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Als Entmischung oder Phasenseparation bezeichnet man in der Thermodynamik einen in Gemischen aus kondensierter Materie auftretenden Phasenubergang in dessen Verlauf aus einer homogenen Mischphase koexistierende Phasen unterschiedlicher stofflicher Zusammensetzung entstehen 1 Die ursprunglich vorhandene homogene Mischphase und die aus dieser entstandenen koexistierenden Phasen weisen dabei denselben Aggregatzustand auf Entmischung kann in flussigen oder festen Mischpasen auftreten nicht jedoch in Gasphasen Inhaltsverzeichnis 1 Thermodynamische Grundlagen 1 1 Darstellung in Phasendiagrammen 1 2 Binodalen und Spinodalen 1 3 Freie Mischungsenthalpie 2 Mechanismen von Entmischungsprozessen 2 1 Binodale Entmischung 2 2 Spinodale Entmischung 2 3 Entmischung an Grenzflachen und in begrenzenden Geometrien 2 4 Mikrophasenseparation 3 Technische und biologische Relevanz 3 1 Trennverfahren 3 2 Initiierung von Kristallisation 3 3 Herstellung poroser Materialien 3 4 Herstellung funktionaler nanostrukturierter Materialien 3 5 Biologische Relevanz 4 Literatur 5 EinzelnachweiseThermodynamische Grundlagen BearbeitenDarstellung in Phasendiagrammen Bearbeiten nbsp Beispiele fur Zusammensetzungs Temperatur Phasendiagramme binarer Mischungen mit Binodalen schwarze Kurven LCST steht fur untere kritische Losungstemperatur lower critical solution temperature UCST fur obere kritische Losungstemperatur upper critical solution temperature nbsp Zusammensetzungs Temperatur Phasendiagramm einer binaren Mischung Wird von Zustand T1 c1a aus die Temperatur verringert wird bei Zustand T2 c1a die Binodale uberschritten und das Koexistenzgebiet erreicht Bei T3 liegen koexistierende Phasen mit den Zusammensetzungen c2a und c2b vor Gemische konnen sowohl als homogene Mischphase als auch in Form koexistierender Phasen vorliegen Der Zustandsraum eines Gemisches kann eine oder mehrere Mischungslucken enthalten Eine Mischungslucke ist ein Koexistenzgebiet aus Zustanden in denen das Gemisch in Form koexistierender Phasen vorliegt Eine als Binodale bezeichnete Kurve trennt die Mischungslucke von Zustanden in denen das Gemisch als homogene Mischphase vorliegt Eine Entmischung findet statt wenn das Gemisch von einem Zustand in dem es als homogene Mischphase stabil ist durch Uberschreiten einer Binodale im Verlauf einer Zustandsanderung in einen Zustand innerhalb einer Mischungslucke uberfuhrt wird Eine derartige Zustandsanderung kann durch Anderung einer Zustandsgrosse der Gemisches wie etwa des Druckes der Temperatur T displaystyle T nbsp oder des Volumens ausgelost werden Auch eine Anderung der stofflichen Zusammensetzung der Mischphase etwa durch Verdunstung eines Losungsmittels kann Entmischung induzieren Umgekehrt bildet sich aus koexistierenden Phasen eine homogene Mischphase wenn das Gemisch von einem Zustand innerhalb einer Mischungslucke in einen Zustand uberfuhrt wird in dem das System als homogene Mischphase stabil ist Nimmt das Gemisch einen Zustand in einer Mischungslucke ein zerfallt es in koexistierende Phasen die auf der Binodalen liegenden Zustanden entsprechen Die Verbindungslinie zwischen den koexistierenden Zustanden wird als Konode bezeichnet Die Extrema der Binodalen stellen kritische Punkte dar an denen die Zusammensetzungen der koexistierenden Phasen und der homogenen Mischphase ununterscheidbar werden Die zu den Extrema gehorenden Temperaturen sind die kritischen Mischungstemperaturen Fur binare Gemische wird die Binodale haufig mit Hilfe von Phasendiagrammen dargestellt in denen entlang der x Achse die Systemzusammensetzung in Form des Stoffmengenanteils einer der Komponenten als Zustandsgrosse in der sich die koexistierenden Phasen unterscheiden aufgetragen wird Entlang der y Achse wird eine intensive Zustandsgrosse wie beispielsweise der Druck oder die Temperatur aufgetragen die in den im thermodynamischen Gleichgewicht stehenden koexistierenden Phasen den gleichen Wert haben muss 2 Im Falle ternarer