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Charles Kimberlin Bob Brain 7 Mai 1931 in Salisbury heute Harare Simbabwe 6 Juni 2023 in Pretoria 1 war ein sudafrikanischer Palaoanthropologe und ab 1985 Honorarprofessor an der Witwatersrand Universitat Von 1968 bis 1991 war er Direktor des Transvaal Museums in Pretoria 2 Brain leitete von 1965 bis Anfang der 1990er Jahre die Ausgrabungen in Swartkrans in deren Verlauf mehrere hundert hominine Fossilien vor allem von Paranthropus robustus und Homo ergaster sowie zahlreiche Tierfossilien und Steinwerkzeuge geborgen wurden 3 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Privates 3 Forschung 4 Ehrungen 5 Schriften Auswahl 6 Literatur 7 Weblinks 8 BelegeLeben BearbeitenBob Brain wie er sich selbst seit der Kindheit nannte oder C K Brain wie er haufig als Autor seiner Publikationen abgekurzt wurde entstammt einer Biologen Familie Sein in England geborener Vater der ebenfalls Charles Kimberlin Brain 1881 1954 hiess war Professor fur Entomologie an der Universitat Stellenbosch und Erstbeschreiber zahlreicher neu entdeckter Arten und Gattungen von Insekten 4 seine Mutter war Botanikerin Brain wuchs im damaligen Sudrhodesien heute Simbabwe auf wo sein Vater zeitweise als Secretary for Agriculture Landwirtschaftsminister und in Bulawayo beim damaligen Nationalmuseum von Sudrhodesien tatig war 5 1947 zog die Familie nach Pretoria wo er drei Jahre lang die Pretoria Boys High School besuchte Anschliessend studierte Brain an der Universitat Kapstadt die Facher Geologie und Zoologie und erwarb dort 1957 den ersten Doktor Grad Doctor of Philosophy im Fach Geologie mit einer Studie uber The Transvaal Ape Man Bearing Cave Deposits die ein Jahr spater vom Transvaal Museum als Memoir No 11 publiziert wurde 1981 erwarb er seinen zweiten Doktor Grad Doctor of Science an der Witwatersrand Universitat fur seine Studien uber das von ihm in Sudafrika gegrundete Fachgebiet der African Cave Taphonomy Afrikanische Hohlen Fossilisationslehre 3 6 Nach dem Erwerb des Bachelor Grads hatte Brain zunachst geplant den Master Grad im Fach Meeresbiologie zu erwerben musste das Studium jedoch aus finanziellen Grunden abbrechen Er arbeitete ubergangsweise in Pretoria als Geologe im Council for Scientific and Industrial Research CSIR kam aber 1954 in professionellen Kontakt mit dem Transvaal Museum das er bereits wahrend der High School Zeit wiederholt besucht hatte weil er die Vogelwelt Sudafrikas kennenlernen wollte Auf Initiative von John T Robinson wurde ihm aufgetragen seine beim CSIR gelernten Fachkenntnisse zur Analyse von Sedimenten auf die Fossilienfundstatten in Hohlen von Transvaal anzuwenden Hintergrund war dass die von Raymond Dart und Robert Broom entdeckten homininen Gattungen Australopithecus und Paranthropus seit den 1920er Jahren zwar international Aufsehen erregt hatten die geologischen Schichten aus denen die Funde stammten waren jedoch auch Mitte der 1950er Jahre noch wenig erforscht und das Alter der Funde war daher umstritten 5 Dank der Unterstutzung durch den britischen Geologen und Palaoanthropologen Kenneth Page Oakley gewahrte die Wenner Gren Foundation for Anthropological Research ihm von 1954 bis 1957 ein Stipendium sodass er sein Auskommen als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Museums hatte und zugleich das Material fur seine erste Doktorarbeit beschaffen konnte Brain wies insbesondere nach dass die unterschiedlichen Schichten aus je unterschiedlichen klimatischen Epochen stammen und unterschiedlich alt sind Zudem fuhrten seine Untersuchungen dazu dass erstmals Steinwerkzeuge gesichert der Gattung Australopithecus zugeordnet werden konnten sowohl