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Der Begriff Dachbodenorgel gelegentlich auch Tonhallenorgel bezeichnet eine besondere Aufstellungsform von Pfeifenorgeln in einer eigens dafur errichteten Kammer uber dem Raum welchen sie beschallen sollen Dachbodenorgel in Kronburg mit Blindprospekt und Schalloffnungen Inhaltsverzeichnis 1 Aufstellungsprinzip und Abgrenzung 2 Nachwirkung 3 Erhaltene Dachbodenorgeln in Deutschland 4 Ehemalige Dachbodenorgeln in Deutschland 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseAufstellungsprinzip und Abgrenzung Bearbeiten nbsp Schematische Skizze einer typischen Kirche mit Dachbodenorgel unten vergrosserte Darstellung nbsp Aussenansicht der Orgelkammer in Kastel Saarland Im hinteren Bereich erkennt man die zur besseren Schallreflexion abgeschragte Decke Die Orgelkammer ist heute leerDachbodenorgeln sind nahezu ausschliesslich in der Phase der Spatromantik im Orgelbau zu Beginn des 20 Jahrhunderts errichtet worden Der Unterschied zu gewohnlichen Fernwerken welche ebenfalls in dieser Zeit sehr beliebt waren besteht darin dass sich Dachbodenorgeln ganzlich oberhalb der Kirchendecke befinden wahrend bei Fernwerken nur ein Teilwerk der Orgel uber der Decke Aufstellung findet um einen Echo Effekt zu erzielen Der Schallaustritt erfolgt uber einen Durchbruch in der Kirchendecke oft mit einem Gitter kunstvoll verziert In den Schallaustritt sind in der Regel auch Schwelljalousien eingebaut wodurch die gesamte Orgel schwellbar ist Aufgrund der zusatzlich schallisolierenden Kirchendecke ist die Schwellwirkung tendenziell intensiver als bei herkommlichen Schwellwerken weshalb die dynamische Bandbreite bei Dachbodenorgeln grosser ist als bei vergleichbaren Instrumenten die sich im selben Raum befinden Dieser Effekt kann noch verstarkt werden wenn innerhalb der Orgelkammer ein Manual als weiteres Schwellwerk ausgebaut ist Durch diese gestaffelte Schwellwirkung lasst sich die Lautstarke selbst bei vollem Werk auf ein Minimum reduzieren und stufenlos regeln Der ausschlaggebende Vorteil einer Dachbodenorgel bestand darin dass selbst bei beengten Emporenverhaltnissen verhaltnismassig grosse romantische Orgeln mit zahlreichen Registern in der 8 Lage realisiert werden konnten Dachbodenorgeln finden sich nahezu ausnahmslos in kleinen bis mittelgrossen katholischen Dorf oder Klosterkirchen im sud und westdeutschen Raum welche nicht selten mit einer Doppelempore ausgestattet sind Mit der konventionellen Aufstellung einer Orgel auf der Empore oder in der Brustung waren dort jeweils nur kleinere Instrumente moglich gewesen Daruber hinaus ist eine gewisse Haufung von Dachbodenorgeln in der ostlichen Bodenseeregion entlang der heutigen Landesgrenzen von Baden Wurttemberg und Bayern festzustellen Hier war die Firma Gebr Spath aus Ennetach der haufigste Hersteller von Dachbodenorgeln 1 Des Weiteren entsprach die grosse Bandbreite der Dynamik und der Einsatz eines Generalschwellers der in Deutschland zu Beginn des 20 Jahrhunderts vorherrschenden Vorstellung einer spatromantischen Orgel Ein Nachteil dieser Aufstellungsform ist dass diese optisch kaum mehr als Orgeln zu erkennen sind Bis auf den Spieltisch und die Schalloffnungen in der Decke weist nichts auf die Existenz einer Pfeifenorgel hin In manchen Fallen findet man auch einen Blindprospekt aus stummen Orgelpfeifen auf der Empore wie beispielsweise in Kronburg wo das Gehause der Vorgangerorgel erhalten blieb Nachwirkung BearbeitenAufgrund der fortschreitenden Orgelbewegung in der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts entsprachen viele Dachbodenorgeln nicht mehr den neuen Klangvorstellungen und wurden oft vernachlassigt und ersetzt In einigen Fallen wurden die Dachbodenorgeln spater auf die Emporen versetzt so geschehen in Kastel oder Wachstedt In anderen Fallen wie etwa in Bosenreutin und Kronburg