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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Siehe auch Winterling Begriffsklarung Der Winterling Eranthis hyemalis 1 ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Winterlinge Eranthis innerhalb der Familie der Hahnenfussgewachse Ranunculaceae Er wird gerne in Garten und Parks angepflanzt und ist eine der ersten Fruhlingsblumen WinterlingWinterling Eranthis hyemalis IllustrationSystematikOrdnung Hahnenfussartige Ranunculales Familie Hahnenfussgewachse Ranunculaceae Unterfamilie RanunculoideaeTribus CimicifugeaeGattung Winterlinge Eranthis Art WinterlingWissenschaftlicher NameEranthis hyemalis L Salisb Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Vegetative Merkmale 1 2 Generative Merkmale 2 Okologie 2 1 Lebensweise 2 2 Blutenbiologie 2 3 Ausbreitungbiologie 3 Vorkommen 3 1 Verbreitungsgebiet 3 2 Standort 3 3 Pflanzensoziologie 4 Taxonomie 5 Giftigkeit 6 Geschichte 7 Trivialnamen 8 Weitere Fotos 9 Literatur 9 1 Einzelnachweise 10 WeblinksBeschreibung Bearbeiten nbsp Unterirdische PflanzenteileVegetative Merkmale Bearbeiten Der Winterling wachst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshohen von 5 bis 20 Zentimetern Als Speicher und Uberdauerungsorgan dient eine in der Erde liegende kugelformige Sprossknolle die aus dem Hypokotyl gebildet wird Die Laubblatter erscheinen gewohnlich nach der Blutezeit Die grundstandigen Laubblatter entspringen einzeln der Knolle wobei pro Blutenstandsschaft meist nur ein Laubblatt entwickelt wird Die Laubblatter sind in Blattstiel und spreite gegliedert Der Blattstiel ist relativ lang Die Blattspreite ist im Umriss rundlich und sind drei bis siebenteilig 1 2 Generative Merkmale Bearbeiten nbsp BluteDie Blutezeit reicht im Vorfruhling von Februar bis Marz Die Bluten stehen einzeln am Ende eines relativ dicken unbehaarten grun bis rotbraunen Stangels der am Grund von Niederblattern umgeben ist 3 Dicht unter jeder Blute befindet sich eine Hulle aus drei quirlartig sitzenden geschlitzten Hochblattern die auch als Involucrum bezeichnet wird Funktionell entsprechen sie dem nicht vorhandenen Kelch und ubernehmen somit dessen Schutzfunktion fur die sich entwickelnde Blute Die zwittrige Blute ist bei einem Durchmesser von etwa 2 5 Zentimeter radiarsymmetrisch Das Perigon besteht aus meist sechs seltener funf bis acht gleich gestalteten glanzend gelben Blutenhullblattern 4 Die Blutenhullblatter sind bei einer Lange von 10 bis 15 selten 22 Millimetern schmal eiformig geformt und meist ganzrandig Etwa 17 bis 38 durchschnittlich 29 Staubblatter sind spiralig auf der verlangerten Blutenachse angeordnet und sind kurzer als die Blutenhullblatter Zwischen den Blutenhullblattern und den Staubblattern befinden sich meist sechs gestielte tutenformige und zweilippig ausgestaltete etwa 6 mm lange Nektarblatter Die vier bis acht Fruchtblatter sind unverwachsen chorikarpes Gynozeum 1 Den kurzen Griffel schliesst eine Narbe ab 5 Analog zur Anzahl der Fruchtblatter entstehen nach erfolgreicher Befruchtung pro Blute vier bis acht braune Balgfruchte die miteinander verbunden sind und so in einer Sammelbalgfrucht zusammengefasst sind Der Fruchtstiel ist bis 10 Millimeter lang Die durch den Griffelrest geschnabelten Balgfruchte messen im Reifezustand bis 15 Millimeter Sie enthalten mehrere Samen Die braunen Samen sind