in Makapansgat als auch in Sterkfontein Nach dem Auslaufen des Stipendiums wurde ihm die einzige freie Kuratoren Stelle des Transvaal Museums angeboten die des Kurators fur niedere Wirbeltiere sein Vorganger der Herpetologe Vivian FitzSimons war zum Direktor des Museums berufen worden Brain und FitzSimons publizierten in den folgenden Jahren zahlreiche Studien uber Frosche Schlangen und Eidechsen Brain fiel wahrend dieser Zeit auf dass die Verhaltensmuster einiger Reptilienarten in vergleichbarer Weise wie morphologische Merkmale als taxonomische Kriterien fur das Unterscheiden von Arten verwendet werden konnen Bereits 1961 wechselte er jedoch als stellvertretender Direktor an das Nationalmuseum von Sudrhodesien und wurde zugleich Sammlungsleiter fur Zoologie des neu eroffneten QueenVictoria Museum im heutigen Harare 1965 wurde ihm nachdem John T Robinson an die University of Wisconsin Madison gewechselt war von seinem fruheren Vorgesetzten Vivian FitzSimons die freigewordene Stelle des Kurators fur Palaontologie am Transvaal Museum angeboten Er ging zuruck nach Pretoria wurde dort drei Jahre spater zum Direktor des Museums berufen und blieb dies bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1991 5 Privates BearbeitenBob Brain war ab 1955 bis zu ihrem Tod mit seiner Ehefrau der Geologin Laura Kraan verheiratet das Paar hatte vier Kinder 2 Am 6 Juni 2023 verstarb Brain mit 92 Jahren in Pretoria Forschung BearbeitenBereits 1955 hatte Brain die Jagdhypothese von Raymond Dart kennengelernt der zufolge Australopithecus ein gewalttatiger Pradator gewesen ist eine inzwischen widerlegte Annahme die 1961 aber auch von Robert Ardrey in seinem Buch African Genesis aufgegriffen wurde als er die Vorfahren des Homo sapiens als blutrunstige Wesen schilderte In einer kurz vor Brains 70 Geburtstag erschienenen Wurdigung heisst es Darts Interpretation von sudafrikanischen Knochenfunden weckten in Bob den Wunsch das Verhalten der fruhen Hominiden zu verstehen ein Bestreben das spater einen grossen Teil seiner Forschungszeit in Anspruch nahm 5 Als Kurator fur Palaontologie war Brain ab 1965 in der Lage nicht nur die Schichtenfolgen der Fundstatten sondern auch die aus ihnen geborgenen homininen Fossilien zu erforschen in der Uberzeugung dass dies auch zu Erkenntnisse uber das Verhalten der fruhen Vorfahren des Menschen fuhren werde Da ihm die vorhandenen Fossiliensammlungen aus Sterkfontein und Kromdraai fur diesen Zweck bereits ausreichend erschienen bestand sein erstes Ziel darin eine grosse und reprasentative Sammlung fossiler Knochen aus Swartkrans zusammenzustellen Dies gelang ihm auch indem er zunachst sieben Jahre lang die Abraumhalden des Kalkbergbaus durchforstete und spater umfangreiche Ausgrabungen in den Hohlen von Swartkrans durchfuhrte 2 Zugleich nutzte er Methoden der experimentellen Archaologie um Darts Jagdhypothese zu uberprufen die im Kern auf der Entdeckung von grossen Ansammlungen zertrummerter Tierknochen basierte Um nachzuvollziehen wie die sudafrikanischen Nama die Reste ihrer Jagdbeute ablegen liess er zunachst im Umkreis von 15 ihrer Dorfer alle Tierknochen aufsammeln So konnte er belegen dass die Ansammlungen von Tierknochen aus der Nama Jagdbeute mit der Ansammlung von Skelettteilen fossiler Arten vergleichbar waren Zugleich wurde belegt dass sowohl fruher als auch heute nur bestimmte Skelettteile bei der Nahrungsaufnahme durch Menschen oder andere Fleischfresser unzerstort bleiben und daher die grossten Chancen haben zu versteinern Daruber hinaus untersuchte Brain das Fressverhalten verschiedener Raubtiere insbesondere von Geparden die er in Gefangenschaft hielt um Anhaltspunkte fur das Entstehen