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Die Melilithgruppe kurz der Melilith ist eine eher selten vorkommende Gruppe von Mineralen aus der Mineralklasse der Silicate und Germanate Sie kristallisieren im tetragonalen Kristallsystem mit der allgemeinen Formel A2B T2O7 wobei A fur Ca Na und Ba stehen kann B fur Mg Al Fe Be B und Zn stehen kann und T fur Si Al und B stehen kann Das klassisch als Melilith bezeichnete Mineral hat dabei die chemische Zusammensetzung Ca Na 2 Mg Al 4 Si2O7 4 und stellt ein Produkt einer luckenlosen Mischkristallreihe mit den Endgliedern Gehlenit Ca2Al AlSiO7 und Akermanit Ca2Mg Si2O7 dar Die Minerale der Melilithgruppe entwickeln meist nur kleine Kristalle im Millimeterbereich mit tafeligem oder kurz bis langsauligem Habitus aber auch kornige bis massige Mineral Aggregate MelilithMelilith im Dunnschliff eines Olivinmelilithits aus dem Hegau gekreuzte PolarisatorenAllgemeines und KlassifikationChemische Formel Ca Na 2 Mg Al 4 Si2O7 Mineralklasse und ggf Abteilung Silicate und GermanateSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Strunz 9 Aufl Dana VIII B 02 9 BB 10 55 04 01 03Kristallographische DatenKristallsystem tetragonalKristallklasse Symbol tetragonal skalenoedrisch 4 2m 1 Raumgruppe P4 21m Nr 113 Vorlage Raumgruppe 113 2 Gitterparameter a 7 83 A c 5 00 A 2 1 Formeleinheiten Z 2 2 1 Physikalische EigenschaftenMohsharte 5 bis 5 5Dichte g cm3 2 9 bis 3Spaltbarkeit deutlich nach 001 undeutlich nach 100 Bruch Tenazitat unebenFarbe farblos weiss grau gelb grunlichbraunStrichfarbe weissTransparenz durchsichtig bis durchscheinendGlanz Glasglanz auf frischem Bruch FettglanzKristalloptikBrechungsindizes nw 1 632 bis 1 669 3 ne 1 626 bis 1 658 3 Doppelbrechung d 0 006 bis 0 011 3 Optischer Charakter einachsig negativ Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Eigenschaften 5 Bildung und Fundorte 6 Bedeutung in der Petrographie 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenErstmals entdeckt wurde Melilith bei Capo di Bove in den Albaner Bergen in Italien 3 Die Erstbeschreibung erfolgte 1796 durch Jean Claude Delametherie 4 der das Mineral in Bezug auf seine oft honiggelbe Farbe nach den griechischen Worten meli fur Honig und lithos fur Stein benannte 1 Klassifikation BearbeitenIn der mittlerweile veralteten aber noch gebrauchlichen 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Melilith zur Mineralklasse der Silikate und Germanate und dort zur Abteilung der Gruppensilikate Sorosilikate wo er als Namensgeber die Melilith Gruppe mit der System Nr VIII B 02 und den weiteren Mitgliedern Akermanit Andremeyerit Barylith Gehlenit Gugiait Hardystonit Jeffreyit Kaliobarylith Meliphanit und Okayamalith bildete Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA verwendete 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Melilith ebenfalls in die Klasse der Silikate und Germanate und dort in die Abteilung der Gruppensilikate Sorosilikate ein Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Art der Silikatgruppenbildung der moglichen Anwesenheit weiterer Anionen und der Koordination der Kationen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung und seinem Aufbau in der Unterabteilung Si2O7 Gruppen ohne nicht tetraedrische Anionen Kationen in tetraedrischer 4 und grosserer Koordination zu finden ist wo es ebenfalls als Namensgeber die Melilith Gruppe mit der System Nr 9 BB 10 und den weiteren Mitgliedern Akermanit