circa 2 5 Millimeter lang und etwas kantig 1 3 Die Chromosomenzahl betragt 2n 16 6 Okologie BearbeitenLebensweise Bearbeiten Wie bei allen Fruhjahrsgeophyten ziehen die oberirdischen Pflanzenteile zum Sommer hin ein Das Pflanzenexemplar uberdauert bis zum Neuaustrieb im kommenden Jahr mittels der im Boden liegenden Knolle in der die Nahrstoffe hierfur gespeichert werden 4 Hinsichtlich seiner Lebensform zahlt er daher zu den Geophyten 7 Blutenbiologie Bearbeiten nbsp Winterlinge im FebruarDie Blutenbildung tritt erstmals 3 bis 5 Jahre nach der Aussaat ein Wir haben es mit einem Fruhjahrsbluher und einem Schneebluher zu tun Untersuchungen zeigten dass Temperatureinbruche und Schneefall zu Beginn der Blutezeit sich hemmend auf das Aufbluhen neuer Bluten auswirkte jedoch die Bluten nicht schadigte 5 Blutenokologisch handelt es sich um homogame Nektar fuhrende Scheibenblumen Die Bluten sind nur bei Sonnenschein geoffnet abends schliessen sie ab 19 Uhr oder fruher Das Offnen und Schliessen der Bluten ist ein temperaturabhangiger Wachstumsprozess es liegt eine sogenannte Thermonastie vor Bestauber sind Fliegen besonders aber Bienen auch die hummelahnlichen Grossen Holzbienen und Hummeln Der Nektar ist aber nur letzteren zuganglich weil dafur mindestens ein 2 mm langer Russel erforderlich ist Der Duft wird von den Nektarblattern und den Staubblattern abgegeben Auch Selbstbestaubung ist moglich sie ist aber wenig erfolgreich Der Winterling liefert als eine der ersten Pflanzenarten im Jahr Nektar und Pollen Untersuchungen in Polen zeigten dass etwa 1 23 mg Nektar pro Blute produziert wird und dieser eine Zuckerkonzentration von ungefahr 72 aufweist 5 Steigt die Temperatur an sonnigen Wintertagen auf 10 bis 12 C so kann man an den Bluten die ersten Bienenanfluge beobachten Ausbreitungbiologie Bearbeiten nbsp Fruchtstand mit reifen geoffneten BalgfruchtenFruchtreife ist von Mai bis Juni Die Balgfruchte sind auf der Innenseite wasserabstossend und sie stellen beim Offnen ein schaufelformiges Gebilde dar Da der Blutenschaft sehr elastisch ist werden die Samen beim Aufschlag von Regentropfen herausgeschleudert es liegt ein Regenballist vor und dann durch das Regenwasser als Regenschwemmling weiter ausgebreitet bei heftigem Regen ist eine Schleuderweite von 40 cm und mehr moglich Die letzten Samen werden ausgestreut wenn die trocken gewordenen ganzen Stangel vom Wind verweht werden Die Embryonen in den Samen gelangen erst nach deren Ausstreuen zur Entwicklung 3 Die Samen sind Kaltekeimer Vegetative Vermehrung kann in Kultur durch Teilung der Knollen erfolgen 5 Vorkommen BearbeitenVerbreitungsgebiet Bearbeiten nbsp Ausgedehnter Bestand an Winterlingen im Rautal bei Jena Anfang Marz Die ursprungliche Heimat des Winterlings reicht von Sudostfrankreich uber Italien und Ungarn bis nach Bulgarien und in die Turkei wo der Winterling vor allem in feuchten Laubwaldern und in Gebuschen und Weinbergen wachst In West und Zentraleuropa sowie in Nordamerika ist der Winterling ein eingeburgerter Neophyt In Mitteleuropa kommt er ortlich in Weinbergen oder in lichten Gebuschen verwildert vor beispielsweise in Thuringen bei Jena 8 mehrfach in Baden Wurttemberg und im Schweizer Jura bei Solothurn an den genannten Orten bildet er mitunter grossere Bestande Sonst ist er gelegentlich unbestandig aus der Kultur ausgebrochen und wachst so in