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Emil Barth 23 April 1879 in Heidelberg 17 Juli 1941 in Berlin war ein deutscher Politiker und Revolutionar Emil Barth 1918Ausweiskarte Nr 1 Emil Barth Mitglied des Vollzugsrats des Arbeiter und Soldatenrats unterschrieben durch Richard Muller und Brutus Molkenbuhr als Vorsitzende des RatesZu einer der umstrittensten Figuren der Revolutionszeit von 1918 19 in Deutschland one of the most controversial figures in the revolutionary period wie ihm A J Ryder bescheinigt hat sich bis dato kein Biograf gefunden die Quellenlage ist dunn Barth avancierte innerhalb weniger Monate vom Revolutionar zum Volksbeauftragten und gehorte somit nach der Abdankung Kaiser Wilhelms II bzw nach der Ausrufung der Republik durch Scheidemann der deutschen provisorischen Regierung dem so genannten Rat der Volksbeauftragten an Die wichtigste Quelle zu Leben und Taten von Barth sind seine eigenen Memoiren die bereits 1919 unter dem Titel Aus der Werkstatt der deutschen Revolution erschienen sind Inhaltsverzeichnis 1 Kindheit und Jugend 2 Politischer Aufstieg 3 Aus der Werkstatt der Revolution 4 Im Rat der Volksbeauftragten 5 Quellen und Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenKindheit und Jugend BearbeitenEmil Barth war Sohn eines Arbeiters und wuchs in der Zeit der Hochindustrialisierung auf Er besuchte die Volksschule und machte anschliessend eine handwerkliche Ausbildung Erst spat mit 19 Jahren hatte er diese abgeschlossen und ging dann dem Klempnerberuf nach Politischer Aufstieg BearbeitenBald entdeckte Barth sein politisches Interesse Matthias Miller zufolge sympathisierte er zunachst mit anarchistischen Gedankengangen Nach den Auskunften seines Sohnes ist er bereits 1904 nach Berlin ubergesiedelt Dort war er ab 1906 bzw 1908 als Mitglied der SPD und des DMV Deutscher Metallarbeiter Verband zum ersten Mal auf der politischen Buhne aufgetaucht Die Tatsache dass er nach Berlin ging zeigt eine gewisse Zielstrebigkeit denn er wollte nicht irgendwo in der Provinz Politik gestalten sondern an der Quelle der Macht in der Hauptstadt des Reiches Zeitweilig scheint er sich in Erfurt aufgehalten zu haben wo er wegen Erregung offentlichen Argernisses vgl Matthias Miller aufgefallen sei Nach Hermann Muller Franken ist Emil Barth in den Jahren 1902 1909 von den Schoffengerichten in Heidelberg Erfurt Berlin I Rixdorf und vom Landgericht Berlin II funfmal zu Gefangnisstrafen verurteilt worden In den Pressepolemiken des Jahres 1919 wurde das Vorstrafenregister Barths sogar Gegenstand offentlicher Erorterung 1914 wurde er dann zum hauptamtlichen Funktionar des DMV gewahlt blieb aber weiterhin ein in der SPD unbekanntes Mitglied Seit Kriegsbeginn stellte er sich entschieden gegen die von seiner Partei und den Gewerkschaften unterstutzte Kriegspolitik des Kaisers Er kritisierte die Kriegseuphorie seiner Genossen und vor allem die Bewilligung der Kriegskredite aufs Scharfste In den ersten Kriegsjahren bildete sich die Bewegung der Revolutionaren Obleute aus oppositionellen Funktionaren der Berliner Metallindustrie zu deren Kreis auch Barth seit 1914 gehort hatte Nach der Grundung der USPD trat er 1917 aus der SPD aus um dann in der USPD die Streikbewegung und die Kriegsgegner um Liebknecht und Ledebour zu unterstutzen Dem Einzug in den Kriegsdienst konnte er durch die Vortauschung eines Nervenleidens entgehen Aus der Werkstatt der Revolution BearbeitenBereits der Titel seiner im Juli 1919 veroffentlichten Schrift Aus der Werkstatt der deutschen Revolution deutet an dass Emil Barth sich einen entscheidenden Anteil an Vorbereitung und Ablauf der Novemberrevolution