Barylith Cebollit Gehlenit Gugiait Hardystonit Jeffreyit und Okayamalith bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Melilith in die Klasse der Silikate und Germanate dort allerdings in die bereits feiner unterteilte Abteilung der Gruppensilikate Si2O7 Gruppen generell ohne zusatzliche Anionen ein Auch hier ist er als Namensgeber der Melilith Gruppe mit der System Nr 55 04 01 und den weiteren Mitgliedern Akermanit Gehlenit und Okayamalith innerhalb der Unterabteilung der Gruppensilikate Si2O7 Gruppen generell ohne zusatzliche Anionen und mit Kationen in 8 und niedrigerer Koordination zu finden Kristallstruktur Bearbeiten nbsp Kristallstruktur der Melilithgruppe Die blauen Tetraeder reprasentieren die Anionen T2O7 die orangen Tetraeder stellen die Positionen der Kationen B dar die gelben Kreise die Position der Kationen A Melilith kristallisiert tetragonal in der Raumgruppe P4 21m Raumgruppen Nr 113 Vorlage Raumgruppe 113 mit den Gitterparametern a 7 83 A und c 5 00 A 2 sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle 1 In der Kristallstruktur bilden die Anionen T2O7 Ebenen mit Tetraederlucken welche durch die Kationen B besetzt werden Die Kationen A nehmen Positionen ober und unterhalb dieser Ebenen ein und verbinden sie miteinander in der dritten Dimension vgl Strukturbild rechts Eigenschaften BearbeitenReiner Melilith ist farblos Meist erscheint er jedoch durch Fremdbeimengungen von weisser bis grauer gelber oder grunlichbrauner Farbe Vor dem Lotrohr ist Melilith nur schwer zu schmelzen Sauren zerstoren ihn allerdings wobei er gelatiniert nbsp Melilith Kristalle mit Pflockstruktur Unter dem Mikroskop erscheint Melilith im Dunnschliff meist in Form langgestreckter rechteckiger Kristalle Da Melilith gegen Umwandlungen sehr anfallig ist werden in den Kristallen oft Zeolithfasern beobachtet die senkrecht von den beiden Basisflachen in das Innere der Kristalle wachsen die sogenannte Pflockstruktur Unter gekreuzten Polarisatoren erscheinen haufig anomale blaue oder braune Interferenzfarben 5 Bildung und Fundorte BearbeitenMelilith bildet sich haufig als Gemengteil in ultrabasischen calciumreichen Vulkaniten wobei er sehr oft in Paragenese mit Perowskit auftritt In Deutschland finden sich derartige Vulkanite etwa im Hegau 6 im Uracher Vulkangebiet 7 am Kaiserstuhl 8 in der Eifel 9 in einigen Vulkanschloten der nordlichen Hessischen Senke 10 sowie in der Heldburger Gangschar 11 Daneben kann Melilith auch metamorph gebildet werden etwa aus regional oder kontaktmetamorph beeinflussten unreinen Kalksteinen 12 Weltweit konnte Melilith bisher Stand 2010 an 130 Fundorten nachgewiesen werden so unter anderem in Algerien in der Antarktis Bolivien Brasilien China Deutschland Frankreich Gronland Israel Italien Jemen Kanada Kasachstan in der Demokratischen Republik Kongo Madagaskar Marokko Mexiko Namibia Norwegen Osterreich Rumanien Russland Schweden Schweiz Tansania Tschechien den USA im Vereinigten Konigreich Grossbritannien sowie im Westjordanland Palastinensische Autonomiegebiete 13 Melilith ist ausserdem ein haufiger Bestandteil sogenannter CAIs Calcium Aluminium reiche Einschlusse in Meteoriten die zu den altesten Materialien unseres Sonnensystems gehoren 14 In Hochofenschlacken bildet Melilith regelmassig ein Hauptgemengteil 15 Bedeutung in der Petrographie BearbeitenDas Vorkommen von Melilith in Magmatiten ist wichtig fur die Klassifikation weil magmatische Gesteine