von Anhaufung fossiler Knochen in Hohlen zu gewinnen Er wies beispielsweise nach dass die Knochen von Primaten empfindlicher fur Beschadigungen durch Kauen sind als die Knochen von gleich schweren Antilopen mit gleichem Korpergewicht Bei erbeuteten Pavianen bleiben daher zwar moglicherweise die Schadel erhalten nicht aber ihre Skelettteile unterhalb des Schadels Von erbeuteten Antilopen bleiben hingegen die meisten Teile ihrer Skelette erhalten Aus seinen Analysen leitete Brain ab dass die grosse Anzahl bestimmter Knochen und das fast vollige Fehlen anderer Knochen in den von Dart ausgewerteten Fossilien Ansammlungen aus Makapansgat anders als von Dart vermutet nicht gesichert auf menschliche Aktivitaten zuruckzufuhren sondern eine Folge der Fossilisationsbedingungen in Hohlen ist Diese Studien gelten heute als Beginn einer neuen palaontologischen Disziplin der Africanischen Hohlen Fossilisationslehre African Cave Taphonomy 5 Ehrungen BearbeitenBrain war Ehrendoktor der Universitat von KwaZulu Natal der Universitat Pretoria der Witwatersrand Universitat und der Universitat Kapstadt 3 Im Jahr 2000 widmete ihm das Bernard Price Institute for Palaeontological Research der University of the Witwatersrand Johannesburg den kompletten 30 Band der Zeitschrift Palaeontologia Africana mit dem Abdruck von Papers presented in tribute to Charles Kimberlin Bob Brain Schriften Auswahl BearbeitenThe Transvaal Ape Man Bearing Cave Deposits Transvaal Museum Memoir No 11 Pretoria 1958 Some Criteria for the Recognition of Bone Collecting Agencies in African Caves Kapitel 7 in Anna K Behrensmeyer und Andrew P Hill Hrsg Fossils in the Making Vertebrate Taphonomy and Paleoecology University of Chicago Press Chicago 1980 S 107 130 Neuauflage 1980 ISBN 978 0 226 04153 7 The Hunters or the Hunted An Introduction to African Cave Taphonomy University of Chicago Press Chicago 1981 ISBN 978 0 226 07089 6 Swartkrans A Cave s Chronicle of Early Man Transvaal Museum Pretoria 1993 Literatur BearbeitenTravis Rayne Pickering Kathy Schick und Nicholas Toth C K Bob Brain and African taphonomy In Evolutionary Anthropology Band 13 Nr 5 2004 S 163 167 doi 10 1002 evan 20027 Travis Rayne Pickering Kathy Diane Schick und Nick Toth Breathing Life Into Fossils Taphonomic Studies in Honor of C K Bob Brain The Stone Age Institute Press Publication Series Bloomington Indiana 2007 ISBN 978 0 9792276 1 5 Weblinks BearbeitenAfrican taphonomy a celebration of the scientific life of C K Bob Brain Gedruckt publiziert in South African Journal of Science Band 100 2004 S 241 242 Belege Bearbeiten Renowned South African palaeontologist Bob Brain dies at 92 Memento vom 9 Juni 2023 im Internet Archive Im Original veroffentlicht am 8 Juni 2023 auf dailymaverick co za a b c Ditsong National Museum of Natural History A Tribute to Dr CK Bob Brain a b c Charles Brain Memento vom 16 Februar 2013 im Internet Archive Im Original publiziert auf whoswho co za S2A3 Biographical Database of Southern African Science Brain Professor Charles Kimberlin a b c d e Bruce S Rubidge Charles Kimberlin Bob Brain a tribute In Palaeontologia Africana Band 36 2000 S 1 9 Volltext Charles Kimberlin Bob Brain Auf journaltaphonomy com zuletzt eingesehen am 13 Juli 2022 Normdaten Person GND 1057715018 lobid OGND AKS LCCN n79141238 VIAF 30825610 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Brain Charles KimberlinALTERNATIVNAMEN Brain C K Brain BobKURZBESCHREIBUNG sudafrikanischer PalaoanthropologeGEBURTSDATUM 7 Mai 1931GEBURTSORT Salisbury heute Harare SimbabweSTERBEDATUM 6 Juni 2023STERBEORT Pretoria Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Charles Kimberlin Brain amp oldid 234497203