beimass Hermann Muller Franken uberspitzte es in seinem Buch Die Novemberrevolution in den Worten Dass Barth die Revolution allein inszeniert hat ist fur ihn selbstverstandlich A J Ryder beschreibt Barths Rolle ahnlich Barth who had a lively imagination saw himself as the chief of staff of the coming revolution and set about collecting arms and money In den Mittelpunkt des Revolutionsgeschehens tritt Barth seinen eigenen Angaben zufolge am 9 Februar 1918 bei einer Sitzung der Revolutionaren Obleute von Berlin Richard Muller wurde zum zweiten Mal in den Kriegsdienst eingezogen und drangte deshalb seinen Freund Emil Barth dazu den Vorsitz zu ubernehmen Er ubernahm das Amt des Vorsitzenden nach einer speech full of revolutionary rhetoric vgl Ryder uber seine Vorstellungen und Ziele wie diese illegale Organisation sich zu einem Revolutionskomitee entwickeln sollte Ich bin nur bereit den Vorsitz zu ubernehmen wenn es vorbei ist mit kleinen enggesteckte Ziele verfolgenden Bewegungen wenn Sie geloben mit mir Ihr ganzes Ich selbstlos einzusetzen fur eine ausgesprochen revolutionare Bewegung revolutionar in ihrem Ziele ihrer Organisation und ihren Kampfmitteln Das Ziel ist der proletarische Friede d h der vom Proletariat erzwungene Friede das ist Sozialismus das ist die Diktatur des Proletariats Emil Barth Rede vom 9 Februar 1918 In den folgenden Monaten versuchte Barth durch Reisen und Gesprache im gesamten Reich weitere Genossen fur die Vorbereitung der Revolution zu gewinnen Er lernte fuhrende Unabhangige wie Karl Liebknecht und Georg Ledebour kennen und gewann das Vertrauen seiner Genossen In jener Zeit wurde die Bewegung zunehmend durch Einziehungen Spitzel und Inhaftierungen geschwacht Barth hingegen schrieb von einer der Revolution nur dienlichen weil zunehmenden Erbitterung die durch diese Entwicklungen verursacht wurde Im Sommer 1918 soll Barth Waffen fur seine fur den Ausbruch der Revolution zusammengestellten Stosstrupps besorgt haben Zur genauen Herkunft dieser Waffen schwieg er sich aber aus In der Literatur werden Barth aber Verbindungen zur russischen Botschaft nachgesagt wo er Geld und Waffen erhalten haben soll In Barths Schilderungen uber den weiteren Ablauf der Vorbereitungen bei den Revolutionaren Obleuten uberzeichnet er seine Rolle eindeutig und tragt zu einer Verwischung seiner tatsachlichen Tatigkeiten massgeblich bei Es entsteht ein Bild eines autoritaren Kommandanten der uber ein Netz von Revolutionstruppen herrscht der Kuriere in das gesamte Reich aussendet befiehlt und ausbilden lasst Matthias Miller bescheinigen Barth deshalb schlicht wenig Augenmass Vom Ausbruch der Revolution und den Ereignissen des 9 November 1918 wurden Barth und die Berliner Revolutionaren Obleute eigentlich vollkommen uberrascht Es war Barth seinen Genossen und den Massen des Reiches zwar bewusst dass die Zeit reif war aber man kann nicht davon sprechen dass Emil Barth und sein Revolutionskomitee diese Revolution vom 9 November auch in der Form wie sie stattfand jemals geplant haben Eigentlich wollte Barth seinen eigenen Worten zufolge am 4 November zuschlagen Auf einer entscheidenden Sitzung der Berliner Revolutionaren Obleute und fuhrenden USPD Mitgliedern wie Liebknecht Haase und Dittmann am 2 November stimmten 21 der 40 Obleute gegen eine Massenstreikaktion am Montag dem 4 November da einige Betriebe noch nicht bereit gewesen seien Die geplanten Massenaktionen darunter die Besetzung offentlicher Gebaude u a wurden auf den 11 November verschoben In der Nacht zum 9 November wurden auf Anweisung Barths Flugblatter gedruckt und die Ubernahme der offentlichen Gewalt geplant Als Vorsitzender der