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Emil Gansser auch Gansser 7 Oktober 1874 in Bregenz 9 Januar 1941 in Berlin 1 war ein deutscher Sprengstoffchemiker bei Siemens 2 und nationalsozialistischer Politiker Er gehorte zu den erfolgreichsten Spendensammlern fur die fruhe NSDAP im In und Ausland hauptsachlich in der Schweiz Emil Gansser Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Ausbildung und Beruf 1 2 NSDAP 1 3 Agitation gegen Friedrich Ebert 1 4 Mitglied des Reichstags 1 5 Prozesse Krankheit und Tod 2 Weblinks 3 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAusbildung und Beruf Bearbeiten Nach dem Besuch des Eberhard Ludwigs Gymnasiums und des Karls Gymnasiums in Stuttgart sowie der Evangelisch theologischen Seminare Schonthal und Urach studierte Gansser Pharmazie und chemische Technik in Stuttgart sowie Naturwissenschaften und Medizin in Tubingen Bonn und Berlin Anschliessend verpflichtete er sich als Oberapotheker der Landwehr bis 1912 3 war ab 1908 Hilfsarbeiter im chemischen Laboratorium 4 beim Wurttembergischen Medizinalkollegium und von 1911 bis 1919 Hilfsarbeiter im Siemenskonzern in Berlin Siemensstadt Im Weltkrieg betrieb Siemens ein Physikalisch Chemisches Laboratorium das ausschliesslich an geheimen Rustungsauftragen arbeitete und das Gansser leitete Nach Kriegsende wurde es aus Tarnungsgrunden aus dem Konzern ausgegliedert Sachauslagen und Bezuge derweil stillschweigend weiter ausgezahlt 1922 stellte Siemens die Zahlungen ein In der Folge sollte Gansser unentwegt erfolglose Bemuhungen starten auf dem Gerichtsweg seine Forderungen durchzusetzen wobei er sich hoch verschuldete 5 NSDAP Bearbeiten 1921 wurde Gansser Mitglied in der NSDAP 6 1922 vermittelte er zwischen der NSDAP und Karl Burhenne seit 1919 Leiter der sozialpolitischen Abteilung von Siemens 7 und organisierte ein Treffen von Burhenne und Hitler im Marz des Jahres 8 Er arrangierte ebenfalls die Vortrage die Hitler im Dezember 1921 und Mai 1922 im Berliner Nationalklub von 1919 hielt 7 9 Gansser gelang es Spenden von Siemens Borsig und dem Malzkaffee Fabrikanten Richard Franck zu erhalten 6 Zwischen dem 6 April und dem 30 Dezember 1923 hielt sich Gansser mindestens sechsmal in Zurich Winterthur und Basel auf und verschickte dort mehrere Werbebriefe fur die NSDAP an Schweizer Grossburger mit denen er sich auch personlich traf 10 In diesem Jahr gelang es ihm 33 000 Schweizer Franken fur die NSDAP nach Deutschland zu schaffen was wegen der damaligen Inflation der deutschen Wahrung besonders wichtig war 11 Gansser war ein sehr enger Freund Dietrich Eckarts sein Bruder Hans Gansser vertonte Eckarts Gedicht Deutschland erwache das spater zum Schlachtruf der SA und der NSDAP werden sollte Seit 1935 erhielt Gansser fur seine Verdienste von der Reichskanzlei einen monatlichen Ehrensold i H v 600 RM 12 Agitation gegen Friedrich Ebert Bearbeiten Im Juni 1922 loste Gansser einen Skandal aus indem er auf dem Munchner Bahnhofsvorplatz den Reichsprasidenten Friedrich Ebert in dessen Anwesenheit schreiend als Landesverrater bezeichnete Anschliessend griff Ganssers enger Freund Dietrich Eckart als Chefredakteur des Volkischen Beobachters den Vorfall in dieser Zeitung