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Elisabeth Vrba 27 Mai 1942 in Hamburg ist eine sudafrikanisch US amerikanische 1 Palaontologin und Professorin fur Geologie und Geophysik an der Yale University in New Haven Connecticut Elisabeth Vrba 2009International bekannt wurde sie 1980 durch eine Fachveroffentlichung im South African Journal of Science 2 In dieser Publikation griff sie in eine seit Anfang der 1970er Jahre gefuhrte Debatte zur Evolutionstheorie zwischen Vertretern des Gradualismus und des Punktualismus zugunsten des Punktualismus ein und formulierte zugleich erstmals die heute allgemein bekannte Hypothese dass Klimaveranderungen vor 2 5 bis 2 Millionen Jahren in Afrika zu einem beschleunigten Artenwandel fuhrten Ihre vor allem durch Studien an fossilen Antilopen gestutzte Hypothese strahlte rasch aus auf die Erforschung der Stammesgeschichte des Menschen da in dieser Epoche dem Ubergang von Pliozan zum Pleistozan in Afrika auch die Gattung Homo aus der Gattung Australopithecus hervorging 3 Gemeinsam mit Stephen Jay Gould entwickelte Elisabeth Vrba 1982 in Abgrenzung zur Adaptation das Konzept der Exaptation 4 Inhaltsverzeichnis 1 Werdegang 2 Forschungsthemen 3 Schriften Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 BelegeWerdegang BearbeitenElisabeth Vrba wurde in Hamburg geboren Sie war zwei Jahre alt als ihre Mutter mit ihr nach Sudwestafrika auswanderte nachdem ihr Vater ein Professor fur Rechtswissenschaften auf See gefallen war In Sudwestafrika lebte bereits eine Schwester ihrer Mutter Dort heiratete ihre Mutter in zweiter Ehe einen Schafzuchter der eine qualifizierte Ausbildung von Madchen als nutzlos empfand Elisabeth konnte dennoch ihren Wunsch durchsetzen eine High School zu besuchen und spater in Sudafrika die Universitat Kapstadt Dort erwarb sie 1964 den Bachelor Grad fur Mathematische Statistik und 1965 fur Zoologie Danach wechselte Vrba fur ein Jahr ans Zoologische Institut der Witwatersrand Universitat in Johannesburg und von 1967 bis 1968 unterrichtete sie High School Schuler des St Alban s College in Pretoria 1967 heiratete sie ihren Mann George Von 1969 bis 1972 arbeitete Elisabeth Vrba zunachst unentgeltlich als Sachverstandige fur das Transvaal Museum in Pretoria Dort hatte dessen langjahriger Leiter Charles Kimberlin Brain 1931 2023 eine grosse Sammlung von Uberresten fossiler Antilopen zusammengetragen die von anhangendem Gestein gereinigt und sortiert werden mussten Im Verlauf ihrer darauf aufbauenden Doktorarbeit erkannte sie dass Antilopen anders als die meisten anderen Wirbeltiere ein markantes Merkmal besitzen aus dem ihre Zugehorigkeit zu einer bestimmten Art abgeleitet werden kann Wahrend mannliche und weibliche Tiere vieler Arten einander beispielsweise anhand ihres Verhaltens ihres Federkleids oder ihrer Fellfarbe erkennen an Merkmalen die nicht fossil uberliefert werden erkennen sich die Angehorigen einer Antilopen Art an der Gestalt ihrer Horner Das Wissen daruber war der Grundstein ihrer ab 1980 formulierten Uberlegungen zu den Mechanismen der Evolution Ihre hierdurch entstandene internationale Bekanntheit fuhrte dazu dass ihr 1982 in Sudafrika der Star Women of the Year Award sinngemass berufstatige Frau des Jahres zuerkannt wurde Von 1973 bis 1986 leitete Vrba die Abteilung fur Palaontologie und Palaoanthropologie des Transvaal Museums 1975 erwarb sie an der Universitat Kapstadt den Doktorgrad im Fachgebiet Zoologie Palaontologie Von 1976 bis 1986 leitete sie Ausgrabungsprojekte an der Australopithecinen Fundstatte von Kromdraai sowie bei Broederstroom in der sudafrikanischen