Obleute diktierte er seinen Angaben zufolge abermals eine Flut von Anweisungen und einen ganzen Katalog von konkreten Vorgehensweisen Sein Genosse Richard Muller vor seiner Verhaftung Sprecher der Obleute bestritt Barths leitende Rolle am 9 November energisch Er wurdigte zwar Barths Verdienste bei der Waffenbeschaffung sagte aber zum Ablauf des Aufstandes Am Tage des Aufstandes bedurfte es keiner Leitung sie ware auch rein technisch nicht moglich gewesen jeder musste nach eigenem Ermessen wie es die Situation erforderte handeln 1 Dennoch ist davon auszugehen dass der von den Obleuten gemeinsam erarbeitete Aufstandsplan fur den 9 November den Ablauf der Revolution wesentlich beschleunigt hat und unnotiges Blutvergiessen verhinderte 2 Im Rat der Volksbeauftragten Bearbeiten nbsp Emil Barth links im Bild als Mitglied im Rat der Volksbeauftragten vor dem Austritt der USPD Mitglieder Ende Dezember 1918 Rechts neben ihm die weiteren Volksbeauftragten Otto Landsberg MSPD Friedrich Ebert MSPD Hugo Haase USPD Wilhelm Dittmann USPD Philipp Scheidemann MSPD nbsp Reichskongress der Arbeiter und Soldatenrate im preussischen Abgeordnetenhaus in Berlin 16 20 Dezember 1918 Auf der Ministerbank von rechts nach links die Volksbeauftragten Emil Barth Friedrich Ebert Otto Landsberg Philipp ScheidemannNach der Absetzung des Kaisers durch den Kanzler am 9 November musste eine neue Regierung gebildet werden Nach langen Debatten einigten sich USPD und MSPD schliesslich auf eine paritatisch besetzte provisorische sozialistische Revolutionsregierung die aus sechs Volksbeauftragten bestehen sollte Barth war auf Seiten der USPD einer der Verhandlungsfuhrer Der Mitvorsitzende der USPD Georg Ledebour und der fuhrende Reprasentant der Linksradikalen Karl Liebknecht die neben Hugo Haase fur die Revolutionsregierung vorgeschlagen wurden lehnten die Zusammenarbeit mit den Scheidemannern ab Daher wurde Emil Barth der als Vorsitzender der Revolutionaren Obleute grossen Einfluss in den Berliner Grossbetrieben besass neben Wilhelm Dittmann nachnominiert bzw von Hugo Haase vorgeschlagen In einer Versammlung der Arbeiter und Soldatenrate am 10 November im Zirkus Busch in Berlin bei der Barth den Vorsitz ubernahm wurden der Rat der Volksbeauftragten sowie der Vollzugsrat von den insgesamt 3 000 Delegierten als zwei provisorische Regierungselemente bestatigt Der regierungspolitisch unerfahrene Revolutionar Barth schlupfte uber Nacht in die Rolle eines Regierungsmitglieds Nach einer Aufgabenverteilung im Kabinett bekam Barth das Arbeitsgebiet Sozialpolitik zugewiesen Ebenso hatte er die Rolle als Vermittlungsorgan zwischen Vollzugsrat und dem Rat der Volksbeauftragten zu ubernehmen Er empfand diese Doppelbelastung als eine ebenso schwere als undankbare Aufgabe Als Bindeglied zwischen den beiden regierenden Raten bemerkte er fruh dass eine kooperative und effektive Zusammenarbeit im Sinne einer fortschreitenden Revolution hin zu einer sozialistischen Republik schlichtweg nicht moglich war In Regierungsverantwortung konnte sich Barth gegen seine Kollegen nicht behaupten Insbesondere personliche Differenzen mit den SPD Genossen wurden zum Problem Innen krachte es im Rat wie die Protokolle zeigen Nach aussen trug Barth aber alle Entscheidungen mit und wurde seiner verantwortlichen Rolle gerecht Der Spagat zwischen Linksradikalitat und pragmatischer Regierungspolitik in einem demokratisch operierenden Rat konnte nicht gelingen Barth beteuert dass er intern stets 5 zu 1 uberstimmt wurde Dieses Bild des Aussenseiters im Kabinett bestatigen auch die Analysen der Sitzungsprotokolle von Matthias Miller Ebenso zeigen einige Passagen in Barths