www.wikidata.de-de.nina.az
Uber die Jahrhunderte gab es starke Veranderungen des bairischen Territoriums vom fruhmittelalterlichen Stammesherzogtum Baiern das mit dem bairischen Sprachgebiet ubereinstimmte bis zum heutigen Freistaat Bayern 1 Im Fruh bzw Hochmittelalter spalteten sich das Herzogtum Karnten das Herzogtum Osterreich das Herzogtum Steiermark und das Fursterzbistum Salzburg ab und das Herzogtum Bayern verlor damit den grosseren Teil des bairischen Sprachraumes Wahrend sich das verbliebene bairische Territorium bis zur staatlichen Vereinigung mit Kurpfalz zu Kurpfalz Bayern 1777 weitgehend auf das altbairische Sprachgebiet im heutigen Ober und Niederbayern und der Oberpfalz beschrankte konnte es sein Gebiet bis zum Wiener Kongress 1815 mehr als verdoppeln Das Konigreich Bayern gewann rund ein Drittel des schwabischen Dialektraumes hinzu Ein grosser Teil des Hohenlohe und Tauberfranken mit seinen ostfrankischen Dialekten fiel dagegen an Wurttemberg und Baden 1946 verlor der Freistaat Bayern die Pfalz mit ihren pfalzischen Dialekten an das neugegrundete Land Rheinland Pfalz Oberdeutsche Mundarten Inhaltsverzeichnis 1 Bairisch 2 Ostfrankisch 3 Schwabisch Alemannisch 4 Hessisch und Thuringisch Obersachsisch 5 Deutschbohmische und deutschmahrische Mundarten 6 Literatur 7 Weblinks 8 AnmerkungenBairisch BearbeitenIn den drei altbayerischen Bezirken Oberbayern Niederbayern und der Oberpfalz sowie in einem Teil des heute zu Oberfranken gehorenden Fichtelgebirges Kreis Wunsiedel und im ostlichen Landkreis Bayreuth werden bairische Mundarten gesprochen Wegen der territorialen Kompaktheit Altbaierns entstanden keine sehr grossen Unterschiede in Wortschatz und Aussprache Quer durch den bairisch osterreichischen Sprachraum der sich vom sachsischen oberen Vogtland Raum Adorf Bad Brambach bis zur Salurner Klause in Sudtirol und vom Arlbergpass bis zum Neusiedler See erstreckt verlaufen drei Hauptabgrenzungen Nordbairisch nordlich der Linie Bayerisch Eisenstein Regensburg Ingolstadt Neuburg an der Donau bis zur Mundung des Lech in die Donau hat sich am meisten Eigenheiten aus dem Mittelhochdeutschen bewahrt Mittelbairisch das als Mehrheitsdialekt gerade uber die meist in Munchen ansassigen Medien weite Verbreitung findet erstreckt sich in einem breiten Gurtel von Friedberg bei Augsburg uber Munchen und Passau sowie in Osterreich uber Salzburg Linz und Wien bis zum Neusiedler See an der Grenze zu Ungarn Speziell in der Landeshauptstadt und deren Umgebung ist die Verwendung des Bairischen aber stark rucklaufig besonders innerhalb der jungeren Generation Sudbairisch wird mit Ausnahme des topographisch zu Tirol neigenden Werdenfelser Landes um Garmisch Partenkirchen sowie im sudlichen bayerischen Inntal heute fast ausschliesslich in Osterreich und Sudtirol gesprochen Ostfrankisch BearbeitenDie in Bayern gesprochenen ostfrankischen Mundarten die im Folgenden Frankisch genannt werden bilden den sudostlichen Zweig der frankischen Dialekte Vom Mittelalter bis zu Napoleons Zeit splitterten sich die Territorien des ehemaligen frankischen Stammesherzogtums ahnlich wie im Schwabischen sehr stark auf Deshalb gibt es hier sehr viele kleine Dialektraume mit teils grossen Unterschieden Zunachst die Abgrenzung Gegenuber dem bairisch osterreichischen Raum bildet die Kreisgrenze Hof Wunsiedel am Fichtelgebirgskamm seit dem Mittelalter die Mundartgrenze zum Oberfrankischen Sie verlauft dann vom Ochsenkopf bis zur Bamberger Schranke nahe Pegnitz auf oberfrankischem Gebiet Dort beginnt ein uber Nurnberg bis zum mittelfrankischen Kreis Weissenburg Dreistammesstein bei Treuchtlingen reichendes und teils 40 km breites Ubergangsgebiet in dem der Wortschatz teils frankisch und teils altbairisch ist die Aussprache aber starker zum Frankischen neigt Rund um den mittelfrankischen Hesselberg wird der schwabische Einfluss unuberhorbar die Stadt Dinkelsbuhl