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Gehlenit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Silicate und Germanate Es kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Ca2Al 4 AlSiO7 3 und entwickelt meist durchsichtige bis durchscheinende Kristalle von dicktafeligem oder kurzprismatischem Habitus und weisser grauer oder gelblicher Farbe aber auch kornige bis massige Mineral Aggregate GehlenitGehlenit aus dem Fassatal Sudtirol ItalienAllgemeines und KlassifikationIMA Symbol Gh 1 Chemische Formel Ca2Al 4 AlSiO7 Mineralklasse und ggf Abteilung Silikate und GermanateSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana VIII C 02 VIII C 02 015 9 BB 10 55 04 01 02Kristallographische DatenKristallsystem tetragonalKristallklasse Symbol tetragonal skalenoedrisch 4 2m 2 Raumgruppe P4 21m Nr 113 Vorlage Raumgruppe 113 3 Gitterparameter a 7 69 A c 5 07 A 3 Formeleinheiten Z 2 3 Zwillingsbildung nach 100 lamellar nach 001 4 Physikalische EigenschaftenMohsharte 5 bis 6 4 Dichte g cm3 gemessen 3 038 berechnet 3 03 4 Spaltbarkeit deutlich nach 001 undeutlich nach 110 4 Bruch Tenazitat uneben splittrig bis muschelig 4 Farbe farblos braun gelblich grunlichgrauStrichfarbe weiss bis grauweissTransparenz durchsichtig bis undurchsichtigGlanz Glasglanz bis Fettglanz 4 KristalloptikBrechungsindizes nw 1 670 5 ne 1 660 5 Doppelbrechung d 0 010 5 Optischer Charakter einachsig negativGehlenit bildet mit Akermanit eine vollkommene Mischreihe Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Bildung und Fundorte 5 Verwendung 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenErstmals gefunden wurde Gehlenit 1815 am Monte Monzoni im Fassatal in Italien und beschrieben durch Johann Nepomuk von Fuchs der das Mineral nach dem deutschen Chemiker Adolf Ferdinand Gehlen benannt die Typlokalitat befindet sich im Fassatal in der Provinz Trient Italien 6 Klassifikation BearbeitenIn der mittlerweile veralteten aber noch gebrauchlichen 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Gehlenit zur Mineralklasse der Silikate und Germanate und dort zur Abteilung der Gruppensilikate Sorosilikate wo er zusammen mit Akermanit Andremeyerit Barylith Gugiait Hardystonit Jeffreyit Kaliobarylith Melilith Meliphanit und Okayamalith die Melilith Gruppe mit der System Nr VIII C 02 bildete Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA verwendete 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Gehlenit ebenfalls in die Klasse der Silikate und Germanate und dort in die Abteilung der Gruppensilikate Sorosilikate ein Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Art der Silikatgruppenbildung der moglichen Anwesenheit weiterer Anionen und der Koordination der Kationen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung und seinem Aufbau in der Unterabteilung Si2O7 Gruppen ohne nicht tetraedrische Anionen Kationen in tetraedrischer 4 und grosserer Koordination zu finden ist wo es zusammen mit Akermanit Barylith Cebollit Gugiait Hardystonit Jeffreyit Melilith und Okayamalith die Melilith Gruppe mit der System Nr 9 BB 10 bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Gehlenit in die Klasse der Silikate und Germanate dort allerdings in die bereits feiner unterteilte Abteilung der Gruppensilikate Si2O7 Gruppen generell ohne zusatzliche Anionen ein Hier ist er zusammen mit Akermanit Melilith und Okayamalith in der Melilith Gruppe mit der System Nr 55 04 01 innerhalb der Unterabteilung der Gruppensilikate Si2O7 Gruppen generell ohne zusatzliche Anionen und mit Kationen in 8 und niedrigerer Koordination zu finden Kristallstruktur BearbeitenGehlenit kristallisiert tetragonal in der Raumgruppe P4 21m Raumgruppen Nr 113 Vorlage Raumgruppe 113 mit den Gitterparametern a 7 69 A und c 5 07 A sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle 