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Hessisch ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Weitere Bedeutungen sind unter Hessisch Begriffsklarung aufgefuhrt Hessisch ist eine Gruppe von deutschen Mundarten die gemass ihrem Anteil an der hochdeutschen Lautverschiebung als mitteldeutsche Mundart gekennzeichnet ist und vorwiegend in Hessen aber auch gebietsweise in Franken Rheinland Pfalz und Westfalen gesprochen werden HessischGesprochen in Hessen Bayern Regierungsbezirk Unterfranken Rheinland Pfalz Rheinhessen und uberwiegend ehemaliges Herzogtum Nassau Nordrhein Westfalen Wittgensteiner Land LinguistischeKlassifikation Indogermanisch GermanischWestgermanischHochdeutschMitteldeutschWestmitteldeutschRheinfrankisch dd dd dd Hessisch dd dd Hessische Dialekte in der Karte der deutschen Mundarten 1908 Hessisch bildet gemeinsam mit dem Pfalzischen einerseits und einem Mischgebiet zwischen Hessisch Pfalzisch Sudfrankisch Badisch und Ostfrankisch im Rhein Main Neckar Raum andererseits das Rheinfrankische Auch Lothringisch wird teilweise zum Rheinfrankischen gezahlt Das Fehlen des Ubergangs von p gt p f Appel fur Apfel kennzeichnet das Rheinfrankische gemeinsam mit dem Moselfrankischen und dem Ripuarischen als westmitteldeutsche Mundart Hessisch im Sinne der traditionellen Mundart ist nicht zu verwechseln mit dem modernen neuhessischen Regiolekt Inhaltsverzeichnis 1 Geografische Verbreitung und Gliederung 2 Sprachliche Beschreibung 2 1 Phonologie 2 2 Lexik 2 3 Grammatik 3 Geschichte 4 Hessische Mundart in Medien und Kultur 4 1 Einfluss der Medien 4 2 Popularkultur 5 Siehe auch 6 Literatur 6 1 Hessische Worterbucher 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeografische Verbreitung und Gliederung BearbeitenDas Verbreitungsgebiet der hessischen Mundarten nimmt das Land Hessen bis auf den aussersten Norden und Nordosten einen Teil von Rheinland Pfalz Westerwald Rheinhessen Taunus Nordrhein Westfalen Wittgensteiner Land und Bayern Bayerischer Untermain ein Man unterscheidet Sudhessisch Frankfurterisch sowie die Mundarten um Wiesbaden Darmstadt und im nordlichen Kreis Gross Gerau Rheinhessisch um Mainz Untermainlandisch um Aschaffenburg Zentral oder Mittelhessisch Rheingauer Platt Taunus an der Lahn Hinterlander Platt im Vogelsberg Wetterau bis zum Spessart Wittgensteiner Platt Wittgensteiner Land Ubergang zwischen Zentral und Nordhessisch Nordhessisch Nordhessen sudlich der Benrather Linie und ohne das Werratal Osthessisch um Fulda Sprachliche Beschreibung BearbeitenPhonologie Bearbeiten Als sprachliche Grenzen gelten die Isoglossen ich hessisch ik niederdeutsch sowie machen hessisch maken niederdeutsch nach Norden zum Niedersachsischen und Westfalischen Pund hessisch Fund thuringisch nach Osten zum Thuringischen Pund hessisch Pfund ostfrankisch sowie Appel hessisch Apfel ostfrankisch nach Osten zum Ostfrankischen was hessisch wat ripuarisch moselfrankisch nach Westen zum Moselfrankischen und fest hessisch fescht pfalzisch zum rheinfrankisch pfalzischen ostfrankischen Mischgebiet nach Suden Wie man an den begrenzenden Isoglossen erkennt unterliegt das Hessische der hochdeutschen Lautverschiebung bezuglich t gt s und k gt ch h den Ubergang p