Gemische lasst sich die Binodale in ein Dreiecksdiagramm projizieren welches die Zusammensetzung des ternaren Gemisches darstellt 3 Binodalen und Spinodalen Bearbeiten Das thermodynamische Gleichgewicht von Gemischen wird in der Regel durch den fur das Gemisch erreichbaren minimal moglichen Wert der freien Enthalpie definiert die hier als thermodynamisches Potential fungiert Tragt man fur eine Temperatur bei der das Gemisch eine Mischungslucke aufweist dessen freie Enthalpie als Funktion der Gemisch Zusammensetzung auf besitzt die so erhaltene Kurve zwei Minima Befindet sich die Zusammensetzung des Gemisches ausserhalb des von den Minima eingeschlossenen Bereiches tritt keine Entmischung ein und das Gemisch ist als homogene Mischphase stabil Im von den beiden Minima eingeschlossenen Zusammensetzungsbereich zerfallt die homogene Mischphase hingegen in koexistierende Phasen mit den durch die Position der Minima vorgegebenen Zusammensetzungen Die Minima entsprechen daher den im Gleichgewicht stehenden koexistierenden Zustanden des phasenseparierten Gemisches Diese liegen auf der Binodale und sind durch eine Konode verbunden Die freie Enthalpie als Funktion der Gemisch Zusammensetzung weist im von den beiden Minima eingeschlossenen Zusammensetzungsbereich ein Maximum auf Zwischen jedem der Minima und dem zwischen diesen lokalisierten Maximum weist die Kurve jeweils einen Wendepunkt auf Im Temperatur Zusammensetzungs Phasendiagramm definieren diese Wendepunkte eine als Spinodale bezeichnete Kurve innerhalb der Mischungslucke Nahert man die Temperatur einer kritischen Temperatur des Gemisches an nahern sich auch die Zusammensetzungen der koexistierenden Phasen an so dass die Minima der freien Enthalpie als Funktion der Gemisch Zusammensetzung immer weiter zusammenrucken Dementsprechend wird auch die Spinodale immer enger Am kritischen Punkt vereinigen sich die Minima zu einem einzigen Minimum Entsprechend weist die freie Enthalpie ausserhalb einer Mischungslucke maximal ein Minimum auf Weiterhin hat die Spinodale am kritischen Punkt einen Extremwert und fallt dort mit der Binodalen zusammen 4 5 Freie Mischungsenthalpie Bearbeiten Mischungs und Entmischungsprozesse sind als Zustandsanderung wegunabhangig so dass Entmischungsprozesse auch durch Zustandsgrossen beschrieben werden konnen die sich auf die entsprechenden umgekehrt ablaufenden Mischungsprozesse beziehen Die freie Mischungsenthalpie D G mix displaystyle Delta G text mix nbsp eines Gemisches ist gemass der bekannten Legendre Transformation der Gibbs Helmholtz Gleichung wie folgt von der Mischungsenthalpie D H mix displaystyle Delta H text mix nbsp und der Mischungsentropie D S mix displaystyle Delta S text mix nbsp abhangig D G mix D H mix T D S mix displaystyle Delta G text mix Delta H text mix T cdot Delta S text mix nbsp Im Falle von Polymerlosungen und Polymerblends wird die freie Mischungsenthalpie durch das Flory Huggins Modell vorhergesagt Mechanismen von Entmischungsprozessen Bearbeiten nbsp Binodale aussere Kurve und Spinodale innere Kurve in einem Zusammensetzungs Temperatur Phasendiagramm Innerhalb der grauen Flache findet binodale innerhalb der blauen Flache spinodale Entmischung statt Binodale Entmischung Bearbeiten Uberfuhrt man ein Gemisch von einem Zustand in dem eine homogene Mischphase stabil ist in einen Zustand der sich innerhalb einer Mischungslucke im durch Binodale und Spinodale begrenzten Bereich befindet wird das homogene Gemisch metastabil Zusammensetzungsfluktuationen die eine hohe Amplitude jedoch eine geringe Wellenlange aufweisen konnen zur Ausbildung von Keimen einer neuen Phase in der metastabilen Matrixphase fuhren Sofern die so gebildeten Keime die kritische Keimgrosse uberschreiten werden diese stabil und wachsen durch Ostwald Reifung Die auch als Nukleation bezeichnete Keimbildung erfolgt in der Regel sporadisch da die Ausbildung stabiler Keime zunachst endergon ist und eine freie Enthalpie Barriere uberwunden werden muss Daher bilden sich nach