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Larnit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Silikate und Germanate mit der chemischen Zusammensetzung b Ca2 SiO4 und damit chemisch gesehen ein Calcium Silikat genauer Dicalciumsilikat LarnitAllgemeines und KlassifikationIMA Symbol Lrn 1 Andere Namen Dicalciumsilikat BelitChemische Formel b Ca2 SiO4 2 Mineralklasse und ggf Abteilung Silikate und Germanate InselsilikateSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana VIII A 05 VIII A 07 030 9 AD 05 51 05 01 01Kristallographische DatenKristallsystem monoklinKristallklasse Symbol monoklin prismatisch 2 mRaumgruppe P21 n Nr 14 Stellung 2 Vorlage Raumgruppe 14 2 2 Gitterparameter a 5 50 A b 6 74 A c 9 30 Ab 94 6 2 Formeleinheiten Z 4 2 Zwillingsbildung polysynthetisch nach 100 3 Physikalische EigenschaftenMohsharte 6 4 Dichte g cm3 gemessen 3 28 bis 3 33 berechnet 3 326 5 Spaltbarkeit unvollkommen nach 010 gut nach 100 5 Farbe weiss bis grau farblos in dunnen Schichten 5 Strichfarbe weiss 4 Transparenz durchsichtig bis durchscheinend 5 Glanz Glasglanz 5 KristalloptikBrechungsindizes na 1 707 6 nb 1 715 6 ng 1 730 6 Doppelbrechung d 0 023 6 Optischer Charakter zweiachsig positivAchsenwinkel 2V 74 berechnet 6 Weitere EigenschaftenChemisches Verhalten wasserloslich in verdunnten Sauren gelatinierendLarnit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem findet sich jedoch meist nur in Form von eingewachsenen unregelmassigen Kornern sowie kornigen bis massigen Mineral Aggregaten Selten entwickelt Larnit auch tafelige Kristalle 7 In reiner Form sowie in dunnen Schichten sind Larnitkristalle farblos und durchsichtig mit einem glasahnlichen Glanz auf den Oberflachen Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterfehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch durchscheinend weiss sein und durch Fremdbeimengungen eine graue Farbe annehmen Als Kunstprodukt mit hydraulischen Eigenschaften ist Larnit auch Belit in der Zementindustrie bekannt 8 Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Chemismus 4 Kristallstruktur 5 Eigenschaften 6 Modifikationen 7 Bildung und Fundorte 8 Literatur 9 Weblinks 10 Siehe auch 11 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte Bearbeiten nbsp Typlokalitat Scawt Hill mit der freiliegende Kontaktzone zwischen Kalkstein und dem daruber liegenden BasaltErstmals entdeckt wurde Larnit am Scawt Hill nahe der Stadt Larne im nordirischen County Antrim Die Erstbeschreibung erfolgte 1929 durch Cecil Edgar Tilley der das Mineral nach dessen Typlokalitat benannte Klassifikation BearbeitenBereits in der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Larnit zur Mineralklasse der Silikate und Germanate und dort zur Abteilung der Inselsilikate Nesosilikate wo er zusammen mit Bredigit und Calcio Olivin die Ca2SiO4 Gruppe mit der System Nr VIII A 05 bildete Im Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser klassischen Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr VIII A 07 30 In der Lapis Systematik entspricht dies der Abteilung Inselsilikate mit SiO4 Gruppen wo Larnit zusammen mit Bredigit Calcio Olivin Flamit und Merwinit eine eigenstandige aber unbenannte Gruppe bildet Stand 2018 4 Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA bis 2009 aktualisierte 9 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Larnit ebenfalls in die Abteilung der Inselsilikate ein Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der moglichen Anwesenheit zusatzlicher Anionen und der Kristallstruktur so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung und seinem Aufbau in der Unterabteilung Inselsilikate ohne zusatzliche Anionen Kationen in oktaedrischer 6 er und gewohnlich grosserer Koordination zu finden ist wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 9 AD 05 bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Larnit in die Klasse der Silikate und Germanate und dort in die Abteilung der Inselsilikatminerale ein Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 