gt f zeigt es jedoch anders als das Ostmitteldeutsche nicht Die Grenze zum niederdeutschen Sprachraum ist durch ein hier raumlich sehr eng begrenztes Isoglossenbundel gekennzeichnet die Benrather Linie die hier anders als westlich und ostlich kaum aufgefachert ist Diese Sprachgrenze beziehungsweise maken machen oder ik ich Linie zwischen niederdeutschen und mitteldeutschen Sprachvarietaten bzw dem Hessischen gehort zwar zum Dialektkontinuum ist aber vermutlich einer der am scharfsten ausgebildeten Ubergangsbereiche im deutschen Sprachraum Im Gegensatz dazu ist die Grenze nach Suden durch besonders weit gefacherte Isoglossen gekennzeichnet und entsprechend unscharf Der Ubergang zum Pfalzischen zum Ostfrankischen und zum Thuringischen ist fliessend Charakteristisch ist die fehlende Unterscheidung zwischen stimmhaftem und stimmlosen s bzw sch sowie in Sud und Mittelhessen zwischen ch einerseits und sch andererseits Tendenziell werden alle diese Laute stimmhaft ausgesprochen so dass phonetisch z B zwischen Kirche und Kirsche oder zwischen weisse und weise kaum ein Unterschied zu horen ist Dies fuhrt auch im Hochdeutschen teilweise zur Hyperkorrektur Kirchbaum statt Kirschbaum Lexik Bearbeiten Das Hessische ist durch Restvorkommen besonders altertumlicher Worter gekennzeichnet deren Wortstamme in anderen Mundarten oder Sprachen kaum noch vorkommen wie idrecken itarucken fur wiederkauen densen dinsen fur mit aller Gewalt an etwas ziehen und ehren ahren fur ackern pflugen Der hessische Wortschatz wird von drei mehrbandigen Worterbuchern dokumentiert dem Sudhessischen Worterbuch abgeschlossen 6 Bande dem Hessen Nassauischen Volksworterbuch in Arbeit und dem Frankfurter Worterbuch abgeschlossen 6 Bande Aus dem 19 Jahrhundert stammt A G E Vilmars Idiotikon von Kurhessen Marburg Leipzig 1868 und Hermann von Pfisters Mundartliche und stammheitliche Nachtrage zu A F C Vilmar s Idiotikon von Hessen Marburg 1886 Grammatik Bearbeiten Sudlich des Mains fehlt das Prateritum Vergangenheitsform und wird durch das Perfekt vollendete Gegenwart ersetzt 1 nordlich des Mains sind Prateritalformen hingegen ublich 2 Im Suden heisst es fur standarddeutsch ich kam also ich bin kumme im Norden dagegen ich kam Ein zweiter wichtiger allerdings gemeindeutscher Unterschied zur Standardsprache besteht im Ersatz des Genitivs durch prapositionale und dativische Umschreibungen 3 An Stelle von Georgs Buch heisst es daher des Buch vum Schorsch oder em Schorsch soi Buch 4 Die hessische Syntax wurde in den 2010er Jahren an der Philipps Universitat Marburg im Rahmen des Projekts SyHD Syntax hessischer Dialekte untersucht 5 Geschichte BearbeitenUber Veranderungen der hessischen Mundart in Lautstand Wortschatz und geographischer Verbreitung in fruheren Zeiten kann wegen fehlender mundartlicher Aufzeichnungen vor der Neuzeit wenig Direktes gesagt werden Indirekt kann freilich mittels der Auspragung der regionalen Kanzleisprache sowie dank der darin enthaltenen Hyperkorrekturen aber auch mittels der Dialektgeographie die mittelalterliche Sprachgeschichte wenigstens teilweise erschlossen werden Ein indirektes historisches Zeugnis des Hessischen ist auch die Dichtung von Johann Wolfgang von Goethe denn vielen