gehort noch zum frankischen Sprachraum mit leichten schwabischen Einflussen 2 In Baden Wurttemberg fallt die schwabisch frankische Sprachgrenze weitgehend mit der Sudgrenze der Region Heilbronn Franken zusammen und nimmt in Altwurttemberg immer mehr schwabische Zuge an obwohl die Sprache vom Wortschatz und grammatischen Besonderheiten z B Diminutivendung lich im Plural her immer noch unverwechselbar frankisch ist Zudem verschiebt sich die Sprachgrenze durch Zuwanderung pro Jahr ca um 1 km zuungunsten des Frankischen Ausnahme von dieser Entwicklung ist nur das nach Wurzburg orientierte Main und Taubertal Westlich von Wertheim Kreuzwertheim bildet auf bayerischem Gebiet der Spessart die Mundartgrenze zum Hessischen Ausser dem Raum Miltenberg Aschaffenburg Bayerischer Untermain neigt in Unterfranken auch Bad Bruckenau zum Hessischen Vom Landkreis Coburg wo Itzgrundisch gesprochen wird bis zum grabfeldisch hennebergischen Sprachraum in der Rhon uberspringt das Ostfrankische die Landesgrenze ins sudthuringische Gebiet hinein Schwabisch Alemannisch BearbeitenZu den schwabisch alemannischen Mundarten gehoren die im Elsass ohne Weissenburg Wissembourg und dem krummen Elsass der Deutschschweiz Sudbaden bis zur Oos Kern und Sudwurttemberg dem grossten Teil Bayerisch Schwabens Vorarlberg und angrenzenden Gebieten Tirols Lechtal und Ausserfern Oberbayerns Lechrain und den oberitalienischen Walsergebieten gesprochenen Dialekte Der bayerische Bezirk Schwaben gehort fast ganzlich zu diesem Sprachraum der sich auf bayerischem Gebiet wie folgt abgrenzt Unter Einschluss von Dinkelsbuhl 3 ostwarts uber das Hesselberggebiet zum Hahnenkamm und zum Dreistammesstein bei Treuchtlingen Von dort westlich von Monheim bis nach Donauworth und entlang des Lechs bis nach Augsburg und von da an in einem Ubergangsfacher zwischen Lech Ammersee und Ammergebirge nach Suden Die interne Abgrenzung zwischen dem Schwabischen und Alemannischen entsprechend der Lautverschiebung i ai verlauft von Isny im Allgau kommend ungefahr sudlich von Kempten bis nach Bad Hindelang Das kleine Walsertal wurde vom Schweizer Wallis aus besiedelt und spricht Hochstalemannisch wahrend der Lindauer Raum mit seinem bodenseealemannischen Dialekt sprachlich einige Gemeinsamkeit mit dem angrenzenden Gebiet Vorarlbergs aufweist In den landlichen Gegenden des Ries Mittel und Oberschwabens sowie im Allgau sind die Dialekte noch sehr lebendig wenn auch einer schleichenden Bajuwarisierung ausgesetzt die aus der Orientierung nach Munchen und der bewussten Abgrenzung zum wurttembergischen Schwaben resultiert In vielen Gegenden wird dagegen mit verschiedenen Aktionen wie zum Beispiel Dialektubungen im Radio dagegen angegangen In der Bezirkshauptstadt Augsburg und in praktisch allen anderen Mittel und Kleinstadten der Region herrscht inzwischen vor allem in den jungeren Generationen ein schwabisch eingefarbtes Hochdeutsch vor Dabei wird das altbairische Element in Augsburg zunehmend starker da Stadt und Umland immer mehr zum Munchener Einzugsbereich gehoren Lediglich der Raum Neu Ulm der historisch teilweise zur Reichsstadt Ulm gehorte ist in vielen Bereichen vollstandig mit der baden wurttembergischen Nachbarregion verflochten und neigt auch sprachlich dorthin Die Bewohner von Bayerisch Schwabens drittgrosster Stadt werden in ihrer Bezirkshauptstadt Augsburg deshalb auch meist fur Wurttemberger gehalten wenn sie Dialekt sprechen Siehe auch AllgauerischHessisch und Thuringisch Obersachsisch BearbeitenIn den ehemals kurmainzischen Gebieten rund um Aschaffenburg Bayerischer Untermain westlich des Spessarts wird Untermainlandisch gesprochen ein sudhessischer Dialekt der alte Dialekt den es in Aschaffenburg fast nur noch in Schriftform gibt ahnelt auf Grund der langen Zugehorigkeit zu den kurmainzischen Gebieten sehr dem Mainzer Dialekt Im sudlichen Landkreis Miltenberg hingegen spricht man das