deren Gehalt an Melilith 10 ubersteigt und bei denen zugleich die Menge an Melilith die der Foide ubersteigt nicht mehr mittels des Streckeisendiagramms klassifiziert und benannt werden sondern in eine eigene Gruppe melilithhaltiger Gesteine vulkanisch Melilithite plutonisch Melilitholithe gestellt werden Ist weniger als 10 Melilith vorhanden wird dem nach dem Streckeisendiagramm ermittelten Namen der Namensbestandteil Melilith vorangestellt z B Melilithnephelinit 16 Weiter ist zu beachten dass Melilith zu den mafischen Mineralen gezahlt wird obwohl er ausserlich ein helles Mineral darstellt was bei der Bestimmung des Farbindex eines Gesteins von Bedeutung ist Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenPaul Ramdohr Hugo Strunz Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie 16 Auflage Ferdinand Enke Verlag Stuttgart 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 689 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Melilite Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Mineralienatlas Melilith Wiki Einzelnachweise Bearbeiten a b c d David Barthelmy Melilite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 14 April 2019 englisch a b c American Mineralogist Crystal Structure Database Melilite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 14 April 2019 englisch a b c d Melilite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 14 April 2019 englisch a b Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 568 569 englisch Hans Pichler Cornelia Schmitt riegraf Gesteinsbildende Minerale im Dunnschliff 2 Auflage Enke Stuttgart 1993 ISBN 3 8274 1260 9 S 59 61 Albert Schreiner Hegau und westlicher Bodensee In Sammlung Geologischer Fuhrer 3 Auflage Band 62 Borntraeger Berlin 2008 ISBN 978 3 443 15083 9 S 63 66 69 Wolfgang Roser Jurgen Mauch Der Schwabische Vulkan GO Druck Media Verlag Kirchheim unter Teck 2003 ISBN 3 925589 29 5 S 78 Wolfhard Wimmenauer Geologische Karte von Baden Wurttemberg Erlauterungen zum Blatt Kaiserstuhl 5 vollig neu bearbeitete Auflage Landesamt fur Geologie Rohstoffe und Bergbau Freiburg 2003 DNB 971928606 S 97 98 Josef Frechen Siebengebirge am Rhein Laacher Vulkangebiet Maargebiet der Westeifel In Sammlung Geologischer Fuhrer 2 Auflage Band 56 Borntraeger Berlin 1971 ISBN 3 443 15010 1 S 69 78 Wedepohl K H Der tertiare basaltische Vulkanismus der Hessischen Senke nordlich des Vogelsbergs In Der Aufschluss Sonderband 28 1978 S 162 163 H G Huckenholz C D Werner Die tertiaren Vulkanite der Heldburger Gangschar Bayerisch thuringisches Grabfeld In European Journal of Mineralogy Band 2 Beiheft 2 1990 S 1 42 Walter Ehrenreich Troger Optische Bestimmung der gesteinsbildenden Minerale 2 Auflage Teil 2 Schweizerbart Stuttgart 1969 DNB 458442976 S 130 Fundortliste fur Melilith beim Mineralienatlas und bei Mindat Th Posch H Mutschke Mario Trieloff Th Henning Infrared spectroscopy of calcium aluminium rich inclusions CAIs Analog material of protoplanetary dust In The Astrophysical Journal Band 656 2007 S 615 620 englisch online verfugbar bei iopscience iop org PDF 346 kB abgerufen am 14 April 2019 Rudolf Jubelt Peter Schreiter Gesteinsbestimmungsbuch Dausien Hanau 1972 ISBN 3 7684 6244 7 S 95 R W LeMaitre Hrsg Igneous Rocks A Classification and Glossary of Terms 2 Auflage Cambridge University Press Cambridge 2004 ISBN 0 521 61948 3 S 11 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Melilithgruppe amp oldid 228717563