der von ihm verwendeten Reimpaare liegt die hessische Aussprache zugrunde z B schon gehn neigen reichen versuchend Tugend usw 6 In hessischsprachigen Gebieten hat man schon sehr fruh begonnen die Kinder nur in hochdeutscher Aussprache zu erziehen um es den Kindern in der Schule leichter zu machen Massgeblich war hier die ausschliessliche Verwendung des Hochdeutschen in der Schule bereits im 19 Jahrhundert insbesondere in den nach 1866 von Preussen annektierten Gebieten Die Kinder waren sozusagen zweisprachig bilingue was nicht zum Nachteil geriet In den stadtischen Ballungsraumen ist der Dialekt nahezu erloschen Die wirklich hessische Mundart wird heute noch in den Dorfern von meist alteren Bewohnern gesprochen Die heutige Umgangssprache Hessens ist verbreitet ein mundartlich gefarbtes Hochdeutsch die alltagssprachlich ebenfalls als Hessisch bezeichnet wird Der sprachwissenschaftliche Ausdruck fur den von manchen Bevolkerungsgruppen in Teilen des sudlichen mittleren Hessen gesprochenen neuhessischen Regiolekt ist Rhein Main Regiolekt 7 Hessische Mundart in Medien und Kultur BearbeitenEinfluss der Medien Bearbeiten Besonders stark zu der verbreiteten Annahme die Dialekte Sudhessens seien das Hessische schlechthin als Fernsehhessisch bekannt hat wohl u a die ausgepragte humoristische Tradition Sudhessens in den Medien s u beigetragen Zur besseren Identifikation des Sudhessischen wird daher mehr und mehr der Ausdruck Abbelwoihessisch Apfelweinhessisch benutzt In der Vergangenheit entwickelte sich ungeachtet der Darmstadter Lokalposse Datterich von Ernst Elias Niebergall siehe Link unten Hessische Spielgemeinschaft im 19 Jahrhundert oder des Mainzer Mundartstucks Der frohliche Weinberg von Carl Zuckmayer diese an Fastnacht im Volkstheater z B im Frankfurter Volkstheater von Liesel Christ und Lia Wohr und in der Dialektliteratur z B Friedrich und Adolf Stoltze Popularkultur Bearbeiten In Frankfurt gibt es seit 1995 mit REZI BABBEL dem Frankfurter Mundart Rezitations Theater Mundartprogramme rund um Friedrich Stoltze 1816 1891 und andere Mundartdichter des 19 Jahrhunderts Es gibt mittelhessische Mundartgruppen wie die Gruppe Odermennig Hessisches Hinterland im Landkreis Marburg Biedenkopf die Gruppen Faagmeel und KORK Landkreis Giessen und die Gruppe Ulmtaler Lahn Dill Kreis Deren Texte Lieder und Stucke entsprechen weitestgehend noch den regionalen Basisdialekten Mittel und Oberhessens Mittlerweile sind auch mehrere Asterix Bande und ein Band der Schlumpfe Die Schlumpp uff Hessisch Blauschlumpp unn Schwazzschlumpp auf Hessisch erschienen Siehe auch BearbeitenHinterlander Platt Rhoner Platt Wittgensteiner PlattLiteratur BearbeitenMagnus Breder Birkenes Jurg Fleischer Zentral Nord und Osthessisch In Joachim Herrgen Jurgen Erich Schmidt Sprache und Raum Ein internationales Handbuch der Sprachvariation Band 4 Deutsch Handbucher zur Sprach und Kommunikationswissenschaft Band 30 4 De Gruyter Mouton Berlin Boston 2019 ISBN 978 3 11 018003 9 S 435 478 Martin Durrell Winifred V Davies Hessian In Charles V J Russ Hrsg The Dialects of Modern German A Linguistic Survey Routledge London 1990 ISBN 0 415 00308 3 S 210 240 Hans Friebertshauser Sprache und Geschichte des nordwestlichen