Mitteldeutschland vom Rheinland bis nach Sachsen wobei meist nur wenige Pflanzen in der Nahe von Gartenanlagen zu finden sind Der Winterling gilt somit in Deutschland als Stinsenpflanze nbsp Verbreitungskarte der acht bzw neun Arten Winterlinge in Europa und Asien Versuch einer Darstellung gemass der naturlichen Verbreitung Man beachte Nr 3 und Nr 4 sind vertauscht Standort Bearbeiten Der Winterling gedeiht am besten auf nahrstoffreichen lockeren Lehmboden und eher im Halbschatten als im vollen Licht Die okologischen Zeigerwerte nach Landolt et al 2010 sind in der Schweiz Feuchtezahl F 3 massig feucht Lichtzahl L 3 halbschattig Reaktionszahl R 4 neutral bis basisch Temperaturzahl T 4 warm kollin Nahrstoffzahl N 3 massig nahrstoffarm bis massig nahrstoffreich Kontinentalitatszahl K 2 subozeanisch 9 Pflanzensoziologie Bearbeiten In Mitteleuropa ist er eine Charakterart der Assoziation Weinbergslauch Gesellschaft Geranio Allietum im Verband der Erdrauch Wolfsmilch Gesellschaften Fumario Euphorbion kommt aber auch in Pflanzengesellschaften der Ordnung Prunetalia Gebusche und Hecken vor In Sudosteuropa ist er eine Charakterart der Verbande Auwald Alno Ulmion und Eichen Hainbuchen Walder Carpinion betuli 6 Taxonomie BearbeitenDie Erstveroffentlichung erfolgte 1753 durch Carl von Linne in Species Plantarum Tomus I S 557 10 11 Das Artepitheton hyemalis ist lateinischen Ursprungs bedeutet winterlich und nimmt ebenso wie die Gattungsbezeichnung auf die fruhe Blutezeit Bezug 4 Die Neukombination zu Eranthis hyemalis L Salisb wurde im Jahre 1807 durch den englischen Botaniker Richard Anthony Salisbury in Transactions of the Linnean Society of London Band 8 S 304 veroffentlicht Weitere Synonyme fur Eranthis hyemalis L Salisb sind Cammarum hyemale L Greene Eranthis tubergenii Hoog 12 Der Gattungsname Eranthis kommt aus dem Griechischen und setzt sich aus den Worten ἦr er fur Fruhling und ἄn8os anthos fur Blute zusammen Giftigkeit BearbeitenDer Winterling ist bei Verzehr giftig insbesondere die Knollen sind stark giftig Die Hauptwirkstoffe sind Herzglykoside aus der Gruppe der Bufadienolide Eranthin A und B Vergiftungserscheinungen sind Ubelkeit Erbrechen Koliken unregelmassiger verlangsamter Puls Herzschwache Sehstorungen Atemnot bei letaler Dosis Herzstillstand im Kollaps Geschichte BearbeitenDie Verwendung des Winterlings als Zierpflanze im Garten begann in der 2 Halfte des 16 Jahrhunderts Aus Krauterbuchern weiss man dass er bereits 1588 von Joachim Camerarius in dessen Garten in Nurnberg kultiviert wurde Camerarius hatte diese Pflanze von einer Italienreise mitgebracht In den ersten drei Jahrzehnten des 17 Jahrhunderts wurde der Winterling in den Pflanzenverzeichnissen diverser Garten aufgefuhrt Popular wurde diese Pflanzenart als gegen Ende des 18 Jahrhunderts grosszugig angelegte Landschaftsparks in Mode kamen Trivialnamen BearbeitenFur den Winterling bestehen bzw bestanden auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen Ackerwurz Knobelblumen und Knoble 13 Weitere Fotos Bearbeiten nbsp Keimlinge neben Krokus Samlingen nbsp Winterlinge im Schnee nbsp Halb geoffnete Bluten nbsp Hochblatter und unreife BalgfruchtchenLiteratur BearbeitenHeinz Dieter Krausch Kaiserkron und Paonien rot Entdeckung und Einfuhrung unserer Gartenblumen Dolling und Galitz Verlag Hamburg 2003 ISBN 3 935549 23 7 Angelika Luttig