wurde nur der Spieltisch entsorgt und eine kleine Pfeifen bzw Digitalorgel als Ersatz auf der Empore beschafft Da das Pfeifenwerk in der Orgelkammer in diesen Fallen nicht angetastet wurde war es z B in Bosenreutin im Jahr 2013 moglich die Dachbodenorgel zu restaurieren und wieder in Betrieb zu nehmen 2 3 Aus diesem Grund ist anzunehmen dass die folgende Liste unvollstandig ist und moglicherweise weitere in Vergessenheit geratene Dachbodenorgeln in Deutschland existieren Des Weiteren ist es moglich dass einige der hier unter nicht erhalten aufgelisteten Orgeln doch noch im stillgelegten Zustand existieren Erhaltene Dachbodenorgeln in Deutschland BearbeitenOrt Gebaude Bild Orgelbauer Baujahr Manuale Register BemerkungenAlme Brilon St Ludgerus nbsp Anton Feith 1938 II P 17 1963 durch Wilhelm Friedrich Stegerhoff im Zuge der Kirchenerweiterung tiefgreifend umgebaut und um ein Register erweitert Da der Anbau der Kirche hoher ist als das alte Kirchenschiff und die Orgel nun mit einem Prospekt direkt in diesen hineinspricht handelt es sich im strengen Sinne nicht mehr um eine typische Dachbodenorgel Bosenreutin St Nikolaus nbsp Behler amp Waldenmaier 1913 II P 16 17 1989 stillgelegt 2013 restauriert durch Freiburger Orgelbau Spath 3 Dipbach St Agidius Willibald Siemann 1926 II P 16 1963 durch Gustav Weiss im Zuge der Kirchenerweiterung tiefgreifend umgebaut Da der Anbau der Kirche hoher ist als das alte Kirchenschiff und die Orgel Siemann Opus 428 nun durch eine Wandoffnung direkt in diesen hineinspricht handelt es sich im strengen Sinne nicht mehr um eine typische Dachbodenorgel 4 Donaustetten St Laurentius Albert Reiser 1926 II P 9 10 spielbar erhalten 5 Ershausen St Johannesstift nbsp Anton Feith 1931 II P 10 11 Im guten Zustand original erhalten 6 Hasberg St Ottilia nbsp H Koulen amp Sohn 1904 II P 16 17 spielbar erhalten 4 Giebichenstein Halle Saale St Norbert Anton Feith 1927 II P 22 unspielbar erhalten stillgelegt 1989 Orgelneubau durch Sauer auf der EmporeHeiligenbronn Schramberg Klosterkirche St Gallus Gebr Spath Orgelbau 1928 II P 24 25 2010 restauriert durch Orgelbau Link 7 Manualwerke getrennt schwellbar Grosste erhaltene Dachbodenorgel in Deutschland 8 Hiltensweiler Tettnang St Dionysius nbsp Gebr Spath Orgelbau 1931 II P 20 21 8 Kronburg Heiligste Dreifaltigkeit nbsp Gebr Spath Orgelbau 1925 II P 10 Zurzeit stillgelegt Prospekt und Teile der Vorgangerorgel befinden sich auf der Empore 8 4 Unterbrunn Gauting St Laurentius nbsp Willibald Siemann 1913 II P 21 23 4 9 Wackersberg St Nikolaus nbsp Willibald Siemann 1920 II P 15 16 4 10 Wachstedt St Michael nbsp Anton Feith 1923 II P 17 2006 Umsetzung der Orgel auf die Empore in ein neues neugotisches Gehause durch Orgelbau Brode Sonst original erhalten Auch die Kammer auf dem Dachboden sowie die originalen Schwelljalousien sind erhalten wenn auch heute ohne Funktion 11 Wiesenbad Friedenskapelle Gebr Jehmlich 1916 II P 15 Stillgelegt 12 Ehemalige Dachbodenorgeln in Deutschland BearbeitenOrt Gebaude Bild Orgelbauer Baujahr Manuale Register BemerkungenAllmendingen Wurttemberg Maria Himmelfahrt Gebr Spath Orgelbau 1914 II P 16 1963 ersetzt durch einen Neubau der Firma Spath 8 Aspertsham Schonberg St Johannes der Taufer Georg Glatzl 1933 II P 19 Multiplexsystem Transmissionsorgel aus etwa sechs oder sieben Grundreihen 2006 vollstandig entsorgt und ersetzt durch ein gebrauchtes Kubak Positiv 4 13 14 Bierlingen St Martinus Gebr Spath Orgelbau 1910 II P 11 8 Burghausen Wasserlosen Maria Geburt und St Valentin Gebr Spath Orgelbau 1913 II P 10 8 Deuchelried St Petrus Gebr Spath Orgelbau 1936 II P 15 8 Dortmund Brackel St Clemens Paul Faust 1929 II P 16 1983 durch Neubau von Siegfried Sauer unter teilweiser Verwendung des Pfeifenwerks ersetztDortmund Syburg St Peter Paul Faust 1930 II P 16 1945 im Krieg zerstort elektrische Trakturen 18 Koppeln