Althessen Deutsche Dialektgeographie DDG Bd 46 ZDB ID 504227 6 Elwert Marburg 1961 Hans Friebertshauser Das hessische Dialektbuch Verlag C H Beck Munchen 1987 ISBN 3 406 32317 0 Hans Friebertshauser Kleines hessisches Worterbuch Verlag C H Beck Munchen 1990 ISBN 3 406 34192 6 Hans Friebertshauser Die Mundarten in Hessen Regionalkultur im Umbruch des 20 Jahrhunderts Husum Husum 2004 ISBN 3 89876 089 8 R udolf E Keller Darmstadt In German Dialects Phonology amp Morphology with selected texts Manchester University Press Manchester 1961 S 161 199 Werner Konig dtv Atlas zur deutschen Sprache Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 1978 ISBN 3 423 03025 9 Zahlreiche Neuauflagen Peter Wiesinger Phonetisch phonologische Untersuchungen zur Vokalentwicklung in den deutschen Dialekten Band 1 und 2 Walter de Gruyter Berlin 1970 Studia Linguistica Germanica 2 Hedwig Witte Hessisch wie es nicht im Worterbuch steht Societats Verlag Frankfurt 1971 ISBN 3 7973 0206 1 Hessische Worterbucher Bearbeiten Wolfgang Bruckner Frankfurter Worterbuch Aufgrund des von Johann Joseph Oppel und Hans Ludwig Rauh gesammelten Materials herausgegeben im Auftrag der Frankfurter Historischen Kommission in Verbindung mit dem Institut fur Volkskunde Institut fur Kulturanthropologie und Europaische Ethnologie der Johann Wolfgang Goethe Universitat Frankfurt am Main Verlag Waldemar Kramer Frankfurt am Main 1988 ISBN 3 7829 0360 9 Hessen Nassauisches Volksworterbuch Aus den von Ferdinand Wrede angelegten und verwalteten Sammlungen ausgewahlt und bearbeitet von Luise Berthold Hans Friebertshauser Heinrich J Dingeldein und Alexander Werth Marburg 1927ff Sudhessisches Worterbuch Begrundet von Friedrich Maurer Nach den Vorarbeiten von Friedrich Maurer Friedrich Stroh und Rudolf Mulch bearbeitet von Rudolf Mulch und Roland Mulch 6 Bande Marburg spater Darmstadt 1965 2010 Online Weblinks BearbeitenDialekte in Hessen inkl Sprachproben Archiviert vom Original am 27 Februar 2005 abgerufen am 2 Dezember 2011 Frankfurterisch Zum Frankfurter Stadtdialekt Webseite von Carsten Keil Beschreibung Hessen Nassauisches Worterbuch In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Beschreibung Sudhessisches Worterbuch In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Syntax hessischer Dialekte SyHD ein abgeschlossenes Projekt der Philipps Universitat Marburg unter der Leitung von Jurg Fleischer Alexandra N Lenz und Helmut Weiss Sud Hessisch im Dialektatlas der Deutschen Welle MP3 15 Minuten Einzelnachweise Bearbeiten Friebertshauser Seite 91 Flexion des Verbs Prateritumschwund Syntax hessischer Dialekte Prateritum Perfekt Distribution Friebertshauser Seite 86 Flexion des Substantivs Kasus Syntax hessischer Dialekte Adnominale Possession Syntax hessischer Dialekte SyHD Helmut Fritz Ei horsche se mal Deutschlandradio Kultur 5 August 2005 abgerufen am 11 Januar 2015 Lars Vorberger Regionalsprache in Hessen Eine Untersuchung zu Sprachvariation und Sprachwandel im mittleren Hessen Zeitschrift fur Dialektologie und Linguistik Beiheft Band 178 Stuttgart 2019 ISBN 978 3 515 12363 1 Normdaten Sachbegriff GND 4034856 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hessische Dialekte amp oldid 232551824