51 05 01 innerhalb der Unterabteilung Inselsilikate SiO4 Gruppen nur mit Kationen in gt 6 Koordination zu finden Chemismus BearbeitenDie idealisierte theoretische Zusammensetzung von Larnit Ca2 SiO4 besteht aus 46 54 Calcium Ca 16 31 Silicium Si und 37 16 Sauerstoff O 10 Die chemische Analyse von Mineralproben aus der Typlokalitat Scawt Hill ergab zusatzlich geringe Anteile von Aluminium 1 12 Al2O3 Eisen 0 64 FeO und Magnesium 0 69 MgO und Kohlenstoff 0 82 CO2 was auf eine geringe Verunreinigung der Proben mit dem Mineral Spurrit Ca5 CO3 SiO4 2 11 und Spinell zuruckgefuhrt wird 12 Kristallstruktur BearbeitenLarnit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21 n Raumgruppen Nr 14 Stellung 2 Vorlage Raumgruppe 14 2 mit den Gitterparametern a 5 50 A b 6 74 A c 9 30 A und b 94 6 sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle 2 Die Kristallstruktur von Larnit besteht aus Ca 8 Polyedern die uber gemeinsame Flachen miteinander verbunden sind und Ketten parallel 010 und 101 bilden Diese Ketten werden uber gemeinsam genutzte Kanten mit isolierten SiO4 Tetraedern verknupft Kristallstruktur von Larnit nbsp mit Blickrichtung parallel zur a Achse nbsp mit Blickrichtung parallel zur b Achse nbsp mit Blickrichtung parallel zur c Achse nbsp raumliche Darstellung in der kristallographischen StandardausrichtungFarbtabelle Ca 0 Si 0 OEigenschaften BearbeitenIn Wasser lost sich Larnit langsam unter Bildung von Calciumhydroxid Ca OH 2 Die entstehende Losung ist basisch und farbt entsprechend rotes Lackmuspapier blau Von verdunnter Salzsaure HCl wird das Mineral ohne Schaumbildung leicht zersetzt wobei es sich nicht auflost sondern gelatiniert 13 Modifikationen BearbeitenVon der Verbindung Ca2 SiO4 sind bisher vier temperaturabhangige Modifikationen bekannt 7 von denen zwei als Minerale anerkannt sind Modifikation Kristallsystem Stabilitatsbereich Mineralnamea Ca2 SiO4 orthorhombisch dipyramidal stabil bis 725 C b Ca2 SiO4 monoklin stabil von 725 bis 1450 C Larnitd Ca2 SiO4 orthorhombisch dipyramidal metastabil oberhalb von 750 C g Ca2 SiO4 ditrigonal skalenoedrisch stabil oberhalb von 1450 C Calcio Olivin 14 Der Polymorphismus der Verbindung Ca2 SiO4 wurde erstmals 1882 von Henry Le Chatelier in Portlandzement Klinkern untersucht 14 Bildung und Fundorte BearbeitenAn seiner Typlokalitat am Scawt Hill in Nordirland bildete Larnit sich im Kontaktbereich zwischen Kalk oder Dolomitgestein und intrudierendem Diabas 15 16 Die Gesteine dieser Kontaktzone wurden bereits 1907 von G C Gough beschrieben allerdings war dessen Darstellung Tilley zufolge grosstenteils fehlerhaft Die im Aufsatz von Gough beigefugten Zahlen waren allerdings fur eine Neuinterpretation geeignet Es gibt demnach eine betrachtliche Bandbreite an Gesteinsarten und Mineralen Hauptsachlich handelt es sich dabei um Spurrit Larnit Melilith Gehlenit Merwinit und Spinell 13 Als weitere Begleitminerale dieser Fundstelle werden von anderen Quellen unter anderem noch Perowskit und Wollastonit genannt In den ebenfalls kontaktmetamorphen Mineralisationen von Tokatoka im Kaipara District der Nordinsel Neuseelands traten Hydrogrossular Kilchoanit Rankinit und Scawtit als weitere Begleiter hinzu 5 In der als Hatrurim Formation oder auch Hatrurim Becken bekannten Gesteinsformation im israelischen Teil der Wuste Negev die dem Portlandzement vermischt ist mit bituminosem Kalk Marmor und unreinem Kalkstein ahnelt 17 wurden neben Larnit Spurrit und Melilith unter anderem noch Brownmillerit und Mayenit entdeckt 5 Als seltene Mineralbildung konnte Larnit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden wobei bisher rund 50 Fundorte dokumentiert sind Stand 2019 18 Neben seiner Typlokalitat Scawt Hill fand sich das Mineral in Nordirland in den kontaktmetamorphen Gesteinen der ebenfalls nahe Larne gelegenen Siedlung Ballycraigy sowie in den Basalten Olivin Dolerit bei Carneal nahe Glenoe im County Antrim Des Weiteren kennt man Larnit im Vereinigten Konigreich bisher nur noch aus den Schottischen Highlands