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Das Mineral Dutrowit ist ein sehr seltenes Ringsilikat aus der Turmalingruppe mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung Na Fe2 2 5Ti4 0 5 Al3 6 Si6O18 BO3 3 OH 3O 1 4 DutrowitDunnschliff Bild von Dutrowit Dtw braun in linear polarisiertem Licht mit Apatit Ap Biotit Bt Kali Feldspat Kfs Oxy Dravit Odrv und Quarz Qz Roter Kasten entspricht dem Entnahmebereich fur das zur Einkristall Rontgenbeugung verwendete Korn Allgemeines und KlassifikationIMA Nummer 2019 082 1 IMA Symbol Dtw 2 Andere Namen IMA 2019 082 1 3 Chemische Formel Na Fe2 2 5Ti4 0 5 Al3 6 Si6O18 BO3 3 OH 3O 1 4 3 Mineralklasse und ggf Abteilung Silikate und Germanate RingsilikateKristallographische DatenKristallsystem trigonalKristallklasse Symbol 3 mVorlage Kristallklasse Unbekannte KristallklasseRaumgruppe R3m Nr 160 Vorlage Raumgruppe 160Gitterparameter a 15 9864 8 A c 7 2187 4 A 1 4 Formeleinheiten Z 3 1 4 Physikalische EigenschaftenMohsharte geschatzt 7 7 5 4 Dichte g cm3 berechnet 3 203 4 Spaltbarkeit nicht publiziertBruch Tenazitat unregelmassig 4 Farbe braun 4 Strichfarbe hellbraun 4 Transparenz transparent 4 Glanz Glasglanz 4 Radioaktivitat Magnetismus KristalloptikBrechungsindizes nw nicht bestimmtne nicht bestimmtBrechungsindex n berechnet 1 800 4 Optischer Charakter einachsig negativ 4 Pleochroismus dunkelbraun hellbraun 4 Anhand ausserer Kennzeichen ist Dutrowit nicht von anderen dunkelbraunen oder schwarzen Turmalinen zu unterscheiden Er kristallisiert mit trigonaler Symmetrie und bildet dunkelbraune Kristalle von unter einem Millimeter Grosse Im Dunnschliff erscheinen sie dunkelbraun 4 Wie alle Minerale der Turmalingruppe ist Dutrowit pyroelektrisch und piezoelektrisch Die Typlokalitat ist der metamorphe Rhyolith bei Fornovolasco in der Gemeinde Fabbriche di Vergemoli Provinz Lucca in der Toskana Italien 1 4 5 Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Chemismus 4 Kristallstruktur 5 Bildung und Fundorte 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenTitan Ti4 ist lange als Nebenbestandteil vieler Turmaline bekannt und tragt zur Farbe von Turmalin bei So sind z B Ti4 Fe2 Wechselwirkungen verantwortlich fur die gelbe bis braune Farbe eisenarmer Turmaline 6 Turmaline mit 0 2 bis 0 68 apfu Atome pro Formeneinheit Ti4 wurden ab den 1990er Jahren aus verschiedenen Fundorten beschrieben 7 8 9 aber erst 2019 konnte ein Titan Eisen Turmalin vollstandig beschrieben und als neues Mineral anerkannt werden Die Autoren um Cristian Biagioni benannten den neuen Turmalin nach der amerikanischen Mineralogin und Mitglied im Vorstand der Gemological Institute of America GIA Dr Barbara Dutrow in Anerkennung ihrer Forschungsbeitrage zu Turmalinen und ihren Bildungsbedingungen 1 4 10 Erste Synthesen eines Titan haltigen Magnesium Turmalins mit 0 27 apfu Ti4 wurden im Jahr 2022 publiziert 11 Klassifikation BearbeitenIn der strukturellen Klassifikation der International Mineralogical Association IMA gehort Dutrowit zu den Oxy Turmalinen in der Alkali Gruppe wo er das einzige Mineral mit vierwertigen Kationen auf einer Oktaedrisch koordinierten Position ist Da Dutrowit erst 2019 beschrieben worden ist ist er weder in der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch im Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss verzeichnet 12 Auch die von der IMA zuletzt 2009 aktualisierte 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik fuhrt den Dutrowit ebenso wenig auf 13 wie die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana Aufgrund seiner chemischen Zusammensetzung und Struktur kann das Mineral