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In den Januarstreiks von 1918 im Deutschen Reich forderten uber eine Million Arbeiter bessere Lebensbedingungen bessere Arbeitsbedingungen ein Ende des Ersten Weltkriegs und eine Demokratisierung der Verfassung des Kaiserreichs Der Januarstreik 1918 war der dritte in einer Reihe von Massenstreiks gegen den Weltkrieg und seine Auswirkungen Vorangegangen war im Juni 1916 der Liebknechtstreik ein Protest gegen die Verhaftung des Sozialisten und Kriegsgegners Karl Liebknecht Ein Jahr spater folgte der Aprilstreik auch Brotstreik genannt da sich die Proteste hauptsachlich gegen die unzureichende Lebensmittelversorgung infolge der Rationierung richteten War der Liebknechtstreik noch vorwiegend eine Berliner Erscheinung gewesen hatten die beiden anderen deutlich uberregionale Dimension angenommen Inhaltsverzeichnis 1 Verlauf 2 Siehe auch 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseVerlauf BearbeitenDie Streikwelle in Deutschland folgte unmittelbar auf den Jannerstreik in Osterreich Ungarn der vom 3 bis zum 25 Januar 1918 dauerte Am 25 Januar traten die Arbeiter der Torpedowerkstatt in Kiel in den Streik diese wurden dann durch einen grossflachigen Streik in allen grosseren Kieler Industriebetrieben unterstutzt Der Kieler Streik dauerte bis zum 1 Februar 1918 1 Nach Schatzung des Gouverneurs und Chefs der Marinestation der Ostsee Admiral Gustav Bachmann beteiligten sich 60 000 bis 70 000 Menschen an dem Ausstand 2 Wesentlich fur die Organisation des Januarstreiks in Berlin verantwortlich waren die Revolutionaren Obleute zumeist Angehorige der Unabhangigen Sozialdemokratischen Partei USPD teilweise aus deren linksrevolutionarer Fraktion dem Spartakusbund Die USPD hatte sich 1917 aus Protest gegen die den Krieg billigende Haltung ihrer Herkunftspartei der SPD von dieser abgespalten und sich so von der so genannten Burgfriedenspolitik distanziert Die Obleute waren ahnlich wie der Spartakusbund eine relativ autonome Gruppierung innerhalb der USPD Ihr Anfuhrer Richard Muller der den Vorsitz der Streikleitung im Januar 1918 innehatte bezeichnete die Partei mehrfach als Plattform fur die Aktivitaten seiner Gruppe die im Wesentlichen radikalere Ziele als die Mehrheit der USPD verfolgte Vor allem aber waren die Obleute nicht auf parlamentarische Arbeit sondern auf Streiks hin orientiert Bereits der Aprilstreik und der Liebknechtstreik gingen wesentlich auf ihre organisatorische Vorbereitung zuruck und auch der Berliner Aufstandsplan fur die spatere Novemberrevolution wurde von den Obleuten entworfen 3 Zu Arbeitsniederlegungen hatten der Spartakusbund und ihm nahestehende Metallarbeiter am 28 Januar 1918 aufgerufen 4 entgegen den Absichten der Revolutionaren Obleute welche die Streikvorbereitungen bis zur letzten Minute geheim halten wollten Grunde fur die Streiks waren die Hungersnot eine Desillusionierung uber die weitere Entwicklung des Krieges und die Oktoberrevolution in Russland die bei Marxisten die Hoffnungen auf eine revolutionare Entwicklung auch im Deutschen Reich neu entfachte Die Streiks wurden von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands SPD und den Gewerkschaften nicht unterstutzt Zwar gingen Friedrich Ebert und Phillipp Scheidemann auf Druck der Arbeiterschaft fur die SPD in die Streikleitung wirkten jedoch auf eine Abschwachung der Aktionen hin Ebert erklarte dann im Jahre 1924 in einem Gerichtsprozess er sei nur in die Streikleitung gegangen um die Bewegung zu massigen und moglichst bald einzustellen Wahrend der Streikwelle