sich die Enkelin auf die Suche nach ihrer Grabstelle die in der Friedhofsverwaltung beginnt Hier werden die Unterlagen der Beigesetzten seit Bestehen der Anlage aufbewahrt So ist es kein Problem die Grabnummer der Grossmutter zu finden Die Inschrift auf dem Grabstein ist im Laufe der Jahre verblichen Sie erinnert an die Frau die zwolf Kinder grossgezogen hat und die ihnen proletarische Lieder beibringt wahrend ihr Mann den Talmud lehrt In den Karteikasten befindet sich auch der Name Martha Liebermann der Ehefrau des bedeutenden Malers Max Liebermann die sich 1943 das Leben nimmt als man sie in das KZ Theresienstadt abholen will Sie wird in Weissensee beigesetzt und kann erst nach der Nazi Herrschaft neben ihrem Mann auf dem Judischen Friedhof in der Schonhauser Allee ihre letzte Ruhe finden Auf vielen der Gedenksteine der beigesetzten Juden findet man die Berufsbezeichnung Kaufmann Als Kaufmann wird im Judentum der Bankier der Hausierer der Verkaufer mit dem Bauchladen aber auch der Warenhausbesitzer bezeichnet Zu den Warenhausgrundern und besitzern die in Weissensee beigesetzt werden gehoren Hermann Tietz dessen Neffe Oscar Tietz Adolf Jandorf und Abraham Wertheim Weitere bekannte Personlichkeiten auf dem Friedhof sind der Freund und Biograph Alexander von Humboldts Julius Lowenberg der Komponist Louis Lewandowski der Zauberkunstler Samuel Bellachini der Physiker Eugen Goldstein der Philosoph Heymann Steinthal die Frauenrechtlerin und Sozialaktivistin Lina Morgenstern der Sozialpolitiker und Publizist Max Hirsch der Schriftsteller und Theaterdirektor Oscar Blumenthal der Maler Lesser Ury der Arzt Arno Philippsthal im April 1933 eines der ersten Opfer des Nationalsozialismus in Berlin der Verleger Rudolf Mosse der Schriftsteller Theodor Wolff der Verleger Samuel Fischer und der Kammersanger Joseph Schwarz dessen Mausoleum von illegal in Berlin lebenden Juden als Zufluchtsstatte genutzt wird Gegen Ende des 19 Jahrhunderts sind etwa 1 3 der Berliner Arzte Juden deren Ruf als Mediziner legendar ist Zu ihnen gehort auch die Familie Strassmann eine Arztedynastie zu der auch Ferdinand Strassmann gehort er leitet ab 1915 als Stadtmedizinalrat das Berliner Gesundheitswesen und wird Ehrenburger Fritz Strassmann ist Professor fur Gerichtsmedizin der Gynakologe Paul Strassmann wird in der Nazizeit in den Ruhestand versetzt sein Sohn ebenfalls Gynakologe Erwin Strassmann wird beurlaubt Am Ersten Weltkrieg nehmen etwa 100 000 Juden als Freiwillige oder als Wehrpflichtige teil Etwa 12 000 uberleben den Krieg nicht Am 18 Marz 1938 treffen sich viele der Uberlebenden zum Heldengedenktag Es soll der Letzte sein mit dem Novemberpogrom 1938 stellt der Reichsbund judischer Frontsoldaten seine Tatigkeit ein Mehrfach gibt es Einblendungen die ein grosses Fest im Berliner Cafe Moskau zeigen Es ist Chanukka das Lichterfest das hier von der Judischen Gemeinde Ost Berlins wie auch vielerorts in der DDR gefeiert wird Seit Jahrhunderten ist das ein Fest des Uberlebens und Weiterlebens Produktion und Veroffentlichung BearbeitenFur die Dramaturgie war Harry Hornig zustandig Erinnern heisst leben wurde auf Orwo Color mit historischen Schwarzweissfilm Anteilen im Auftrag des Magistrats von Berlin Hauptstadt der DDR und mit Unterstutzung der Judischen Gemeinde Ost Berlins von der Kunstlerischen Arbeitsgruppe KAG Chronik gedreht Die Premiere fand am 12 Januar 1988 im Berliner Kino International statt woran auch Ost Berlins Oberburgermeister Erhard Krack der Stellvertreter des Ministers fur Kultur Horst Pehnert der Vorsitzende der Judischen Gemeinde Ost Berlin Peter Kirchner der Staatssekretar fur Kirchenfragen Hermann Kalb der Vizeprasident des Verbandes der Judischen Gemeinden in der DDR Siegmund Rotstein der Rabbiner fur die Judischen Gemeinden in der DDR Isaac Neumann der Vorsitzende der Judischen Gemeinde West Berlin Heinz Galinski Oberkantor Estrongo Nachama und die Filmschaffenden teilnahmen 1 Die erste Fernsehausstrahlung erfolgte am 6 November 1988 im 1 Programm des Fernsehens der DDR Kritik BearbeitenDie Neue Zeit 2 schreibt Der Film fertiggestellt 50 Jahre nachdem als Kristallnacht etikettierten antisemitischen Pogrom der Hitlerfaschisten will zur Beschaftigung mit der historischen und kulturgeschichtlichen Rolle der Juden in Berlin anregen In dem er erinnert Vergangenes gegenwartig macht gemahnt er zugleich an das Ausmass des Verbrechens das die Faschisten an den Juden verubten Immerhin zahlte die Berliner Judische Gemeinde vor 1933 etwa 170 000 Mitglieder Hitlers Rassen und Ausrottungspolitik fuhrte zu ihrer fast volligen Vernichtung Heinz Galinski der Vorsitzende der Judischen Gemeinde in West Berlin hat die Entstehung des Films als dankbares Unterfangen bezeichnet Hier wird ein Stuck Vergangenheit lebendig das niemals mehr Gegenwart werden kann Dieser Film gibt deutsche Geschichte wieder man konne auch die Aussage hinzufugen Leben heisst erinnern 3 Auszeichnungen Bearbeiten1988 Staatliches Pradikat Wertvoll 1989 Berlin Preis zur Forderung sozialistischen Gegenwartsschaffen fur die Schopfer des Films 4 Weblinks BearbeitenErinnern heisst leben bei filmportal deEinzelnachweise Bearbeiten Berliner Zeitung vom 13 Januar 1988 S 2 Neue Zeit vom 16 Januar 1988 S 2 Neues Deutschland vom 16 Januar 1988 S 4 Neues Deutschland vom 10 Oktober 1989 S 8 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erinnern heisst leben amp oldid 229238459