Ardnamurchan Isle of Muck und dem Council Argyll and Bute Isle of Mull 19 In Deutschland wurde Larnit bisher nur am Ettringer Bellerberg und im Mayener Grubenfeld Seekante im Landkreis Mayen Koblenz sowie am Emmelberg bei Udersdorf in der Vulkaneifel entdeckt Der bisher einzige bekannte Fundort in Osterreich ist ein Basalt Steinbruch bei Kloch in der Steiermark Weitere Fundorte liegen unter anderem in Danemark Frankreich Gronland Italien Jordanien Kanada Kasachstan Palastina Rumanien Russland Spanien Sudossetien Tansania Turkei Ukraine den Vereinigten Staaten und Zentralafrika 19 Literatur BearbeitenC E Tilley On Larnite calcium orthosilicate a new mineral and its associated minerals from the limestone contact zone of Scawt Hill Co Antrim In Mineralogical Magazine Band 22 Nr 125 1929 S 77 86 doi 10 1180 minmag 1929 022 125 01 englisch rruff info PDF 540 kB abgerufen am 31 Oktober 2019 J F Schairer New mineral names In The American Mineralogist Band 14 1929 S 338 340 englisch rruff info PDF 229 kB abgerufen am 31 Oktober 2019 K Mori R Kiyanagi M Yonemura K Iwase T Sato K Itoh M Sugiyama T Kamiyama T Fukunaga Charge states of Ca atoms in beta dicalcium silicate In Journal of Solid State Chemistry Band 179 Nr 11 2006 S 3286 3294 doi 10 1016 j jssc 2006 06 018 Weblinks BearbeitenMineralienatlas Larnit Wiki Larnite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 31 Oktober 2019 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Larnite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 31 Oktober 2019 englisch Siehe auch BearbeitenListe der MineraleEinzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b c d Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 539 englisch Richard V Gaines H Catherine W Skinner Eugene E Foord Brian Mason Abraham Rosenzweig Dana s New Mineralogy 8 Auflage John Wiley amp Sons New York u a 1997 ISBN 0 471 19310 0 S 1053 a b c Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 a b c d e f g Larnite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 69 kB abgerufen am 31 Oktober 2019 a b c d e Larnite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 1 November 2019 englisch a b Helmut Schrocke Karl Ludwig Weiner Mineralogie Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage de Gruyter Berlin New York 1981 ISBN 3 11 006823 0 S 664 665 Hans Jurgen Rosler Lehrbuch der Mineralogie 4 durchgesehene und erweiterte Auflage Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie VEB Leipzig 1987 ISBN 3 342 00288 3 S 459 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1703 kB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 31 Oktober 2019 englisch David Barthelmy Larnite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 1 November 2019 englisch Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 559 englisch J F Schairer New mineral names In The American Mineralogist Band 14 1929 S 338 340 englisch rruff info PDF 229 kB abgerufen am 1 November 2019 a b C E Tilley On Larnite calcium orthosilicate a new mineral and its associated minerals from the limestone contact zone of Scawt Hill Co Antrim In Mineralogical Magazine Band 22 Nr 125 1929 S 77 86 doi 10 1180 minmag 1929 022 125 01 englisch rruff info PDF 540 kB abgerufen am 31 Oktober 2019 a b A E Zadov V M Gazeev N N Pertsev A G Gurbanov E R Gobechiya N A Yamnova N V Chukanov Discovery and investigation of a natural analog of calcio olivine ϒ Ca2SiO4 In Doklady Earth Sciences 423A Nr 9 2008 S 1431 1434 doi 10 1134 S1028334X08090237 englisch rruff info PDF 144 kB abgerufen am 1 November 2019 William Alexander Deer R A Howie J Zussman Larnite In Disilicates and ring silicates 1986 ISBN 978 1 897799 89 5 S 248 249 Typlokalitat Scawt Hill Larne Co Antrim Ulster Northern Ireland UK In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 1 November 2019 englisch Stefan Schorn und andere Hatrurim Formation In mineralienatlas de Mineralienatlas abgerufen am 1 November 2019 Localities for Larnite In mindat org Hudson 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