unter dem Titel Er kam sah und siegte auf 13 Ebert verklagte in der Folge Gansser wegen Beleidigung Im Prozess gegen Gansser vor dem Amtsgericht Munchen trat Ebert als Nebenklager auf Schon bei seiner ersten Vernehmung vor Gericht versuchte Gansser seinen Vorwurf des Landesverrates als sachlich gerechtfertigt auszuweisen u a mit Verweis auf Eberts Teilnahme am Munitionsarbeiterstreik von 1918 Um seine Sicht zu bekraftigen beantragte Gansser Ebert Scheidemann Dittmann und Barth als Zeugen zu laden was ihm gestattet wurde Die Vernehmung der genannten Personen erfolgte am 31 Juli 1923 im Reichsprasidentenpalais durch den Amtsgerichtsrat Noel wobei auch Eberts Anwalt Wolfgang Heine sowie Gansser und dessen Anwalt anwesend waren Der Vorwurf des Landesverrats in Verbindung mit dem Streik wurde dort durch Aussage aller Zeugen darunter spater auch Georg Ledebour widerlegt 14 Gansser beantragte in der Folge eine weitere personliche Vernehmung Eberts durch ihn die aber diesmal in Munchen stattfinden sollte Das Gericht gab diesem Antrag statt Es entwickelte sich ein Rechtsstreit um die Rechtmassigkeit dieser Anordnung Heine vertrat die Auffassung Ebert durfe nur in seiner Amtswohnung also in Berlin vernommen werden der aber schnell sein Ende fand als der vorsitzende Richter mit polizeilicher Vorfuhrung oder Ordnungsgeld bzw Ordnungshaft gegen Ebert wegen unentschuldigten Fernbleibens drohte wogegen Heine keine Rechtsmittel einlegen konnte Einer Vernehmung Eberts durch Gansser in Munchen kam allerdings der Hitler Ludendorff Putsch vom 8 9 November 1923 dazwischen aufgrund dessen die politische Lage in Munchen aufs ausserste angespannt war Ebert der von den Nationalsozialisten zum vogelfreien Hochverrater erklart worden war zog am 17 Januar 1924 seinen Strafantrag gegen Gansser zuruck da er befurchten musste in Munchen Opfer eines Anschlags oder agitatorischen Missbrauchs des Prozesses zu werden das Verfahren wurde am 5 Februar eingestellt 15 Am 20 Februar 1924 veroffentlichte Gansser wohl auf Vermittlung von Adolf Stein in der zum Hugenberg Konzern gehorenden Munchen Augsburger Abendzeitung einen als Offener Brief betitelten Artikel in dem er implizit den Vorwurf des Landesverrats wiederholte und Ebert zum Rucktritt aufforderte drei Tage spater erfolgte ein Abdruck in der vom DNVP Mitglied Hans Hottenrott bzw dessen Vertreter Erwin Rothardt gefuhrten Mitteldeutschen Presse unter dem Titel Eine bittere Pille fur Fritze Ebert Wegen des Artikels erfolgte ein erneuter Strafantrag gegen Gansser der sich diesem durch Flucht nach Italien entzog 16 Der Fall Gansser und insbesondere die Rucknahme der Strafanzeige durch Ebert wurden im Wahlkampf zu der Reichstagswahl im Mai 1924 von der deutschnationalen Presse wie der Deutschen Zeitung wiederholt aufgegriffen und als Schuldeingestandnis Eberts sowie als Beweis fur die Dolchstosslegende bewertet 17 Mitglied des Reichstags Bearbeiten In der Reichstagswahl wurde der fluchtige Gansser fur den Wahlkreis 26 Franken in den Reichstag gewahlt wo er die Nationalsozialistische Freiheitspartei vertrat Als Mitglied des Reichstags war er aufgrund von Artikel 37 der Weimarer Reichsverfassung vor einer Verhaftung ohne Zustimmung des