allerdings in den genannten klassischen Systematiken der Klasse der Silikate und Germanate und dort der Abteilung der Ringsilikate zugeordnet werden Die von der Mineraldatenbank Mindat org weitergefuhrte Strunz Klassifikation ordnet den Dutrowit hier weiter in die Unterabteilung Si6O18 12 Sechser Einfachringe mit inselartigen komplexen Anionen wo auch die Turmalingruppe mit der System Nr 9 CK 05 eingeordnet ist vergleiche dazu auch Turmalingruppe der Klassifikation nach Strunz 14 Chemismus BearbeitenDutrowit hat die idealisierte Zusammensetzung X Na Y Fe2 2 5Ti4 0 5 Z Al3 6 T Si6O18 BO3 3 V OH 3 W O 1 4 wobei X Y Z T V und W die Positionen in der Turmalinstruktur sind Die Zusammensetzung des Typmaterials ist X Na0 81Ca0 20K0 01 Y Fe2 1 25Mg0 76Ti4 0 56 Z Al3 4 71Fe3 0 27V3 0 02Mg0 82Fe2 0 18 T Si5 82Al0 18O18 BO3 3 V OH 3 W O2 0 59 OH 0 41 4 Eine etwas altere Publikation weist fur einen titanreichen Turmalin aus der Typlokalitat von Dutrowit folgende Zusammensetzung aus 15 X Na0 76Ca0 21K0 01Sr0 01 Y Fe2 1 66Mg0 45Mn2 0 01V3 0 07Ti4 0 57 Z Al3 4 99Mg1 01 T Si5 88Al0 12O18 BO3 3 V OH 3 W OH Der Titan Einbau in die Turmaline erfolgt uber verschiedene Austauschreaktionen Y Fe Mg 2 0 5 W OH Y Ti4 0 5 W O2 9 Y Z Al Fe 3 W OH Y Z Ti4 W O2 7 Y Z Al3 2 Y Z Ti4 Mg2 7 16 9 Kristallstruktur BearbeitenDutrowit kristallisiert mit trigonaler Symmetrie in der Raumgruppe R3m Raumgruppen Nr 160 Vorlage Raumgruppe 160 mit 3 Formeleinheiten pro Elementarzelle Die Gitterparameter des naturlichen Mischkristalls aus der Typloklaitat sind a 15 9864 8 A c 7 2187 4 A 1 4 Die Kristallstruktur ist die von Turmalin Natrium Na besetzt die von 9 Sauerstoffen umgebene X Position die oktaedrisch koordinierte Y Position ist gemischt besetzt mit Eisen Fe2 und Ti4 besetzt und die ebenfalls oktaedrisch koordinierte Z Position vorwiegend mit Aluminium Al3 Die tetraedrisch koordinierte T Position enthalt Silizium Si4 Die Anionenposition W im Zentrum von drei Y Oktaedern enthalt vorwiegend O2 und die V Position vorwiegend OH 1 4 Bildung und Fundorte BearbeitenExperimentelle Untersuchungen ergaben dass der Titaneinbau in dravitischen Turmalin mit zunehmenden Druck abnimmt 11 Trends in der Variation der Zusammensetzung naturlicher titanreicher Turmaline deuten darauf hin dass der Titaneinbau durch Calcium und Fe3 Gehalte und oxidierende Bedingungen begunstigt wird Entsprechend wurden hohe Titangehalte vor allem in Feruviten 8 sowie bosiitischen 17 oder povondraitischen 7 Turmalinen gemessen Ti Endglieder dieser Turmaline wurden bislang nicht definiert Die Typlokalitat von Dutrowit ist der metamorphe Rhyolith aus der Umgebung von Fornovolasco in der Gemeinde Fabbriche di Vergemoli Provinz Lucca in der Toskana Italien 1 4 5 Er bildete sich beim Abbau von Biotit durch borhaltige spatmagmatische Losungen und tritt hier zusammen mit Quarz Albit Kalifeldspat reliktischen Biotit Annit Hellglimmer Chlorit Klinochlor sowie akzessorisch Apatit Epidot Monazit Rutil Titanit und Zirkon 15 4 Literatur BearbeitenDutrowite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 67 kB abgerufen am 13 August 2022 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dutrowite Sammlung von Bildern Dutrowit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 13 August 2022 Dutrowite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 13 August 2022 englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k Cristian Biagioni Ferdinando Bosi Daniela Mauro Henrik Skogby Andrea Dini and Federica Zaccarini Dutrowite IMA 2019 082 In European Journal of Mineralogie Band 32 2020 doi 10 5194 ejm 32 209 2020 