Nordwest Provinz Von 1977 bis 1986 war sie zugleich stellvertretende Direktorin des Museums 1986 wechselte Elisabeth Vrba auf eine Professur fur Geologie und Geophysik der Yale University und unterrichtet seit 1987 zugleich im Fachgebiet Biologie Ebenfalls seit 1987 ist sie als Kuratorin fur Wirbeltier Palaontologie und Osteologie am universitatseigenen Peabody Museum of Natural History tatig Forschungsthemen Bearbeiten nbsp UR 501 Original das zweitalteste bekannte Fossil der Gattung Homo in den Handen von Elisabeth VrbaZunachst publizierte sie 1968 uber Fischschadel Nachdem Elisabeth Vrba 1969 mit der Zuordnung von Antilopen Fossilien zu bestimmten Arten begonnen hatte fiel ihr auf dass die seinerzeit ubliche Definition von evolutionarem Erfolg auf die Antilopen nicht anwendbar war Als erfolgreich galten jene Chronospezies die sich wie die Gnus in besonders viele Nachfolge Arten aufgespalten hatten Vrba stellte demgegenuber fest dass viele Gnu Arten bereits eine Million Jahre nach ihrem ersten Auftreten wieder ausgestorben waren wahrend beispielsweise fossile Verwandte der Impalas vier Millionen Jahre existierten und in dieser Zeit nur wenige Nachfolge Arten aus ihnen hervorgingen Gemeinsam mit einem Kollegen konnte Vrba zudem nachweisen dass auch unter den im Kruger Nationalpark lebenden rezenten Antilopen die evolutionar angeblich weniger erfolgreichen Impalas sehr viel haufiger vorkamen als die Gnus der diversen Arten Zugleich fiel ihr auf dass Gnus spezialisiert sind auf die Graser in trockenen offenen Savannen wahrend Impalas sowohl Savannen als auch bewaldete Flachen besiedeln Hieraus leitete sie ab dass Nahrungsspezialisten empfindlicher auf Klimaanderungen in ihrer Umwelt reagieren als Generalisten und daher einerseits darauf rascher im Sinne eines Artenwandels reagieren konnen andererseits aber auch dem hoheren Risiko des Aussterbens ausgesetzt sind Ihre 1980 im South African Journal of Science publizierten Daten und Uberlegungen trugen der bis dahin international nicht beachteten Forscherin Einladungen zu Fachvortragen an zahlreichen renommierten Universitaten ein u a nach Harvard Oxford und Cambridge Da Elisabeth Vrba inzwischen auch die palaoanthropologische Sammlung des Transvaal Museums und Ausgrabungen in Kromdraai leitete wo Robert Broom 1938 das erste Fossil von Paranthropus robustus entdeckt hatte fielen ihr Parallelen der Entwicklungsgeschichte von Antilopen und Hominini auf Zur gleichen Zeit als sich vor rund 5 Millionen und dann erneut vor 2 5 bis 2 Millionen Jahren die Artenzusammensetzung der Antilopen rasch anderte gab es entscheidende Anderungen in der Artenzusammensetzung bei den Menschenaffen Zunachst trennten sich die Entwicklungslinien der Schimpansen und der Hominini vor 2 5 Millionen Jahren kam es zum Ubergang von den grazilen Australopithecinen zu den robusten Australopithecinen der Gattung Paranthropus und parallel dazu zum Ubergang von den grazilen Australopithecinen zur Gattung Homo Vrba fuhrte diese Veranderungen im Sinne einer adaptiven Radiation auf klimatische Veranderungen in Afrika zuruck dies leitete sie ab aus der Analyse von fossilen Antilopenzahnen deren Beschaffenheit zuvor auf einen Aufenthalt in feuchten Waldgebieten mit weichen Blattern als Nahrung und danach in trockenem Grasland mit weniger weicher Nahrung schliessen liess Palaoklimatologische Analysen bestatigten spater dass die Schliessung der Landbrucke zwischen Nord und Sudamerika zu einer Umlenkung von Meeresstromungen und vor rund 2 5 Millionen Jahren zu einer Abkuhlung in Afrika gefuhrt haben vergl Kanozoisches Eiszeitalter