dem Uberfuhren des Gemisches in die Mischungslucke im Durchschnitt eine bestimmte Anzahl Keime pro Zeitintervall Da zu einem bestimmten Zeitpunkt nach der Zustandsanderung die einzelnen Keime der sich neu bildenden Phase unterschiedliche Wachstumsdauern aufweisen sind transiente Entmischungsmorphologien 6 durch spharische Domanen 6 der sich neu bildenden Phase mit einer breiten Grossenverteilung gekennzeichnet Die zeitliche Evolution eines binodal entmischenden Gemisches lasst sich durch die Johnson Mehl Avrami Kolmogorow Gleichung modellieren Grundlegende Arbeiten zur binodalen Entmischung stammen von Josiah Willard Gibbs 7 8 sowie von John W Cahn und John E Hilliard 9 Weitere Arbeiten zu binodaler Entmischung wurden unter anderem im Hinblick auf polymerhaltige Gemische durchgefuhrt 10 11 12 Spinodale Entmischung Bearbeiten nbsp Evolution einer spinodalen Entmischung und der mit dieser gekoppelten Aufrauung der Entmischungsmorphologie gemass der Cahn Hilliard Gleichung nbsp Durchlichtmikroskopische Aufnahmen charakteristischer Entmischungsmorphologien von Blends aus Poly vinylpyrrolidon und Poly D L lactid A Massenverhaltnis 1 5 binodale Entmischung B Massenverhaltnis 5 1 spinodale Entmischung Wird ein Gemisch von einem Zustand in dem es als homogene Mischphase stabil ist durch eine Zustandsanderung in denjenigen Bereich einer Mischungslucke uberfuhrt der sich innerhalb der Spinodalen befindet wird das homogene Gemisch instabil gegenuber Fluktuationen seiner Dichte oder Zusammensetzung selbst wenn die Amplituden der Fluktuationen infinitesimal sind Das Gemisch entmischt sich daher spontan in einem exergonen Prozess ohne dass eine freie Enthalpie Barriere zu uberwinden ist Derartige spontane Entmischungsprozesse die mittels der Cahn Hilliard Gleichung beschrieben werden 13 14 und deren theoretische Beschreibung massgeblich auf John W Cahn zuruckgeht 15 16 bezeichnet man als spinodale Entmischung 1 Diese fuhrt sofern sich die Volumenanteile der entstehenden koexistierenden Phasen nicht allzu sehr unterscheiden zur Ausbildung einer bikontinuierlichen Entmischungsmorphologie in der die koexistierenden Phasen zwei sich gegenseitig interpenetrierende Netzwerke ausbilden Die ursprunglich hohe innere Grenzflache zwischen den koexistierenden Phasen verringert sich im weiteren Verlauf durch Aufrauung englisch coarsening der Entmischungsmorphologie mittels Ostwald Reifung In sehr spaten Stadien kann die bikontinuierliche Entmischungsmorphologie aufbrechen so dass diskrete Domanen einer Minoritatsphase in einer Matrixphase erhalten werden Wenn der Volumenanteil einer Minoritatsphase deutlich unter dem Volumenanteil einer Matrixphase liegt bildet die Minoritatsphase zu keinem Zeitpunkt ein kontinuierliches Netzwerk aus sondern liegt in Form diskreter Domanen vor Da spinodale Entmischung auf das Wachstum periodischer Zusammensetzungsfluktuationen zuruckgeht sind spinodale Entmischungsmorphologien regelmassiger als Entmischungsmorphologien die aus binodalen Entmischungen resultieren 17 18 19 20 Fourier Spektren mikroskopischer Bilder von spinodalen Enmischungsmorphologien weisen typischerweise ein Halo auf Entmischung an Grenzflachen und in begrenzenden Geometrien Bearbeiten Entmischungsprozesse die in der Nahe von Grenzflachen stattfinden werden vom Benetzungsverhalten der Komponenten eines separierenden Gemisches beeinflusst Sowohl im Einphasengebiet als auch im Koexistenzgebiet eines Gemisches wird dessen ortliche Zusammensetzung in der Nahe einer Grenzflache durch Wechselwirkungen mit dieser beeinflusst Im Einphasengebiet kann sich eine Komponente des Gemisches an der Grenzflache anreichern oder sogar eine kontinuierliche Benetzungsschicht ausbilden Der Ubergang zwischen beiden Szenarien wird als prewetting transition bezeichnet 21 Andererseits wird eine Grenzflache in Kontakt mit einem zweiphasigen flussigen Gemisch in der Nahe von dessen kritischem Punkt vollstandig benetzt 22 Benetzt eine der im Verlauf einer spinodalen Entmischung