dem Sudrheinfrankischen zugerechnete Odenwaldisch Die einst zum geistlichen Fuldaer Gebiet gehorende Bad Bruckenauer Region spricht Osthessisch bzw eine fuldische Variation des Rhoner Platts Im Raum Ludwigsstadt wird traditionell eine thuringische Mundart gesprochen Siehe auch Dialekte in Hessen Thuringischer DialektDeutschbohmische und deutschmahrische Mundarten BearbeitenDie Deutschbohmen und Deutschmahrer auch Sudetendeutsche werden oft als vierter Stamm Bayerns bezeichnet und brachten ihre Heimatmundarten aus dem heutigen Tschechien mit Nur in geschlossenen Neusiedlungen mit Bewohnern aus der gleichen Ursprungsregion z B Neugablonz bei Kaufbeuren Allgau wurden diese Dialekte noch ein bis zwei Generationen weitergegeben und erloschen langsam Die aus Bohmen Mahren und Schlesien stammenden Vertriebenen waren eine sehr inhomogene Gruppe welche die Dialekte der angrenzenden Sprachregionen des deutschen Sprachraumes verwendete also Bairisch Ostfrankisch hierbei insbesondere Erzgebirgisch und andere auf dem Ostfrankischen basierende Mischdialekte Sachsisch und Schlesisch Literatur BearbeitenEgon Kuhebacher Bearb Tirolischer Sprachatlas Drei Bande Vokalismus Konsonantismus Sprachatlas Deutscher Sprachatlas Regionale Sprachatlanten Hg von Ludwig Erich Schmitt Karl Kurt Klein Reiner Hildebrandt Kurt Rein Bde 3 1 3 N G Elwert Verlag Marburg 1965 1971 Ludwig Zehetner Das bairische Dialektbuch Beck Munchen 1985 ISBN 3 406 30562 8 Eberhard Wagner Das frankische Dialektbuch Beck Munchen 1987 ISBN 3 406 31800 2 Worterbuch von Mittelfranken Eine Bestandsaufnahme aus den Erhebungen des Sprachatlas von Mittelfranken Zusammengestellt von Gunther Schunk Alfred Klepsch Horst Haider Munske Karin Radle und Sibylle Reichel Konigshausen amp Neumann Wurzburg 2000 ISBN 3 8260 1865 6 Ludwig Zehetner Bairisches Deutsch Lexikon der deutschen Sprache in Altbayern Edition Vulpes Regensburg 2005 ISBN 3 9807028 6 3 Manfred Renn und Werner Konig Kleiner Bayerischer Sprachatlas dtv Munchen 2006 ISBN 3 423 03328 2 Eberhard Wagner und Alfred Klepsch Handworterbuch von Bayerisch Franken Dritte unveranderte Auflage Frankischer Tag GmbH Bamberg 2007 ISBN 978 3 936897 52 4 Weblinks Bearbeiten Sprechender Sprachatlas von Bayern mit Tondokumenten aus 70 Orten Sprechender Sprachatlas von Bayerisch Schwaben Unterfrankisches Dialektinstitut an der Universitat Wurzburg Bayerische Dialektworte von A bis Z Memento vom 29 September 2007 im Internet Archive PDF Dokument 645 kB Fragebuch fur die bairischen Mundarten in Osterreich und Sudtirol PDF Datei 392 kB Bayerns Dialekte Online Bayerische Akademie der WissenschaftenAnmerkungen Bearbeiten Die unterschiedlichen Schreibungen gehen auf eine Anordnung Ludwigs I vom 20 Oktober 1825 zuruck Vgl Artikelabschnitt Bairisch und Bayern Dabei ist grundsatzlich aber von einer alteren schwabischen Schicht auszugehen doch konstituiert sich der Dinkelsbuhler Dialekt gerade durch die mundartlichen Interferenzen zwischen allen drei oberdeutschen Grossdialektraumen Zu Mischungsphanomenen und Wechselerscheinungen der drei oberdeutschen Dialekte in diesem Gebiet vgl David Neu Ein Sprecher mehrere Dialekte Code Mixing und Code Switching im tridialektalen Raum um Dinkelsbuhl Hochschulschriften Online der Katholischen Universitat Eichstatt Ingolstadt 6 Februar 2015 abgerufen am 19 Februar 2015 Dabei sind aktuellsten Studien zufolge dynamische Verschiebungsprozesse zu berucksichtigen so dass gerade bei der Ubergangsmundart um Dinkelsbuhl keine allzu schnellen Zuordnungen zu dialektalen Grossraumen getroffen werden konnen vgl David Neu Ein Sprecher mehrere Dialekte Code Mixing und Code Switching im tridialektalen Raum um Dinkelsbuhl Hochschulschriften Online der Katholischen Universitat Eichstatt Ingolstadt 6 Februar 2015 abgerufen am 19 Februar 2015 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dialekte in Bayern amp oldid 236447155