Reichstags sicher Im Dezember 1924 war Gansser zusammen mit Stein bei dem Prozess gegen Rothardt wegen Verleumdung im Magdeburger Gerichtssaal als Zuschauer anwesend 18 In diesem Prozess beurteilte das Gericht den Vorwurf des Landesverrats gegen Ebert als gerechtfertigt und sprach Rothardt frei Prozesse Krankheit und Tod Bearbeiten Ganssers Prozesse gegen Siemens verschlangen immer mehr Geld und so wandte er sich Mitte 1935 an Hitler mit der Bitte um finanzielle Hilfe Hitler zeigte sich zunachst wohlwollend und bekundete Gansser sowohl in der Abwicklung seiner Prozesse vielleicht durch einen gewissen Einfluss auf die Firma Siemens als auch durch eine einmalige Zahlung um die dringendsten Schulden 10 000 Reichsmark zu begleichen sowie evtl eine Rente von 500 bis 600 Reichsmark monatlich helfen zu wunschen 19 Im Oktober des Jahres ordnete Hitler die Auszahlung der 10 000 Reichsmark an Gansser aus dem Dispositionsfonds an 20 Im April 1936 verfugte Hitler des Weiteren die Zahlung einer laufenden Unterstutzung auf Widerruf von monatlich 600 Reichsmark die als Ehrensold galt und somit einkommenssteuerfrei und unpfandbar war 21 Als sich im Mai 1936 Gansser erneut an Hitler wandte um um eine einmalige Zuwendung von 15 000 bis 30 000 Reichsmark zur Durchfuhrung eines Erbschaftsprozesses zu bitten wurde dies durch Ministerialrat Hermann von Stutterheim abgelehnt da der Prozess aussichtslos sei und es Gansser an Diskretion mangele Hitler hatte hiervon Kenntnis Der Chef der Reichskanzlei Hans Heinrich Lammers teilte Gansser schriftlich mit Hitler sei nicht bereit uber das bereits Bewilligte hinausgehende finanzielle Zuwendungen an Gansser zu machen und musse es sich im besonderen versagen in die Angelegenheiten die den Gegenstand der schwebenden Prozesse bilden irgendwie einzugreifen 22 Ab 1937 musste Gassner wegen Paralyse ins Krankenhaus 2 Am 26 November 1938 teilte Martin Bormann als Leiter der Parteikanzlei Gansser mit Hitler werde ihm keine weiteren Mittel zur Fuhrung von seinen Prozessen gegen den Siemens Konzern bereitstellen 23 Am 14 Januar 1939 vermerkte Philipp Bouhler Chef der Kanzlei des Fuhrers KdF dass Bormann aus gegebenem Anlass Begleichung der Mietschulden durch die KdF mitgeteilt hatte dass Hitler sich strikt geweigert habe den sich an immer wieder neue Stellen um Zuwendungen wendenden Gansser aus seinen durch die Prozesskosten entstehenden Schulden zu helfen und verwies auf die Gansser bereits gewahrte Unterstutzung in Form der Rente sowie der Ubernahme der Krankenhauskosten 24 Zwischen Marz und April 1939 wurden auf Anordnung Hitlers durch Bormann erneut Ganssers Mietruckstande beglichen sowie eine weitere einmalige Unterstutzung von 10 000 Reichsmark sowie die Weiterzahlung der 600 Reichsmark monatliche Rente bewilligt Bormann bat Lammers darum alle Unterstutzungsgesuche Ganssers oder seiner Beauftragten ihm zuzuleiten 25 Im Juni bat Gansser erneut um ein Vorsprechen bei Hitler was Bormann in Hinblick auf Ganssers schlechten Gesundheitszustand ablehnte und dass es Hitler erneut abgelehnt hatte die Angelegenheit Siemens noch einmal aufzurollen 26 Nach Ganssers Tod veroffentlichte Lammers einen Nachruf im Volkischen Beobachter Nr 17 vom 17 Januar 1941 