3 Der Aufbau der Kristallstruktur erfolgt durch Gruppen aus schichtartig displaystyle parallel nbsp 100 angeordneten AlSiO7 und AlO4 Tetraedern die durch Ca O Bindungen miteinander verknupft sind wobei Ca gegenuber O in 8 Koordination auftritt Bildung und Fundorte BearbeitenGehlenit kann naturlich in Plutoniten Metamorphiten und Meteoriten vorkommen oder artifiziell durch hochtemperiertes Brennen karbonat haltiger Keramik 7 Hochtemperaturmetamorphose von unreinen Alumosilikat enthaltenden Kalken oder Kontaktmetamorphose von magmatischen Gesteinen mit Karbonaten kann zur Bildung von Gehlenit fuhren Das Mineral wurde auch in chondritischen Meteoriten beschrieben und gehort zu den ersten Kondensationsprodukten des abkuhlenden prasolaren Nebels 8 9 In Calcium Aluminium reichen Einschlussen CAI tritt Gehlenit zusammen mit Grossit Hibonit Spinell und Fassait einem komplexen Klinopyroxen Mischkristall aus Diopsid Kushiroit Davisit und Grossmanit Weltweit konnte Gehlenit bisher Stand 2010 an rund 60 Fundorten nachgewiesen werden so in China Deutschland Iran Israel Italien Japan Mexiko Neuseeland Osterreich Rumanien Russland Schweden Tschechien Uganda Ungarn im Vereinigten Konigreich Grossbritannien und in den Vereinigten Staaten USA Auch im Kometenstaub von Wild 2 konnte Gehlenit nachgewiesen werden 10 Verwendung BearbeitenDa Gehlenit aufgrund seiner guten Kristallinitat relativ einfach mittels Rontgenbeugung zu detektieren ist und unter atmospharischen Druckbedingungen ein sehr eingeschranktes Bildungs bzw Stabilitatsfeld hat kann dieses Mineral sehr gut zur Bestimmung von Brenntemperaturen antiker Keramiken herangezogen werden Dieses Thermometer kann allerdings nur in karbonathaltigen Keramiken eingesetzt werden da eine adaquate Menge an reaktivem Calcium fur die Bildungsreaktion von Gehlenit verfugbar sein muss Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenFriedrich Klockmann Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie Hrsg Paul Ramdohr Hugo Strunz 16 Auflage Enke Stuttgart 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 689 Erstausgabe 1891 Petr Korbel Milan Novak Mineralien Enzyklopadie Dorfler Natur Edition Dorfler im Nebel Verlag Eggolsheim 2002 ISBN 978 3 89555 076 8 S 211 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gehlenite Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Mineralienatlas Gehlenit Wiki Gehlenite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 25 Februar 2019 American Mineralogist Crystal Structure Database Gehlenite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 25 Februar 2019 Einzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 David Barthelmy Gehlenite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 25 Februar 2019 englisch a b c d Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 568 englisch a b c d e f Gehlenite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 67 kB abgerufen am 25 Februar 2019 a b c Gehlenite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 25 Februar 2019 englisch Richard V Gaines H Catherine W Skinner Eugene E Foord Brian Mason Abraham Rosenzweig Dana s New Mineralogy 8 Auflage John Wiley amp Sons New York u a 1997 ISBN 0 471 19310 0 S 1143 1144 C Tschegg Th Ntaflos I Hein 2008 Applied Clay Science Lawrence Grossman Condensation in the primitive solar nebula In Geochemica et Cosmochemica Acta Band 36 Nr 5 1972 S 597 619 doi 10 1016 0016 7037 72 90078 6 englisch Lawrence Grossman Vapor condensed phase processes in the early solar system In Meteoritics amp Planetary Science Band 45 2010 S 7 20 onlinelibrary wiley com PDF 2 0 MB abgerufen am 23 Dezember 2018 Fundortliste fur Gehlenit beim Mineralienatlas und bei Mindat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gehlenit amp oldid 231624950