Seinerzeit wurde Afrika trockener und die Regenwaldflachen gingen zuruck Ihre Deutung der Ursachen fur den Artenwandel wurde im englischen Sprachraum bekannt unter der Bezeichnung turn over pulse Hypothese etwa Hypothese uber die Ursachen die den Anstoss zur Veranderung geben 1992 verknupfte sie diese Hypothese mit weiteren okologischen Evolutionsfaktoren zu einer Habitat Theorie der Makroevolution Diese erganzt das Wettbewerbs Paradigma Survival of the Fittest dem zufolge einzelne Arten allmahlich von anderen Arten bis hin zum Aussterben verdrangt werden Der Habitat Theorie zufolge sind es vor allem dramatische Umweltveranderungen die den Anstoss geben sowohl zu einer raschen Anpassung und hierdurch zum raschen Entstehen neuer Arten als auch zu einem raschen Verschwinden bestehender Arten Schriften Auswahl BearbeitenRole of Environmental Stimuli in Hominid Origins In W Henke H Rothe I Tattersall Hrsg Handbook of Palaeoanthropology Vol 3 Phylogeny of Hominines Springer Verlag New York 2006 S 1 41 mit David DeGusta Do species populations really start small New perspectives from the Late Neogene fossil record of African mammals In Philosophical Transactions of the Royal Society Lond B Band 359 2004 S 285 293 JSTOR 4142180 Climate heterochrony and human evolution In Journal of Anthropological Research Band 52 Nr 1 1996 S 1 28 doi 10 1086 jar 52 1 3630234 mit G H Denton T C Partridge L H Burckle Hrsg Paleoclimate and Evolution with emphasis on Human Origins Yale University Press New Haven Connecticut 1995 Mammals as a key to evolutionary theory Plenary Keynote Address 70th Congress of American Society of Mammalogists June 1990 Frostburg Maryland In Journal of Mammalogy Band 73 Nr 1 1992 S 1 28 Environment and evolution alternative causes of the temporal distribution of evolutionary events In South African Journal of Science Band 81 Nr 5 1985 S 229 236 Literatur BearbeitenUlf von Rauchhaupt Auf Du und Du mit dem Gnu In Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 22 November 2009 S 61 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Elisabeth Vrba Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Webseite von Elisabeth Vrba im Fachgebiet Wirbeltier Palaontologie der Yale University Ehemalige Webseite von Elisabeth Vrba am Peabody Museum of Natural History Memento vom 31 Januar 2009 im Internet Archive Elisabeth S Vrba The Pulse That Produced Us Memento vom 7 Marz 2003 im Internet Archive Im Original erschienen in Natural History Nr 5 1993 S 47 51 Ellen Ruppel Shell Waves of Creation Auf discovermagazine com vom 1 Mai 1993 The Emergence of the Human Lineage Memento vom 4 April 2003 im Internet Archive Bericht zu den Hypothesen von Elisabeth Vrba auf cartage org Belege Bearbeiten Artikel Vrba Elisabeth In Elizabeth H Oakes Encyclopedia of World Scientists Infobase Publishing 2007 S 744 Digitalisat Elisabeth S Vrba Evolution species and fossils how does live evolve In South African Journal of Science Band 76 Nr 2 1980 S 61 84 Elisabeth S Vrba The Pulse That Produced Us In Natural History Nr 5 1993 S 47 51 Volltext Memento vom 7 Marz 2003 im Internet Archive Stephen Jay Gould Elisabeth S Vrba Exaptation a missing term in the science of form In Paleobiology Band 8 Nr 1 1982 S 4 15Normdaten Person GND 17298159X lobid OGND AKS LCCN n77004138 VIAF 93322823 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Vrba ElisabethALTERNATIVNAMEN Vrba Elisabet S KURZBESCHREIBUNG sudafrikanisch US amerikanische PalaontologinGEBURTSDATUM 27 Mai 1942GEBURTSORT Hamburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Elisabeth Vrba amp oldid 236426161