Weblinks BearbeitenEmil Gansser in der Datenbank der ReichstagsabgeordnetenEinzelnachweise Bearbeiten Lebensdaten nach Martin Schumacher Hg M d R die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus 3 erheblich erweiterte und uberarbeitete Auflage Droste Dusseldorf 1994 S 143 a b Pflegschaft und Nachlassverwaltung Dr Emil Gansser DE 1958 R 43 747 In Archives Portal Europe Abgerufen am 8 November 2013 Hauptstaatsarchiv Stuttgart M 430 5 Bu 682 Staatsarchiv Ludwigsburg E 162 I Nr 286 Hans Gunter Hockerts und Karl Dietrich Erdmann Hg Akten der Reichskanzlei Regierung Hitler 1933 1945 Bd 2 1934 35 Teilbd 2 Juni Dezember 1935 Dokumente Nr 169 286 bearb von Friedrich Hartmannsgruber Oldenbourg Munchen 1999 S 1114 ISBN 3 486 56399 8 a b Hellmuth Auerbach Hitlers politische Lehrjahre und die Munchner Gesellschaft 1919 1923 in Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte Jahrgang 25 1977 Heft 1 PDF 6 7 MB S 31 a b Kurt Gossweiler Kapital Reichswehr und NSDAP 1912 1924 Pahl Rugenstein Koln 1982 S 346 siehe auch S 558 560 Niels H M Albrecht Die Macht einer Verleumdungskampagne antidemokratische Agitationen der Presse und Justiz gegen die Weimarer Republik und ihren ersten Reichsprasidenten Friedrich Ebert vom Badebild bis zum Magdeburger Prozess Universitat Bremen 2002 S 315 Kurt Patzold und Manfred Weissbecker Geschichte der NSDAP 1920 bis 1945 PapyRossa Koln 1998 S 57 ISBN 3 89438 134 5 Gossweiler 1982 S 355 Auerbach 1977 S 32 Albert A Feiber Gutachten uber Max und Maria Wutz Munchen Berlin 2013 S 21 Albrecht 2002 S 245f Albrecht 2002 S 316 318 Albrecht 2002 S 319 322 Albrecht 2002 S 323 325 Albrecht 2002 S 327 332 Albrecht 2002 S 344 Hans Gunter Hockerts und Karl Dietrich Erdmann Hg Akten der Reichskanzlei Regierung Hitler 1933 1945 Bd 2 1934 35 Teilbd 2 Juni Dezember 1935 Dokumente Nr 169 286 bearb von Friedrich Hartmannsgruber Oldenbourg Munchen 1999 S 1116 Hans Gunter Hockerts und Karl Dietrich Erdmann Hg Akten der Reichskanzlei Regierung Hitler 1933 1945 Bd 2 1934 35 Teilbd 2 Juni Dezember 1935 Dokumente Nr 169 286 bearb von Friedrich Hartmannsgruber Oldenbourg Munchen 1999 S 1131 Hans Gunter Hockerts und Karl Dietrich Erdmann Hg Akten der Reichskanzlei Regierung Hitler 1933 1945 Bd 3 1936 bearb von Friedrich Hartmannsgruber Oldenbourg Munchen 2002 S 839 ISBN 3 486 56626 1 Hans Gunter Hockerts und Karl Dietrich Erdmann Hg Akten der Reichskanzlei Regierung Hitler 1933 1945 Bd 3 1936 bearb von Friedrich Hartmannsgruber S 858 Institut fur Zeitgeschichte Hg Akten der Partei Kanzlei der NSDAP Regesten Band 1 Bearb von Helmut Heiber Oldenbourg Munchen und Wien 1983 S 363 ISBN 3 486 49641 7 Akten der Partei Kanzlei der NSDAP Regesten Band 1 1983 S 374 Akten der Partei Kanzlei der NSDAP Regesten Band 1 1983 S 395 Akten der Partei Kanzlei der NSDAP Regesten Band 1 1983 S 417 Normdaten Person GND 129985821 lobid OGND AKS VIAF 50321539 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gansser EmilALTERNATIVNAMEN Gansser EmilKURZBESCHREIBUNG deutscher Sprengstoffchemiker und Politiker NSDAP MdRGEBURTSDATUM 7 Oktober 1874GEBURTSORT BregenzSTERBEDATUM 9 Januar 1941STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Emil Gansser amp oldid 227066825