und Spielhilfen Abnahme durch Gerard BunkEickelborn St Antonius Einsiedler Eutingen im Gau St Stephanus Gebr Spath Orgelbau 1928 II P 24 1967 ersetzt durch Neubau von Spath op 839 II 24 8 Frenz Inden St Nikolaus Anton Feith 1924 II P 19Frickenhausen Mellrichstadt St Georg Willibald Siemann 1920 II P 16 Neubau Hoffmann 1986 4 Fulda Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern Gebr Spath Orgelbau 1937 II P 10 8 Grunmettstetten St Konrad Gebr Spath Orgelbau 1935 II P 17 8 Hasenweiler Maria Geburt nbsp Gebr Spath Orgelbau 1913 II P 15 1996 ersetzt durch eine neue Orgel von Hermann Weber im alten Gabler Gehause 1748 8 Illerbeuren Kronburg Maria Himmelfahrt Gebr Spath Orgelbau 1925 II P 15 fast gleichzeitig mit Kronburg erbaut 8 ersetzt durch Neubau von Johannes RohlfKastel Nonnweiler St Wilfridus nbsp Gebr Spath Orgelbau 1926 II P 16 1970 durch Mayer auf die Empore versetzt 1996 ersetzt durch eine neue Orgel der Firma Hugo Mayer Orgelbau 8 15 Das nebenstehende Bild ist eine Fotomontage des ursprunglichen Zustandes Kirchbierlingen St Martinus Gebr Spath Orgelbau 1914 II P 16 8 Muhlhausen Schwenningen St Georg Gebr Spath Orgelbau 1900 II P 8 ursprunglich auf der Empore errichtet erst 1925 durch Spath auf den Dachboden versetzt 16 2006 Aufstellung einer gebrauchten Orgel mit 9 Registern durch Klaus Gruble Kerpen 17 Mulfingen St Kilian Gebr Spath Orgelbau 1914 II P 17 8 Nagelsberg Kunzelsau St Jakobus Albert Reiser 1927 II P 9 ersetzt durch Positiv von Reiser aus den 1970er Jahren 18 Neukirch Bodenseekreis Maria Rosenkranzkonigin Gebr Spath Orgelbau 1914 II P 11 8 Schnetzenhausen St Peter und Paul Gebr Spath Orgelbau 1930 II P 10 8 Seuversholz St Nikolaus J F Bittner 1903 II P 4 Siggen Argenbuhl St Sebastian nbsp Gebr Spath Orgelbau 1923 II P 10 8 Tafertsweiler St Urban Gebr Spath Orgelbau 1912 II P 12 8 Unterankenreute Maria Himmelfahrt Gebr Spath Orgelbau 1933 II P 16 8 Welschen Ennest St Johannes Baptist Anton Feith 1927 II P 1958 umbgebaut und an der Querschiffwand im Kirchenraum aufgehangtWohmbrechts St Georg H Koulen amp Sohn 1904 II P 14 4 Zwickau Katharinenkirche nbsp Gebr Jehmlich 1929 III P 56 Die Orgel befand sich nur teilweise auf dem Dachboden Hauptwerk und Pedal waren in einem konventionellen Gehause auf der Empore aufgestellt die beiden Schwellwerke befanden sich uber dem Gewolbe Das Instrument wurde in den 1960er Jahren aufgegeben die Schalloffnungen sind jedoch noch heute zu sehen Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dachbodenorgeln Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Kategorie Dachbodenorgel auf Organindex de Behler amp Waldenmaier Orgel in Bosenreutin a b Beschreibung der Restaurierung in Bosenreutin auf der Website von Freiburger Orgelbau Spath a b c d e f g h i Michael Bernhard Orgeldatenbank Bayern 2009 Die Reiser Dachbodenorgel in Donaustetten auf Ulmer Orgeln de Beschreibung der Dachbodenorgel in Ershausen Bericht uber die Restaurierung der Dachbodenorgel Heiligenbronn im Schwarzwalder Bote 19 Oktober 2010 a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t Vergleiche Opusliste Spath Die Dachbodenorgel Unterbrunn auf Organindex de Die Dachbodenorgel Wackersberg auf Organindex de Feith Orgel in Wachstedt auf der Website von Orgelbau Brode Beschreibung der Friedenskapelle Wiesenbad mit Erwahnung der Dachbodenorgel Bericht uber die neue Kubak Orgel in Aspertsham Schonberg Oberbayern Aspertsham St Johannes der Taufer Organ index die freie Orgeldatenbank Abgerufen am 19 Mai 2023 Die ehemalige Dachbodenorgel von Kastel auf Organindex de Vergleiche Opusliste Spath dort fehlerhaft dem Ort Muhlhausen Lkr Biberach zugeordnet Kirchengemeinde St Georg mit St Anna Abgerufen am 19 Mai 2023 Orgeln Seelsorgeeinheit Kunzelsau Abgerufen am 19 Mai 2023 deutsch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dachbodenorgel amp oldid 239192663