entstehenden koexistierenden Phasen eine Grenzflache bevorzugt ordnen sich die koexistierenden Phasen in Schichten parallel zur Grenzflache an Erst nach mehreren Schichtabfolgen findet ein Ubergang zur isotropen Volumenmorphologie statt 23 24 25 Weiterhin werden Entmischungsprozesse die in begrenzenden Geometrien wie dunnen Filmen und zylindrischen Poren stattfinden durch die dann vorhandenen geometrischen Begrenzungen beeinflusst 24 Benetzt eine der im Verlauf einer Entmischung in einer zylindrischen Kapillare entstehenden koexistierenden Phasen die Kapillarwand bevorzugt bildet sich zunachst eine hohlzylindrischen Schicht der die Kapillarwand benetzenden Phase zwischen der Kapillarwand und einer zylindrischen Domane der zweiten Phase im Zentrum der Kapillare aus Diese Struktur wandelt sich durch das Auftreten von Plateau Rayleigh Instabilitaten in eine bambushalmartige Struktur oder sogar in eine regelmassige Abfolge diskreter spharischer Domanen der die Kapillarwande nicht benetzenden Phase in der die Kapillarwande benetzenden Matrixphase um 26 Fur Gleichgewichtsentmischungsmorphologien die Gemische innerhalb ihres Koexistenzgebietes in zylindrischen Kapillaren ausbilden und die von den Wechselwirkungen zwischen den koexistierenden Phasen und den Kapillarwanden abhangen lassen sich wiederum Benetzungsphasendiagramme erstellen 27 Mikrophasenseparation Bearbeiten nbsp Transmissionselektronenmikroskopie Bild von mikrophasensepariertem Polystyrol block Polybutadien block Polystyrol Die Polybutatien Matrix wurde mit Osmiumtretroxid angefarbt Blockcopolymere sind Makromolekule die aus kovalent verknupften Segmenten bestehen Die Segmente bestehen ihrerseits aus identischen Repetiereinheiten Die Segmente eines Blockcopolymers sind in der Regel uber weite Temperaturbereiche nicht miteinander kompatibel und entmischen Da die Segmente kovalent aneinander gebunden sind kann eine Entmischung nicht auf makroskopischer Ebene erfolgen Stattdessen kommt es zu Mikrophasenseparation Diese fuhrt zur Ausbildung von Entmischungsmorphologien die durch den Molekuldimensionen entsprechende mesoskopische Langenskalen gekennzeichnet sind In vielen Fallen geht die Mikrophasenseparation mit Selbstassemblierung zu regelmassig geordneten Mikrophasenstrukturen einher 28 29 Die dabei erhaltenen Morphologien hangen von den Volumenbruchen der Komponenten des Blockcopolymers sowie dem Ausmass der Inkompabilitat der Segmente der Blockcopolymer Molekule ab In einem symmetrischen Diblockcopolymer in dem die aus den beiden verschiedenen Segmenten gebildeten Phasen jeweils etwa die Halfte des Volumens einnehmen bildet sich eine schichtartig lamellare Struktur Nehmen die Domanen einer der Segmentspezies ein etwas grosseres Volumen ein als die der anderen Segmentspezies entsteht eine bikontinuierliche gyroidale Morphologie Wird der Volumenanteil der Minoritatsdomanen weiter verringert bilden die Minoritatssegmente zylindrische und schliesslich spharische Domanen die jeweils in regelmassigen Gittern angeordnet sind Insbesondere die Erzeugung selbstgeordneter mikrophasenseparierter Blockcopolymer Morphologien in dunnen Filmen hat grosses Interesse gefunden 30 Technische und biologische Relevanz BearbeitenTrennverfahren Bearbeiten Trennverfahren konnen auf Entmischungsprozessen oder der Gegenwart koexistierender Phasen beruhen So werden bei der Flussig Flussig Extraktion die die verschiedenen Loslichkeiten von Stoffen in zwei nicht miteinander mischbaren Losungsmitteln ausnutzt Bei der Azeotroprektifikation wird einem azeotropen Gemisch ein Schleppmittel zugesetzt so dass ein leichtsiedendes ternares Heteroazeotrop durch Rektifikation aus dem Azeotrop abtrennbar ist und in einem Phasenscheider kondensiert Durch Entmischung des Kondensats in eine schleppmittelreiche und eine schleppmittelarme Phase kann das Schleppmittel regeneriert und dem Ausgangsazeotrop wieder zugefuhrt werden Initiierung von Kristallisation Bearbeiten Kristallisation niedermolekularer Verbindungen aus ubersattigten