englisch Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 351 kB abgerufen am 2 Marz 2023 a b Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2023 abgerufen am 2 Marz 2023 englisch a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v Cristian Biagioni Ferdinando Bosi Daniela Mauro Henrik Skogby Andrea Dini and Federica Zaccarini Dutrowite Na Fe2 2 5Ti0 5 Al6 Si6O18 BO3 3 OH 3O a new mineral from the Apuan Alps Tuscany Italy the first member of the tourmaline supergroup with Ti as a species forming chemical constituent In European Journal of Mineralogie Band 35 2023 S 81 94 englisch ejm copernicus org PDF 6 5 MB abgerufen am 10 September 2023 a b Fundortliste fur Dutrowit beim Mineralienatlas deutsch und bei Mindat englisch abgerufen am 2 Marz 2023 George R Rossman Chi Ma Brendan M Laurs Yellow dravite from Tanzania In The Journal of Gemmology Band 35 2016 S 190 192 englisch researchgate net PDF 415 kB abgerufen am 2 Marz 2023 a b c d Vladimir Zacek Jirf Fryda Alfred Petrov Jaroslav Hyrsl Tourmalines of the povondraite oxy dravite series from the cap rock of meta evaporite in Alto Chapare Cochabamba Bolivia In Journal of the Czech Geological Society Band 45 Nr 1 2 2000 S 3 12 englisch jgeosci org PDF 1 2 MB abgerufen am 19 Februar 2022 a b Emily D Scribner Lee A Groat Jan Cempirek Mineralogy of Ti bearing Al deficient tourmaline assemblages associated with lamprophyre dikes near the O Grady Batholith Northwest Territories Canada In Journal of Geosciences Band 63 2018 S 123 135 englisch jgeosci org PDF 5 3 MB abgerufen am 2 Marz 2023 a b c Peter Bacik Daniel Ozdin Pavel Uher Martin Chovan Crystal chemistry and evolution of tourmaline in tourmalinites from Zlata Idka Slovakia In Journal of Geosciences Band 67 2022 S 209 222 englisch jgeosci org PDF 7 0 MB abgerufen am 7 Dezember 2022 GIA Staff Dutrowite New Mineral Species of Tourmaline In Gems amp Gemology Gemological Institute of America Inc 2021 abgerufen am 19 Februar 2023 englisch a b Oleg S Vereshchagin Bernd Wunder Ivan A Baksheev Franziska D H Wilke Natalia S Vlasenko Olga V Frank Kamenetskaya Ti4 and Sn4 bearing tourmalines pressure control and comparison of synthetic and natural counterparts In Journal of Geosciences Band 67 2022 S 163 171 englisch jgeosci org PDF 1 6 MB abgerufen am 7 Dezember 2022 Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1 9 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 25 Februar 2023 englisch Dutrowit In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 2 Marz 2023 englisch a b Simone Vezzoni Cristian Biagioni Massimo D Orazio Diego Pieruccioni Yuri Galanti Maurizio Petrelli Giancarlo Molli Evidence of Permian magmatism in the Alpi Apuane metamorphic complex Northern Apennines Italy New hints for the geological evolution of the basement of the Adria plate In Lithos Band 318 2018 S 104 123 englisch arxiv org Preprint Revision 2 PDF 1 9 MB abgerufen am 19 Februar 2023 Milan Novak Radek Skoda Jan Filip Ivo Macek Tomas Vaculovic Compositional trends in tourmaline from intragranitic NYF pegmatites of the Trebic pluton Czech Republic an electron microprobe Mossbauer and LA ICP MS study In The Canadian Mineralogist Band 49 2011 S 359 380 doi 10 3749 canmin 49 1 359 englisch researchgate net PDF 5 4 MB abgerufen am 2 Marz 2023 Tomas Flegr Milan Novak amp Jan Cempirek New occurrence of bosiite in the Recice pegmatite Czech Republic In Conference New Minerals and Mineralogy in the 21th Century International Scientific Symposium Jachymov 2016 2016 englisch researchgate net PDF 315 kB abgerufen am 1 Marz 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dutrowit amp oldid 239001406