Juliane Kasten Hagebutte amp Co Bluten Fruchte und Ausbreitung europaischer Pflanzen Fauna Verlag Nottuln 2003 ISBN 3 935980 90 6 Oskar Sebald Siegmund Seybold Georg Philippi Hrsg Die Farn und Blutenpflanzen Baden Wurttembergs Band 1 Allgemeiner Teil Spezieller Teil Pteridophyta Spermatophyta Lycopodiaceae bis Plumbaginaceae 2 erganzte Auflage Eugen Ulmer Stuttgart 1993 ISBN 3 8001 3322 9 Dietmar Aichele Heinz Werner Schwegler Die Blutenpflanzen Mitteleuropas Band 2 2 uberarbeitete Auflage Franckh Kosmos Verlag 2000 ISBN 3 440 08048 X Ruprecht Dull Herfried Kutzelnigg Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Lander Die haufigsten mitteleuropaischen Arten im Portrait 7 korrigierte und erweiterte Auflage Quelle amp Meyer Wiebelsheim 2011 ISBN 978 3 494 01424 1 Lutz Roth Max Daunderer Kurt Kormann Giftpflanzen Pflanzengifte Vorkommen Wirkung Therapie allergische und phototoxische Reaktionen Mit Sonderteil uber Gifttiere 6 uberarbeitete Auflage Sonderausgabe Nikol Hamburg 2012 ISBN 978 3 86820 009 6 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Eranthis hyemalis L Salisb Winterling FloraWeb de J C Rohling W D C Koch Deutschlands Flora Band 4 Verlag Friedrich Wilmans Frankfurt am Main 1833 S 196 a b c Jurgen Damboldt Walter Zimmermann Ranunculaceae In Gustav Hegi Illustrierte Flora von Mitteleuropa Band 3 Teil 3 Dicotyledones 1 Teil Nymphaeaceen Ceratophyllaceen Magnoliaceae Paeoniaceen Ranunculaceae 2 vollig neu bearb Aufl Carl Hanser Munchen 1974 S 81 356 a b c Annette Hoggemeier Eranthis hyemalis Winterling Jahrbuch Bochumer botanischer Verein 2011 S 199ff a b c d Krystyna Rysiak Beata Zuraw The biology of flowering of Winter Aconite Eranthis hyemalis L SALISB in Acta Agrobotanica Volume 64 Issue 2 2011 S 25 32 doi 10 5586 aa 2011 014 a b Erich Oberdorfer Pflanzensoziologische Exkursionsflora fur Deutschland und angrenzende Gebiete 8 Auflage Verlag Eugen Ulmer Stuttgart 2001 ISBN 3 8001 3131 5 S 396 Eckehart J Jager Klaus Werner Hrsg Exkursionsflora von Deutschland Begrundet von Werner Rothmaler 18 bearbeitete Auflage Band 2 Gefasspflanzen Grundband Spektrum Heidelberg u a 2011 ISBN 978 3 8274 1606 3 S 313f siehe auch Rautal Thuringen Eranthis hyemalis L Salisb In Info Flora dem nationalen Daten und Informationszentrum der Schweizer Flora Abgerufen am 28 Marz 2022 Linne 1753 eingescannt bei biodiversitylibrary org Linne s Herbarbelege Eranthis hyemalis bei Tropicos org Missouri Botanical Garden St Louis Abgerufen am 17 Oktober 2015 Georg August Pritzel Carl Jessen Die deutschen Volksnamen der Pflanzen Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze Philipp Cohen Hannover 1882 S 142 archive org Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Winterling Eranthis hyemalis Album mit Bildern Videos und Audiodateien Steckbrief und Verbreitungskarte fur Bayern In Botanischer Informationsknoten Bayerns Winterling In BiolFlor der Datenbank biologisch okologischer Merkmale der Flora von Deutschland Thomas Meyer Datenblatt mit Bestimmungsschlussel und Fotos bei Flora de Flora von Deutschland alter Name der Webseite Blumen in Schwaben Erik Wahlsteen Beschreibungen und Bilder zahlreicher Eranthisarten englisch International Rock Gardener Nr 49 PDF englisch ISSN 2053 7557 The Scottish Rock Garden Club Januar 2014 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Winterling amp oldid 237124200