im Januar 1918 wurden zum ersten Mal in breiterem Umfang Arbeiterrate gewahlt Die Streiks nahmen enorme Ausmasse an allein in Berlin waren mehrere Hunderttausend Streikende beteiligt das offentliche Leben fast lahmgelegt 5 Trotz Versammlungsverbot kam es taglich zu Aufmarschen und Spontandemonstrationen teilweise auch zu Ausschreitungen Die Streiks konnten erst nach mehreren Tagen durch einen Einsatz von Polizei und Militar beendet werden Keine der Streikforderungen wurde erfullt Die Anfuhrer wie zum Beispiel der bayerische USPD Vorsitzende Kurt Eisner der in Munchen den Munitionsarbeiterstreik organisiert hatte wurden verhaftet viele Arbeiter ins Militar eingezogen und an die Front geschickt Dieses Schicksal traf auch den Vorsitzenden der Streikleitung Richard Muller Erst im September 1918 konnte dieser sich vom Militardienst befreien und wieder zu seiner Gruppe stossen De facto wurde Deutschland im letzten Kriegsjahr weniger vom Kaiser oder der offiziellen Regierung gefuhrt sondern von der Obersten Heeresleitung unter den Generalen Ludendorff und von Hindenburg in der Art einer Militardiktatur Erst im Oktober 1918 wurde als der militarische Zusammenbruch nicht mehr zu verbergen war eine parlamentarische Regierung unter Beteiligung der Sozialdemokratie eingesetzt und somit eine der wesentlichen Streikforderungen erfullt Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Stimmung in der Arbeiterschaft jedoch bereits radikalisiert Wenig spater uberrollten die Ereignisse der Novemberrevolution jegliche Vorhaben die zu einer Reform der Monarchie hatten fuhren konnen so sie je ernsthaft erwogen worden war Der Januarstreik gilt als wesentlicher Vorlaufer dieser Revolution viele der im November 1918 spontan entstandenen Arbeiter und Soldatenrate entstanden nach dem Muster des Januarstreiks 1918 Mit der Novemberrevolution sturzte auch die Monarchie der in der Bevolkerung verhasste Krieg wurde durch den Waffenstillstand vom 11 November 1918 beendet Siehe auch BearbeitenBurgfriedenspolitik Stinnes Legien Abkommen Dolchstosslegende Deutsches Kaiserreich JannerstreikLiteratur BearbeitenChaja Boebel Lothar Wentzel Hrsg Streiken gegen den Krieg Die Bedeutung der Massenstreiks in der Metallindustrie vom Januar 1918 VSA Verlag Hamburg 2008 ISBN 978 3 89965 320 5 Ralf Hoffrogge Richard Muller Der Mann hinter der Novemberrevolution Karl Dietz Verlag Berlin 2008 ISBN 978 3 320 02148 1 Joachim Hoffmann Der Januarstreik In Berlin Kalender 1998 Verlag Haude und Spener Edition Luisenstadt 1998 S 42 43 ISBN 3 7759 0417 4 Volker Ullrich Der Januarstreik in Hamburg Kiel und Bremen Eine vergleichende Studie In Zeitschrift des Vereins fur Hamburgische Geschichte 71 1985 1 Weblinks BearbeitenDer Januarstreik 1918 Deutsches Historisches Museum Artikel zum Januarstreik von Nick Brauns Horbeitrag des Deutschlandfunks Ein vergessener Aufstand der Januarstreik 1918 Sendung vom 18 Januar 2008 von Wolfgang Kruse und Bernd UlrichEinzelnachweise Bearbeiten Volker Ullrich Der Januarstreik in Hamburg Kiel und Bremen In ZHG 71 1985 S 59 61 Klaus Franken Hg Admiral Gustav Bachmann Lebenserinnerungen und Tagebuch 1915 Paderborn 2022 Schriften zur Marinegeschichte Band 3 S 869 Ralf Hoffrogge Richard Muller Der Mann hinter der Novemberrevolution Berlin 2008 S 38ff S 63ff LeMO Der Januarstreik 1918 abgerufen am 27 Januar 2018 Vgl Ottokar Luban Die Massenstreiks fur Frieden und Demokratie im ersten Weltkrieg in Boebel Wentzel Streiken gegen den Krieg S 11 27 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Januarstreik amp oldid 232853957