Buch wie hilflos er nach Argumenten suchte um seine Genossen von seinem Standpunkt zu uberzeugen Schliesslich dachte er bereits am 15 November an Rucktritt Verargerung Enttauschung und Hame auf Seiten seiner linksradikalen Genossen brachte dieses Dilemma mit sich In seiner Zeit als Volksbeauftragter veranderte er sich in Abgrenzung zu kommunistischen Tendenzen in Person von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg Auch Zeitgenossen bemerkten dass seine Radikalitat unter dem Eindruck der Regierungsarbeit abnahm Bei diversen Zwischenfallen wirkte er als ein zahmendes Element demonstrierender Linker Diese Wandlung des radikalen Revolutionars und sein ambivalentes Auftreten kostete ihn Sympathien und Unterstutzung So verliess er aus Protest gegen Eberts Politik am 29 Dezember 1918 den Rat der Volksbeauftragten nach der Niederschlagung der Volksmarinedivision Nach der Teilung der zerstrittenen USPD schloss sich Barth 1921 wieder der SPD an Er trat nur noch selten als Redner fur die SPD auf und arbeitete gelegentlich als Werber fur die sozialdemokratische Buchgemeinschaft Der Bucherkreis Wahrend der nationalsozialistischen Diktatur musste er etliche Verhaftungen uber sich ergehen lassen bis er am 17 Juli 1941 im Alter von 62 Jahren in Berlin verstarb Von den verschiedenen Parteien von links und rechts verfehmt ist es mir ein dringendes Bedurfnis das niederzuschreiben was mir notwendig erscheint um zu verhuten dass ich spater in der Geschichte als Bluthund als Streber oder als Esel behandelt werde Aus der Werkstatt der deutschen Revolution VorwortQuellen und Literatur BearbeitenQuellen Emil Barth Aus der Werkstatt der deutschen Revolution A Hoffmann s Verlag GmbH Berlin 1919 Emil Barth Sozialisierung ihre Notwendigkeit ihre Moglichkeit Selbstverlag Berlin Neukolln 1920 Wilhelm Dittmann Erinnerungen Bearb und eingel von Jurgen Rojahn 3 Bande Campus Verlag Frankfurt Main New York 1995 Richard Muller Vom Kaiserreich zur Republik Band II Geschichte der deutschen Revolution Olle amp Wolter Berlin 1979 Hermann Muller Franken Die Novemberrevolution Erinnerungen Der Bucherkreis Berlin 1928 Literatur K Wrobel Barth Emil In Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung Biographisches Lexikon Dietz Verlag Berlin Ost 1970 S 19 20 Kurt Patzold Barth Emil In Biographisches Lexikon zur deutschen Geschichte Von den Anfangen bis 1945 2 erweiterte Auflage VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1970 S 36 38 A J Ryder The German Revolution of 1918 A Study of German Socialism in War and Revolt University Press Cambridge 1967 Erich Matthias Susanne Miller Die Regierung der Volksbeauftragten 1918 19 Erster Teil Droste Verlag Dusseldorf 1969 Ralf Hoffrogge Richard Muller Der Mann hinter der Novemberrevolution Karl Dietz Verlag Berlin 2008 ISBN 978 3 320 02148 1 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Emil Barth im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Susanne Eckelmann Emil Barth Tabellarischer Lebenslauf im LeMO DHM und HdG Emil Barth im Archiv der sozialen DemokratieAnmerkungen Bearbeiten Richard Muller Vom Kaiserreich zur Republik Band II Geschichte der deutschen Revolution Olle amp Wolter Berlin 1979 S 16 Ralf Hoffrogge Richard Muller Der Mann hinter der Novemberrevolution Karl Dietz Verlag Berlin 2008 S 72 f Normdaten Person GND 11612315X lobid OGND AKS LCCN n2002079829 VIAF 100387681 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Barth EmilKURZBESCHREIBUNG deutscher PolitikerGEBURTSDATUM 23 April 1879GEBURTSORT HeidelbergSTERBEDATUM 17 Juli 1941STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Emil Barth Politiker amp oldid 229251761