Losungen ist ein Phasenubergang erster Ordnung der nach klassischer Vorstellung die direkte Bildung kristalliner Keime aus der metastabilen flussigen Phase beinhaltet Neuere Erkenntnisse deuten darauf hin dass in einem ersten Schritt eine Entmischung in der ubersattigten Losung stattfindet Als Resultat bildet sich eine flussige Phase aus in der die kristallisationsfahige Spezies stark angereichert ist und innerhalb derer Nukeation und Kristallisation initiiert wird 31 32 Herstellung poroser Materialien Bearbeiten Spinodale Entmischung in viskosen flussigen Gemischen kann zur Herstellung poroser Monolithe und Membranen mit kontinuierlich schwammartigen Porensystemen genutzt werden Porose Polymermaterialien lassen sich erzeugen indem die stoffliche Zusammensetzung einer Losung eines Polymers oder mehrerer Polymere durch Verdunstung des Losungsmittels verandert wird Die Anderung der Losungszusammensetzung lost eine spinodale Entmischung in eine polymerreiche und eine losungsmittelreiche Phase aus Wird der Losungsmittelanteil des phasenseparierten Gemisches weiter verringert etwa durch fortgesetzte Verdunstung kann sich die polymerreiche Phase durch Verglasung oder Kristallisation verfestigen wahrend aus dem von der losungsmittelreichen Phase eingenommenen Volumen das Porensystem entsteht 33 34 Nichtlosungsmittel induzierte Phasenseparation nonsolvent induced phase separation ubliches Akronym NIPS beinhaltet die Herstellung poroser Polymermembranen durch eine Phasenseparation die beim Mischen einer Losung des Polymers in einem guten Losungsmittel mit einem Uberschuss Nichtlosungsmittel auftritt 35 Die Herstellung anorganischer poroser Glaser beispielsweise durch den VYCOR Prozess beruht auf einer durch Abkuhlen der Schmelze eines homogenen Alkaliborosilikat Ausgangsglases in dessen Mischungslucke ausgelosten spinodalen Entmischung In einem weiteren Kuhlschritt erstarrt das phasenseparierte Gemisch Schliesslich wird eine der gebildeten koexistierenden Phasen durch selektive Extraktion entfernt so dass an deren Stelle Poren entstehen Die Porenmorphologie des erhaltenen porosen Glases hangt unter anderem von der Zusammensetzung des verwendeten Ausgangsglases und der Steuerung der spinodalen Entmischung ab 36 Herstellung funktionaler nanostrukturierter Materialien Bearbeiten Entmischungsprozesse konnen auch zur Herstellung nanostrukturierter funktionaler Materialien eingesetzt werden So wurde Entmischung eingesetzt um nanostrukturierte thermoelektrische Materialien auf Basis des Bleitellurid Bleisulfid Systems herzustellen die niedrige Warmeleitfahigkeiten mit hoher Elektronenmobilitat kombinieren und daher bessere thermoelektrische Eigenschaften aufweisen als reines Bleitellurid 37 Biologische Relevanz Bearbeiten Biologische Zellen organisieren zahlreiche biochemische Prozesse in Zellkompartimenten die nicht durch eine Biomembran von ihrer Umgebung abgegrenzt sind Entmischungsprozesse sind eine Form zellularer Organisation die zur Bildung derartiger nicht biomembranbegrenzter Zellkompartimente im Cytoplasma fuhrt 38 Organellen die aus nicht biomembranbegrenzten Zellkompartimenten bestehen werden als biomolekulares Kondensat bezeichnet 39 Literatur BearbeitenGernot Kostorz Hrsg Phase Transformations in Materials 1 Auflage Wiley 2001 ISBN 3 527 30256 5 doi 10 1002 352760264x Einzelnachweise Bearbeiten a b J B Clarke J W Hastie L H E Kihlborg R Metselaar und M M Thackeray Definitions of terms relating to phase transitions of the solid state IUPAC Recommendations 1994 In Pure and Applied Chemistry Band 66 Nr 3 1994 S 577 594 doi 10 1351 pac199466030577 Kenneth Denbigh The Principles of Chemical Equilibrium With Applications in Chemistry and Chemical Engineering 4 Auflage Cambridge University Press Cambridge 1981 ISBN 0 521 28150 4 doi 10 1017 CBO9781139167604 S 184 Burkhard Lohrengel Thermische Trennverfahren Trennung von Gas Dampf und Flussigkeitsgemischen 3 Auflage Walter de Gruyter 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